GELD ANLEGEN EINFACH MACHEN von Thomas Lehr und Philipp Vorndran* ist leider im Grunde kein richtiges Buch. Daher rührt auch diese bescheidene Bewertung meinerseits. Die beiden Autoren behaupten, wir Leser:innen würden alles erfahren, was wir unbedingt wissen müssen. Auf unkomplizierte, unterhaltsame und umfassende Art und Weise. Wer nun allerdings ein fundiertes Sachbuch oder gar einen Ratgeber erwartet, wird bitter enttäuscht. / Anzeige
Denn dieses Buch – zumindest die Hardcover-Bindung lässt vermuten, dass es eines ist – ist nichts anderes als ein transkribiertes Gespräch zwischen den beiden Autoren und einer Moderation. Der gesamte Inhalt ist entsprechend kapitelweise in Gesprächsform abgehalten. Es finden sich nur minimale Einleitungen vor den einzelnen Abschnitten, aber keinerlei Illustrationen, keinerlei Zusammenfassungen oder tiefergehende Analysen. Auch keine wichtigen Einschübe, Infokästchen oder weiterführende Informationen werden geliefert. Es dreht sich alles nur um die Konversation.
Diese ist an sich nicht uninteressant und zweifelsohne auch nicht ohne Mehrwert, aber die gewählte Vermittlungsart ist schlicht ungünstig. Keine Ahnung, was sich die Autoren dabei gedacht haben, aus ihrem munteren Plausch ein Buch binden zu lassen. Aber ein YouTube-Video, ein Hörbuch oder viel besser noch ein Podcast wären hier wohl das deutlich sinnvollere Medium gewesen.
„Geldanlage ist ein schwieriges Thema“, heißt es auf dem Backcover, „gerade, weil es so oft künstlich verkompliziert wird.“
Dem kann ich nur zustimmen, aber das löst man sicherlich nicht, indem man ein Gespräch transkribiert und in einem Buch publiziert. Wenn weiterhin davon geschrieben wird, dass es schwierig ist, aus der Masse an möglichen Finanzprodukten das für uns Passende herauszufiltern, dann entgegne ich: Bei einem solchen „Buch“ erweist es sich ebenfalls als enorm aufwändig, die nötigen Informationen aus dieser Konversation herauszupicken.
Denn wann ist eine Konversation in lockerer Runde schon einmal wirklich zielführend? Wohl eher selten. Viel zu häufig – und so ist es auch in diesem Buch – werden die Passagen mit Füllwörtern künstlich verlängert, mit Small Talk und Belanglosigkeiten ausgeschmückt und münden nur selten in klaren Handlungsempfehlungen oder Einordnungen. Es ist selbst für mich als erfahrene Leserin sehr schwer gewesen, den Mehrwert aus diesem Buch zu extrahieren.
Thomas Lehr und Philipp Vorndran arbeiten als Kapitalmarktstrategen bei Flossbach von Storch in Köln. Beide sind seit Jahrzehnten in der Finanzbranche tätig und haben für verschiedene international tätige Finanzunternehmen gearbeitet. Ihre Vorträge sind bei Anleger:innen in ganz Europa beliebt, ebenso ihr Podcast „Stratege und Stratege“. Vielleicht hätte dieses Werk dort deutlich besser hineingepasst.
„Wir möchten Ihr Interesse wecken, Ihre Aufmerksamkeit auf verschiedene Facetten der Geldanlage lenken. Das tun wir, indem wir uns miteinander unterhalten – also möglichst unkompliziert. In zwölf Kapiteln erklären wir unsere Sicht auf das Thema Geldanlage und geben Ihnen einen Überblick über das, was für Sie wichtig sein könnte.“
Thomas Lehr und Philipp Vorndran
Das ist meiner Meinung nach leider überhaupt nicht aufgegangen. Selten habe ich ein solch anstrengendes Buch gelesen.
Damit kann ich diesem Werk unterm Strich keine bessere Bewertung geben als einen Stern und somit ein „schlecht“. Dabei sind es weniger die Inhalte, an denen ich mich störe als vielmehr die Form. Dieses Buch wirkt an vielen Stellen schlicht einfach und lieblos zusammengeschustert. Wie ein plumper Versuch, eine Publikation vorweisen zu können, ohne wirklich Arbeit hineinstecken zu wollen.
Obgleich die Ziele der beiden laut der Schilderungen der Einleitung löblich waren, sollte beiden bewusst sein, dass sie zweifelsohne nicht viel dafür getan haben, das Thema unkompliziert zu vermitteln. Vielmehr erweckt es auf mich den Eindruck, als wollte hier jemand unkompliziert ein eigenes Buch publizieren.
Mir fällt es nach diesem Werk schon fast schwer, die beiden Autoren als Autoren zu bezeichnen. Denn am Ende haben sie nicht mehr als 10 Seiten zu diesem Buch beigetragen. Der Rest sind nur Mitschriften von Interviews.
Die Gespräche sind nicht uninteressant, aber das ist für mich – und das kann jede:r gerne anders sehen – nicht die Form, wie solche Inhalte im Idealfall wiedergegeben werden sollten. Es ist im Grunde ein gutes Hörbuch aber mit Sicherheit kein gutes Buch. Ich war sehr enttäuscht.