Eine Biografie über häusliche Gewalt, kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Leben eines Gastarbeiterkindes aus der Türkei. Buchtipp
Mindset & Persönlichkeitsentwicklung

Die Schule des Lebens

by
★★★★☆

DIE SCHULE DES LEBENS von Sacide Göpferich* ist die wundervolle Biografie einer Frau von nebenan, die aus ihrem bewegten Leben berichtet. Es sind nicht immer nur die großen Namen dieser Welt, die spannende, traurige und freudige Dinge erleben und es wert sind, erzählt zu werden. Sie sind nicht die einzigen, aus deren Leben wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen können – im Gegenteil. / Anzeige

Sacide Göpferich berichtet uns aus ihrer Schule des Lebens und hat mich mit ihrer Lebensgeschichte das ein oder andere Mal tief bewegt. Aber auch mit ihrer Art und Weise zu berichten hat sie mich überrascht. Denn dieses Werk steckt voller Ehrlichkeit, voller Aufrichtigkeit und man spürt ihre Liebe zum Leben. Auf ihre lebensbejahende Art berichtet sie uns als türkisches Gastarbeiterkind von den Unterschieden und Gegensätzen, aber auch den Gemeinsamkeiten von Türk:innen, Deutschen, Christ:innen und Moslems. Sie hat sich über die Zeit dafür entschieden, nicht auf die Meinungen und Vorurteile anderer zu achten, sondern ihre eigenen Erfahrungen mit den Kulturen zu sammeln.

In Dankbarkeit spricht sie auch heute noch über Erlebnisse, die mich persönlich teilweise richtig wütend gemacht haben. Nur haben eben diese Geschichten sie und ihr Denken geprägt und so kann sie jeder noch so schlimmen Erfahrung am Ende doch etwas Gutes abgewinnen.

„Die Liebe ist und war schon immer sehr wichtig für mich. Meine Liebe zum Leben wurde mir nicht selbstverständlich in die Wiege gelegt. Aber ich habe mich immer wieder darum bemüht. Ich liebe das Leben, mit allem, was es beinhaltet.“
Sacide Göpferich

Es geht um ihre Kindheit, ihre Jugend, aber auch familiäre Geschichten, Frauenthemen, die Liebe zum Beruf, Trennungsschmerz, Machtspiele, Autorität, Vorurteile und Verrat.

An dieser Stelle muss ich allerdings eine Triggerwarnung aussprechen, denn einige Momente ihres Lebens könnten verstörend auf Leser:innen wirken. Vor allem in ihrer detailreichen Beschreibung könnte das bei einigen negative Erinnerungen hervorrufen. Wer entsprechend Probleme damit hat, von häuslicher Gewalt, Unterdrückung und Demütigung zu lesen, sollte das Buch besser nicht zur Hand nehmen.

„In den Situationen, in denen mir Mitglieder meiner Familie das Gefühl gaben, ich soll mir nichts auf mein Leben einbilden, es sei sowieso nicht so viel wert, weil ich ein Mädchen bin, da hätte ich niemals daran gedacht, dass gerade dieses Leben so viele wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse für mich bringen würde.“
Sacide Göpferich

Alle anderen erhalten ein von Grund auf ehrliches Buch über das Leben einer Frau, der wir gefühlt jeden Tag über den Weg laufen könnten, dessen Geschichte wir allerdings nur erahnen könnten.

Die berührenden Ausschnitte aus für sie prägenden Lebensphasen können Mut machen, auf die eigene Stimme zu hören, dem Lauf des Lebens zu vertrauen und voller Zuversicht durchs Leben zu schreiten.

Göpferich plädiert dafür, uns nicht länger auf unsere Kulturen, Geschlechter und Umstände zu reduzieren, sondern den inneren Wunsch nach Wachstum und Entfaltung anzuerkennen. Denn erst damit würde das Leben mit all seinen Herausforderungen zu einem großen Geschenk für uns alle.

„Die Liebe, die aus einer Schwärmerei entsteht, ist eine etwas andere Liebe als die Liebe, die auch manche Herausforderungen integrieren muss. Mein Leben hat mich nicht immer nur bedient mit leichter Kost, mit dem, was mich verzückt, mich auf Wolke sieben brachte oder zum Schwärmen. Das eine und andere, was mir geschah, war mir überhaupt nicht angenehm.

Ich kann heute freudig und glücklich dem Neuen und der Veränderung gegenüberstehen. Ich kann diejenige sein, die diesen Umzug selbst wollte, und ich kann gleichzeitig auch eine Traurigkeit, einen Abschieds Schmerz und eine Wehmut empfinden.

Früher habe ich abgespalten, was gut war oder war herausfordernd war. Es gab nur ein „entweder oder“ für mich.

Jetzt ist auch meine Art, das Leben zu lieben und somit auch mein eigenes Leben lieben zu können, eine Liebe, die wesentlich reifer und gefestigter ist als die Art und Weise, wie ich früher lieben konnte.“
Sacide Göpferich

Dieses Buch war für sie ein Herzenswunsch.

Sie wollte es unbedingt schreiben, um den Menschen zu beweisen, dass wir alle stets eine Wahl haben. Manchmal braucht es fast 40 Jahre, um das zu erkennen, wie bei der Autorin selbst. Aber das macht es eben noch wertvoller, diese Erkenntnis mit anderen zu teilen.

Sie wollte kein Buch schreiben, um ihre Geschichte zu Papier zu bringen. Vielmehr schreibt sie, dass sie von all diesen Geschichten berichtet, weil sie zu ihrem Leben gehören und Teil ihrer Biografie sind. Es geht ihr aber darum, dass wir dieses Buch lesen und uns davon inspiriert fühlen, indem wir von ihr und ihren Herausforderungen lesen und uns gegebenenfalls aufgrund ähnlicher Erfahrungen darin wiederfinden.

„Vielleicht hast du auch Eltern gehabt, die nur mit sich selbst beschäftigt waren oder damit zu überleben?

Vielleicht hast du auch die Erfahrung gemacht, dass deine Eltern etwas ganz anderes leben, als sie ursprünglich leben wollten?

Vielleicht hast du auch an anderen Stellen Erfahrungen gesammelt, die dir sagten: Du bist klein und unwichtig! Du kannst doch nichts bestimmen und entscheiden, was du mit deinem Leben machen kannst!“
Sacide Göpferich

Jeder Mensch ist eingeladen, sich und sein eigenes Leben selbst zu reflektieren.

Dazu sind wir nicht nur fähig, es kann uns auch einfach nur guttun. „Alle Menschen, wirklich jeder Mensch, denkt, fühlt und handelt in der Art, wie die Erlebnisse seines Lebens ihn geprägt haben. Ob es ihm bewusst ist oder nicht.“ Sacide Göpferich

„Ich teile in diesem Buch mein privates Leben nicht so detailliert, damit andere Richter spielen und darüber urteilen können. Nein. Mein Herzenswunsch ist es vielmehr, dass ich meine Erkenntnisse aus allem mit dir teile. Meinen Mut, offen für das Neue und für Veränderungen zu sein, möchte ich mit dir teilen. Meinen Glauben, meine Begeisterung und meine Dankbarkeit dem Leben selbst gegenüber möchte ich mit dir teilen. Meine Art, das Leben als eine große Schule oder Universität zu sehen, möchte ich mit dir teilen. Weil ich der Meinung bin, jeder Mensch hat es verdient, sein eigenes Leben zu leben. Darum habe ich immer gekämpft. Und es ist egal, wie dieses Leben für andere erscheint. Aber ich kann in meinem Leben stehen und sagen, es ist meins!“
Sacide Göpferich

Für mich ein wirklich spannendes und vor allem ehrliches Buch. Manchmal muss man eben nicht die Biografien der großen Dichter:innen und Denker:innen lesen, um Erkenntnisse zu gewinnen, sondern kann auch aus dem Leben einer vermeintlich ganz normalen Person sehr viel lernen. Wir alle haben unsere Geschichten, wir alle haben gute und schlechte Erfahrungen gemacht. Manchmal sogar Dinge erlebt, die nicht einmal Hollywood sich hätte ausdenken können. Die Autorin hatte kein „normales“ Leben, wie wir es gemeinhin definieren würden. Aber vielleicht definieren wir eben das „normale“ Leben auch deutlich „perfekter“, schlicht geradliniger und ebener, als es im Durchschnitt tatsächlich ist. Sie hatte definitiv ein bewegtes, häufig schmerzhaftes Leben und hat ihre Erkenntnisse daraus in diesem Buch für uns zusammengefasst.

Ihre Ehrlichkeit und ihre Reflektiertheit imponieren mir.

Sie rührt viele kulturelle und private Themen auf, über die sich viele nicht trauen würden zu sprechen. Aber sie tut es einfach, denn es ist ihr so passiert, es sind ihre Erfahrungen und ihre Erkenntnisse. Ihre Gefühle und ihre Gedanken. Das alles ist ein Teil von ihr. Wie könnte man ihr da verwehren, diese zu Papier zu bringen? Ihre Schlussfolgerungen werden sicherlich nicht allen Leser:innen gefallen, aber es sind eben ihre.

Vieles hat mich schockiert, vieles hat mich selbst aufgewühlt und trotzdem tat es gut zu lesen, wie sie aus alldem immer noch etwas Gutes mitnehmen konnte.

Eine starke Frau mit einem bewegten Leben. Aber eben auch eine Frau von nebenan. Und der beste Beweis dafür, dass Wissen, Geschichten, Gefühle und Erlebnisse in uns allen stecken. Vielleicht sollten wir uns mal mehr mit unserem Umfeld beschäftigen. Und damit meine ich tief und aufrichtig beschäftigten. Kein oberflächliches, wie geht’s. Sondern dem Gegenüber längere Zeit aktiv zuhören und aufeinander eingehen.

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