Ein insgesamt überaus lesenswertes Buch, das die Augen für die oftmals nicht sichtbaren Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft öffnet.
Politik

Gier nach Privilegien

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GIER NACH PRIVILEGIEN von Nickolas Emrich* ist eine schonungslose Enthüllung von zumindest fragwürdigen politischen Machenschaften. Es berichtet von einem System, das auf der Gier nach Privilegien aufgebaut ist. Weite Teile der Gesellschaft haben dieses offenbar akzeptiert, obgleich die Allermeisten es bei genauerer Betrachtung höchstwahrscheinlich ablehnen würden. Aber wer beißt schon gerne die Hand, die einen füttert. / Anzeige

Dabei nimmt das Buch die Leser mit auf eine fesselnde Reise durch die Abgründe des politischen Systems und der menschlichen Natur.

Denn es deckt auf, wie Politiker und andere Interessengruppen ihre eigenen Vorteile sichern und dabei das Gemeinwohl nur allzu gerne ignorieren. Manchen wird es vielleicht verwundern, wie stark im Grunde jede einzelne Personengruppe in unserem Land von Dutzenden Privilegien profitiert. Und somit wurden die meisten von uns zumindest teilweise bereits vom System korrumpiert.

Nickolas Emrich macht keinen Hehl daraus, dass auch er bis heute von unzähligen Privilegien profitiert hat. Inhaltlich beginnt er sein Werk mit einer Reise in die Vergangenheit. Dabei zeigt er, wie aus dem Rechtsstaat eine neomittelalterliche Gesellschaft mit einem Geflecht aus Sonderrechten geworden ist. Er vergleicht die politischen Körperschaften der heutigen Zeit mit ständischen Organisationen des Mittelalters und betont, wie diese um Privilegien kämpfen. Dabei wird ein ums andere Mal deutlich, dass Politik heutzutage vor allem ein Verteilungskampf um Sonderrechte ist.

Das Buch beleuchtet ganz verschiedene Facetten von Privilegien.

Angefangen bei den Abgeordneten-Diäten und üppigen Pensionen bis hin zu versteckten Vorteilen für Unternehmer, Beamte und Sozialhilfeempfänger. Es deckt auf, wie der Staat durch Subventionen und Regulierungen auf allen Ebenen den Markt verzerrt und Innovationen ausbremst. Und es zeigt auf, warum weniger Politik oft die bessere Lösung sein mag.

Der Autor scheut sich nicht davor, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.

Somit bietet er einen Blick hinter die Kulissen der politischen Machenschaften. Diese verschleiern von Wahlkampf zu Wahlkampf gekonnt, wie der politische Wasserkopf wächst und wächst.

„Mit der Feststellung, dass in weiten Teilen der Bevölkerung Unzufriedenheit über die Politik herrscht, lässt sich kein großes Erstaunen mehr erzeugen. Wir haben uns daran gewöhnt. Irgendwie geht es ja schließlich trotzdem weiter. Über Millionenbetrug bei Corona-Testzentren, die abgehobenen Pläne zur Erweiterung des Kanzleramtes, die ausufernde Aufstockung des Ministerialbeamtentums, die gescheiterte Pkw-Maut oder die Eskapaden rund um den Berliner Flughafen lächelt man nur noch müde. Trotz vielerlei Spekulation und Diskussion über die möglichen Ursachen ändert sich nicht wirklich etwas.

Eine Mehrheit der Deutschen traut es laut einer Forsa-Umfrage keiner politischen Partei zu, kompetent mit den Problemen im Land umzugehen. 57 Prozent der Befragten gaben dabei an, dass weder die Regierungs- noch die Oppositionsparteien dazu in der Lage seien. Immer wieder wird gefragt, wie eine bessere Politik möglich sei. Ich glaube, schon in der Frage liegt ein Fehler. Wenn das Essen jedes Mal versalzen ist, sollte man nicht nach besserem Salz fragen, sondern nach weniger Salz verlangen. Auch Politik wird nicht besser, wenn man immer mehr macht. Wenn Politik Probleme nicht löst, sollte man nachdenken, ob eine andere Politik wirklich wirkungsvoller ist oder ob die Abwesenheit von Politik das Problem lösen könnte.“
Nickolas Emrich

An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:

Nickolas Emrich studierte Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt auf Wirtschaftsrecht. Nach seinem Studium wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete erfolgreich sein eigenes Unternehmen. Später entschied er sich für eine berufliche Wendung und ging zur Polizei.

Die Kombination aus seiner unternehmerischen Erfahrung, seinem juristischen Know-how und seiner praktischen Polizeierfahrung nimmt er mit in sein Buch. Er versteht nicht nur die theoretischen Aspekte des Rechts und der Politik, sondern transferiert sie auch in die reale Welt.

„Die gesamte Gesellschaft ist durchzogen von Privilegien für bestimmte Gruppen. Subventionen für bestimmte Wirtschaftszweige, Steuervorteile für ein bestimmtes Verhalten, Pension statt Rente für Beamte, Immunität für Diplomaten, lukrative neue Posten für Parteifreunde – an zahlreichen Stellen steuert die Politik die Gesellschaft mit Privilegien. Während private Privilegien nur Ausdruck einer individuellen Verschiedenheit aufgrund unserer Entscheidungen sind, tangieren die gesetzlichen Privilegien die Gleichberechtigung und damit das Gerechtigkeitsgefühl vieler Menschen. Wir können und wollen nicht ergebnisgleich sein, sonst wären wir keine Individuen, dennoch möchten wir natürlich vor dem Gesetz gleich behandelt werden und zumindest vonseiten des Staates die gleichen Chancen erhalten.“
Nickolas Emrich

Dieses Buch durfte ich bereits mehrere Wochen vor der Erstveröffentlichung als PDF-Fahne vorablesen.

Deshalb kann ich dieses Mal ausnahmsweise die Bindung und Co. nicht beurteilen. Aber ich kenne etliche andere Veröffentlichungen des Verlages. Davon ausgehend nehme ich an, dass auch dieses Buch eine solide FBV-Qualität zu einem vernünftigen Preis bieten wird. Cover und Backcover haben mir auf jeden Fall schon einmal gut gefallen.

Strukturell ist es ebenfalls ein durchweg gelungenes Werk. Man spürt sofort den roten Faden, vom Geleitwort bis zum Fazit. Das Buch wirkt auch argumentativ sehr ausgewogen, reflektiert und vor allem ehrlich und selbstkritisch. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass der Autor sich über andere stellt. Vielmehr analysiert er Situationen und Beispiele wertfrei und nüchtern. Dennoch wird Kritik bei diesem Thema ohnehin gebucht sein. Womöglich ein Grund, weshalb viele sich an politische Themen leider nicht mehr heranwagen. Der öffentliche Diskurs wird einfach hitziger.

Dennoch nimmt Nickolas Emrich kein Blatt vor den Mund.

Er hebt aber eben auch den Zeigefinger nur dann, wenn es von Nöten ist. Und mitunter richtet er ihn auch selbstkritisch, aber eben menschlich auf sich selbst, wenn es angebracht ist. Wie er selbst an vielen Stellen so schön schreibt: Wir alle profitieren regelmäßig von Privilegien. Derer sind wir uns aber aufgrund von mangelnder Objektivität und Dankbarkeit, aber auch aus Bequemlichkeit wohl nur selten bewusst.

Eines freut mich aus inhaltlicher Perspektive besonders: Es gibt noch Autoren, die sich trauen, gesellschaftlich und politisch nicht unbedingt dem Mainstream entsprechende Positionen lautstark zu vertreten. Die rational statt emotional auf die Sachverhalte schauen. Und die statt bloß zu fordern auch mal den Finger an die eigene Nase legen. Die eben deutlich zeigen, was man selbst in der Hand hat bzw. wo man ehrlicherweise überall bereits profitiert. Hier wird eben nicht geschaut, wie man das Beste für sich selbst herausholen kann und in der Gier nach Privilegien nach mehr geschrien. Stattdessen schaut Emrich mal ganz wertfrei auf deren Sinnhaftigkeit. Eine Fragestellung, die aus meiner Sicht im öffentlichen Diskurs leider viel zu häufig verloren geht.

Sprachlich ist das Buch klar, sauber, nicht überfordernd und durchaus für eine breite Leserschaft geeignet.

Ehrlich gesagt würde es mich sehr freuen, wenn auch ein solches Buch großen Anklang finden würde. Nicht nur wie so häufig die Bücher der klagenden und sich selbst in eine Opferrolle manövrierenden Autoren. Denn diese machen es den Stammtisch-Ottos viel zu leicht, die eigene Situation zu rechtfertigen. So können diese weiterhin passiv bleiben und lediglich fordern, dass andere die Verantwortung übernehmen.

„Die meisten Menschen lieben Privilegien – emotional betrachtet. Wer geht nicht gerne an der langen Schlange eines angesagten Clubs vorbei, weil er gute ‚Connections‘ hat? Während dieses Beispiel harmlos ist, weil es dem privatrechtlichen Kontext zuzuordnen ist, wird es unschöner, wenn mancherorts mit einem guten Draht zu Ämtern oder Politik ein Antrag beschleunigt oder gar der Ausgang des Antragsverfahrens positiv beeinflusst werden kann – zumindest als Außenstehender würde man dies missbilligen.

Menschen freuen sich über das Ausnutzen einer Lücke, die sie besserstellt, mindestens genauso sehr wie über den Erfolg von echter Anstrengung. Das ist zweifelsohne durchaus menschlich.“
Nickolas Emrich

Insgesamt ist Gier nach Privilegien* für mich ein überaus lesenswertes Buch.

Es öffnet die Augen für die oftmals nicht sichtbaren Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft. Und gleichzeitig zeigt es Wege auf, wie man sich gegen diese Ungerechtigkeiten wehren kann. Damit ist es ein Aufruf zur Reflexion über das politische System und ein Plädoyer für weniger Politik und mehr Eigenverantwortung. Für eine freiere und gerechtere Gesellschaft.

„Der Interventionismus wird zu einem Wettlauf der einzelnen Interessenten und Interessengruppen um Privilegien. Die Regierung wird zu einem Weihnachtsmann, der Geschenke verteilt. Doch die Beschenkten müssen die Gaben, die sie empfangen, doppelt bezahlen. Dem Staat stehen keine anderen Mittel zum Schenken zur Verfügung als solche, die er dem Einkommen und dem Vermögen der Untertanen entnimmt.“
Ludwig von Mises

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