ARBEITEN OHNE ANGST von Martina Effmert* ist eines der wertvollsten und am schönsten gestalteten Werke, das ich in den letzten Monaten lesen durfte. Das Buch setzt sich mit dem Thema Ängste am Arbeitsplatz auseinander. Und es bietet konkrete Strategien zur Überwindung von Ängsten, Blockaden und körperlichen Stress-Reaktionen im beruflichen Umfeld. Die Autorin, eine erfahrene Therapeutin, hat sich auf psychosomatische Erkrankungen in Verbindung mit Angst, Panikstörungen und Blockaden spezialisiert. In diesem Buch legt sie ihren Fokus auf Angsterkrankungen, die im Berufsalltag leider keine Seltenheit sind. / Anzeige
Martina Effmert betont dabei immer wieder: Es ist extrem wichtig, negative Gefühle am Arbeitsplatz anzugehen und so schnell wie möglich konkrete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Vor allem lässt sie Betroffene Hoffnung schöpfen. Denn manchmal können schon kleine Veränderungen im eigenen Handeln große Erleichterung bringen.
Inhaltlich gliedert sich das Buch nach den verschiedenen Arten von Ängsten am Arbeitsplatz.
Darunter Zukunftsängste, Existenzängste, Versagensängste und Ängste, sich zu blamieren oder Fehler zu machen. Die Autorin geht auch auf die möglichen Auslöser für Ängste im Berufsleben ein. Und sie erklärt, wie Angststörungen Schritt für Schritt entstehen können. Außerdem beschreibt sie typische Angstsymptome und erläutert die Rolle des vegetativen Nervensystems bei der Entstehung von Angst.
Das Buch ist aber keine blanke Theorie. Vielmehr geht es auch auf konkrete Situationen am Arbeitsplatz ein, die Ängste auslösen können. Beispielsweise die Angst vor Kollegen und Vorgesetzten, ständige diffuse Ängste um die Arbeit, Platzangst am Arbeitsplatz oder auch Angst vor der eigenen Zukunft. Die Autorin zeigt, wie sich Ängste im Gedankensystem manifestieren. Und sie erklärt, wie man negative Glaubenssätze und innere Antreiber erkennen und bewältigen kann.
Ein großer Teil des Buches widmet sich den Behandlungsmöglichkeiten für Arbeitsplatzphobien. Die Autorin stellt verschiedene Therapieansätze vor, wie die analytische Psychotherapie, die Verhaltenstherapie, die Gesprächspsychotherapie und den systemischen Ansatz. Sie erläutert auch die Rolle des Coachings bei der Überwindung von Ängsten.
„Ängste im Beruf zeigen sich vielfältig und sind manchmal gut getarnt. Denn wer schiebt nicht hin und wieder eine unangenehme Sache vor sich her? Der Klassiker ist die Steuererklärung – für viele Menschen ist das eine unliebsame Aufgabe, deren Erledigung sie gerne so lange aufschieben, bis es nicht anders geht. Sicher gibt es auch bei Ihnen die eine oder andere Sache, die Sie erst auf den letzten Drücker erledigen. Das ist normal und heißt nicht, dass Sie an Prokrastination leiden, wie die ‚Aufschieberitis‘ in der Fachsprache genannt wird. Hinter Prokrastination verbergen sich verschiedene Ursachen, zum Beispiel ein Mangel an Willenskraft oder eine Aversion gegen die Aufgabe an sich. Recht häufig steckt dahinter auch eine Angst, und zwar die Angst zu versagen.“
Martina Effmert
Besonderes Augenmerk legt die Autorin auf wirksame Gegenstrategien, die schnell helfen können.
Dabei gibt sie praktische Tipps und Übungen. Diese können in akuten Situationen angewendet werden, um Ängste zu reduzieren und Stress abzubauen. Zusätzlich stellt sie ein 5-Schritte-Programm vor, das den Lesern helfen soll, unbeschwert und angstfrei zu arbeiten.
Abschließend bietet das Buch einen Test, mit dem die Leser herausfinden können, ob sie unter Ängsten im Beruf leiden. Sowie eine Übersicht über alle Tipps und Übungen. Für Büchereulen wie mich enthält es auch eine umfangreiche Literaturliste für weiterführende Informationen.
Mich hat persönlich allerdings vor allem eines schockiert: Wie viele Menschen täglich mit Ängsten und Unsicherheiten am Arbeitsplatz kämpfen, aber aus verschiedenen Gründen schweigen und sich keine Hilfe suchen. Sie fürchten, als schwach oder unfähig wahrgenommen zu werden. Und viele haben Angst vor negativen Konsequenzen wie Mobbing, Benachteiligung oder gar dem Verlust ihres Jobs.
Implizit sagt das natürlich auch vieles über die Arbeitskultur und das Verhältnis zu Kollegen, Vorgesetzten und der Personalabteilung aus. Aber selbst wenn alles Äußere passen würde, stecken wir einfach nicht in den Menschen. Manchmal ist auch das Umfeld ideal, aber man hat eben Sorge, das Gesicht zu verlieren.
Martina Effmert nimmt diese Ängste am Arbeitsplatz ernst und redet sie weder klein noch schön.
Ihr ist es wichtig zu betonen, dass sie nicht nur real sind, sondern auch bei langanhaltender Unterdrückung schlimmer werden können.
Oft versuchen Betroffene, unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen oder sie zu vermeiden. Dieses Verhalten kann jedoch laut der Autorin langfristig die Ängste verstärken und die berufliche Entwicklung beeinträchtigen. Martina Effmert ermutigt die Leser, frühzeitig gegen ihre Ängste anzugehen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu überwinden.
Das 5-Schritte-Programm, das sie hierfür vorstellt, bietet einen strukturierten Ansatz, um Ängste am Arbeitsplatz zu bewältigen. Im ersten Schritt geht es darum, die Situation zu analysieren und die eigenen Ängste und Auslöser zu identifizieren. Dazu stellt die Autorin verschiedene Tools und Übungen vor, wie das Tagesprotokoll und das Score-Modell.
Im zweiten Schritt geht es um den Aufbau von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Die Autorin ermutigt die Leser hier, ihre Ziele festzulegen und den inneren Kritiker zu zähmen. Und sie zeigt Wege auf, wie man selbstbewusst auftritt und seine eigenen Stärken erkennt und nutzt.
Der dritte Schritt widmet sich dem Erlernen von Entspannungstechniken, um Stress abzubauen und die körperlichen Stressreaktionen zu reduzieren. Dazu stellt Martina Effmert verschiedene Methoden vor, wie Atemübungen, progressive Muskelentspannung und Klopfakupressur.
Im vierten Schritt geht es dann darum, das Unterbewusstsein umzuprogrammieren und negative Glaubenssätze zu überwinden. Dafür erklärt die Autorin verschiedene Techniken wie Hypnose und Selbsthypnose, um positive Veränderungen im Denken und Handeln zu erreichen.
Der letzte Schritt des Programms zielt schließlich darauf ab, das Gedankenkreisen zu stoppen und die Ängste auszuschalten.
Hierzu gibt es konkrete Tipps und Übungen, um negative Gedankenmuster zu durchbrechen und eine positive Denkweise zu entwickeln. Die Autorin ermutigt die Leser, ihre Ängste anzunehmen und bewusst positive Gedanken zu kultivieren. Dadurch können sie ihr Selbstvertrauen und ihre Resilienz stärken.
„So kann man beobachten, dass sich aus Stress und Nervosität im Laufe der Zeit tiefergreifende Ängste, Existenzängste und chronische Krankheiten entwickeln können. Ängste, die auf den Arbeitsplatz zurückzuführen sind, verursachen nicht selten lange Arbeitsausfälle oder im schlimmsten Fall ein Karriereende mit dem kompletten Ausfall der Arbeitskraft.“
Martina Effmert
An dieser Stelle ein paar Worte zur Autorin:
Martina Effmert arbeitet als Coach und Therapeutin an der Schnittstelle von Management und Prävention. Ihr Spezialgebiet sind psychosomatische Erkrankungen in Verbindung mit Angst, Panikstörungen und Blockaden. Aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit in Großkonzernen bilden Angsterkrankungen, die den Berufsalltag erschweren, einen besonderen Schwerpunkt. Mit Vorträgen in Unternehmen klärt sie über das Tabuthema Ängste am Arbeitsplatz auf.
„Sie haben ein mulmiges Gefühl vor dem nächsten Meeting oder vor dem geplanten Gespräch mit dem Vorgesetzten. Nachts kreisen Ihre Gedanken um die Arbeit – ob Sie perfekt auf die Präsentation vor-breitet sind, ob Sie wirklich jede kritische Frage beantworten können.
Oder Sie fühlen unruhig in sich hinein, ob körperlich alles in Ordnung ist oder sich doch ein Unwohlsein einstellt, bevor Sie sich auf den Weg zur Arbeit machen. Sorgen und Ängste bestimmen Ihren Alltag, Sie möchten alles richtig machen, befürchten aber, nicht gut genug zu sein und durch einen Fehler Ihren Arbeitsplatz, Ihre Freunde oder Ihren Partner zu verlieren.
Kommt Ihnen hiervon etwas bekannt vor? Ich bin mir sicher, die meisten von Ihnen werden innerlich nicken – denn die meisten kennen den einen oder anderen Gedanken, das eine oder andere Gefühl aus ihrem Arbeitsalltag. Vielleicht sogar aus mehreren Situationen.
Vorweg möchte ich Ihnen sagen, dass das nicht ungewöhnlich ist.
Wenn solche Gedanken oder Gefühle ab und zu einmal vorkommen, dann handelt es sich noch lange nicht um eine Angststörung oder um eine Phobie. Ab und zu ein mulmiges Gefühl zu haben oder das Gedankenkarussell nicht stoppen zu können, ist in einem „normalen“ Arbeitsalltag völlig in Ordnung.
Näher hinschauen sollten Sie, wenn Ihnen das ungute Gefühl allzu sehr vertraut ist und es Sie in Ihrem Arbeitsalltag einschränkt und belastet. Höchste Zeit ist es, wenn dieses Gefühl in Ihrem Alltag Einzug gehalten und einen mehr oder weniger festen Platz eingenommen hat. Und wenn es nicht bei dem mulmigen Gefühl bleibt, sondern sich daraus Panikattacken entwickeln.“
Martina Effmert
Besonders wichtig empfand ich die Passagen zur Kommunikation am Arbeitsplatz.
Denn mitunter sind es ganz einfach kleine Missverständnisse, die zu Konflikten und Ängsten beitragen. Die Autorin zeigt Wege auf, wie man effektiv kommuniziert, Feedback gibt und Konflikte konstruktiv löst. Und sie betont die Bedeutung von klaren Grenzen und einer gesunden Work-Life-Balance, um Stress und Ängste zu reduzieren.
Neben praktischen Übungen und Strategien enthält das Buch auch persönliche Geschichten und Erfahrungen von Menschen, die ihre Arbeitsplatzängste überwunden haben. Diese Geschichten dienen als Inspiration und zeigen, dass es möglich ist, Ängste zu überwinden und ein erfülltes Berufsleben zu führen.
Das Buch richtet sich an Menschen, die unter Arbeitsplatzängsten leiden. Aber auch an Führungskräfte und Personalverantwortliche, die ein besseres Verständnis für dieses Thema entwickeln möchten. Es ist wertvoll für alle, die ihre Ängste überwinden und eine positive Veränderung in ihrem beruflichen Leben herbeiführen möchten. Um Arbeitsplatzängste zu verstehen, ihnen entgegenzuwirken und ein erfülltes und angstfreies Berufsleben zu führen. Es macht Mut und bietet konkrete Hilfe, um Ängste zu überwinden und das eigene Potenzial am Arbeitsplatz voll auszuschöpfen.
„Stress und Nervosität sind weit verbreitete Phänomene in der heutigen Arbeitswelt und gelten durchaus als gesellschaftsfähig. Ängste hingegen, insbesondere Ängste, die mit dem Arbeitsleben zu tun haben, sind zwar weit verbreitet, aber eigentlich ein Tabuthema.“
Martina Effmert
Ich bin der Autorin wirklich dankbar, dass sie dieses Buch und ihre Arbeit einem so wichtigen Thema widmet.
Es kann einfach nicht sein, dass es tatsächlich für viele noch ein absolutes Tabuthema ist. Dabei spüre ich selbst in meinem Umfeld immer wieder, wie Menschen Unzufriedenheit und Ängste im Arbeitsalltag in sich hineinfressen.
So kann man unterm Strich den Beitrag von Menschen wie Martina Effmert nicht hoch genug wertschätzen. Und wir sollten sie nach Kräften dabei unterstützen, Ängste am Arbeitsplatz in die breitere Öffentlichkeit zu rücken.
„Nach meiner Erfahrung in der Praxis erkennen viele Betroffene zuerst gar nicht, dass sie unter einer Angsterkrankung leiden. Vielfach stehen zu Beginn der Erkrankung die Somatisierungen im Vordergrund. Das heißt, die Menschen kommen mit körperlichen Beschwerden zu mir. Diese Beschwerden wurden von der Schulmedizin abgeklärt und es konnte keine Ursache dafür gefunden werden. Zum Beispiel Migräne oder Ohrensausen, Magenschmerzen, Reizdarm oder unerklärliche Nacken- oder Rückenschmerzen – häufig bestehen diese Beschwerden schon lange und haben sich chronifiziert. Im besten Fall hat der Arzt die Diagnose gestellt, dass es sich um eine psychosomatische Erkrankung handeln könne, und hat zu einer Psychotherapie geraten.“
Martina Effmert
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