Die Schattenseiten von Amazon: Wie berechtigt ist die öffentliche Kritik?

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Selbstständigkeit & Unternehmertum

Amazon ist eines der erfolgreichsten Unternehmen der Welt, aber auch ein oft kritisiertes. Mitunter kann man allerdings den Eindruck gewinnen, dass es zum Volkssport geworden ist, erfolgreiche Menschen und Unternehmen zu kritisieren. Deswegen analysiere ich in diesem Artikel unvoreingenommen die gängigste Kritik an Amazon und beleuchte, wie berechtigt diese sind.

1. Arbeitsbedingungen

Amazon steht häufig wegen der schlechten Arbeitsbedingungen in seinen Logistikzentren in der Kritik. Viele Mitarbeiter berichten von übermäßigem Druck, minimalen Pausen und physisch belastenden Tätigkeiten. Insbesondere während der COVID-19-Pandemie wurde das Unternehmen dafür kritisiert, unzureichende Schutzmaßnahmen ergriffen zu haben.

Während diese Vorwürfe oft gut dokumentiert sind, muss man sagen, dass solche Herausforderungen nicht nur bei Amazon, sondern in der gesamten Logistikbranche vorkommen. Viele Konkurrenten stehen vor ähnlichen Problemen im Umgang mit der Sicherheit und dem Wohl ihrer Angestellten, besonders in Zeiten hoher Nachfrage und schnellem Wachstum.

Aus meiner Sicht ist das aber keine Entschuldigung, denn die Sicherheit der eigenen Mitarbeiter sollte stets an oberster Stelle stehen und nicht verhandelbar sein. Auf diese Missstände muss weiterhin hingewiesen und dagegen vorgegangen werden. Man darf nun aber nicht naiverweise sich einzig und allein auf Amazon einschießen, nur weil Jeff Bezos zu den reichsten Menschen der Welt gehört. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

2. Steuervermeidung

Amazon wird weltweit für seine Steuerpraktiken kritisiert, insbesondere in der EU und den USA. Das Unternehmen nutzt komplexe Steuermodelle, um die Steuerlast in Ländern mit hohen Unternehmenssteuersätzen zu minimieren. Kritiker sehen darin einen Missbrauch rechtlicher Schlupflöcher, während Amazon argumentiert, dass es sich an alle geltenden Gesetze hält.

In der Tat nutzen viele multinationale Unternehmen ähnliche Steuerstrategien, was darauf hinweist, dass dies eher ein systemisches Problem ist, das durch stärkere Regulierungen angegangen werden müsste. Die Kritik an Amazon ist hier sicher berechtigt, spiegelt aber ein branchenweites Phänomen wider.

Auch ich beschäftige mich seit Jahren mit der Thematik und musste immer wieder – auch in meinem Umfeld – erleben, wie Menschen steuerpolitische Schlupflöcher gekonnt nutzten. Hier muss man aus meiner Sicht aber vor allem die Politik in die Pflicht nehmen. Denn Grundlage für all diese Strategien ist die Komplexität unserer weltweiten Steuersysteme. Ausnahmen hier, Sonderkonditionen dort und direkte Spezialanweisungen von ganz oben. Dazu kommt der weltweite Steuerwettbewerb der Länder und Regionen untereinander, der mit digitalen Geschäftsmodellen zugenommen hat.

Ehrlicherweise denke ich aber nicht, dass sich hieran in Zukunft etwas grundlegend ändern wird. Und Deutschland ist mit Olaf Scholz und seinen Verstrickungen in den Cum-Ex-Skandal sicherlich kein Paradebeispiel. Irland mit seinen Sonderregelungen für Tech-Konzerne aber ebenfalls nicht.

3. Monopolvorwürfe

Amazon wird vorgeworfen, seine dominante Marktposition auszunutzen, um Wettbewerber zu verdrängen. Durch aggressive Preispolitik und den Marktplatz, auf dem Drittanbieter ihre Produkte verkaufen, hat Amazon nach Ansicht vieler Kritiker kleine Einzelhändler massiv unter Druck gesetzt. Ein besonders prominenter Vorwurf ist, dass Amazon eigene Produkte bevorzugt platziert und die Daten der Drittanbieter nutzt, um Wettbewerber zu kopieren und auszustechen.

Dieser Vorwurf ist weit verbreitet und wurde in mehreren Ländern untersucht. In der EU laufen weiterhin Untersuchungen zu Amazons Geschäftspraktiken. Dies ist sicherlich einer der gravierendsten Kritikpunkte, der schwer zu entkräften ist, da viele der Vorwürfe fundierte Beispiele enthalten.

Gleichzeitig dürfen wir aber auch hier den Fokus nicht zu stark auf Amazon lenken. Denn mit Alibaba und Temu sind nun zwei weitere Player auch im europäischen Markt immer weiter verbreitet, deren Praktiken noch kritischer zu betrachten sind.

4. Umweltauswirkungen

Amazon wird auch für seine Umweltauswirkungen kritisiert, besonders durch den hohen CO₂-Ausstoß seiner Logistik und den steigenden Verpackungsmüll. Trotz der Einführung umweltfreundlicherer Initiativen wie der „Climate Pledge“ und Investitionen in erneuerbare Energien, werfen Umweltschutzgruppen dem Unternehmen vor, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, um den Gesamtschaden zu kompensieren.

Obwohl Amazon Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit macht, bleibt die Kritik berechtigt. Angesichts des enormen Volumens des globalen Versandgeschäfts ist der ökologische Fußabdruck weiterhin ein großes Problem, das Amazon nicht alleine lösen kann.

Am Ende sind hier aber vor allem wir Verbraucher gefragt. Wer selbst regelmäßig Online einkauft und seine Prime-Mitgliedschaft* dazu ausnutzt, jede Rolle Klopapier einzeln zu bestellen, darf aus meiner Sicht nicht den Zeigefinger heben und von der Couch aus Kritik üben. Entsprechend sollte aus meiner Sicht nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Verbraucher in die Pflicht genommen werden.

5. Umgang mit Mitarbeitern im Büro

Während die Arbeitsbedingungen in den Lagern häufiger kritisiert werden, gibt es auch Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen in den Büros. Einige ehemalige Amazon-Mitarbeiter berichten von einem extrem wettbewerbsorientierten und stressigen Arbeitsumfeld, in dem es wenig Raum für Fehler gibt.

Amazon verteidigt seine Unternehmenskultur als leistungsorientiert und weist darauf hin, dass viele Mitarbeiter die Herausforderung und die Wachstumschancen schätzen. Diese Kritikpunkte sind sicherlich teils subjektiv, aber die Berichte über hohen Druck und ungesunde Arbeitsbedingungen sind in der Tech-Branche keine Seltenheit.

Fazit

Amazon steht vor zahlreichen berechtigten Kritikpunkten, insbesondere in Bezug auf Arbeitsbedingungen, Steuervermeidung und den Umgang mit Wettbewerbern. Viele der Vorwürfe spiegeln jedoch größere Branchenprobleme wider, die nicht nur Amazon betreffen. Es ist daher wichtig, eine differenzierte Sichtweise zu bewahren, anstatt das Unternehmen als alleinigen Sündenbock hinzustellen.

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