THE MENTAL GAME OF TRADING von Jared Tendler* bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die psychologischen Fallen des Handels zu erkennen und zu überwinden. Jared Tendler legt dar, wie Emotionen wie Gier, Angst und Wut auf der einen Seite Trading-Fehler verursachen. Auf der anderen Seite dienen sie aber auch als Signale, die auf zugrunde liegende Probleme hinweisen können. Das Buch liefert einen praktischen Schritt-für-Schritt-Ansatz, um diese Probleme zu identifizieren und im Idealfall auch zu lösen. / Anzeige
Jared Tendler beginnt mit einer Analyse der mentalen Herausforderungen, mit denen die allermeisten Trader in der Regel täglich konfrontiert sind.
Und er erklärt, warum herkömmliche Ansätze zur Bewältigung dieser Herausforderungen oft nicht sonderlich effektiv sind. Dabei betont er die Bedeutung eines systematischen Ansatzes. Nur so könne man die Wurzel der Probleme erkennen und langfristige Lösungen entwickeln und diese sinnvoll in den Alltag integrieren.
Ein zentraler und aus meiner Sicht wirklich spannender Aspekt des Buches ist die Perspektive auf die Emotionen. Der Autor betrachtet sie nicht als Hindernis, sondern als wichtige Signale für ungelöste Probleme. Er ermutigt die Leser, Emotionen als zusätzliche „Datenquelle“ zu nutzen, die auf unbewusste Denk- und Verhaltensmuster hinweisen. Und zwar sowohl bei uns selbst als auch bei anderen Marktteilnehmern. Er ist überzeugt: Durch die Anerkennung und Untersuchung dieser Muster können Trader ihre Leistungsschwächen erkennen und angehen.
Das Buch führt den Leser durch verschiedene Leistungsniveaus im Trading, von A bis C.
Dabei ist Stufe A das Ziel, auf dem Trader emotional stabil sind und gute Entscheidungen treffen können. Indem man gezielt an den zugrunde liegenden Problemen arbeitet, kann man sein Trading-Spiel auf die nächste Stufe heben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Buches ist die Betonung eines systematischen Ansatzes zur Verbesserung des mentalen Spiels. Jared Tendler stellt ein Schritt-für-Schritt-System vor, das darauf abzielt, Probleme an der Wurzel zu bekämpfen und langfristige Verbesserungen zu erzielen. Durch praktische Übungen und Beispiele aus der realen Welt zeigt er, wie Trader ihre psychologischen Probleme identifizieren und überwinden können.
„Wenn Sie auch nur die geringste Chance haben wollen, Probleme wie Gier, Verlustaversion oder Perfektionismus zu lösen, müssen Sie zunächst begreifen, wogegen Sie da eigentlich kämpfen. Dazu müssen Sie die Rolle anders betrachten, die Emotionen als Ursachen für Trading-Fehler spielen.“
Jared Tendler
An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:
Jared Tendler ist ein renommierter Experte auf dem Gebiet der mentalen Leistungsoptimierung. Sein Einfluss erstreckt sich auf die Welt des Pokers und Golfsports sowie auf Unternehmer und Hunderte von institutionellen und unabhängigen Tradern.
Mit einem Master-Abschluss in Counseling Psychology und einer Lizenz als Berater für mentale Gesundheit verfügt er über fundiertes Wissen. So coacht er mit professioneller Kompetenz Menschen in verschiedensten Lebensbereichen. Seit über 17 Jahren hilft er Menschen aus der ganzen Welt, ihre mentalen Barrieren zu überwinden und Spitzenleistungen zu erbringen.
„Dass Emotionen wie Wut, Gier und Angst das ursächliche Problem Ihrer Fehlentscheidungen an der Börse sind, stimmt so nicht. In Wirklichkeit sind diese Gefühle Signale. Dieser Perspektivwechsel ist ganz entscheidend. Kämpfen Sie nicht gegen Ihre Gemütsverfassung an. Betrachten Sie Emotionen vielmehr als Signale und finden Sie heraus, was sie Ihnen sagen wollen. Wenn wir körperliche Beschwerden haben, machen wir das ja auch so. Und wie bei unseren Gefühlen ist die eigentliche Ursache nicht immer offensichtlich. Angenommen, Sie bekommen am Ende eines Börsentages Kopfschmerzen. Erst denken Sie, das kommt bestimmt vom Trading-Stress. Familie und Freunde bestärken Sie in dieser Ansicht.
Doch Sie haben auch am Wochenende Kopfschmerzen, sogar nach einer Woche Urlaub. Dagegen nehmen Sie jetzt schon monatelang rezeptfreie Medikamente und versuchen, damit zu leben. Woher die Schmerzen kommen, wissen Sie immer noch nicht. Früher oder später fällt Ihnen am Ende eines Trading-Tages auf, dass Sie beim letzten Eintrag in Ihr Handelsbuch die Augen zusammenkneifen. Sie holen sich einen Termin beim Augenarzt. Wie sich herausstellt, hat sich Ihr Sehvermögen im letzten halben Jahr kontinuierlich verschlechtert. Die Kopfschmerzen bekommen Sie, weil Ihre Augen überanstrengt sind. Sie lassen sich eine neue Brille verschreiben und Ihr Problem ist gelöst. Die Kopfschmerzen waren nicht das Problem, sondern lediglich ein Signal, das Sie richtig interpretieren mussten. Ebenso sind negative Emotionen Signale, die Sie auf ein ungelöstes Problem hinweisen.“
Jared Tendler
In seiner Hardcover-Bindung macht das Buch einen guten ersten Eindruck. Das Cover ist zwar recht schlicht, aber aussagekräftig. Das Backcover hätte etwas mehr Aufmerksamkeit vertragen können.
Im Inneren erwartet die Leser ebenfalls ein schlichtes, unauffälliges Layout, aber eine Fülle an Text. Am Ende sind es knapp 300 Seiten, auf denen der Autor durchaus tief in die Thematik einsteigt. 35 Euro sind nicht wenig, aber aus meiner Sicht für ein Hardcover im Rahmen.
Inhaltlich ist dies kein typisches Trading-Buch. Der Autor inszeniert sich nicht selbst als Guru und macht auch keine abschätzigen Bemerkungen über selbsternannte Finanzexperten. Stattdessen liegt sein Fokus ganz auf den mentalen Herausforderungen, denen alle aktiven Investoren unterliegen. Ich würde seine Aussagen allerdings gar nicht auf Trader reduzieren. Denn obgleich ich selbst nicht aktiv handle, konnte auch ich einige wertvolle Gedanken mitnehmen.
Besonders interessant empfand ich seine Schilderungen über die positive Kraft der Emotionen und Gefühle am Kapitalmarkt.
Er schreibt vollkommen zu Recht, dass diese viel zu häufig und leichtfertig – auch von mir bisher – als negativ abgetan werden. Dabei können sie eben auch das Gegenteil bewirken:
„Da derart im Fokus steht, wie Emotionen Ihren Börsenerfolg beeinträchtigen, ist die Versuchung groß, sie pauschal als schädlich abzutun. Dabei sind sie die entscheidende Voraussetzung dafür, dass Sie zur Höchstform auflaufen können. Sie sind eine wesentliche Kraftquelle für Ihren Erfolg. So betrachtet sind Emotionen weder gut noch schlecht.
Selbst Gefühle, die in aller Regel als negativ bewertet werden, sind das nicht immer, Wut kann zum Beispiel eine enorme Energiequelle sein. Michael Jordan ließ sich von Wut motivieren: Weil er aus seiner Schulmannschaft geflogen war, stieg er am Ende zum größten Basketballspieler aller Zeiten auf. Manche Trader erreichen nur dann ihre Bestform, wenn sie richtig sauer sind, andere, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen und der Druck hoch ist. Emotionen von Haus aus als etwas Schlechtes zu betrachten, ist wenig zielführend – und die Ergebnisse belegen das Gegenteil.“
Jared Tendler
Meiner Einschätzung nach versucht der Autor bewusst, keine Luftschlösser zu konstruieren.
Vielmehr akzeptiert er die menschliche Natur. Er bietet sogar konkrete Ansätze, sie für sich zu nutzen, statt sie auf Biegen und Brechen zu unterdrücken.
Insgesamt bietet The Mental Game of Trading* einen interessanten und besonders praxisorientierten Ansatz zur Bewältigung der psychologischen Herausforderungen des Tradings. Es hat mich damit offen gestanden positiv überrascht. Das Buch kann definitiv dabei helfen, das eigene mentale Spiel zu verbessern und damit letzten Endes auch die eigene Handelsleistung zu steigern. Auch wenn ich bis heute immer noch keine überzeugte Freundin des aktiven Handels bin.
Fünf Key Learnings aus THE MENTAL GAME OF TRADING von Jared Tendler:
- Emotionen sind keine Gegner, sondern Wegweiser
Gefühle wie Angst, Gier oder Frustration sollten nicht unterdrückt, sondern analysiert werden. Sie sind Hinweise auf tieferliegende Denk- oder Verhaltensmuster, die identifiziert und verändert werden können.
- Mentale Stärke entsteht durch systematisches Vorgehen
Ein klar strukturierter Ansatz ist notwendig, um psychologische Probleme im Trading nachhaltig zu lösen. Spontane Tricks oder oberflächliche Methoden greifen meist zu kurz.
- Fehler haben Ursachen, keine bloßen Symptome
Trading-Fehler beruhen selten auf situativen Gefühlsausbrüchen allein. Vielmehr liegen ihnen ungelöste mentale Muster zugrunde, die bewusst gemacht und gezielt bearbeitet werden müssen.
- Emotionale Stabilität ist eine Trainingssache
Hervorragende Trader agieren nicht automatisch emotionslos, sondern verfügen über Strategien, um ihre Emotionen produktiv zu nutzen. Mit gezieltem Training lässt sich diese Fähigkeit systematisch entwickeln.
- Persönliches Wachstum steigert auch den Börsenerfolg
Je besser man sich selbst versteht, desto präziser und souveräner wird das eigene Verhalten am Markt. Psychologische Selbsterkenntnis ist daher ein unterschätzter Erfolgsfaktor im Trading.
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