Pflegebedürftigkeit betrifft immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft, und häufig sind es Angehörige oder Nachbarn, die helfen. Gerade im Umfeld von pflegebedürftigen Personen kann die Nachbarschaftshilfe eine wichtige Unterstützung sein. Oft reicht es jedoch nicht, sporadisch zu helfen. Die Pflegekasse bietet hier verschiedene Möglichkeiten an, um Nachbarschaftshilfe nicht nur zu organisieren, sondern auch finanziell zu unterstützen.
In diesem Artikel erfährst du, wie Nachbarschaftshilfe organisiert werden kann, welche Aufgaben übernommen werden dürfen und wie du die Kosten über die Pflegekasse abrechnest.
Dieses Thema wurde leider auch für mich in den vergangenen Jahren relevant und ich musste mich tief einarbeiten.
Was ist Nachbarschaftshilfe und welche Aufgaben übernimmt sie?
Nachbarschaftshilfe ist in vielen Fällen eine unentbehrliche Unterstützung im Alltag von pflegebedürftigen Menschen. Sie umfasst einfache Hilfstätigkeiten, die das Leben der Betroffenen erleichtern und auch deren Angehörige entlasten können. Zu diesen Tätigkeiten gehören:
- Unterstützung im Haushalt (Einkäufe erledigen, kochen, putzen)
- Gemeinsame Spaziergänge oder Gespräche
- Begleitung zu Arztbesuchen oder Behördengängen
- Gesellschaftsspiele spielen, vorlesen oder kreative Aktivitäten gestalten
- Begleitung zu sozialen Aktivitäten wie Seniorentreffen oder kulturellen Veranstaltungen
Wichtig ist zu beachten, dass Nachbarschaftshelfer keine medizinischen oder pflegerischen Aufgaben übernehmen dürfen, wie z. B. die Grundpflege oder den Verbandswechsel. Diese Aufgaben müssen weiterhin von Fachkräften erledigt werden.
Wie wird Nachbarschaftshilfe durch die Pflegekasse unterstützt?
Für pflegebedürftige Personen mit anerkanntem Pflegegrad bietet die Pflegeversicherung verschiedene finanzielle Leistungen an, um die Nachbarschaftshilfe zu unterstützen. Hierzu gehören unter anderem:
1. Der Entlastungsbetrag
Jede Person mit einem Pflegegrad hat Anspruch auf den Entlastungsbetrag in Höhe von 125 Euro pro Monat. Dieser Betrag kann für Angebote zur Unterstützung im Alltag, wie z. B. die Nachbarschaftshilfe, genutzt werden. Der Vorteil: Dieser Betrag kann auch rückwirkend eingesetzt werden, sodass sich größere Beträge ansammeln und später auf einmal verwendet werden können. Der Anspruch verfällt erst um 30.06. des Folgejahres.
2. Umwandlungsanspruch von Pflegesachleistungen
Pflegebedürftige Personen mit einem Pflegegrad ab 2, die zuhause gepflegt werden, können einen Teil ihrer Pflegesachleistungen für alltagsunterstützende Angebote, wie die Nachbarschaftshilfe, verwenden. Bis zu 40 % der ungenutzten Pflegesachleistungen können in den Umwandlungsanspruch fließen, was besonders dann sinnvoll ist, wenn keine ambulanten Pflegedienste gebraucht werden.
3. Verhinderungspflege
Die Verhinderungspflege steht ebenfalls Personen mit Pflegegrad 2 oder höher zur Verfügung und ermöglicht es, die Pflegeperson stundenweise oder tageweise zu entlasten. Auch hier können Nachbarn einspringen und für diese Zeit eine Aufwandsentschädigung erhalten.
Voraussetzungen und Regelungen in den Bundesländern
Die Regelungen zur Nachbarschaftshilfe können je nach Bundesland unterschiedlich ausfallen. In manchen Bundesländern müssen Nachbarschaftshelfer an Pflegekursen teilnehmen, um anerkannt zu werden und Leistungen über die Pflegekasse abrechnen zu können. Diese Pflegekurse sind meist kostenlos und werden von den Pflegekassen oder Pflegestützpunkten angeboten. Sie vermitteln wichtige Grundkenntnisse, wie man pflegebedürftige Menschen unterstützen kann, ohne pflegerische Aufgaben zu übernehmen.
In einigen Bundesländern ist es sogar möglich, als Einzelperson die Nachbarschaftshilfe anzubieten und eine Aufwandsentschädigung direkt über die Pflegekasse abzurechnen. In anderen Regionen müssen sich die Helfer einer Organisation anschließen, etwa einem Nachbarschaftshilfeverein, der die Betreuung koordiniert und verwaltet.
Um in deinem Bundesland die genauen Bedingungen zu erfahren, lohnt sich ein Blick auf die Webseite deines regionalen Pflegestützpunktes oder der Pflegekasse. Dort findest du auch Formulare, um Nachbarschaftshilfeleistungen zu beantragen.
Unterstützung und Beratungsangebote
Wenn du unsicher bist, wie du Nachbarschaftshilfe organisieren kannst oder welche Leistungen du von der Pflegekasse in Anspruch nehmen darfst, gibt es viele Stellen, die dir weiterhelfen. Pflegeberater und Pflegestützpunkte bieten in allen Regionen Deutschlands eine kostenlose Beratung an. Sie helfen dir dabei, Anträge zu stellen und bieten einen Überblick über alle Möglichkeiten der Alltagsunterstützung.
Auch Online-Plattformen wie pflege.de bieten umfangreiche Informationen und Ratgeber zur Nachbarschaftshilfe und Pflegefinanzierung. Hier findest du praktische Tipps, wie du Zuschüsse von der Pflegekasse erhältst und was bei der Abrechnung von Pflegeleistungen zu beachten ist.
Fazit: Nachbarschaftshilfe als wertvolle Stütze
Nachbarschaftshilfe kann sowohl für pflegebedürftige Menschen als auch für deren Angehörige eine große Erleichterung im Alltag sein. Besonders wertvoll wird diese Unterstützung, wenn sie planbar und regelmäßig ist – und mit den Leistungen der Pflegekasse kombiniert wird. Wenn du dich dafür interessierst, Nachbarschaftshilfe zu leisten oder selbst Unterstützung benötigst, nutze die verschiedenen Angebote von Pflegeberatern, Pflegestützpunkten oder Online-Portalen wie pflege.de. Die Möglichkeiten sind vielfältig, und die Pflegekasse kann dir finanziell unter die Arme greifen.
Letzten Endes ist die Nachbarschaftshilfe aus meiner Sicht ein Thema, das wir als Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten immer stärker in den Fokus rücken sollten. Wer pflegebedürftige Angehörige hat, kann nachvollziehen, wenn ich sage, dass es für alle Beteiligten unfassbar schwer sein kann. Da ist man über jede Hilfe dankbar, die man bekommen kann.