Ein Buch für Frauen von einer Frau, die sich ihren eigenen Weg erkämpfen musste. Weniger über Finanzen und Freiheit als über Vorurteile
Politik

Wir müssen über Geld sprechen

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★★★☆☆

WIR MÜSSEN ÜBER GELD SPRECHEN von Otegha Uwagba* ist ein buntes Sammelsurium, das Input zu wichtigen gesellschaftlichen Themen liefert. Der Schwerpunkt geht in Richtung der Frauenwelt. Die Autorin hat ein durchaus bewegtes Leben hinter sich, ist in ziemlich begrenzten Verhältnissen in London aufgewachsen. Ihre Eltern taten alles, damit sie eine gute Schulbildung genießen konnte und so führte ihr Weg sie schließlich mit einem Stipendium nach Oxford. / Anzeige

„Aber so sehr meine Eltern auch versuchten, das Thema Geld in unserem Leben nicht zu einem Thema werden zu lassen, so sehr spürte ich von klein auf, dass es eines war. Wände haben Ohren, wie das Sprichwort besagt.“
Otegha Uwagba

Ein bisschen schade finde ich, dass ich bei dem Titel etwas komplett anderes erwartet hatte. Das Buch hat so viel mit Geld zu tun, wie die Biografie einer Journalistin eben mit Geld zu tun haben kann. Sie wird zwar als Finanzexpertin bezeichnet, aber offen gestanden habe ich davon im Buch eher wenig gespürt. Viele Ausführungen haben auf mich eher den Eindruck gemacht, als wenn ihre Finanzexpertise überschaubarer Natur ist.

Es ist zwar ein durchaus gut geschriebenes Buch, das auch in dutzenden Kapiteln relevante Themen umschreibt und interessante Insights ins Leben der Autorin gibt.

Dennoch überdeckt ein stets dominierendes Thema diese Inhalte: unglaublich viele und ineinander übergehende Opferrollen der Autorin. Mit allem Respekt, aber von einer solch erfolgreichen Autorin hatte ich ein deutlich besseres Mindset erwartet.

Vor allem im Vergleich zum Buch Grenzenlos von Kojo Boison, das ich direkt vor diesem hier rezensiert habe, hat mich diese Weltsicht geschockt.

Dass die Autorin gleichzeitig allerdings ihre eigenen Opferrollen für sich und ihren Erfolg ausnutzt, ist für mich etwas zu viel des Guten. Denn mit dem Titel möchte sie meiner Meinung nach – ohne ansatzweise entsprechenden Inhalt zu liefern – von der nächsten Nische profitieren. Und obgleich sie so tut, als wären ihre Thesen schwierig zu äußern, sind sie doch mittlerweile eher Mainstream und haben ihr den Weg zum Erfolg geebnet.

„Frauen, Finanzen und Freiheit“ heißt es im Untertitel. Darüber habe ich herzlich wenig im Buch gelesen. Bei all meiner Kritik, die ich hier gerade äußere, ist es aber dennoch kein schlechtes Buch. Ich reibe mich nur an der Weltsicht und dem Mindset der Autorin, insbesondere bei einem solchen Untertitel.

Als Tochter nigerianischer Einwanderer in London war ihr Weg sicher nicht immer einfach.

In diesem Buch erzählt sie ihre persönliche Geschichte und möchte alle Frauen wachrütteln. An welcher Stelle im Buch sie nun aber den Frauen erzählen möchte, dass wir über Geld sprechen müssen, ist mir schleierhaft. Vielmehr bricht sie den Begriff Geld auf Status und Vorteile im Leben herunter. Dabei ist sie tief von linkem Gedankengut durchzogen und sympathisiert mit Politiker:innen wie Alexandria Ocasio-Cortez. Eben genau solchen Menschen, die durch und durch in Opferrollen sprechen, die Verantwortung für ihre eigene Situation lieber anderen zuschreiben und lieber fordern, statt abzuliefern.

Ich kann die Autorin nicht als Vorbild betrachten, konnte aber dennoch einiges an interessantem Input aus ihren Erzählungen mitnehmen.

Die Autorin hat mehrere Bestseller geschrieben, darunter Little Black Book*, ein Handbuch für Frauen in der Arbeitswelt, und den vielbeachteten Essay Whites über die Ermordung von George Floyd.

Sie ist eine gefragte Rednerin zu feministischen Themen, aber keine (!) – auch wenn es auf dem Backcover steht – „ausgewiesene“ Expertin zu Finanzthemen. Finanzen betrachtet sie rein politisch. Auf der eigenverantwortlichen Ebene habe ich diesbezüglich gar nichts gelesen und wer allen Ernstes denkt, dass Geld ein Nullsummen-Spiel ist und man nur mehr Geld bekommen kann, indem jemand anderes etwas verliert, hat nichts von Finanzen und Wirtschaft verstanden!

„Obwohl meine Familie nur über ein sehr geringes Einkommen verfügte und zur Miete in einer Sozialbausiedlung lebte, waren die Regale in meinem Zuhause voller Bücher, und meine illustrierten Enzyklopädien und Harry Potter-Bücher fanden Platz neben den politischen Biographien und den Reader’s Digest-Ausgaben meiner Eltern.“
Otegha Uwagba

Für mich ein wirklich schwer zu bewertendes Buch.

Auf der einen Seite ist ihre Lebensgeschichte spannend, auf der anderen Seite ihr Mindset gefährlich. Wie soll man ein solches Buch vernünftig einordnen? Ich persönlich gebe ihm unterm Strich 3 Sterne und damit ein „gut“. Aus dem ganz einfachen Grund, weil es interessante Perspektiven liefert. Diese sind jedoch an vielen Stellen sehr langatmig geschrieben und spinnen eine Opferrolle nach der anderen, ohne wirkliche Auswege daraus aufzuzeigen.

Es hat mich schon fast gestresst, das ganze Buch bis zum Ende zu lesen und das ist sicherlich kein gutes Zeichen. Unabhängig davon passt der Titel einfach nicht zum Buch und scheint mir auch eher aus Gründen der Absatzzahlen gewählt worden zu sein.

Trotzdem fällt es mir schwer, die Lebensgeschichte einer erfolgreichen Autorin als lediglich „solide“ zu bezeichnen, nur weil ich nicht mit all ihren Thesen übereinstimme.

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