REICH MIT NFTs von Mike Hager* ist das erste wirklich gute Buch, das ich bisher über Non-Fungible Tokens lesen durfte. Es enthält im Grunde alles, was man über diese neue Assetklasse wissen muss und paart es mit dem Humor des Autors, den ich bereits aus seinem ersten Buch kannte. NFTs sind digitale Unikate, die auf einer Blockchain im Netz gespeichert werden und im Bereich Bild, Musik und Video gerade die Kunstwelt auf den Kopf stellen. Mike Hager selbst hatte ziemliches Glück mit seinen Spekulationen auf NFTs und verdiente damit in kurzer Zeit ein Vermögen. Damit hat er wohl exakt das geschafft, was sich so viele Menschen wünschen würden. / Anzeige
Genau das ist auch schon mein größter Kritikpunkt: Es wird nicht ausgiebig genug darauf hingewiesen, welche Risiken hinter NFTs stecken. Meiner Meinung nach sind NFTs gar eine der spekulativsten Assetklassen überhaupt. Denn den Spekulationen steht nur ein fiktiver künstlerischer oder sensationeller Wert gegenüber. Hinzu kommt, dass sich die Branche erst noch finden muss.
Doch in Zeiten von FOMO und extrem viel flüssigem Kapital ist der Hype um NFTs in den letzten Monaten bereits unglaublich angestiegen. Wobei ich mich an sowas bekanntlich niemals beteilige. Ich trenne Spekulation und Investition streng voneinander und suche den Nervenkitzel lieber außerhalb der Börse und Geldanlage.
Wer sich aber ins Thema einarbeiten möchte, wer verstehen möchte, wie man prinzipiell technisch mit NFTs spekulieren kann, findet in diesem wirklich gut aufgearbeiteten Buch alles, was er:sie benötigt.
Darüber hinaus legt der Autor auch seine Entscheidungskriterien beim Kauf von NFTs offen. Dabei ist er aber nicht so vermessen zu behaupten, dass du exakt damit den Blueprint für schnelles Geld bekommst.
Natürlich kann man mit NFTs vermögend werden, aber wie auch am Kunstmarkt, ist das nur in den allerseltensten Fällen auch tatsächlich der Fall. Das durfte ich bereits in WIE SIE MIT PICASSO & CO. EIN VERMÖGEN AUFBAUEN von Franziska Ida Neumann* ausführlich nachlesen. Meine Rezension dazu findest du hier.
Dennoch sind NFTs mit dem Kunstmarkt vergleichbar. Die Überlegungen sind im Kern ähnliche. Sie transportieren, dass wir uns immer mehr in Richtung digitaler Parallelwelten entwickeln. In diesen kann der digitale Besitz ähnlich zur Schau gestellt werden wie in der realen Welt. Selbstverständlich kann ich die Mechanismen dahinter verstehen. Allerdings bin ich extrem davon abgeneigt, mich – aus welchem Grund auch immer – in eine digitale Parallelwelt zu begeben, statt in der Realität nach meinen Träumen zu streben.
Bereits Buddha wusste, dass der Weg das Ziel ist. Nicht der Besitz oder irgendetwas Vergleichbares, das man meint, in einer Parallelwelt schneller erreichen zu können.
Ich finde die Entwicklung erschreckend, weiß aber als kreativer Mensch natürlich auch die Vorzüge einer komplett grenzenlosen digitalen Welt zu schätzen. Keine Ahnung, wohin die Zukunft uns bringen mag. NFTs werden aber zum festen Bestandteil werden, in welcher Form auch immer.
Heute sind sie in vielen Bereichen vielleicht noch lediglich Sammlerstücke und Spekulationsobjekte. Doch sukzessive werden sie zu Lifestyle- und Luxusgütern in Parallelwelten werden.
Mike Hager hat sich selbst zum NFT-Papst im deutschsprachigen Raum ernannt und besetzt nun – nach viel eigener Recherche – dieses heiß diskutierte Thema.
Als früherer Spekulant im Krypto-Bereich fielen ihm Anfang 2021 NFTs als neue Spekulationsmöglichkeit in die Hand. Also stieg er in die Welt der geheimnisvollen NFTs ein und ist gekommen, um zu bleiben.
Dieses Buch kann für Neulinge der Wegweiser in und durch die NFT-Welt sein:
- Der Autor erklärt alle Grundbegriffe von der Blockchain bis hin zur Wallet, stellt Verkaufsplattformen und Kryptobörsen vor.
- Er erklärt, wie du Euro in Ether oder andere Kryptowährungen eintauschen kannst und wo du sie speicherst, um damit im Anschluss NFTs zu kaufen.
- Weiter gibt er einen Überblick über die derzeitigen Einsatzmöglichkeiten von NFTs, mit vielen Beispielen.
- Er weiht uns in die kryptische Geheimsprache der NFT-Community ein, in der häufig Sätze wie „Ifc, TF floor 200 ETH, LFG!“ fallen.
- Außerdem reicht er eine Liste von wichtigen Discord-Kanälen, Twitter-Accounts, Experten und Expertinnen sowie Künstler:innen der NFT-Welt.
- Und er gibt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für dein erstes Investment in NFTs.
Wir finden zwar an etlichen Stellen einen ausdrücklichen Disclaimer, dass der NFT-Markt viel zu sprunghaft, unbeständig und wechselhaft ist, um eine konkrete Anlageberatung vornehmen zu können. Trotzdem fehlt mir die oben beschriebene klare Abgrenzung.
Was wir bekommen, sind Übersichten und Werkzeuge. Entscheiden und handeln müssen die Leser:innen am Ende selbst.
Für mich ist alles wirklich gut erklärt und bietet vor allem Einsteiger:innen eine gute Absprungbasis. Bitte habt aber auf dem Schirm, dass ein Investment in NFTs pure Spekulation ist. Das gilt nicht nur für die Werte an sich, sondern auch für den kompletten Markt, der sich erst noch finden muss und aktuell sehr stark in der Medienwelt präsent ist. In der Regel ist exakt das kein guter Moment, um im großen Stile aufzuspringen. Denn genau in solchen Momenten beginnt die Irrationalität.
Es ist zwar müßig es zu betonen, aber man sollte – wenn man schon spekulieren möchte – antizyklisch aktiv sein. Gemeinsam mit allen anderen am großen „Ausverkauf“ teilzunehmen, kann vielleicht zu einigen wenigen Glücksgriffen führen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber ziemlich gering und das Risiko dabei sehr hoch.
Der Markt ist sicher super spannend und bietet Nervenkitzel. Natürlich kann man, wie der Autor, damit in kurzer Zeit ziemlich reich werden. Man kann aber auch mächtig auf die Nase fliegen.
Wer davon einen Vorgeschmack haben möchte, sollte mal einen Abstecher auf den Kunstmarkt machen und sich mit Franziska Ida Neumann unterhalten.
Schließlich musst du entscheiden, was deiner Meinung nach auf diesem digitalen Markt irgendwann für andere mehr „wert“ sein könnte als den heutigen Kaufpreis. Das Wort „wert“ habe ich hier nicht ohne Grund in Anführungsstriche gesetzt. Denn wie auch bei physischer Kunst ist bei digitaler Kunst der Wert fragwürdig – wahrscheinlich ist er sogar bei NFTs noch deutlich fragwürdiger als bei physischer Kunst. Wenn man sich nur einmal die Bored Apes anschaut, erschließt sich wohl nur wenigen, weshalb man dafür solch enorme Summen hinlegen sollte.
Selbst, wenn sie „selten“ sind, stellt das für mich immer noch keinen Grund dar, dafür auch nur einen Cent auszugeben. Letztlich ist das wohl der skurrilen Zusammenkunft von zu viel Geld, zu viel Langeweile und der Spekulationslust einiger Menschen geschuldet.