Mindset & Persönlichkeitsentwicklung

Das neue Miteinander

by
★★★★☆

DAS NEUE MITEINANDER von Jo Eckardt* ist eine tiefgründige, umfassende und fesselnde Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zustand unserer Gesellschaft. Dem dringenden Bedürfnis nach echter Verbundenheit schenkt die Autorin besondere Aufmerksamkeit. Einfühlsam beleuchtet sie psychologische Grundlagen und soziale Dynamiken, die für das Entstehen und den Erhalt einer solidarischen Gemeinschaft entscheidend sind. / Anzeige

In ihrem Werk beginnt Jo Eckardt mit einer klaren Analyse der historischen und evolutionären Bedeutung von Gemeinschaft.

Sie betont, dass Menschen von Natur aus soziale Wesen sind. Unser Überleben und Wohlbefinden sind eng mit unserer Fähigkeit zur Kooperation und zur Bildung von sozialen Bindungen verknüpft. Doch trotz der globalen Vernetzung und technologischen Fortschritte scheint sich unsere Gesellschaft zunehmend in Richtung Individualismus und Egoismus zu bewegen. Das gefährdet nicht nur das persönliche Glück, sondern untergräbt auch die Grundlagen unserer Gemeinschaften.

Eine Beobachtung, die sicherlich nicht wenige mit ihr teilen.

Ein zentrales Thema des Buches ist die Rolle der Empathie und des Bedürfnisses nach Zugehörigkeit für die menschliche Psyche. Die Autorin illustriert überzeugend, wie essenziell die emotionalen und sozialen Bedürfnisse von der Kindheit bis ins hohe Alter sind. Ihr Nichterfüllen kann schwerwiegende Folgen haben, sowohl auf individueller Ebene als auch für die gesamte Gesellschaft.

Besonders gefallen hat mir ihre Herangehensweise an Lösungsansätze für die aktuellen Herausforderungen.

Neben fundierten wissenschaftlichen Erklärungen bietet sie praktische Anregungen und Hinweise, wie jeder Einzelne die Verbundenheit in seinem Umfeld stärken kann. Ebenso plädiert sie für gesellschaftliche Veränderungen, die eine Rückbesinnung auf solidarische Werte fördern und einer weiteren Spaltung entgegenwirken könnten.

Schlussendlich ist es kein Werk, das sich nur beklagt, sondern vielmehr eines, das den Themen auf den Grund geht. Es bietet Lösungsansätze, die die Leser direkt auf Anhieb in ihrem eigenen Rahmen umsetzen können. Die gesamte Verantwortung an zentrale Stellen abzugeben wäre ohnehin nicht zielführend. Das Miteinander beginnt bei jedem Einzelnen von uns.

Auch die Reflexion über Sprache und deren Rolle bei der Förderung von Solidarität und Verständigung erhält bedeutenden Raum im Buch.

Jo Eckardt führt eine kritische Diskussion über gendergerechte Sprache und die Notwendigkeit, durch bewusste Sprachwahl eine inklusivere Gemeinschaft zu schaffen. Diese Reflexion verdeutlicht ihre Sensibilität für die Vielfalt der Leserschaft und ihr Bestreben, eine echte Verbindung zu allen Lesenden herzustellen.

„Menschen sind soziale Wesen. Zwar gibt es immer wieder Menschen, die gerne allein sind, und auch solche, die den Sinn des Lebens primär im Beruf sehen oder die ihr ganzes Streben auf den Erwerb von materiellen Gütern ausrichten. Aber die meisten Menschen suchen die Bindung zu anderen Menschen: zu Partnern, Kindern, Freunden oder anderen nahestehenden Personen.“
Jo Eckardt

An dieser Stelle ein paar Worte zur Autorin:

Jo Eckardt, aufgewachsen in Bonn, begann ihr Studium in Köln. 1982 zog sie in die USA, um Germanistik (Ph.D. 1989) und Sozialarbeit (MSW 1992) zu studieren. Ihre Ausbildung zur Psychoanalytikerin absolvierte sie am renommierten „Training Institute for Self Psychology“ in New York. In ihrer dortigen Privatpraxis spezialisierte sie sich auf die Behandlung von Menschen mit traumatischen Erlebnissen.

2001 kehrte Jo Eckardt nach Deutschland zurück. In Berlin eröffnete sie eine Praxis als Beraterin und Autorin sowie als Heilpraktikerin für Psychotherapie. Mit ihrer umfangreichen Erfahrung und ihrem tiefen Verständnis für die menschliche Psyche setzt sie sich intensiv mit den Themen Gemeinschaft und Solidarität auseinander.

„Erst wenn man sich nicht mehr mit anderen Menschen treffen kann, wird einem bewusst, wie sehr man die Gesellschaft der anderen braucht – das hat uns Corona gezeigt. Denn wir sind soziale Wesen, die ohne Gemeinschaft kaum überleben können. Menschen sind von Anfang an auf Empathie und Bindung programmiert. Die Bereitschaft zur Kooperation hat uns geholfen, uns zu den Wesen zu entwickeln, die wir geworden sind. Aber es scheint so, als ginge die evolutionäre Entwicklung langsam in eine andere Richtung: von der Bereitschaft zur Kooperation fort hin zum Individualismus, wenn nicht sogar zum Egoismus.“
Jo Eckardt

Das Buch kommt zunächst einmal in einer soliden Hardcover-Bindung daher.

Leider wirkt das Cover etwas blass und auch auf dem Backcover hätte man ein größeres Augenmerk auf Lesbarkeit legen können. Dennoch hat der Verlag für 25,00 Euro für etwas mehr als 300 Seiten aus meiner Sicht eine gute Arbeit geleistet. Zugegebenermaßen ist das Innenleben nicht sonderlich ausgefallen gestaltet, aber dennoch solide. Die Leser bekommen hier auf jeden Fall eine ganze Menge für ihr Geld geboten. Da hatte ich zuletzt ganz andere Werke in der Hand.

Als Büchereule gefallen mir natürlich vor allem die weiterführenden Buchempfehlungen passend zu jedem Kapitel. Diese haben meine Wunschliste an Büchern auf jeden Fall stark anwachsen lassen. Und sie zeugen nicht nur von einer guten Recherche der Autorin, sondern auch von einer differenzierten und analytischen Herangehensweise. Denn Jo Eckardt hat sie nicht einfach nur als Liste abgetragen, sondern stets inhaltlich und perspektivisch für die Leser eingeordnet. So wusste man stets, welche konkreten Impulse sie von wem entnommen hat. Aber auch, wo man weiterführend über welche Themen mehr lesen könnte und welche Autoren erst einmal anderslautende Schlussfolgerungen gezogen haben.

Dennoch hat mir bei den Analysen und Schlussfolgerungen inhaltlich nie so die Tiefe gefehlt, dass diese weiterführende Literatur grundsätzlich notwendig gewesen wäre.

Es war vielmehr ein sehr positiv überraschender Mehrwert. Das betone ich an dieser Stelle ganz bewusst. Denn ich kenne leider auch einige Autoren, die es sich leicht machen, indem sie selbst nur oberflächlich zusammenfassen. Anschließend bieten sie Fachliteratur platt als Erweiterung an und meinen damit, alles geleistet zu haben. Jo Eckardt verkörpert als Autorin aber noch den Ansatz, dass das Buch selbst den Mehrwert darstellt. Und eben nicht erst weiterführende Inhalte wie Verweise, QR-Codes oder dergleichen.

„Eine Gruppe kann ein wunderbarer Ort sein, um sich geborgen zu fühlen, um Hilfsbereitschaft und Solidarität zu erfahren. Das Zugehörigkeitsgefühl, das ja, wie wir gesehen haben, ein elementares Bedürfnis von uns Menschen ist, kann aber auch seinen Preis haben. Es ist leicht, sich in der Masse zu verlieren und Stimmungen aufzunehmen, die vielleicht gar nichts mit einem selbst zu tun haben. Wer sich einmal in einer jubelnden oder auch wütenden Menschenmenge befunden hat, weiß, wie schnell man sich mitreißen lassen kann. Man ist dann verleitet, mitzujubeln oder mitzubrüllen, aber wenn man eigentlich anders empfindet, kann eine solche Erfahrung auch sehr beängstigend sein. Eine Gruppe kann einen starken Druck ausüben. Manche Gruppen fordern ganz konkret die Einhaltung bestimmter Regeln, strikte Loyalität und eine gewisse Unterordnung. Wenn sie ideologische oder religiöse Glaubenssätze verfolgen, können sie sehr intolerant gegenüber Abweichlern sein. Doch gerade solche elitären und totalitären Ansätze wirken auf manche Menschen verlockend. Sonst hätten ja Bewegungen, die autoritäre Regierungsformen anstreben, keinen solchen Zulauf.“
Jo Eckardt

Inhaltlich spürt man schnell, dass die Autorin nicht nur eine Leidenschaft für das Thema hegt, sondern auch vom Fach ist.

Vor allem in der Einleitung legt sie viel Wert darauf, die Begrifflichkeit „Gemeinschaft“ umfassend und vor allem wissenschaftlich fundiert einzuordnen. Das ist auf höchstem Niveau und definitiv lobend hervorzuheben. Auf der anderen Seite weiß ich, dass es auch Leser gibt, die sich mitunter denken werden: „Komm doch mal zum Punkt!“ Aber dieses Buch kratzt eben nicht nur an der Oberfläche und hat nicht den Anspruch, plump Aussagen zu tätigen. Vielmehr will es diese richtigerweise sauber aufbauen und auf mehr als nur Hörensagen stützen.

Das Buch sprüht nur so von Breite und Tiefe rund um den Begriff der „Gemeinschaft“. Diese wird in ganz unterschiedlichen Lebensphasen, Epochen und Zusammenhängen betrachtet und analysiert. Mich persönlich haben vor allem die Abschnitte über von Demenz betroffene Personen berührt. Ich habe bekanntlich eine solche Person in meinem engsten Umfeld und kann die Aussagen der Autorin zu 100 Prozent unterschreiben. Gleichzeitig hat das Buch mir aber auch nochmals ein tieferes Verständnis für die Eigenarten im Umgang mit dieser Person gegeben.

„Der Mensch, der doch global so stark zusammengerückt und elektronisch vernetzt ist, ist gleichzeitig in sozialer Hinsicht isolierter als je zuvor. Dieser Trend schadet nicht nur den einzelnen Menschen, sondern der Gemeinschaft insgesamt, und stellt am Ende eine Gefahr für unser aller Überleben dar.“
Jo Eckardt

Schlussendlich ist es wirklich eine pure Wissensquelle, aber sicherlich kein Buch für den Nachttisch oder für zwischendurch.

Man muss sich dem Thema widmen, sich dafür interessieren und auch in gewisser Weise Verwendung dafür haben. Ich tendiere auch dazu, es ausschließlich Leuten zu empfehlen, die beruflich damit Berührungspunkte haben. Oder eben ein tiefes Bedürfnis verspüren, sich mit der Psychologie dahinter auseinanderzusetzen.

Dem wertvollen Wissen von Jo Eckardt hätte man durchaus einen etwas frischeren und insbesondere den Lesefluss optimierenden Anstrich geben können. Sowohl optisch als auch strukturell und vielleicht auch sprachlich hätte man hier noch ein bisschen mehr rausholen können. Aber das ist jetzt Kritik auf hohem Niveau.

Zusammenfassend bietet Das neue Miteinander* eine tiefgehende und inspirierende Perspektive auf die Herausforderungen und Chancen beim Anstreben einer solidarischen Gesellschaft.

Jo Eckardt verwebt auf beeindruckende Weise wissenschaftliche Erkenntnisse mit persönlichen Einsichten. Sie bietet eine klare Vision für eine Zukunft, in der Gemeinschaft und Zusammenhalt wieder an Bedeutung gewinnen. Dieses Buch ist nicht nur für Fachleute der Psychologie und Soziologie interessant. Sondern auch für alle, die sich für die Zukunft unserer Gesellschaft engagieren und nachhaltige Veränderungen bewirken möchten.

„Das Beste, was Menschen passieren kann, ist, dass sie bis ins hohe Alter sozial eingebunden sind. Ein Gefühl der Verbundenheit ist nicht nur ein gutes Mittel gegen Krankheit und Depression, sondern führt auch dazu, dass man dem Ende gelassener und weniger ängstlich entgegenblicken kann.“
Jo Eckardt

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