BÖRSE LEICHT VERSTÄNDLICH von Rolf Morrien und Judith Engst* ist ein sehr beliebtes Finanzbuch, das Einsteigern einen strukturierten Einstieg in die Welt der Börse geben möchte. Die achte, komplett aktualisierte Jubiläumsausgabe hat es nun auch in meine Hände geschafft und vermittelt praktische Tipps rund um die Börse, die selbst ohne Vorkenntnisse umsetzbar sind. Mit 250 Seiten richtet sich das Buch an Leser, die fundierte Grundlagen suchen, um Vermögen aufzubauen und langfristig erfolgreich zu investieren. / Anzeige
Inhalt und Struktur
Das Buch ist in zehn übersichtliche Kapitel gegliedert, die von den Grundlagen der Börse bis zur Depot-Optimierung reichen. Im ersten Kapitel erklären Rolf Morrien und Judith Engst praxisnah, wie Börsen funktionieren und welche historischen Lektionen Anleger lernen können. Anschauliche Beispiele, wie der „Tulpenwahn“, verdeutlichen die Risiken von Spekulationsblasen und die Bedeutung rationaler Entscheidungen.
Kapitel zwei widmet sich den verschiedenen Börsen in Deutschland und ihren spezifischen Eigenschaften. Leser erfahren, welche Börsen für bestimmte Anlageklassen besonders geeignet sind. Im vierten Kapitel raten die Autoren von riskanten Anlagen wie Pennystocks oder Kryptowährungen ab, da deren Risiken nicht nur für Einsteiger oft schwer einzuschätzen sind.
Praxistipps für Anleger
Rolf Morrien und Judith Engst bieten zahlreiche praktische Ratschläge, um den Einstieg in die Börse erfolgreich zu gestalten. Kapitel sechs und sieben widmen sich Fondssparplänen und Aktiensparplänen. Leser lernen, wie sie regelmäßig in kleine Beträge investieren können, um langfristig Vermögen aufzubauen. Der sogenannte „Cost-Average-Effekt“ wird verständlich erklärt und zeigt, wie sich Durchschnittskosten senken lassen.
Im neunten Kapitel liegt der Fokus auf der Absicherung des Depots. Leser erfahren, wie sie ihr Aktien-Depot in Krisenzeiten schützen können. Die Autoren beschreiben verschiedene Instrumente zur Depot-Absicherung und erklären, warum diese keine Wunderwaffe sind, aber dennoch wichtige Sicherheit bieten.
Finanzielle Bildung und Altersvorsorge
Ein zentrales Anliegen des Buches ist die Sensibilisierung der Leser für die Bedeutung der privaten Altersvorsorge. Die Autoren betonen, dass traditionelle Anlageformen wie Lebensversicherungen zunehmend unattraktiv werden – im Grunde keine Relevanz mehr haben. Sie motivieren ihre Leser, die Börse als Werkzeug für langfristigen Vermögensaufbau zu nutzen, um Altersarmut zu vermeiden.
Etwas kritisch empfand ich den starken Fokus auf der Analyse von Einzelaktien in den späteren Kapiteln. Aber auch teilweise vollkommen – insbesondere für Einsteiger – belanglose Investment-Möglichkeiten wurde Raum geschenkt. Diesen hätte man besser dazu nutzen können, über Opportunitätskosten oder die mangelhaften Prognosefähigkeiten der vermeintlichen Finanzexperten zu sprechen. Aber mit Blick auf die Tätigkeiten der Autoren hätten diese sich damit dann offensichtlich ins eigene Fleisch schneiden müssen.
„Angesichts der großen Herausforderungen im Bereich der privaten Altersvorsorge ist ein Fernbleiben vom Aktienmarkt die falsche Entscheidung. Langfristige Investments bieten hohe und vergleichsweise sichere Gewinne, die mit kurzfristigem Sparen nicht erreichbar sind. Die demografische Entwicklung und das strukturell niedrige Zinsniveau machen eine private Altersvorsorge zur Pflicht.“
Rolf Morrien und Judith Engst
An dieser Stelle ein paar Worte zu den Autoren:
Rolf Morrien, Jahrgang 1972, studierte Geschichte, Wirtschaft und Politik in Münster und Wien und absolvierte eine Ausbildung zum Wirtschaftsjournalisten. Seit 2002 ist er Chefredakteur des Börsendienstes Der Depot-Optimierer und ein spezialisiert für Value-Aktien. Zudem hat er eine Buchreihe über Börsen-Legenden wie Warren Buffett und Benjamin Graham veröffentlicht.
Judith Engst, Jahrgang 1970, ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin mit einem MBA-Abschluss. Sie ist spezialisiert auf die Themen Geldanlage, Privatfinanzen und Steuern. Mit ihrer Fähigkeit, komplexe Themen verständlich zu machen, hat sie zahlreiche Ratgeberbücher verfasst und sich das Ziel gesetzt, Leser zu einer klaren und fundierten Finanzstrategie zu befähigen.
„Es existieren Handelsstrategien, die in der Vergangenheit gute Ergebnisse erzielt haben, doch ohne Gewinngarantie. Automatische Handelsstrategien können unterstützend wirken, aber am Ende ist der menschliche Verstand entscheidend. Wer langfristig investiert und emotionale Entscheidungen vermeidet, legt den Grundstein für eine erfolgreiche Geldanlage.“
Rolf Morrien und Judith Engst
Wenn du noch auf der Suche nach einem sehr guten Depot bist, kann ich dir dieses hier* empfehlen. Das für mich beste Girokonto im Filialbereich bietet die Santander Bank*, für reines Online-Banking die Comdirect* und dieses hier* ist für mich das beste Mobile-Banking-Konto. Weitere Empfehlungen meinerseits – auch zu Kreditkarten, P2P, Geschäftskonten und Co. – findest du hier.
Auf den ersten Blick wirkt das Buch professionell und aufgeräumt.
Es macht den Eindruck, als sei es von Anfang an als Standardwerk für Einsteiger geplant gewesen. Die Jubiläumsausgabe zeigt, dass es bereits einige Jahre auf dem Markt ist und regelmäßig aktualisiert wurde.
Schon beim Durchsehen des Inhaltsverzeichnisses und in den ersten Kapiteln wird deutlich: Das Buch richtet sich klar an absolute Börseneinsteiger. Für erfahrene Anleger könnten manche Abschnitte jedoch etwas zu detailliert wirken. Ein Beispiel ist die ausführliche Beschreibung, wie man einen Broker auswählt, oder die Erklärung des Legitimierungsprozesses per Video- oder Post-Ident über mehrere Seiten.
Die Sprache des Buches ist einfach und klar auf Anfänger ausgerichtet. Fachbegriffe werden ausführlich erläutert, und die einzelnen Schritte sind in viele Teilschritte unterteilt. Für Leser mit Börsenerfahrung könnte dies dazu führen, dass sie Kapitel überspringen und dennoch das Gefühl haben, nicht voranzukommen. Für die Zielgruppe ist diese Herangehensweise jedoch nachvollziehbar.
Fraglich bleibt jedoch, warum Einsteiger später mit oberflächlichen Kapiteln zu komplexen Themen wie Aktienanalysen konfrontiert werden.
Ähnlich verhält es sich bei der Beschreibung diverser Anlageklassen wie Genussscheinen oder Mischfonds. Der Eindruck entsteht, dass die Autoren zu vielen Themen etwas schreiben wollten, ohne eine klare Meinung oder tiefgehende Analyse zu vertreten. Diversifikation steht über allem – alles kommt in den Einkaufswagen.
„Beim Thema Fonds gibt es zwei große Streitfragen: • Soll man als Anleger überhaupt auf (teure) Fonds setzen, oder nicht doch besser die aussichtsreichsten Anleihen und Aktien herausfiltern? • Sind aktiv oder passiv geführte Fonds besser? Die erste Frage haben wir bereits im Aktienkapitel beantwortet: Es kommt auf die Faktoren Zeit und Wissen an. Wenn Sie als Anleger sehr viel Zeit haben und das nötige Fachwissen besitzen, die Aktien und Anleihenmärkte zu bewerten, haben Sie gute Chancen, mit der Stockpicker-Strategie eine bessere Performance zu erreichen als mit einem reinen Fonds-Depot. In der Praxis dürften die Faktoren Zeit und Wissen dazu führen, dass Privatanleger den heimischen Aktienmarkt relativ gut im Griff haben, aber spätestens bei der Analyse des chinesischen Aktienmarktes oder der internationalen Rohstoffmärkte passen müssen. Daher gleich zu Beginn des Kapitels unsere Empfehlung: Setzen Sie auf Einzelwerte (Aktien, Anleihen) und auf Fonds. Als grobe Faustformel kann gelten: Konzentrieren Sie sich bei der Einzeltitelauswahl auf die Märkte, die Sie beherrschen. »Exotische« Märkte können Sie dagegen dauerhaft erfolgreicher mit Fonds abdecken.“
Rolf Morrien und Judith Engst
Besonders bei der Diskussion zum passiven Investieren zeigt sich, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht den höchsten Stellenwert haben. Die Autoren argumentieren, Privatanleger könnten mit Einzelwerten auf heimischen Märkten wie Deutschland oder den USA erfolgreich sein. Diese Aussage ignoriert jedoch die hohe Informationseffizienz dieser Märkte. Gerade hier ist aktives Investieren für Kleinanleger kaum sinnvoll. Paradoxerweise bieten weniger beachtete Börsen und Nebenwerte mehr Potenzial, werden im Buch aber kaum behandelt.
„Ein Fondssparplan ermöglicht es Anlegern, bereits mit kleinen Beträgen regelmäßig in den Markt einzusteigen und vom Cost-Average-Effekt zu profitieren. Diese Methode reduziert die Auswirkungen von Marktschwankungen und ist ideal für Anleger, die mit überschaubaren Summen strategisch Vermögen aufbauen möchten.“
Rolf Morrien und Judith Engst
Fazit
Am Ende ist Börse leicht verständlich* ein solides Einsteigerbuch. Es bleibt jedoch in den wichtigen Bereichen – wie wissenschaftlich fundierten Anlagestrategien – zu oberflächlich. Stattdessen liegt der Fokus intensiv auf Kleinigkeiten, wie der Depoteröffnung oder einem eigenen Abschnitt zur Börse Hannover, der für Einsteiger wenig Mehrwert bietet. Eine stärkere Auseinandersetzung mit fundierten Erkenntnissen hätte dem Buch mehr Tiefgang verliehen.
Mit praxisnahen Beispielen, klaren Anleitungen und wertvollen Tipps unterstützt das Buch dennoch seine Leser dabei, Vermögen aufzubauen und langfristig finanziell erfolgreich zu sein. Es eignet sich besonders für jene, die aktive Anlagestrategien bevorzugen und die Börse als Schlüssel zur privaten Altersvorsorge nutzen möchten. Aus meiner Sicht gibt es in diesem Themenbereich aber gleich einige deutlich empfehlenswertere Bücher.
Fünf zentralen Learnings aus Börse leicht verständlich von Rolf Morrien & Judith Engst:
- Die private Altersvorsorge ist unerlässlich
Aufgrund niedriger Zinsen und einer unsicheren Rentenentwicklung reicht es nicht mehr aus, allein auf Lebensversicherungen oder staatliche Vorsorge zu setzen. Wer im Alter finanziell abgesichert sein möchte, muss frühzeitig selbst aktiv werden und alternative Anlageformen nutzen.
- Langfristiges Investieren schlägt kurzfristige Spekulation
Börsencrashs und Spekulationsblasen sind Teil des Marktes, doch langfristig orientierte Anleger können von stabilen Wachstumsraten profitieren. Panikverkäufe und der Versuch, den perfekten Zeitpunkt für den Einstieg zu erwischen, führen oft zu Verlusten – ruhiges und strategisches Investieren zahlt sich aus.
- Diversifikation reduziert Risiken
Eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen schützt vor starken Kursschwankungen einzelner Werte. Wer sein Depot gezielt diversifiziert, minimiert Risiken und erhöht die Chance auf eine verlässliche Rendite.
- Disziplin und Rationalität sind entscheidend
Emotionale Entscheidungen, getrieben von Gier oder Angst, führen häufig zu schlechten Anlageergebnissen. Erfolgreiche Investoren halten sich an ihre Strategie, vermeiden blinden Aktionismus und passen ihr Portfolio nur durchdacht an.
- Kosteneffiziente Anlagestrategien sind auf lange Sicht vorteilhaft
Hohe Gebühren können Renditen erheblich schmälern. Wer auf kostengünstige ETFs, Fonds mit niedrigen Verwaltungsgebühren oder provisionsfreie Sparpläne setzt, optimiert langfristig seinen Anlageerfolg.
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