MINIMAL UND DIGITAL von Holger P. Sachse* ist eine inspirierende Erzählung über den persönlichen Lebenswandel des Autors. Gleichzeitig ist es ein Leitfaden für all jene, die nach mehr Freiheit, Selbstbestimmung und Nachhaltigkeit streben. Geschickt kombiniert der Autor die Prinzipien des Minimalismus mit den Chancen der Digitalisierung. Damit propagiert er einen Lebensstil, der weniger Konsum und Arbeit, dafür mehr Zeit für die wesentlichen Dinge im Leben ermöglicht. / Anzeige
Inhaltlich startet das Buch mit einem persönlichen Prolog.
Der Autor hält an seinem 30. Geburtstag inne und gewinnt eine tiefgreifende Erkenntnis über die begrenzte Zeit im Leben. Dieser Moment markiert den Startpunkt einer radikalen Veränderung seiner Lebensweise. Bei mir kam dieser Punkt glücklicherweise sogar noch früher im Leben und ich wünsche ihn jedem Menschen. Die Erkenntnis, dass unsere Lebenszeit nicht nur begrenzt, sondern dadurch auch unfassbar kostbar ist, ist lebensverändernd. Erst recht in Kombination mit einer kritischen Reflexion, ob man gerade eigentlich „auf dem richtigen Weg“ ist.
Auch Holger P. Sachse reflektierte über seine bisherige Karriere in der Finanzbranche und stellte fest:
Sie machte ihn nicht nachhaltig glücklich. Diese Erkenntnis führte ihn dazu, seinen Lebensstil grundlegend zu überdenken und letztendlich zu ändern. Durchaus ein sehr mutiger Schritt. Denn man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass es leicht sei, das eigene Leben umzukrempeln. Weder das direkte Umfeld noch die breite Masse da draußen wird hinter einem stehen. Ein Neuanfang ist immer schwer und die allermeisten betrachten Veränderungen erst einmal negativ, bevor sie Chancen erkennen. Der „sichere und gut bezahlte Job in einem großen Unternehmen“ ist für viele immer noch ein Idealbild. Genauso wie Kinder, Haustiere und das Eigenheim vor dem 30. Lebensjahr.
Sehr gerne würde ich behaupten, dass ich hier nicht aus eigenen Erfahrungen berichte, aber das wäre gelogen.Eben deswegen verstehe ich den Autor und seine Beweggründe sehr gut und konnte mich in seine Geschichte hineinversetzen.
Der Kern seiner Philosophie liegt in der Reduktion auf das Wesentliche (Minimalismus) und der Nutzung digitaler Möglichkeiten.
Ziel ist das Schaffen einer orts- und zeitunabhängigen Lebensweise. Digitale Nomaden werden diese Personen heutzutage oft genannt. Vom Strand in Bali, Mexiko oder sonst wo in der Welt verdienen sie vielleicht nicht mehr ganz so viel wie damals am Schreibtisch in Deutschland. Dafür können sie aber ein ganz anderes Niveau von Freiheit genießen und die Welt erkunden.
Holger P. Sachse teilt in seinem Buch seine ganz eigenen Erfahrungen und Erfolge auf diesem spannenden Weg. Angefangen von der Kündigung seines Jobs bis hin zu selbstständiger Tätigkeit, Reisen und konstanter persönlicher Weiterentwicklung. Dabei betont er immer wieder: Grundsätzlich hat jeder die Chance, diesen Weg einzuschlagen, unterstützt durch moderne Technologien und ein bewusstes, ressourcenschonendes Leben. Eine These, bei der wohl im ersten Moment bei vielen Menschen die Ausreden-Alarmglocke zu schrillen beginnt.
Dem Autor gelingt es, durch persönliche Geschichten und praktische Ratschläge zu inspirieren.
Er präsentiert einen klaren und gut strukturierten Leitfaden. Darin zeigt er, wie man durch Minimalismus und Digitalisierung nicht nur seinen Lebensstil, sondern auch seine Lebensqualität nachhaltig verbessern kann. Seine Botschaft ist dabei mehr als zugänglich und motivierend, ohne unrealistische Erwartungen zu wecken. Er betont, dass der Weg zum minimalistischen, digitalen Lebensstil individuell angepasst werden sollte, um authentisch und erfüllend zu sein. Aber das sollte im Grunde ohnehin selbstverständlich sein.
Nebenbei philosophiert er aber auch über wichtige gesellschaftliche Trends wie den Wandel des Arbeitsmarktes und Umweltprobleme. Gleichzeitig bietet er praktische Lösungen an, wie zumindest Einzelne aktiv zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beitragen können.
„Wir schreiben den 29. Juli 2016 und ich sitze in meinem Büro – wie an jedem gewöhnlichen Freitag. Der Papierstapel auf meinem Schreibtisch ist wieder ganz schön hoch und es muss noch einiges heute fertig werden. Naja, zumindest war der Start in den Tag ausnahmsweise einmal entspannt, denn ich musste nicht gleich am Morgen im Stau stehen. Der Vorteil des Freitags, an dem morgens scheinbar deutlich weniger Menschen unterwegs sind.
Meine Arbeit erledige ich heute unüblicherweise so, als hätte ich den Autopiloten eingeschaltet. Ohne mir viele Gedanken zu machen und mit einem klaren Ziel vor Augen erledige ich alles, was ich mir vorgenommen habe, und kann pünktlich in den Feierabend starten. Geschafft. Ich denke mir nur: TGIF – Thank God It’s Friday. Doch dieses Mal ist es mehr als nur ein normales Wochenende. Am morgigen Samstag ist nämlich mein 30. Geburtstag – eine echte Schall-mauer, bei der man schon einmal ins Nachdenken kommen kann.“
Holger P. Sachse
An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:
Holger P. Sachse ist ein überzeugter Minimalist und digitaler Nomade. In jungen Jahren hat er seine Leidenschaft für Freiheit und neue Erlebnisse entdeckt und nie wieder losgelassen. Nach seinem Studium arbeitete er mehrere Jahre in der Finanzdienstleistungsbranche. Dort fühlte er sich jedoch zunehmend im Hamsterrad gefangen und vermisste Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.
Der Drang nach Veränderung führte ihn schließlich in die berufliche Online-Selbstständigkeit.
Als „Dein Virtueller CFO“ unterstützt er Start-ups und Jungunternehmen im Bereich Controlling und Finanzplanung. Diese Tätigkeit ermöglicht ihm ein ortsunabhängiges und freies Arbeiten, perfekt im Einklang mit seinem minimalistischen Lebensstil.
„Bis zu meinem 30. Lebensjahr verlief mein Leben unspektakulär, gemessen an den Maßstäben unserer Gesellschaft jedoch erfolgreich. Ich machte mein Abitur, studierte und begann anschließend in meinem Fachbereich, der Finanzbranche, zu arbeiten. Der berufliche Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, ich wurde befördert und schien die allgemeinen Erwartungen an ein erfolgreiches Berufsleben zu erfüllen. Alles wunderbar also? Ganz so einfach war es nicht. Ich bekam erste Zweifel, ob dieser Lebensentwurf mich auf Dauer glücklich machen und mir ein erfülltes Leben ermöglichen würde. Wollte ich wirklich die nächsten 40 Jahre in einem Büro verbringen und hoffen, zu Rentenbeginn noch gesund zu sein? Ich nahm mir die Zeit, um tief in mich hineinzuhören und nach meiner wahren Bestimmung zu suchen.
Ich entschied, meine Situation zu verändern, und setzte damit eine Kette von Ereignissen in Gang, die mich, vier Jahre später, noch immer ins Staunen versetzt. Ich kündigte meinen Job, bereiste ferne Länder, machte mich selbstständig, lernte eine neue Sprache, traf ungewöhnliche Menschen, fand neue Freunde und das Wichtigste: Ich wurde frei und konnte von nun an nach meinen eigenen Regeln leben. Rückblickend war dieser Schritt aus dem Hamsterrad gar nicht so schwer, sofern man ein paar grundlegende Dinge beachtet und auf seine eigenen Stärken vertraut. Der Schlüssel ist für mich die geschickte Kombination aus einer digitalen Selbstständigkeit und einem auf das Essenzielle beschränkten Lebenswandel.“
Holger P. Sachse
Auf den ersten Blick kommt das Buch zunächst einmal im eher schmucklosen Design daher.
Stock-Fotos und einfachste Schriftarten zieren Cover und Backcover. Da hätte man aus meiner Sicht doch noch deutlich mehr rausholen können.
Die Qualität der Bindung ist leider typisch für Amazon-Self-Publishing und somit nicht sonderlich hochwertig oder leserfreundlich. Das Druckbild im Inneren ist allerdings in Ordnung, wenn auch nicht unbedingt positiv hervorzuheben.
Der erste Eindruck war damit nicht besonders gut. Inhaltlich konnte das Buch dagegen von Beginn an überzeugen. Der Autor hat einen wunderbar einfachen, lebhaften und dennoch mitunter auch tiefgreifenden Schreibstil. Seine Fragen und Analysen stoßen sicherlich den einen oder anderen Leser erst einmal vor den Kopf. Sie sind aber schonungslos ehrlich und schlichtweg analytisch. Er legt den Finger in die Wunde und spricht Dinge an, die an fast schon einbetonierten Glaubenssätzen rütteln. Damit regt er zum Nachdenken an – auch innerhalb der Bubble, an die sich dieses Buch richtet. So fand ich vor allem seine kritische Auseinandersetzung mit dem Frugalismus interessant. Ich kann ihm da nur ausnahmslos zustimmen, dass der überzogene Fokus auf die Zukunft auch nicht meinem Lebensideal entspricht. Deshalb konnte ich dem Frugalismus auch noch nie sonderlich viel abgewinnen.
Vor allem Karriereristen und Konsummenschen werden sich durch dieses Buch sicherlich herausgefordert sehen.
Allerdings werden davon wohl auch die wenigsten zugreifen und sich mit den Inhalten auseinandersetzen. Mehr Hoffnung habe ich da bei der mitlaufenden Masse, die aus Angst, Unkenntnis oder sonstigen Gründen im Hamsterrad gefangen sind. Womöglich mag dieses Hamsterrad ein sehr gut bezahlter Konzernjob sein und damit in einem goldenen Käfig stehen und toll klingen. Aber einer schonungslosen Bestandsaufnahme wird es wohl nur in den seltensten Fällen standhalten. So oder so bin ich überzeugt, dass es nicht schadet, sich mit den hier aufgeworfenen Fragen auseinanderzusetzen.
„Diese Lebenseinstellung spiegelt sich vor allem in dem großartigen Zitat von Hermann Scherer wider: ‚Es gilt, glücklich zu sein statt glücklich zu werden. Je länger wir auf die Zukunft warten, desto kürzer ist sie.‘“
Holger P. Sachse
Sein alternativer Lebensstil könnte manche inspirieren, keine Zeit mehr mit einem Job zu verschwenden, den man eigentlich gar nicht mag.
Trotzdem wird er ausgeführt, um ein gesellschaftliches Ideal zu erfüllen, das einem im Grunde nichts bedeutet. Zu groß ist die Angst, den eigenen Lebensstandard sonst nicht mehr halten zu können. Dabei besteht auch dieser vor allem aus Anschaffungen und Besitztümern, die von der Gesellschaft aufdiktiert wurden. Man kennt sie, all die Dinge, die man in einem gewissen Alter getan oder gekauft haben „muss“.
„Ein Tag in Limone, der mir für immer in Erinnerung bleibt, und ein anderer Tag im Büro, der als einer unter vielen schnell wieder in Vergessenheit gerät. Es führt mir vor Augen, was man an nur einem einzigen Tag alles erleben kann und wie wertvoll die eigene Lebenszeit ist. Ich fange an zu rechnen. Statistisch gesehen lebt man nicht einmal 30.000 Tage und ich habe, obwohl ich noch jung bin, bereits mehr als 10.000 Tage ‚verbraucht‘. Mir wird schlagartig klar: Auch wenn ich morgen früh wieder im Büro sitzen werde, kann es so auf Dauer nicht weitergehen.“
Holger P. Sachse
Am Ende ist es wohl weniger ein Buch über die Arbeit als vielmehr ein Buch über das Leben und das Glück.
Holger P. Sachse regt dazu an, Antworten auf die richtigen Fragen zu finden und das Große und Ganze zu erkennen. Dazu bietet er ganz einfache To-do-Listen und Anleitungen, um die ersten Schritte zu machen und in Bewegung zu kommen. Das gefällt mir sehr gut und lässt mich über all die optischen Mängel hinwegsehen.
Minimal und Digital* ist mehr als ein Buch über Lebensstil-Veränderungen. Es ist ein Aufruf zur Selbstreflexion und zur bewussten Gestaltung des eigenen Lebens im Zeitalter der Digitalisierung. Holger P. Sachse erzählt nicht nur eine inspirierende Geschichte seiner persönlichen Transformation. Sondern er bietet auch wertvolle Einsichten und Anleitungen für alle, die nach mehr Freiheit, Selbstbestimmung und Nachhaltigkeit suchen. Sein Buch eignet sich vor allem für diejenigen, die den ersten Schritt in Richtung eines erfüllteren Lebens wagen wollen.
„Mit der Zeit merkte ich jedoch immer mehr, dass ein Nine-to-five-Job, wie fast alles im Leben, ein Kompromiss ist. Wir verdienen relativ viel Geld (vergessen wir allerdings nicht die oft horrenden Steuern und Abgaben, wie es beispielsweise in Deutschland der Fall ist), haben dafür aber wenig Freizeit. Ein Tausch also von Zeit gegen Geld.“
Holger P. Sachse
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