SUSTAINABLE – NACHHALTIG INVESTIEREN von Terrence Keeley* ist ein ambitionierter Diskussionsbeitrag zu einem äußerst aktuellen Thema. Es behandelt das nachhaltige Investieren und die damit verbundenen ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance). Aktuell boomt der Markt für nachhaltige Anlagen. Mehr als 120 Billionen US-Dollar sind bereits in mehr oder weniger „nachhaltige“ Anlagen geflossen. Trotzdem stellt Terrence Keeley kritische Fragen: Funktionieren die derzeit genutzten Mittel zur Bewertung von Staaten und Unternehmen hinsichtlich ihrer Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte wirklich? Und erreichen diese Anlagen tatsächlich ihre angestrebten Ziele? / Anzeige
Für mich nicht nur aktuell, sondern auch enorm wichtig, hier einmal den Finger in die Wunde zu legen.
Wir sollten Antworten suchen, statt blind den mitunter womöglich lediglich als Greenwashing zu bezeichnenden Aktivitäten der Finanzbranche zu vertrauen. Denn zweierlei steht fest: Es ist nicht alles grün, wo grün draufsteht, und nachhaltig wird für jeden ganz individuell definiert.
Das Buch ist dabei in seiner Struktur bewusst modular aufgebaut. Es sollte sowohl für Einsteiger als auch fortgeschrittene Leser im Bereich Finanzen verständlich sein. Inhaltlich beginnt es zunächst mit den historischen Hintergründen und beleuchtet die Entstehung von ESG-Investitionen und die Debatte zwischen Stakeholdern und Aktionären. Die weiterführenden Kapitel bieten dann einen tieferen Einblick in die Funktionsweisen von ESG-Investitionen. Hier betont der Autor immer wieder die Bedeutung von „Investment Stewardship“ angesichts der nicht zu negierenden Herausforderungen und Risiken von ESG-Investitionen. Auch auf mögliche unbeabsichtigte Folgen geht er ein – insbesondere aufgrund von fehlenden oder mangelhaften Hintergrundinformationen.
Terrence Keeley argumentiert nicht nur, dass die ESG-Investitionen oft ihre angestrebten Ziele verfehlen.
Sondern er bietet auch Lösungen aus diesem Schlamassel an. Denn die allermeisten Investoren konzentrieren sich aus guten und redlichen Gründen auf diese Angebote. Sie sollten schlussendlich nicht Opfer der Hochglanz-Broschüren der Finanzbranche werden, die wie so häufig mehr versprechen als halten.
Der Autor betont dabei die Bedeutung von Unternehmen und Finanzwesen bei der Schaffung einer „guten Gesellschaft“. Denn seiner Meinung nach ist echtes Impact Investing, das tatsächlich ESG-Ziele erreicht, möglich. Er untersucht den Vergleichsvorteil und hebt vielversprechende Finanzstrategien und Organisationen hervor, die zu einem inklusiveren, nachhaltigeren Wachstum beitragen können.
Das Buch ist damit nicht nur ein reines Finanzbuch.
Vielmehr ist es ein kritischer Diskussionsbeitrag zu einem der drängendsten Finanzthemen unserer Zeit. Terrence Keeley bringt dabei seine persönliche und berufliche Verantwortung als Treuhänder deutlich zum Ausdruck. Dabei betont er die Notwendigkeit einer umfassenden Debatte und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren. Denn nur so können die nicht von der Hand zu weisenden Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gemeinsam bewältigt werden.
„Niemand bezweifelt, dass ESG noch in den Kinderschuhen steckt oder dass noch viel mehr Forschung und Daten erforderlich sind, bevor endgültige Schlussfolgerungen gezogen werden können.“
Terrence Keeley
Für ihn erfordert ein optimales Vorgehen in Zukunft deutlich mehr als nur die derzeitigen ESG-Strategien.
Auch das öffentliche Anprangern von börsennotierten Unternehmen, die nicht den eigenen Wertestandards entsprechen, ist allein nicht zielführend. Gebraucht werde eine umfassendere und koordinierte Anstrengung auf verschiedenen Ebenen.
Wenn du noch auf der Suche nach einem sehr guten Depot bist, kann ich dir dieses hier* empfehlen. Das für mich beste Girokonto im Filialbereich bietet die Santander Bank*, für reines Online-Banking die Comdirect* und dieses hier* ist für mich das beste Mobile-Banking-Konto. Weitere Empfehlungen meinerseits – auch zu Kreditkarten, P2P, Geschäftskonten und Co. – findest du hier.
„Die wichtigste Frage, die in diesem Buch behandelt wird, ist, welche konkrete Rolle die Wirtschaft und das Finanzwesen bei der Schaffung einer guten Gesellschaft spielen sollten – und was alle anderen tun müssen, damit das menschliche Experiment gelingt. Ich glaube, dass es möglich ist, die gute Gesellschaft zu schaffen, aber wir müssen mit gutem Willen beginnen und ein Gefühl für ein gemeinsames Ziel entwickeln. Wir müssen uns auch klarer darüber werden, wer was tun sollte.“
Terrence Keeley
An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:
Terrence Keeley bringt mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung als Topmanager bei BlackRock und der UBS mit. Dabei hat er sich einen Ruf als Experte in der Finanzwelt erarbeitet. Während seiner Karriere beriet er einige der weltweit größten Staatsfonds, Stiftungen und Vermögensverwalter. Seine Expertise und sein Engagement für eine nachhaltigere Wirtschaft führten ihn schließlich dazu, die Initiative 1 PointSix zu leiten. Diese Initiative setzt sich für ein inklusiveres und nachhaltigeres Wirtschaftswachstum ein. Dafür fördert sie innovative Lösungen und Strategien, die positive Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt haben. Mit seiner langjährigen Erfahrung und seinem Fachwissen leistet Terrence Keeley einen bedeutenden Beitrag zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Wirtschaft.
„Ich hoffe, dass die Aufsichtsbehörden, die Insider der Finanzbranche und die Vorstandsvorsitzenden der Unternehmen diesen Bedenken besondere Aufmerksamkeit schenken werden. Ich hoffe auch, dass alle die Bedeutung einer aufgeklärten Unternehmensführung verstehen werden. Der beste Weg, das Verhalten von Unternehmen zu verbessern, geht von innen heraus. Und der beste Weg, das Verhalten von Unternehmen von innen heraus zu verbessern, besteht darin, den richtigen Verwaltungsrat und den richtigen Vorstand zu haben, die eifrig auf langfristige Ziele hinarbeiten, die alle gesellschaftlichen Interessen einschließlich der Rentabilität ihres Unternehmens fördern.“
Terrence Keeley
Auch optisch kommt das Buch in gelungenem Gewand daher.
Die tolle Softcover-Bindung mit Klappen gefällt mir ohnehin stets am besten. Aber auch der Preis von 29,90 Euro ist bei knapp 450 Seiten noch im Rahmen.
„Der Kapitalismus steht unter Beschuss. Wenn er nicht für mehr Menschen besser funktioniert oder wenn er weiter ungebremst auf eine Klimakatastrophe zusteuert, könnte die Evolution einer Revolution weichen. Staatliche Verordnungen könnten die freie Marktwirtschaft verbieten. Im extremsten Fall könnte sich die Menschheit buchstäblich selbst opfern.
[…] Dieses Buch befürwortet eine Vision des Kapitalismus, die für die Menschen und für den Planeten funktioniert. Es bietet auch einen praktikablen Aktionsplan, der ein inklusiveres, nachhaltiges Wachstum fördern würde. Es gibt einen optimalen Weg in die Zukunft für die menschliche Familie – einen Weg, der das menschliche Wohlergehen für die kommenden Jahrhunderte maximieren könnte –, aber er ist weder der einfachste noch der wahrscheinlichste. Er unterscheidet sich auch in vielerlei Hinsicht von dem Weg, auf dem wir uns derzeit befinden. Es gibt viele praktische Dinge, die wir jetzt tun könnten und die das Leben von Milliarden von Menschen verbessern würden. Außerdem sind die Risiken der Untätigkeit groß …“
Terrence Keeley
Schlussendlich ist es ein sehr, sehr umfangreiches und vor allem spannendes Buch für alle, die sich für einen zukunftsorientierten Kapitalismus interessieren.
Aber auch für diejenigen, die mitunter kryptische ESG-Kriterien besser verstehen lernen möchten und auch die mit ihnen häufig einhergehende Kritik.
Es ist ein nach vorne gerichtetes Werk, ein optimistisches Buch, das Lösungen offeriert und einen konstruktiven Diskurs zu fördern vermag. Hier findet sich keine Schwarzmalerei, sondern vielmehr konkrete Ideen. Dennoch legt der Autor den Finger in die Wunde, wo es notwendig ist. Für Investoren wie auch Politiker ist das Buch aus meiner Sicht gleichermaßen interessant. Allen voran aber für Menschen, die auf stumpfe Art und Weise im Kapitalismus das Problem sehen. Solche, die sich ohne Ahnung über die Folgen einen Sozialismus wünschen, der die Probleme ebenfalls nicht von Zauberhand lösen wird.
„Es gibt einen irischen Witz, der von einem Touristen erzählt, der Dublin besucht. Er hält einen vorbeieilenden Einheimischen an und fragt höflich, wie er einen der berühmtesten Pubs der Stadt, die Temple Bar, finden kann. ‚Oh‘, scherzt der Geselle, ‚dorthin würde ich sicher nicht von hier losgehen.‘ Dann schüttelt er niedergeschlagen den Kopf und schlurft davon. Nun, wir gehen von hier aus los. Eigentlich ist ‚hier‘ der einzige Ort, an dem wir jemals beginnen können. Wie Sie wissen, ist ‚hier‘ voller Probleme und Sorgen, darunter Umweltprobleme, von denen wir wünschten, wir hätten sie nie verursacht, ein weiterer unnötiger Krieg in Europa und soziale Herausforderungen, für die wir einen umfassenden Weg finden müssen. ‚Hier‘ ist nicht der Ort, an dem wir sein wollen.
Aber ‚hier‘ ist alles, was wir haben. Und wenn wir nicht das Beste aus dem ‚Hier‘ machen, werden wir nie ‚dort‘ ankommen. Offensichtlich ist ‚dort‘ der Ort, an den wir gehen müssen. Es ist besser, wenn wir loslegen!“
Terrence Keeley
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