Wenn ein renommierter Historiker, Soziologe und Unternehmer wie Dr. Dr. Rainer Zitelmann einen Roman über eine Gleichheitsdiktatur im Jahr 2075 schreibt, darf man sicher sein: Es geht um weit mehr als Fiktion. In meinem Interview mit dem provokanten Vordenker sprechen wir über Schönheitsideale, die Macht des Neids, gesellschaftliche Entwicklungen und warum „soziale Gerechtigkeit“ oft nur ein anderer Name für das uralte Laster Neid ist. Lass dich inspirieren von klaren Worten, unbequemen Wahrheiten und einem Buch, das Mut zur Debatte macht.
Über Dr. Dr. Rainer Zitelmann:
Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Soziologe, Unternehmer und mehrfacher Bestsellerautor. Der promovierte Historiker und Politikwissenschaftler beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Themen wie Nationalsozialismus, Reichtumsforschung, gesellschaftlichen Vorurteilen und der Rolle des Kapitalismus. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und weltweit publiziert. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist Zitelmann auch journalistisch aktiv, schreibt für internationale Medien wie das Wall Street Journal, Daily Telegraph oder Neue Zürcher Zeitung und tritt regelmäßig als gesellschaftspolitischer Kommentator auf. Mit seinem neuesten Roman 2075 – Wenn Schönheit zum Verbrechen wird* verbindet er Gesellschaftskritik, Zukunftsvision und eine klare Botschaft zur Bedeutung von Freiheit.
1. Herr Zitelmann, Ihr neuer Roman spielt im Jahr 2075 – wie realistisch halten Sie die dargestellte Entwicklung hin zur Gleichheitsdiktatur mit Blick auf unsere heutige Gesellschaft?
Zitelmann: Ob sich das an dem Thema „Schönheit“ festmacht, weiß ich nicht. Aber radikale Gleichheitsbewegungen, die vorgeben, sich für mehr Gerechtigkeit einzusetzen, haben schon oft Unheil in der Geschichte angerichtet. Sie suchen sich ständig neue Ziele und arbeiten immer mit der gleichen Methode – nämlich mit der Mobilisierung von Neid auf Minderheiten.
2. Wie sind Sie auf die provokante Idee gekommen, Schönheit zur gesellschaftlichen Bedrohung zu erklären – war das eine bewusste Gesellschaftskritik?
Zitelmann: Ich habe das Standardwerk zum Thema Vorurteile über Reiche geschrieben: Die Gesellschaft und ihre Reichen*, das in viele Sprachen übersetzt wurde. Auf Englisch heißt es The Rich in Public Opinion*. Ich interessiere mich für Vorurteile und Stereotype über Minderheiten, für die man sich unter diesem Aspekt sonst weniger interessiert. Nachdem ich dieses Buch über Vorurteile über die Reichen geschrieben hatte, wollte ich ein Buch über Vorurteile über schöne Frauen schreiben.
Ich selbst hatte mein Leben lang immer sehr schöne Freundinnen und habe gemerkt, dass die Schönheit – neben der positiven Seite – auch eine andere Seite hat, ähnlich wie bei Reichen. Vorgesetzte, die einen schlechter behandeln, weil man schön ist. Oder Menschen, die glauben, wenn eine Frau schön ist, könne sie nicht gleichzeitig intelligent sein – was natürlich Blödsinn ist.
Wenn ich mit Frauen über dieses Thema spreche, sprudelt es nur so heraus, und sie berichten sehr bewegt von negativen Erfahrungen, die sie in dieser Hinsicht gemacht haben. Aber kaum jemand nimmt das ernst. Ich nehme es ernst. Auch deshalb habe ich dieses Buch geschrieben. Einerseits ist „Schönheit“ nur eine Chiffre in dem Buch, andererseits kann man es wörtlich nehmen.
3. Inwiefern sehen Sie Parallelen zwischen Ihrer fiktiven Bewegung MOVE und real existierenden Bewegungen wie „Body Positivity“, „Gender Mainstreaming“ oder „Eat the Rich“?
Zitelmann: Alle egalitären Bewegungen haben etwas gemeinsam: Sie wollen die Menschen umerziehen, und oft schüren sie Hass gegen Minderheiten – vor allem gegen die Reichen. Die Parole „Eat the Rich“ zeigt das ja schon. Ich habe das in meinem Buch lediglich auf eine andere Gruppe übertragen: auf schöne Frauen.
Zu „Body Positivity“: Ich habe nichts dagegen, wenn jemand dick ist und das selbst schön findet. Warum nicht? Das ist vollkommen in Ordnung. Ich habe nur etwas dagegen, wenn diese Person mir dann sagt: „Du musst Dicke auch schön finden, und wenn nicht, musst du das hinterfragen. Und wenn du das auch nicht tust, dann mache ich dich nieder.“
4. Was macht Neid aus Ihrer Sicht zu einem so gefährlichen gesellschaftlichen Katalysator – und wie erleben Sie das persönlich als erfolgreicher Unternehmer?
Zitelmann: Neid ist die am meisten geleugnete Emotion. Die meisten Menschen geben nicht zu, dass sie neidisch sind. Denn das hieße möglicherweise einzugestehen, dass der oder die Beneidete etwas hat, was man selbst gerne hätte. Und das kann zu der Frage führen, warum man das selbst nicht hat – was manchmal für das Selbstwertgefühl unangenehm ist.
Neid gab es schon immer, das haben Neidforscher wie etwa der Soziologe Helmut Schoeck gezeigt. Gefährlich wird der Neid, wenn er von politischen Bewegungen instrumentalisiert wird, um gegen Minderheiten zu hetzen. Meisterhaft haben das Kommunisten und Nationalsozialisten verstanden.
5. Wie stark ist Ihr Roman auch eine politische Mahnung gegen ideologischen Gleichheitswahn – und wo ziehen Sie persönlich die Grenze zwischen Gerechtigkeit und Gleichmacherei?
Zitelmann: Oft werden Gerechtigkeit und Gleichheit verwechselt. Gleichheit ist nicht gerecht, sondern oftmals ungerecht. Früher galt Neid als eine der sieben Todsünden. Doch dann hat man ihn anders genannt – nämlich „soziale Gerechtigkeit“. Und seitdem gilt Neid als eine Tugend.
Was Gleichheitswahn anrichten kann, wissen wir aus der Geschichte. Ich denke da zum Beispiel an die Diktatur der Roten Khmer in Kambodscha. Das sind natürlich extreme Beispiele.
Ich interessiere mich nicht für Ungleichheit, sondern für Armut. Ich habe zuletzt ein Buch darüber geschrieben, wie Nationen der Armut entkommen. Das ist ein wichtiges Thema, für das wir uns alle interessieren sollten. „Soziale Ungleichheit“ ist dagegen ein Thema, das vorwiegend neidische Menschen interessiert.
Zukunftsvision oder Warnung?
Rainer Zitelmanns neuer Roman 2075 – Wenn Schönheit zum Verbrechen wird* ist mehr als nur ein Thriller. Es ist eine kritische Abrechnung mit dem Gleichheitswahn – spannend, provokant und hochaktuell.
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6. Viele werden die Darstellung der „Privileged Beauty“ auf den ersten Blick sicherlich als erschreckend realistisch empfinden – auch die Hauptfigur „Alexa“ hinterfragt sich und ihre Privilegien. War das Teil Ihres Ziels, diese Kurzschlusszustimmung langsam aber sicher kritisch zu beleuchten und die gesellschaftliche Zwickmühle schöner Frauen sichtbar zu machen?
Zitelmann: Alexa ist nicht von Anfang an gegen die MOVE-Bewegung. Sie ist neugierig und offen, hört sich deren Argumente an. Aber dann entdeckt sie immer mehr den wahren, freiheitsfeindlichen Charakter dieser Bewegung und wird zur entschiedenen Gegnerin.
Mehr will ich hier aber nicht sagen, um dem Leser nicht die Spannung zu nehmen.
Gestern hat mir eine sehr bekannte – und auch sehr schöne – Influencerin geschrieben, dass sie sich zu 100 % mit Alexa identifizieren kann. Ich denke, das wird vielen Frauen so gehen.
7. Sie beschreiben eindrücklich, wie sich Demokratie schleichend zur Diktatur wandelt – welche Mechanismen haben Sie dafür bewusst in die Handlung eingebaut? Was davon sehen Sie vielleicht aber auch schon heute? Kann man aus Ihrer Sicht vorsichtig davon sprechen, dass wir uns – zumindest tendenziell – in Richtung einer Diktatur entwickeln in Deutschland?
Zitelmann: Der von mir sehr verehrte amerikanische Ökonom Thomas Sowell hat gesagt: “Freiheit geht selten auf einmal verloren. Sie wird meist über die Zeit Stück für Stück ausgehöhlt, bis die Menschen eines Tages aufwachen und feststellen, dass sie keine mehr haben.”
Dieser Prozess wird in dem Buch beschrieben – genau darum geht es.
Wobei der Prozess in Wahrheit oft noch langsamer abläuft als in diesem Buch. Aber je langsamer er verläuft, desto gefährlicher ist er, weil Menschen sich Stück für Stück an Unfreiheit gewöhnen.
8. Welche Rolle spielt die gezielte Manipulation durch Medien und Fake News in Ihrer Geschichte – und wie sehen Sie diese Gefahr im heutigen Informationszeitalter?
Zitelmann: Ich zeige in meinem Buch an einem Beispiel, wie Skandale künstlich gemacht werden und die meisten Journalisten darauf reinfallen oder aus Opportunismus mitmachen.
Aber neben Alexa spielt die Hauptrolle ein Journalist – Riven. Es gibt also auch andere Journalisten, solche wie Riven. Und diesen kritischen Journalisten und den schönen Frauen ist mein Roman gewidmet.
9. Die Beziehung zwischen Alexa, ihrer Schwester, Daxon und Riven zeigt auch persönliche Zerrissenheit – warum war Ihnen die Verknüpfung von Gesellschaftskritik, Liebesgeschichte und Familiendrama wichtig?
Zitelmann: Man kann kein Buch über schöne, junge Frauen schreiben, ohne auch über Liebe und Sex zu schreiben.
Zudem möchte ich mit dem Buch auch – und gerade – Frauen erreichen. Und Frauen interessieren sich ganz besonders für Beziehungen.
10. Was sagen Sie Kritikern, die Ihren Roman als zu polarisierend empfinden könnten – oder als platte Abrechnung mit progressiven Ideen?
Zitelmann: Ich würde sagen, sie haben recht.
11. Wie viel autobiografisches Denken steckt eigentlich in Ihren Romanfiguren – insbesondere in der Reflexion über Schönheit, Leistungsstreben und Individualität?
Zitelmann: Einige Personen in dem Buch gibt es in Wirklichkeit, aber nicht alle – und auch nicht 1:1 so, wie sie beschrieben werden.
Ich selbst habe offene Beziehungen – in mancher Hinsicht ähnlich, in anderer etwas anders als in dem Roman beschrieben.
12. Was würden Sie jungen Menschen heute raten, die sich zwischen äußerer Schönheit und innerer Substanz behaupten müssen – besonders jungen Frauen?
Zitelmann: Ich rate jungen Frauen: Genießt die Vorteile des Schönseins, habt aber zugleich auch den Mut, über die Schattenseiten zu sprechen, die ich in meinem Roman anspreche und die ihr oft erfahren müsst.
Ich würde mir eine „Me-too“-Bewegung wünschen, in der schöne Frauen über diese Neid-Erfahrungen berichten. Vielleicht ist das eine Buchidee.
13. Ein Slogan der Gegenbewegung in Ihrem Buch lautet „Freiheit ist wichtiger als Gleichheit“. Mit Blick auf öffentlich-rechtliche Dokumentation wie „Ungleichland“: Wie viel Ungleichheit kann denn eine Gesellschaft „ertragen“?
Zitelmann: Wir sollten uns nicht um Ungleichheit sorgen, sondern um die Armut in der Welt – und wie man diese beseitigt.
14. Wenn Sie Ihre Kernbotschaft in einem Satz zusammenfassen müssten: Was möchten Sie Ihren Lesern mit „2075“ wirklich mitgeben?
Zitelmann: Das möchte ich nicht. Wenn ich das wollte, hätte ich ein Sachbuch geschrieben.
Die Frage klingt für mich so wie die Frage meines Deutschlehrers, was der Dichter mit seinem Gedicht sagen wollte. Ich habe ihm damals geantwortet: Wenn der Dichter eine einfache Botschaft gehabt hätte, die er vermitteln wollte, hätte er die in einen oder wenige Sätze packen können – und müsste kein Gedicht schreiben.
Stattdessen möchte ich Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew zitieren, den auch Aldous Huxley im Vorwort zu Brave New World* zitiert:
„Aber es hat sich als viel leichter erwiesen, diese Utopien zu verwirklichen, als es früher den Anschein hatte. Und nun sieht man sich vor die andere quälende Frage gestellt: wie man um ihre restlose Verwirklichung herumkommen könnte. […] Die Utopien sind realisierbar. […] Das Leben bewegt sich auf die Utopien zu, und vielleicht eröffnet sich für die Intelligenz und die Kulturschicht ein neues Jahrhundert des Sinnens und Träumens darüber, wie man die Utopie wohl vermeiden, wie man zum nichtutopischen, unvollkommeneren und freieren Staat zurückkehren könne.“
Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew
15. Abschließend: Welche gesellschaftlichen Entwicklungen beobachten Sie derzeit mit größter Sorge – und was macht Ihnen trotz allem Hoffnung?
Zitelmann: Ich war 2022 und 2023 in 30 Ländern und habe dort mit Unternehmern, Ökonomen, Politikern und einfachen Menschen gesprochen. Davon handelt mein Buch Weltreise eines Kapitalisten*.
In vielen Ländern sind Freiheit und Kapitalismus auf dem Rückzug. Die Haupttendenz geht seit etwa 20 Jahren weltweit in Richtung Unfreiheit – wirtschaftliche Unfreiheit und geistige Unfreiheit.
Als Historiker weiß ich aber, dass die Geschichte voller Überraschungen ist – positiven wie negativen. Zu den positiven Überraschungen gehört für mich in den letzten Jahren die Entwicklung in der privaten Raumfahrt. Deshalb kommt das in meinem Buch auch vor.
Insofern ist mein Buch keine düstere Dystopie. Ich hoffe auf den Fortschritt – vor allem durch geniale Unternehmer wie etwa Elon Musk. Und auch in der Politik gibt es positive Überraschungen, wie etwa Javier Milei in Argentinien.
In meinem Buch gibt es zwei kleine, libertär organisierte Siedlungen auf dem Mars. Der Roman ist einerseits eine Dystopie, andererseits ein optimistisches Mutmacher-Buch. Ich denke, diese Mischung gibt es nicht so oft – sieht man mal von Ayn Rand ab.
Abschluss:
Das Gespräch mit Dr. Dr. Zitelmann hat mich tief bewegt – nicht nur wegen der Schärfe seiner Analyse, sondern vor allem wegen seines Appells an unsere Freiheit. Sein Roman 2075* ist kein gewöhnlicher Zukunftsthriller, sondern ein Spiegel unserer Gegenwart – und vielleicht ein Weckruf zur rechten Zeit. Denn ob wir uns in Richtung Freiheit oder Gleichmacherei bewegen, entscheiden letztlich wir selbst. Ich hoffe, du konntest aus diesem Interview genauso viele Denkanstöße mitnehmen wie ich.