Raum für Männergefühle ist ein warmes, nahbares Buch, das Männern eine erste Sprache für ihr Innenleben anbietet.
Mindset & Persönlichkeitsentwicklung

Raum für Männergefühle

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★★★☆☆

RAUM FÜR MÄNNERGEFÜHLE von Benjamin Krauss* – Warum „wird schon“ und „das nächste Bier“ keine Lösung sind

Benjamin Krauss schreibt ein offenes, persönliches Buch über männliche Gefühlswelten. Es ist zugänglich, warm im Ton und arbeitet mit einer starken Leitmetapher – dem „Knoten im Hals“. Als Einladung zum Fühlen funktioniert das. Als Sachbuch mit belastbarer Argumentation bleibt es dünn. Drei Sterne: ehrlich, wirkungsvoll im Zugang, aber mit wenig konzeptioneller Tiefe.

Worum geht’s?

Raum für Männergefühle* beschreibt in vier Schritten einen Weg vom emotionalen Entzug zur vorsichtigen Öffnung:

  1. Woher wir kommen: frühe Prägungen, die Gefühlsausdruck dämpfen.
  2. Wo wir heute stehen: Müdigkeit, Sprachlosigkeit, Wut als „sichere“ Emotion.
  3. Wenn Liebe herausfordert: Beziehung als Prüfstein für Nähe und Sprache.
  4. Wie es anders gehen kann: zarte Schritte in Richtung Verbundenheit.

Stilistisch bewegt sich das Buch zwischen Essay, Bühnenprosa und Appell. Die Kapitel sind kurz, mit viel Weißraum gesetzt; Absätze arbeiten häufig mit rhythmischen Wiederholungen. Inhaltliche Klammer ist die Bildwelt vom „Knoten“ – das stockende Gefühl, das endlich in Sprache will.

„Der Knoten im Hals ist nicht das Problem. Das Schweigen um ihn herum ist es.“
Benjamin Krauss

Was überzeugt:

Benjamin Krauss gelingt es, ein sensibles Thema ohne erhobenen Zeigefinger zu behandeln. Sein Ton ist einladend und offen, nie belehrend. Wenn er schreibt: „Komm, lass uns anfangen“, spürt man den Wunsch, wirklich in Verbindung zu treten – mit dem Leser, aber auch mit sich selbst. Dadurch senkt das Buch die Schwelle für Männer, die sonst nur selten zu Gefühlsliteratur greifen würden.

Die innere Struktur des Buches ist klar und nachvollziehbar. Die Vier-Teile-Dramaturgie – von der Prägung über den Status quo bis hin zu Beziehung und ersten Schritten der Veränderung – sorgt für Orientierung und lässt das Thema Schritt für Schritt wachsen. Besonders stark sind jene Passagen, in denen Benjamin Krauss alltägliche Szenen beschreibt: Momente von Wut, Rückzug oder kleinen Missverständnissen in Beziehungen. Dort entsteht echte Wiedererkennung, und genau in diesen Beobachtungen liegt seine größte Stärke.

Was fehlt:

Trotz der emotionalen Authentizität bleibt das Buch auf der Ebene des persönlichen Erfahrungswissens. Krauss verzichtet vollständig auf Quellen, Studien oder weiterführende Literatur – die zentralen Diagnosen, etwa die „emotionale Entwöhnung“ oder Wut als Ventil, stehen daher untermauert nur durch seine eigene Perspektive. Für ein Sachbuch ist das ein dünnes Fundament.

Auch die Differenzierung kommt zu kurz. Wenn er von „wir Männern“ spricht, funktioniert das als verbindende Brücke, führt aber zu einer gewissen Homogenisierung. Unterschiedliche Altersgruppen, Milieus oder kulturelle Hintergründe finden kaum Beachtung. Schließlich bleibt auch der Veränderungsprozess vage: Destruktive Muster wie Rückzug, Alkohol oder emotionale Härte werden zwar benannt, aber selten weiterentwickelt. Es fehlt an konkreten Schritten oder praktischen Ansätzen – das Buch verweilt oft beim Erkennen, ohne in ein aktives Umsetzen zu führen.

Sprach- und Formanalyse

Die Sprache ist schlicht, rhythmisch, manchmal poetisch – zugänglich, ohne Pathos. Der starke Weißraum lässt den Text atmen, reduziert aber die Dichte: Viel wirkt wie gesprochene Prosa, weniger wie erarbeitete Argumentation. Wiederholungsfiguren (z. B. „Nicht, weil … sondern weil …“) erzeugen Sog, können jedoch Längen produzieren. Das Ergebnis: emotional wirksam, kognitiv eher leicht.

Preis-Leistung & Gestaltung

14,99 € für ca. 140 Seiten sind im Rahmen. Die großzügige Gestaltung mit viel Weißraum steigert die Lesbarkeit, reduziert jedoch den inhaltlichen Ertrag pro Seite. Die Taschenbuchbindung ist solide; der Selfpublishing-Charakter bleibt sichtbar, ohne störend zu sein.

„Wut ist oft das Einzige, was bleiben darf – weil alles andere zu weich, zu gefährlich, zu nah ist.“
Benjamin Krauss

Autorenvorstellung

Benjamin Krauss schreibt aus persönlicher Perspektive über männliche Gefühlswelten. Er adressiert Leser direkt, vermeidet moralisierende Töne und setzt auf Verständlichkeit statt Jargon. Sein zentrales Anliegen ist der Zugang: Männer sollen Worte für das finden, was feststeckt – bevor es als Härte oder Wut austritt.

Sein Stil erinnert an gesprochene Prosa: kurze Abschnitte, klare Bilder, wiederkehrende Formulierungen. Das passt zur Zielgruppe, die nicht über Fachbegriffe kommt, sondern über Wiedererkennung. Krauss baut auf Erfahrung, nicht auf Forschung – das ist Stärke und Schwäche zugleich.

„Nähe beginnt nicht, wenn ich stark bin. Nähe beginnt, wenn ich es nicht mehr sein muss.“
Benjamin Krauss

Fazit

Raum für Männergefühle* ist ein warmes, nahbares Buch, das Männern eine erste Sprache für ihr Innenleben anbietet. Es öffnet Türen, ohne Druck. Wer jedoch nach Belegen, Theorien oder einem Bauplan für Veränderung sucht, wird zu wenig finden. Unterm Strich: empfehlenswert als Einstieg in das Thema, nicht als Sachbuchreferenz.

Fünf Key Learnings

1. Der Knoten im Hals – Gefühle, die keinen Raum finden

Männer lernen früh, Gefühle zu unterdrücken, um „funktionieren“ zu können. Was sich nicht zeigen darf, staut sich an – bis der Körper selbst zum Sprachrohr wird. Krauss zeigt, dass der Knoten nicht das Problem ist, sondern das Schweigen darum herum.

2. Wut ist keine Stärke – sie ist Schmerz in Verkleidung

Wut erscheint im Buch als die einzige Emotion, die Männern kulturell erlaubt bleibt. Sie ist Ventil und Schutz zugleich, Ausdruck eines Überdrucks an nicht gelebtem Gefühl. Krauss erinnert daran, dass Wut verstanden, nicht verurteilt werden will – sie ist ein Signal, kein Charakterfehler.

3. Nähe beginnt, wenn Stärke aufhört

In Beziehungen wird sichtbar, wie tief das Schweigen reicht. Krauss beschreibt, dass Nähe erst dann entsteht, wenn Männer aufhören, Stärke als Bedingung für Liebe zu begreifen. Verletzlichkeit wird hier nicht als Schwäche entlarvt, sondern als Form von Ehrlichkeit.

4. Das Schweigen brechen – Sprache als Therapie

Worte sind in diesem Buch kein rhetorisches Mittel, sondern Heilwerkzeug. Krauss zeigt, dass emotionale Heilung mit dem Benennen beginnt – erst wer Sprache findet, kann Verbindung schaffen. Reden ersetzt kein Fühlen, aber es eröffnet die Möglichkeit, verstanden zu werden.

5. Veränderung braucht Mut, keinen Masterplan

Am Ende ruft Krauss nicht zu radikaler Transformation auf, sondern zu kleinen, echten Schritten. Veränderung bedeutet nicht, ein anderer Mensch zu werden, sondern wieder Zugang zu sich selbst zu finden. Es ist ein Weg ohne Ziel, aber mit Richtung – und genau darin liegt seine Menschlichkeit.

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