DAS HIGH PERFORMING KONZEPT von Yannick Maar* ist ein brandneuer Ratgeber zu den Themen Sport, Ernährung und Stressausgleich. Dieses Buch habe ich bei all der Arbeit in den vergangenen Monaten definitiv gebraucht und war deswegen umso gespannter, was das Buch zu bieten hat. / Anzeige
Erschienen ist es im Self-Publishing, was grundsätzlich erst einmal nicht positiv oder negativ ist. Der Autor möchte Dir als Leser mit diesem Buch vermitteln, wie Du durch die richtige Ernährung, ausreichend Bewegung und guten Schlaf leistungsfähiger wirst. In Zeiten von Brainfood und Biohacking reiht er sich damit in eine lange Liste von Selbstoptimierern.
„Ernährung, Sport und Schlaf haben einen massiven Einfluss auf dein Leben. Doch wie kannst du diese Faktoren optimieren, um konzentrierter und leistungsfähiger arbeiten zu können, aber gleichzeitig auch mehr Zeit für Freunde und Familie zu haben?“
Yannick Maar
Das ist dann wohl die Frage aller Fragen, die sich die Hustle Gesellschaft da draußen am häufigsten stellt.
Ich selbst bin offen gestanden schon längst aus diesem Höher-Schneller-Weiter-Imperativ ausgestiegen, kann aber sehr gut nachvollziehen, dass das für sehr viele immer noch anziehend wirkt.
Yannick Maar beschreibt in seinem Buch, welche Auswirkungen eine schlechte Ernährung auf unseren Körper und unsere Gesundheit hat. Er schildert, wie zu wenig Schlaf unsere Leistungsfähigkeit hemmt und wie unzureichende Bewegung uns verkümmern lässt. Dabei erläutert er aber auch praxisnahe Lösungen, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Kern ist am Ende aber sein High Performing Konzept. Dieses umschließt all diese Bereiche und lehnt sich dabei ein Stück weit an die leistungssteigernden Ansätze aus dem Silicon Valley an. Der kleine Unterschied dabei liegt allerdings darin, dass es dem Autor nicht ausschließlich um eine Leistungssteigerung geht, sondern vielmehr um ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Erholung. Dadurch soll sich größerer Erfolg auf beruflicher Ebene einstellen.
„In jedem einzelnen Fall nannten die Menschen ihre Arbeit als eine der wichtigsten Freuden ihres Lebens. Dinge wie langfristiges Durchhaltevermögen, Disziplin, Aufmerksamkeit und Neugier. Außerdem achteten alle Interviewten sehr darauf, sich um ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu kümmern. Und jeder von ihnen hatte durch jahrelanges Ausprobieren gelernt, ein gutes Arbeitsumfeld und produktive Gewohnheiten zu schaffen.“
Yannick Maar
Als sehr lobenswert empfinde ich den wissenschaftlichen Ansatz des Autors
Alle Aussagen werden mit Studien untermauert und man bekommt den Eindruck, dass er sich intensiv mit der Thematik beschäftigt hat. Hierin unterscheidet er sich bereits enorm vom durchschnittlichen Self-Publishing Autor. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass diese Seiten mit ein paar Verbesserungen in einem namhaften Verlag unterkommen könnten.
„Ich zeige dir, wie du deine Ernährung gestalten kannst, um deine Konzentrationsfähigkeit deutlich zu steigern. Außerdem erfährst du, wie viel Bewegung du in deinen Alltag integrieren solltest, um dich fitter und vitaler zu fühlen. Dazu bekommst du diverse Tipps, wie du besser schläfst und dadurch deine Leistungsfähigkeit verbesserst. Du musst nicht dein Leben lang ausprobieren, was genau dir hilft, um langfristig erfolgreich zu sein. Die Anleitung für deinen Erfolg liegt mit diesem Buch vor dir.“
Yannick Maar
Aber lass uns mal reinschauen, was das High Perfoming Konzept nach Aussagen des Autors leisten kann:
- Es soll Richtlinien bieten, aber keine starren Regeln. Du sollst flexibel entscheiden können, wann und was du isst. Aber dabei auch die physischen und psychischen Auswirkungen deiner Entscheidungen kennen.
- Du sollst konzentrierter und aufnahmefähiger sein. In welchem Zeitfenster genau, das darfst Du entscheiden.
- Dein Erfolg im Beruf soll sich erhöhen, da Du in kürzerer Zeit mehr Arbeit erledigen kannst.
- Du sollst nicht den ganzen Tag nur an Essen denken müssen, denn Du kannst hiermit alles essen, was du willst.
- Und neben den vielen kurzfristigen Vorteilen soll dieses Konzept auch bei weiteren langfristigen Dingen unterstützen. So soll es das Risiko einiger schwerer Krankheiten wie Diabetes und Krebs deutlich reduzieren.
An diesem Punkt werde ich dann allerdings ein bisschen skeptisch, denn insbesondere zu letztem Punkt sehen viele wissenschaftliche Studien ein anderes Ernährungsmodell vor als er in seinen Schilderungen. Dabei geht es nicht um den Ansatz des Intervallfastens, der den Kern seines Modells bildet, sondern um die Tatsache, was alles auf dem Speiseplan stehen sollte. Hier hatte ich ein wenig den Eindruck, dass der Autor versucht hat, eine Gratwanderung zwischen Leistungssteigerung und langem gesunden Leben zu gehen. Dabei bedient er sich Konzepten aus beiden Bereichen und versucht diese zu vereinen. Was nicht in allen Punkten zu 100% funktioniert, aber das ist wohlmöglich auch eine unmögliche Aufgabe.
Weiter führt er auch aus, was sein High Performing Konzept nicht leisten kann:
- Das primäre Ziel dieses Konzeptes liegt nicht auf der Gewichtsreduzierung. Wohlmöglich verlierst Du anschließend ein wenig Gewicht, aber das ist nicht der Kern des Ansatzes.
- Das Konzept wird keine tiefgreifenden Probleme in Deinem Privatleben oder Deiner grundlegenden Zufriedenheit lösen können. Es handelt sich hierbei zwar um einen ganzheitlichen Ansatz, aber solche Aufgaben obliegen dann immer noch Dir.
- Für Leute mit Essstörungen (starkes Über- oder Untergewicht) ist dieses Konzept definitiv nicht. Solche Aufgaben wird es nicht lösen. In solchen Fällen ist vielmehr ein Arzt aufzusuchen.
Wie ich oben bereits einmal angerissen habe, ist der Kern dieses Konzeptes das Intermittierende Fasten
Vielen ist dies auch als Intervallfasten bekannt. Die Grundidee liegt in unserer menschlich/historischen Wurzeln. Aus Zeiten, in denen die Menschen noch nach ihrem Essen jagen oder es sammeln mussten, behielt sich unser Körper eine Eigenheit. So steigt unser Energielevel in Fastenphasen, obwohl der Körper in der Zeit als unterernährt bezeichnet werden kann. Wir fühlen uns vitaler und ausgeruhter. In den Essensphasen wiederum nehmen wir die Mahlzeiten viel intensiver wahr, weil sich Verzicht und Genuss abwechseln. Darüber hinaus steigert dieses Konzept auch unsere übergreifende Disziplin, die sich auf andere Bereiche übertragen lässt. In der Netflix-Serie „(Un)gesund“ gibt es über dieses Thema auch eine sehr interessante Folge.
„In diesem Buch erfährst du, warum die Vorteile des intermittierenden Fastens auftreten und wie du sie nutzen kannst, um leistungsfähiger zu sein. Durch Anwendung des intermittierenden Fastens und weiterer Prinzipien entsteht das High Performing Konzept.“
Yannick Maar
Man kann es einfach zusammenfassen: Iss gesund, faste 16 Stunden am Tag, mache regelmäßig Sport und schlafe jede Nacht mindestens acht Stunden.
Darüber hinaus bietet der Autor aber insbesondere einleitend noch eine ganze Menge an weiterführendem bzw. grundlegendem Wissen. So entkräftet er diverse Mythen im Bereich der Ernährung und geht auf alle Bestandteile unserer Ernährung kurz ein. So sind auch die Ausführungen zu den unterschiedlichen Vitaminen, Ballaststoffen usw. sehr gut und interessant aufgebaut.
„Es macht einen großen Unterschied für den Körper, wenn du dich statt schlecht gut ernährst, aber nur noch einen kleinen Unterschied, wenn du dich statt gut sehr gut ernährst.“
Yannick Maar
Ich möchte an dieser Stelle – vor allem bei diesem Thema aber nochmal eine Sache anmerken
Es geht hier primär darum, die eigene Leistungsfähigkeit zu erhöhen und nicht die eigene Gesundheit. Das hier ein signifikanten, wenn auch für viele im ersten Moment nicht logischer Unterschied besteht, sollte zumindest jedem Breiten- und Leistungssportler bekannt sein. So liegt die Grundintention des Breitensports in der gesundheitsfördernden Bewegung. Der Leistungssport orientiert sich primär – wie der Name eben auch sagt – am maximal erzielbaren Ergebnis. Daraus resultieren hier beispielsweise sehr offensichtliche Unterschiede in der Ernährung, den durchgeführten Übungen und den daraus resultierenden Belastungsspitzen für die Körper der Sportler. Nicht ohne Grund sind viele Leistungssportler nach ihrer aktiven Karriere sportinvalide.
Mir gefällt in diesem Zusammenhang auch immer der Vergleich zu einem Auto auf der Autobahn
Ich weiß offen gestanden nicht mehr, woher ich dieses Gleichnis habe, aber ich finde es sehr treffend.
Stell‘ Dir vor, Du fährst mit Deinem Auto auf der freigegebenen Autobahn. Es herrscht kaum verkehrt und Du kannst frei entscheiden, ob Du drauftrittst und Dein Auto auf Deinem Weg ausfährst oder ob Du eine angenehme Reisegeschwindigkeit wählst. Wir alle wissen dabei, dass mit steigender Geschwindigkeit nicht nur der Kraftstoffverbrauch, sondern auch der Verschleiß exponentiell zunimmt. Für die Langlebigkeit deines Autos macht das einen enormen Unterschied, nur können wir unser Auto regelmäßig Wechseln und nur die Wenigsten fahren es über seine volle Lebensdauer. Stell‘ Dir jetzt vor, Dein Auto ist Dein Körper. Du kannst Deinen Körper (noch) nicht einfach austauschen, wenn Du ihn verschlissen hast. Du hast nur diesen einen und solltest pflegsam mit ihm umgehen.
Und genau deshalb sind solche Ansätze wie der von Yannick Maar stets kritisch zu prüfen. Der Trend der Selbstoptimierung im Sinne einer höheren Leistungsfähigkeit beschreitet viel zu häufig langfristig negative Pfade. Nur die wenigsten interessiert das.
Bei Tobias Beck hatte zuletzt ein Gast im Podcast etwas Interessantes gesagt: „Wenn ich eine Pille hätte, die dir verspricht, dass du deinen Wunschkörper bekommst, ist es dir dann noch wichtig, ob ihre Einnahme gesund ist? Den meisten Menschen da draußen nicht.“
Wenn der Autor nun beispielsweise in seinem Buch davon spricht, dass zu viel konsumiertes Eiweiß verbrannt wird, dann heißt das zweierlei. Zum einen, dass es auch für die nicht so schönen Mitbewohner in unserem Körper ein gern genutzter Brennstoff zum Wachstum zu Verfügung steht und zum anderen, dass unser Motor stets mit vollem Tank und hoher Drehzahl für den nächsten Höllenritt bereit ist.
Ich möchte damit insbesondere den Kern des intermittierenden Fastens nicht schmälern, denn dieser ist wirklich gut
Nur einige Begleiterscheinungen und Anregungen des Autors haben mir die falsche Intention. Er trifft zwar den Nerv der Zeit und wem es wichtiger ist, im hier und jetzt ein paar Prozentpunkte mehr aus sich herauszuholen, der wird auch definitiv interessante Ansätze im Buch finden.
„Um die eigene Denkleistung zu optimieren, wird der Markt der Nahrungsergänzungsmittel mit Produkten überschwemmt, die Konzentrations- und Gedächtnisleistung fördern sollen. Investiere dein Geld besser in eine gesunde und ausgewogene Ernährung als in diese Soft-Drugs.“
Yannick Maar
Die Ausführungen zu Vitaminen Ballaststoffen und dergleichen sind aber sehr gut und interessant aufgebaut gewesen.
Du könntest im Vergleich auch nochmal DEN ERNÄHRUNSKOMPASS von Bas Kast* lesen. Hier kommst Du zu meiner Rezension.
Insgesamt finde ich, dass das Buch eine wirklich runde Sache ist
Die Aussagen sind nicht an den Haaren herbeigezogen wie bei leider viel zu vielen Autoren in diesem Bereich. Auch der Spagat zwischen Gesundheit und Leistungsfähigkeit beschreitet Yannick Maar ganz gut. Im Anhang findet der Leser auch zusätzlich praktische Beispiel, wie ein Leben im High Performing Konzept aussehen könnte. Was man dann konkret wann isst und was es enthält. Somit bietet der Autor evidenzbasierend eine saubere Grundlage, um leistungsfähiger durch den Arbeitsalltag zu kommen und die alten Gewohnheiten sukzessive zu ersetzen.
Darüber hinaus fällt auch nicht sonderlich auf, dass dieses Buch im Self-Publishing rausgekommen ist. Natürlich sind etliche Seiten recht leer und die Kapitellänge häufig überschaubar. Auch Infoboxen und Grafiken hätte man besser einbauen können. Dennoch macht es keinen schlechten Eindruck, aber man könnte hieran arbeiten.
Genauso könnte dieses Buch auch inhaltlich ein wenig tiefer auf einige Bestandteile eingehen. Man hat doch abschließend den Eindruck, das Gro vermittelt bekommen zu haben, für ein wirklich gutes Buch, sollte es aber noch ein Stück tiefer gehen. So erhält dieses Buch von mir mit drei Sternen die Bewertung „gut“.
Für eine bessere Benotung könnte der Autor eben nochmal an der Visualisierung arbeiten, das Wissen detaillierter und/oder praxisnaher aufarbeiten und damit mehr Seiten füllen.