ELEFANT von Martin Suter ist ein Roman, der Wissenschaft, Ethik und Menschlichkeit kunstvoll miteinander verwebt.
Mindset & Persönlichkeitsentwicklung

Elefant

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★★★★☆

ELEFANT von Martin Suter* ist ein Roman, der Wissenschaft, Ethik und Menschlichkeit kunstvoll miteinander verwebt. Seine Leser erleben eine vielschichtige Geschichte über einen genetisch erschaffenen Elefanten und eine ungleiche Gemeinschaft von Menschen, die um sein Schicksal kämpfen. / Anzeige

Martin Suter bewegt sich dabei sicher zwischen realer Gesellschaftskritik und einer fast märchenhaften Erzählung.

Inhalt und Handlung

Die Handlung beginnt auf den Straßen Zürichs. Der Obdachlose Schoch entdeckt ein seltsames Wesen in seiner Höhle. Es handelt sich um ein rosafarben leuchtendes Elefantenbaby, das scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht ist.

Schoch glaubt zunächst an eine Trunkenheitsillusion. Doch das Elefäntchen erweist sich als real.

Parallel wird die Entstehungsgeschichte des Tieres erzählt.

Der Genforscher Roux hatte das winzige Wesen mithilfe von Gentechnik erschaffen. Roux strebt eine weltweite Sensation an. Doch das Experiment verläuft anders als geplant, und das Tier gelangt in fremde Hände.

Schoch, unterstützt von der Tierärztin Valerie und dem Elefantenflüsterer Kaung, setzt alles daran, das Tier zu schützen.

Eine weitere Perspektive eröffnet sich durch Jack Harris, einen neuseeländischen Veterinär. Er wird mit dem Transport der genetischen Überreste des Experimentes beauftragt.

Die Erzählung führt die Leser von Zürich über Sri Lanka bis nach Myanmar, wo das Elefäntchen als heilige Erscheinung verehrt wird. Parallel dazu versuchen Wissenschaftler und Geschäftsleute, das Tier wieder an sich zu bringen. Die Handlung verdichtet sich zu einem Wettlauf zwischen Menschlichkeit und Kommerz.

Kernthemen

Elefant* behandelt zentrale ethische Fragen im Umgang mit genetischer Manipulation. Martin Suter thematisiert die Möglichkeiten und Grenzen der Wissenschaft, ohne dabei ideologisch zu werden.

Das Buch hinterfragt die Motive der Forscher und Unternehmer, die Lebewesen als Produkte betrachten. Ebenso spielt die gesellschaftliche Ausgrenzung eine große Rolle. Schoch steht exemplarisch für diejenigen, die am Rand der Gesellschaft leben. Freundschaft, Verantwortung und Loyalität bilden weitere Kernthemen. Schoch wächst im Laufe der Handlung über sich hinaus.

Auch die spirituelle Dimension wird angedeutet. Das Elefäntchen wird in Myanmar zur Projektionsfläche für Hoffnung und Glaube. Martin Suter zeigt, wie eine kleine Kreatur große moralische Fragen aufwerfen kann.

Figuren und Charakterentwicklung

Schoch ist die zentrale Figur. Zu Beginn ein resignierter Obdachloser, entwickelt er im Lauf der Handlung neuen Lebensmut.

Kaung, der burmesische Elefantenflüsterer, agiert als Beschützer der Kreatur. Seine ruhige Entschlossenheit ergänzt Schochs impulsiven Charakter.

Valerie, die engagierte Tierärztin, bringt Fachwissen und Empathie ein. Ihre Beziehung zu Schoch bleibt pragmatisch und respektvoll.

Roux verkörpert den skrupellosen Wissenschaftler, dessen Ambitionen jedes Maß verloren haben.

Jack Harris bietet eine internationale Perspektive. Sein persönliches Scheitern und seine Erfahrungen in Asien geben dem Roman zusätzliche Tiefe.

Die Nebenfiguren, etwa Reber oder die Mitarbeiter der Genetikfirma, erweitern das ethische Spannungsfeld der Geschichte.

Erzählweise und Struktur

Martin Suter erzählt Elefant* in einer klaren, gut strukturierten Weise. Er verknüpft mehrere Handlungsstränge und Zeitebenen, ohne die Leser zu verwirren. Die Perspektivwechsel zwischen Schoch, Roux und Harris schaffen eine große inhaltliche Dichte.

Der Wechsel von urbaner Obdachlosigkeit zur exotischen Tempelwelt in Myanmar bringt Dynamik in die Erzählung. Rückblenden vertiefen die Motivationen der Figuren und erläutern die wissenschaftlichen Hintergründe.

Die klare Struktur ermöglicht es seinen Lesern, den komplexen Themen mühelos zu folgen.

Zielgruppenanalyse

Elefant* richtet sich an die Leser von Martin Suter, die sowohl gesellschaftliche Fragen als auch spannende Erzählungen schätzen.

Besonders angesprochen werden Leser, die Interesse an Bioethik, Wissenschaft und sozialer Gerechtigkeit haben. Auch Liebhaber intelligenter, berührender Geschichten mit exotischen Schauplätzen kommen auf ihre Kosten.

Elefant* ist kein klassischer Abenteuerroman, sondern eine kluge, vielschichtige Erzählung mit aktuellem Bezug.

„Und da war es wieder, rosa fluoreszierend und mit gestellten Öhrchen – das Phantom der letzten Nacht! Schoch hielt den Atem an und regte sich nicht. Der Mini-Elefant stand ebenfalls reglos da. So unbeweglich, dass Schoch aufatmete. Also doch ein Spielzeug. Er kroch vollends in die Höhle und streckte die Hand danach aus. Aber bevor er es berührte, bewegte es sich. Senkte den Kopf und warf mit einem Kopfschwung den Rüssel in die Luft. Schochs Hand zuckte zurück. Das Wesen machte kehrt und verzog sich in die hinterste Verengung der Unterspülung. Dorthin, wo Schochs Hand es nicht erreichen konnte.“
Martin Suter

An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:

Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren und zählt zu den erfolgreichsten Schweizer Schriftstellern der Gegenwart. Seine Romane wie Melody* und Der letzte Weynfeldt* sowie die Business Class* sind auch international große Erfolge.

Seit 2011 begeistert Martin Suter seine Leser mit der Krimiserie um den Gentleman-Gauner Allmen, die aktuell sieben Bände umfasst. 2022 feierte der Dokumentarfilm Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit von André Schäfer am Locarno Film Festival Premiere.

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit betreibt Martin Suter die Website martin-suter.com, auf der aktuelle Informationen zu seinen Projekten erscheinen. Er lebt mit seiner Tochter in Zürich.

„Beladen mit Instrumentenkoffer, Hartschalenkühlbox und Materialcontainer eilten der untersetzte Harris und sein großgewachsener, zartgliedriger Assistent auf dem schmalen Pfad zur Bahnstrecke. […] Vor ihnen lag der kleine Elefant, neben ihm kniete eine junge Frau und strich ihm über die Stirn. ‚It’s okay, it’s okay‘, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. Das Tier hatte die Augen weit aufgerissen, es biss auf seinen Rüssel, und die Hinterbeine waren unnatürlich abgewinkelt.“
Martin Suter

Ein Werk von Martin Suter stand schon lange auf meiner Liste an Büchern, die ich als Nächstes lesen wollte.

Martin Suter zählt zu den bekanntesten Romanautoren im deutschsprachigen Raum. Elefant* erreichte nicht ohne Grund Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Optisch überzeugte mich das Buch sofort. Das Cover mit dem kleinen, rosafarbenen Elefanten gefiel mir auf Anhieb. Die hochwertige Bindung – typisch für den Diogenes Verlag – ließ ebenfalls keine Wünsche offen. 14,00 Euro für knapp 350 Seiten sind aus meiner Sicht ein absolut fairer Preis.

Sprachlich spürt man sehr schnell, dass hier ein begabter Autor am Werk ist. Martin Suters Zeilen besitzen Tiefe und bewahren dennoch eine wohltuende Einfachheit. Das Buch ließ sich leicht lesen und eignete sich bestens zum entspannten Nebenher-Lesen.

Inhaltlich hat mich die Geschichte ebenfalls überzeugt, wirkte stellenweise jedoch etwas überzogen.

An einigen Stellen erinnerte mich die Handlung ein wenig an die letzten Jurassic World-Filme. Ich habe die tiefergehenden Botschaften und nachdenklichen Passagen vermisst, die Autoren wie Paulo Coelho oft bieten.

Vielleicht hatte ich ein Werk mit stärker philosophischem Fokus erwartet, diese Erwartung wurde nicht ganz erfüllt. Trotzdem bleibt Elefant* für mich ein sehr gutes Buch, auch wenn es nicht in meine persönlichen Favoriten kommt.

Ich werde auf jeden Fall weitere Bücher von Martin Suter lesen und empfehle auch Elefant* gerne weiter.

„Er hätte nie geglaubt, dass es in seinem Leben noch einmal eine Frau geben würde, an die er so oft dachte wie an sie. So oft und so liebevoll. […] Er machte – auch das etwas, mit dem er nicht mehr gerechnet hatte – Pläne. Und in allen kamen Valerie und Sabu vor. Sie waren nicht sehr konkret, diese Pläne. Es waren vielleicht mehr Träume als Pläne. Sie drei waren irgendwo weit weg, unbehelligt und zufrieden.“
Martin Suter

Fazit

Elefant* von Martin Suter bietet eine tiefgründige Geschichte über Gentechnik, Verantwortung und das Wesen von Menschlichkeit. Seine Leser erhalten nicht nur eine spannende Handlung, sondern auch viele Denkanstöße zu aktuellen Themen.

Das kleine leuchtende Elefäntchen wird zum Symbol für Hoffnung in einer oft rücksichts- und profitorientierten Welt. Eine Realität, die mir vor allem in Verbindung mit echten Elefanten in Afrika immer wieder bewusst geworden ist. Denn wohl auf keinem anderen Kontinent der Welt werden die mitunter verrückten Interessen reicher Menschen – vornehmlich aus dem russischen und chinesischen Dunstkreis –, unterstützt durch Korruption der Regierungen, zu Lasten der Natur ausgetragen.

Elefant* ist ein Roman, der lange nachklingt und seine Leser sowohl emotional als auch intellektuell berührt.

5 Key Learnings aus ELEFANT von Martin Suter:

1. Menschlichkeit zeigt sich im Schutz der Schwächsten.

Schoch, der obdachlose Außenseiter, wächst über sich hinaus, indem er Verantwortung für das kleine Elefäntchen übernimmt. Wahre Stärke zeigt sich oft im Einsatz für jene, die sich nicht selbst helfen können.

2. Wissenschaft braucht ethische Grenzen.

Die Gentechnologie im Roman zeigt, dass der technische Fortschritt ohne moralische Leitplanken gefährliche Folgen haben kann. Nicht alles, was machbar ist, sollte auch umgesetzt werden.

3. Gesellschaftlicher Status sagt nichts über den Wert eines Menschen aus.

Obdachlose, Außenseiter oder Gestrandete wie Schoch und Harris beweisen, dass Mitgefühl und Mut überall zu finden sind. Ein Zuhause oder Geld machen keinen besseren Menschen.

4. Hoffnung kann an unerwarteten Orten entstehen.

Das kleine leuchtende Elefäntchen wird für viele zur Quelle von Hoffnung und Glauben. Manchmal reichen winzige Wunder, um selbst in einer kaputten Welt neue Perspektiven zu eröffnen.

5. Echte Veränderung beginnt mit kleinen Schritten.

Schoch verändert sich nicht durch große Gesten, sondern durch stille Entscheidungen im Alltag. Verantwortung zu übernehmen beginnt im Kleinen und wächst mit jedem neuen Mutmoment.

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