GLÜCKSRITTER von Christoph Diehl* ist eines der vielen Finanzbücher für Einsteiger:innen, die Wissen vermitteln und Orientierung geben wollen. Insbesondere hinsichtlich eines entspannten Vermögensaufbaus, ohne den eigenen Ängsten zu erliegen. Gerade in Zeiten von steigender Inflation, aber auch seit Anbeginn der Negativzinsen, gibt es allerdings immer mehr solcher Bücher. / Anzeige
Positiv hervorzuheben ist, dass dieses Buch sich nicht in die Sparte der „werde reich über Nacht“-Bücher einreiht. Dennoch fehlen mir von Beginn an die wissenschaftlich fundierten Tipps und Ratschläge. All das Wissen in diesem Buch beruht auf Annahmen und Erfahrungen des Autors und wird genauso belegt oder eben auch nicht belegt. Er schreibt in der Regel zwar dazu, dass es um seine Wahrnehmung geht, und dass er uns gewisse Dinge aus seiner Historie heraus ans Herz legen möchte. Offengestanden erwarte ich von einem guten Finanzbuch aber mehr Objektivität, belegbare Fakten und verlässliche Quellen. Es geht hier nun einmal um Geld und einige der wichtigsten Entscheidungen unseres Lebens.
Ein Beispiel dafür ist die Thematik der selbstgenutzten Immobilie oder des Investments in vermietete Objekte.
Beides sind Themen, die nicht mal eben auf ein paar Seiten abzuarbeiten sind, ohne jegliche Quellangaben und weiterführende Informationen. Dennoch werden sie hier aus einer subjektiv-narrativen Perspektive vorgetragen. Das macht das Buch noch lange nicht zu einem schlechten Buch, aber eben auch nicht zu einem guten.
Besonders kritisch muss ich mal wieder bei der Formatierung und dem Layout dieses Buches werden. Obgleich das Cover selbstverständlich Geschmackssache ist, sollten in einem Sachbuch für meine Vorstellung keine Smileys im Fließtext verwendet werden. Laut Autor sind diese in einer neuen Auflage nun auch verschwunden, in meiner waren sie aber noch enthalten und haben mich definitiv verwirrt. Noch unstrittiger sind aber einige Infokästchen im Buch, bei denen der Fließtext ein paar Zeilen über den eigentlich dafür vorgesehenen Kasten hinausragt.
Das sind für mich unnötige Flüchtigkeitsfehler, die vor allem in einem Buch, das wohl schon mehrfach gelesen wurde, nicht mehr auftauchen sollten. Insgesamt macht das Layout im Inneren mal wieder einen typischen Self-Publishing Eindruck. Manchmal finden wir Blocksatz wieder, manchmal wird linksbündig geschrieben, die Schriftgröße ist leicht über der Norm, die Abstände zu den Seiten wiederum ungleichmäßig. Es wird wenig mit Hervorhebungen, Grafiken, Skizzen, Bildern oder dergleichen gearbeitet. Die Übergänge zwischen den einzelnen Kapiteln sind schmucklos und ein Glossar oder Literaturverzeichnis lassen sich ebenfalls nicht finden.
Inhaltlich ist das Buch dabei zudem nicht optimal strukturiert. So wirken die Übergänge zwischen den Kapiteln stark abgehackt und es lässt sich kein wirklich roter Faden im Buch erkennen.
Die generellen Aussagen sind allerdings nicht verkehrt. Das Werk erläutert viele finanzielle Fragestellungen korrekt und ansprechend. Aber am Ende kann ich diesem Buch beim besten Willen keine bessere Bewertung als 2 von 5 Sternen und damit ein „solide“ geben.
Die Konkurrenz hinsichtlich des inhaltlichen Anspruchs, der Zielgruppe und -setzung ist schlichtweg zu groß und zu gut. Es tummeln sich wahrscheinlich in keinem Segment der Finanzliteratur mehr Bücher. Die Spanne von wirklich guten bis wirklich schlechten Büchern ist hier ebenfalls enorm, obgleich dieses Buch nicht zu den schlechtesten, aber auch lange nicht zu den guten Büchern gehört.
„Dieses Buch soll Ihrem Glück etwas auf die Sprünge helfen, Sie vor Kapitalverlust im Sinne von Geldentwertung bewahren und Ihr Kapital sogar noch deutlich mehren. Geld auf Ihrem Girokonto, Tagesgeldkonto oder auf dem Sparbuch zu verwahren, ist der Weg des geringsten Widerstands und verspricht die höchste Sicherheit, aber führt nun mal auch zu Vermögensverlust. Hier sind etwas ritterlicher Mut gefragt und die richtigen ‚Waffen‘ (Werkzeuge), um sich an alternative Geldanlagen heranzuwagen. Manchmal ist auch eine Rüstung erforderlich, an der Sie Kursschwankungen abprallen lassen können. Etwas Ritterlichkeit im Sinne ethisch-moralischen Handels ist ebenfalls wünschenswert und anzustreben.“
Christoph Diehl
Für mich leider nur ein solides Finanzbuch für Einsteiger:innen.
Das liegt an der Formatierung, aber eben auch an der Tatsache, dass viele Inhalte schlicht aus dem Bauch heraus verfasst wurden und eher wenig wissenschaftlich belegt werden. Sowas empfinde ich persönlich als gefährlich für Einsteiger:innen, vor allem wenn dieses Buch ihr einziges im Finanzbereich bleiben sollte.