BEST LOSER WINS von Tom Hougaard* ist leider wieder eines dieser typischen Trading-Bücher. Deren Autoren berichten von außergewöhnlichem Erfolg und behaupten, die herkömmlichen Denkmuster des Tradings auf den Kopf zu stellen. Tom Hougaard hat mehrere Handelswettbewerbe gewonnen und bewegt nach eigenen Angaben regelmäßig beträchtliche Summen an den Kapitalmärkten. / Anzeige
Seine außergewöhnliche These für dieses Buch lautet: Normales Denken im Trading führt zu normalen Ergebnissen.
Aber um außergewöhnliche Ergebnisse zu erzielen, müssen Trader anders denken und an seinen Lippen hängen. Ironie beendet.
Wie viele seiner Kollegen beginnt er damit, die üblichen Trading-Bücher zu hinterfragen, die sich oft auf technische Analysen und Handelsstrategien konzentrieren. Damit folgt er einem gängigen Muster der Branche: Zunächst wird „analysiert“, dass alle anderen nur heiße Luft verbreiten. Der jeweilige Autor allerdings trinkt jeden Morgen seinen Holundersaft aus dem Heiligen Gral.
Laut Hougaard liegt der Schlüssel zum Erfolg nicht in der Beherrschung von Indikatoren oder Chartmustern, sondern in der Beherrschung der eigenen Psyche. Statt nach äußeren Lösungen zu suchen, betont er die Bedeutung des inneren Wachstums und der Selbstkenntnis. Streng nach dem Motto, dass alle Antworten auf deine Frage bereits in dir ruhen. Mehr als fraglich, ob das auch auf die Kursverläufe der Zukunft zutrifft.
Das Buch ist eine Mischung aus persönlicher Erfahrung, psychologischer Einsicht und praktischen Ratschlägen für angehende Trader.
Der Autor teilt seine eigenen Erfahrungen als Trader und beschreibt, wie er gelernt habe, mit Emotionen wie Angst und Gier umzugehen. Er betont, dass der Umgang mit Verlusten entscheidend sei. Laut ihm ist der beste Trader nicht der, der nie verliert, sondern derjenige, der Verluste akzeptiert und daraus lernt.
Für ihn steht fest: Die Art und Weise, wie wir über den Handel denken, beeinflusst unser Handeln und bestimmt letztendlich unsere Ergebnisse. Durch praktische Übungen und Reflexionsfragen ermutigt er die Leser, ihre Denkmuster zu überprüfen und anzupassen, um erfolgreicher zu handeln. Dabei darf die Betonung der Selbstverantwortung nicht fehlen. Tom Hougaard argumentiert, dass erfolgreiche Trader die Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen und nicht die Schuld auf externe Faktoren schieben.
Indem sie ihre eigenen Entscheidungen hinterfragen und reflektieren, könnten Trader ihre Fähigkeiten verbessern und langfristigen Erfolg erzielen.
„Liebe Märkte! Seit ich Euch das erste Mal begegnet bin, übt Ihr eine unglaubliche Faszination auf mich aus. Man könnte auch sagen, es war Liebe auf den ersten Blick. Gut, ich war noch zu jung, um die Tragweite dieses Gefühls zu überblicken, schließlich war ich gerade mal zehn Jahre alt. Ich las einen Artikel über Euch in einer Tageszeitung – Ihr wart allesamt so etwas wie Konkurrenten. Ich war noch zu klein, um mit Euch spielen zu dürfen, weshalb ich mich mit der Rolle des Zuschauers begnügen musste. Die Zeit war gegen mich. Ich war einfach ein paar Jahrzehnte zu früh auf die Welt gekommen und hatte keine Möglichkeit, mich so in den Börsenhandel einzubringen, wie es heutzutage gang und gäbe ist. Als junger Mann musste ich mein Leben leben und Ihr Eures.
Als Ihr 1973 die schreckliche Erfahrung eines Bärenmarktes machen musstet, lernte ich gerade mal das Laufen. Als Ihr während des Börsenkrachs 1987 Eure Wut herausbrülltet, war ich gerade mit der Schule fertig. Als Ihr die ersten Schritte in Richtung des epischen Bullenmarktes der 1990er-Jahre machtet, war ich fast so weit. Aber eben nur fast. Also habt Ihr mir eine Botschaft geschickt, die mein Leben verändern sollte. Ich habe Euren Rat beherzigt und alles hinter mir gelassen, weil ich mich Euch unbedingt anschließen wollte. Ich habe Euch an der Universität seziert und sogar zwei Abschlüsse gemacht. Ich saß Stunden über Stunden da und versuchte, Euch mit den Augen ganz normaler Wirtschaftswissenschaftler, aber auch mit den Augen von Nobelpreisträgern und denen von wohlwollenden Journalisten und Experten zu sehen, weil ich ganz genau wissen wollte, wie Ihr tickt.“
Tom Hougaard
An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:
Tom Hougaard hat Economics und Finance an renommierten Universitäten im Vereinigten Königreich studiert. Seine Karriere begann bei JPMorgan Chase, bevor er Chief Market Strategist für einen führenden CFD-Broker in der Londoner City wurde.
Über ein Jahrzehnt lang prägte er die Finanzlandschaft der Londoner City. Sein Charisma machte ihn zu einem gefragten Gesprächspartner in den Medien. In unzähligen Fernseh- und Radiointerviews analysierte er die aktuelle Marktlage.
Entschlossen, sein Wissen und seine Erfahrung einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, begann Tom 2009 als unabhängiger Trader zu agieren.
Durch seine Lehrvideos und Webinare unterrichtete er Zehntausende von Menschen in Handelsstrategien.
„Allein wie mein Verstand funktioniert, macht es mir möglich, so als Trader zu handeln, wie ich es nun mal tue. Mein Wissen über fachliche Analysen ist bestenfalls durchschnittlich. Doch was mich auszeichnet, ist, wie gut ich mich selbst kenne. Wie ist es um Ihr persönliches Wachstumspotenzial bestellt? Nun, das entscheidet nicht Ihr Wissensstand, sondern das, was Sie damit anfangen. Ich möchte in diesem Buch beschreiben, wie ich zu dem Trader geworden bin, der ich heute bin, und wie es mir gelang, die Kluft zwischen meinem Potenzial und meinem tatsächlichen Erfolg zu überwinden.“
Tom Hougaard
Das Buch kommt in einem etwas größerem Format daher. Bindung und Cover sind geschmackvoll entsprechend dem Verlag gestaltet. Da gibt es keine Einwände meinerseits.
Die 25 Euro für knapp unter 300 Seiten sind so weit in Ordnung, wenn auch nicht günstig. Denn im Inneren darf man kein spektakuläres Layout erwarten. Es gibt keine Grafiken, Bilder oder sonstige Hervorhebungen, stattdessen überraschend viele kurze Absätze und viel Weiß auf den Seiten. Auch bei den Übergängen der Kapitel hat man sich nicht sonderlich Mühe gegeben.
Das Inhaltsverzeichnis lässt einen schon ein wenig erahnen, was man sprachlich vom Buch erwarten darf: Entsprechend der Zielgruppe ist es mitunter derb, mindestens aber plump geschrieben. Das kann man aus meiner Sicht nicht einmal mit dem US-amerikanischen Einfluss abtun, vielmehr wirkt es im typischen „Macher“-Stil geschrieben.
Die Message des Buches wird auch recht schnell klar:
„Mein Buch ist sozusagen das Gegenmittel zu all dem Unsinn, der auf dem Trading-Spielfeld von Scharlatanen verbreitet wird, die zu 99 Prozent das Marketing beherrschen und nur zu 1 Prozent das Trading. Sie leiern ihre Botschaft vor ahnungslosen Zuhörern gebetsmühlenartig herunter – die ihnen leider jedes Wort abkaufen. Doch das Schlimmste daran ist: Weder dem Redner noch seinem Publikum ist klar, dass nur 10 Prozent der ganzen Geschichte erzählt wird.
Und jetzt die gute Nachricht: In meinem Buch geht es um Aspekte des Tradings, die Ihnen sonst niemand beibringt, und außerdem verrate ich Ihnen, wie Sie an die Spitze der Trading-Pyramide gelangen.“
Tom Hougaard
Es ist am Ende immer wieder die gleiche Leier.
Ein Guru folgt dem nächsten und alle bezeichnen sich gegenseitig als Scharlatane. Jeder meint, den Heiligen Gral gefunden zu haben, und ist so mildtätig, ihn uns Ahnungslosen gegen einen gewissen Obolus anzuvertrauen.
Auf mich wirkt das nicht nur abschreckend, es ist mittlerweile eher ermüdend. Denn wer so viele Bücher liest wie ich, kennt auch die Werke älterer vermeintlicher Gurus, die damals Bestseller waren. Nun sind sie aber in der Versenkung verschwunden. Womöglich, weil sie doch nur annahmen, den Heiligen Gral gefunden zu haben. Am Ende haben sie sich damit aber zumindest eine goldene Nase verdient …
Inhaltlich darf man nicht zu viel erwarten.
Das Buch bildet ein breites Spektrum rund ums Trading ab, geht aber bei keinem einzigen Punkt wirklich in die Tiefe. Vielmehr ist es eine Aneinanderreihung von oberflächlichen und flapsigen Schilderungen. Diese kann man so auch in Hunderten anderen Trading-Büchern finden. Das wissenschaftliche Fundament sucht man vergebens. Die Überzeugung des Autors für das, was er schreibt, spürt man dagegen in jedem Satz.
5 Seiten Inhaltsverzeichnis bei unter 300 Seiten sprechen aus meiner Sicht schon Bände. Es ist alles kurz und knapp und wenig tiefgreifend oder analytisch. Dazu startet das Buch nach etlichen Vorwörtern und Einführungen ohnehin erst auf Seite 31.
Schlussendlich ist Best Loser Wins* leider ein eher unterdurchschnittliches Trading-Buch, also nichts, was ich besonders hervorheben, geschweige denn empfehlen kann.
Man sollte es nur lesen, wenn man gegen Größenwahn resistent ist und den doch mitunter interessanten Inhalt daraus extrahieren kann.
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