WARUM DIE GIRAFFE NICHT IN OHNMACHT FÄLLT von Katherine Rundell ist eine Hommage an das Staunen; zwischen Kuriositäten und Klartext.
Mindset & Persönlichkeitsentwicklung

Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt

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★★★☆☆

WARUM DIE GIRAFFE NICHT IN OHNMACHT FÄLLT von Katherine Rundell* ist eine Hommage an das Staunen; zwischen Kuriositäten und Klartext. Das Buch versammelt insgesamt 22 Porträts ganz unterschiedlicher Tierarten, die alle auf ihre Weise bedroht sind. Die Autorin, vielfach ausgezeichnet und bekannt für ihr erzählerisches Gespür, verbindet biologische Fakten mit historischen Anekdoten, kulturellen Referenzen und mitunter überraschenden Einsichten. Dabei gelingt ihr ein Perspektivwechsel, der ihre Leser dazu einlädt, das Tierreich nicht nur zu bewundern, sondern als Spiegel der menschlichen Fantasie und Irrtümer zu begreifen. / Anzeige

Zwischen Wissen und Wunder

Die Kapitel sind jeweils einer Tierart gewidmet. Von der Giraffe über den Wombat bis hin zum Mauersegler entfaltet sich ein Panorama der Artenvielfalt, das weit über zoologisches Interesse hinausgeht. Bereits die Einleitung gibt den Ton vor: Sie kombiniert mitunter verblüffende Fakten mit einem philosophischen Blick auf das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Geschichten aus Mythologie, Literatur und Wissenschaft verschränken sich mit biologischen Details zu einem mosaikartigen Gesamtbild.

Thematische Schwerpunkte: Irrtum, Faszination und Verantwortung

Katherine Rundell zeigt, wie tief menschliche Irrtümer über Tiere in unsere Kulturgeschichte tief eingewoben sind. Die Überzeugung, Bären würden ihre Jungen in Form lecken oder Strauße könnten Eisen verdauen, verdeutlicht nicht nur die Grenzen des Wissens, sondern auch die kreative Kraft des Aberglaubens. Dabei wird deutlich: Der Wunsch, Tiere zu verstehen, entspringt oft einer Mischung aus Faszination, Nutzungsinteresse und romantischer Projektion.

Viele Kapitel verknüpfen historische Fehlannahmen mit aktuellen Bedrohungsszenarien. So schildert Katherine Rundell etwa die massive Gefährdung der Giraffe, deren Schönheit zum Verhängnis wurde. Der Rückgang der Bestände um 40 Prozent in drei Jahrzehnten macht klar, wie eng Bewunderung und Ausbeutung beieinanderliegen.

Stilistische Besonderheiten: Dichte, Vielfalt, Präzision

Katherine Rundell verdichtet Informationen, ohne sie zu überfrachten. Sie präsentiert ihre Tierporträts nicht in lexikalischer Nüchternheit, sondern mit erzählerischem Rhythmus und hohem narrativen Reiz. Viele Passagen basieren auf historischen Quellen, Reiseberichten oder Kuriositätenkabinetten – was ihren Lesern ein kaleidoskopisches Leseerlebnis ermöglicht. Dabei vermeidet sie belehrenden Ton und setzt stattdessen auf Einladung zur Neugier.

Fallbeispiele: Der Wombat, die Giraffe, der Mauersegler

Das Kapitel über den Wombat zeigt exemplarisch den Spagat zwischen Humor und Ernst. Leser begegnen nicht nur Rossettis zahmer Wombatleidenschaft, sondern auch der Geschichte systematischer Verfolgung in Australien. Der Wombat wird hier zur Projektionsfläche menschlicher Sehnsüchte, aber auch zum Mahnmal ökologischer Verantwortung.

Die Giraffe, Titelgeberin des Buches, dient Katherine Rundell als Beispiel für den absurden Reichtum der Natur – und ihrer Fehlinterpretation durch Menschen. Zwischen antiken Mythen und moderner Jagd entfaltet sich eine Geschichte, die ebenso unterhaltsam wie alarmierend ist.

Der Mauersegler wiederum fasziniert durch seine Fähigkeit, im Flug zu schlafen, sich in Wolken zu waschen und monatelang nicht zu landen. Ein Tier, das physikalische Grenzen scheinbar mühelos überschreitet, wird hier zum Symbol für eine Welt, die sich dem menschlichen Verständnis entzieht.

Für neugierige Köpfe mit Sinn für das Staunenswerte

Katherine Rundell richtet sich mit diesem Buch an Leser, die biologisches Wissen schätzen, aber auch Geschichten und kulturelle Kontexte lieben. Wer sich für das Zusammenspiel von Natur, Literatur und Anthropologie interessiert, findet hier einen reichhaltigen Fundus. Die Texte sind auch für ein jüngeres Publikum geeignet, das sich von ungewöhnlichen Perspektiven und originellen Details begeistern lässt.

„Solche Dinge – ewiger Flug, sich selbst reanimierende Herzen, ungeborene Babys, die einen Namen lernen – klingen wie Märchen, die wir Kindern erzählen. Tatsächlich aber ist die Realität so verblüffend, dass unsere Fähigkeit zu staunen, so groß sie auch sein mag, gerade eben den Rand der Wahrheit streift.“
Katherine Rundell

An dieser Stelle ein paar Worte zur Autorin:

Katherine Rundell wurde 1987 in Kent geboren und zählt heute zu den erfolgreichsten britischen Schriftstellerinnen ihrer Generation. Sie ist Fellow am renommierten All Souls College der Universität Oxford und verbindet akademische Exzellenz mit literarischer Vielseitigkeit. Ihre vielfach preisgekrönten Kinder- und Jugendbücher wurden in über dreißig Sprachen übersetzt und begeistern Leserinnen und Leser weltweit durch ihren Einfallsreichtum, ihre sprachliche Präzision und ihre erzählerische Tiefe.

Auch mit ihren Sachbüchern überzeugt Katherine Rundell ein breites Publikum. Ihre Werke stehen regelmäßig auf internationalen Bestsellerlisten. Für ihre literarischen Essays und erzählenden Sachtexte wurde sie unter anderem mit dem Baillie Gifford Prize und dem British Book Award ausgezeichnet. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit schreibt sie regelmäßig Beiträge für bedeutende Publikationen wie die London Review of Books, das Times Literary Supplement und die New York Times.

Die deutsche Übersetzung ihrer Werke übernimmt Tobias Rothenbücher. Ihre Bücher erscheinen in aufwändig gestalteten Ausgaben, oft ergänzt durch farbige Illustrationen – etwa von der Künstlerin Talya Baldwin, die mit detailreicher Bildsprache den besonderen Ton von Katherine Rundells Texten unterstreicht. Katherine Rundell verbindet in ihrer Arbeit Forschung, Fabulierlust und kulturelle Reflexion.

„Die Erde ist so herrlich und voller unwahrscheinlicher Wunder: Die Giraffe, seltsamer als der Greif, höher als ein Haus, macht uns das unvergleichliche Geschenk, der lebende Beweis dafür zu sein.“
Katherine Rundell – Die Giraffe

Bereits das Cover von Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt* ist ein echter Blickfang aus meiner Sicht.

Die gezeichnete Giraffe, die goldgeprägte Schrift und das hochwertige Hardcover machen das Buch zu einem Schmuckstück. Hier hat der Diogenes Verlag gestalterisch hervorragende Arbeit geleistet.

Kein Wunder also, dass dieses Buch mit mir nach Tansania reisen durfte. Es hätte schlichtweg nicht besser passen können. Auch im Inneren überzeugt es durch liebevoll gesetzte Details. Die farbigen Illustrationen von Talya Baldwin fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein und bereichern jedes Kapitel.

Inhaltlich widmet sich das Buch 22 verschiedenen Tierarten, jeweils in kurzen, abgeschlossenen Abschnitten. Katherine Rundell erzählt Erstaunliches, Kurioses und Berührendes über Tiere von Wombat bis Narwal. Dabei entstehen anekdotische Lehrkapitel, die sich gut nebenbei lesen lassen. Diese Texte sind vielleicht keine Weltliteratur, aber sie bieten interessante Einblicke für alle Tierinteressierten.

Sprachlich bleibt das Buch aus meiner Sicht aber eher schlicht.

Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt oder mir der Stil der Autorin an sich nicht so sehr zusagt. Die Kapitel sind unterhaltsam, gelegentlich witzig, aber nicht besonders tiefgründig. Gerade durch die Kürze lassen sich viele Texte beinahe in einem Atemzug lesen. Ein klarer Vorteil: Man kann mit jedem beliebigen Kapitel beginnen – sie stehen jeweils für sich.

Ob das Buch für passionierte Tierliebhaber nicht etwas zu leichtgewichtig wirkt, bleibt Geschmackssache. Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt* ist ein ästhetisch herausragendes, aber inhaltlich eher beiläufiges Werk. Die Zielgruppe liegt wohl zwischen „Ich suche eine schöne Lektüre“ und „Das passt perfekt ins Bücherregal“.

Mir persönlich hat es gut gefallen – optisch ist es ein Highlight, inhaltlich jedoch solide, aber nicht überragend.

„Dieses Buch übernimmt die Rolle eines Zirkusdirektors mit Zylinder, Peitsche und angemaltem Schnurrbart. Er selbst ist nicht sonderlich bemerkenswert, aber seine Aufgabe besteht darin, uns das Bemerkenswerte zu zeigen und zu sagen: Liebe Freunde, schaut, was es hier zu sehen gibt – schaut hin! Findet ihr nicht auch, es verdient Staunen und Liebe?“
Katherine Rundell

Fazit: Ein Buch voller Erkenntnisse, Irrtümer und Wunder

Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt* von Katherine Rundell ist mehr als ein Sachbuch. Es ist ein Kompendium der Kuriositäten, ein Plädoyer für Biodiversität und ein Spiegel menschlicher Vorstellungskraft. Ihre Leser erhalten keine systematische Enzyklopädie, sondern eine Einladung zum Staunen – über das Tierreich und über sich selbst.

Fünf Key Learnings aus Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt von Katherine Rundell:

1.       Die Natur ist voller Wunder, die unsere Vorstellungskraft übertreffen.

Von fliegenden Mauerseglern, die im Schlaf die Richtung halten, bis zu Narwalen, die mit ihren Stoßzähnen Wasser „lesen“ – Tiere zeigen Fähigkeiten, die wie Fiktion erscheinen. Doch gerade in ihrer biologischen Realität liegt die größte Magie.

2.       Menschliche Irrtümer prägen unser Bild der Tierwelt bis heute.

Viele überlieferte Annahmen – wie selbstkastrierende Biber oder eisenfressende Strauße – zeigen, wie lange Aberglaube Wissen überlagern kann. Diese Irrtümer spiegeln oft mehr über uns selbst als über die Tiere wider.

3.       Schönheit kann für Tiere zur Gefahr werden.

Die Giraffe wurde in der Geschichte gefeiert, stilisiert und ausgestellt – doch ihre Ästhetik macht sie auch zu einem begehrten Jagdziel. Bewunderung und Ausbeutung liegen oft beunruhigend nah beieinander.

4.       Tiere sind Projektionsflächen menschlicher Wünsche, Mythen und Ängste.

Ob Adornos Wunsch nach einem Wombat oder Narwäle als „Einhörner des Meeres“ – unsere Fantasie verleiht Tieren symbolische Bedeutungen. Doch diese Zuschreibungen helfen selten, ihr Überleben zu sichern.

5.       Staunen ist keine Nebensache – es ist ein Akt der Verantwortung.

Wer sich wundern kann, schaut genauer hin. Das Buch plädiert dafür, Tiere nicht nur als biologische Objekte zu sehen, sondern als Mitgeschöpfe, die Respekt, Schutz und Aufmerksamkeit verdienen.

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