Karriere & Unternehmertum

Moderation in Workshop und Meeting

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★★★★☆

MODERATION IN WORKSHOP UND MEETING von Michaela Stach* ist ein umfassendes und praxisorientiertes Buch. Die Autorin beschäftigt sich dabei mit der Gestaltung und Durchführung von effektiven Meetings und Workshops. Sie betont dabei sehr deutlich: Eine gute Moderation kann dazu beitragen, die Zusammenarbeit in Teams situativ zu verbessern und sinnstiftende Ergebnisse zu erzielen. Etwas, das sich sicherlich viele Unternehmer, Führungskräfte, aber eben auch Angestellte wünschen. Denn was gibt es Schlimmeres als absolut sinnlose Meetings? / Anzeige

Denken wir nur an all die Zeit, die wir alle sicherlich schon in solchen Besprechungen, Workshops und Seminaren verschwendet haben …

Stundenlang nervös von der linken auf die rechte Pobacke rutschen, während eine der wichtigsten Fragen lautete: „Wann in etwa werden wir fertig sein?“ Manch einer hat in weiser Vorausschau schon seinen Laptop mit in Besprechungen genommen, um nebenher noch etwas arbeiten zu können. Dass das aber ebenfalls nicht zielführend ist, sollte allen klar sein.

Die Autorin beginnt ihr Buch mit einer klaren Botschaft: Wir brauchen weniger Meetings. Und diejenigen, die wir haben, sollten konstruktiv, sinnvoll und effizient sein.

Eine Botschaft, die den Nagel auf den Kopf trifft. Und hoffentlich bewegt sie den ein oder anderen zum Umdenken. Noch aus der Anfangszeit von Corona kennt man die täglichen Jour-Fix-Termine und  Coffee Breaks. Aber auch schon davor gab es Abteilungsbesprechungen, Round Tables und, und, und. Alles Meetings, die sicherlich mal aus einer guten Absicht heraus implementiert wurden, aber gut gemeint ist eben selten gut gemacht. Und ist erst ein Regeltermin eingestellt, ist er kaum wieder abzumoderieren, ohne dem Urheber dabei auf den Schlips zu treten.

Michaela Stach betont, dass Meetings im Grunde ein Spiegel der gelebten Unternehmenskultur sind.

Somit bieten sie die Chance, Unternehmenswerte im Alltag auch wirklich umzusetzen. In ihrem Werk zeigt sie Wege, wie Meetings schlichtweg weniger Zeit verschwenden und stattdessen zu konkreteren Ergebnissen führen können. Vieles davon ist sicherlich kein Hexenwerk. Dennoch kann man sich zu Recht fragen, weshalb es so selten umgesetzt wird.

Ein wichtiger Aspekt des Buches ist die Verbindung von New Work und Moderation. Dieser neudeutsche Modebegriff für das Arbeiten der Zukunft ist heute aus kaum einem Business-Ratgeber wegzudenken. Die Autorin hebt hervor: Zukunftsorientierte Zusammenarbeit allein reicht nicht aus, um den Prinzipien von New Work gerecht zu werden. Jedoch betont sie, dass ohne eine solche Zusammenarbeit New Work ebenfalls nicht erfolgreich sein kann. Hierbei legt sie Wert darauf, dass ihre Moderationsansätze einen Beitrag zur Umsetzung von New Work in Unternehmen leisten können. Dabei versteift sie sich jedoch nicht auf die oberflächlichen Aspekte wie Tischkicker oder Chillout-Lounges.

Besonders gefallen hat mir ihre Betonung der Bedeutung von ehrlichem Feedback und einer offenen Kommunikationskultur in der Arbeitswelt.

Michaela Stach zeigt, wie durch eine positive und konstruktive Feedbackkultur die Zusammenarbeit im Team deutlich gestärkt werden kann. Auch das ist für viele wahrscheinlich nichts Neues und dennoch wird die Möglichkeit dazu in vielen Unternehmen schlichtweg verschenkt.

In der Zusammenarbeit mit den jüngeren Generationen geht sie zudem auf die Relevanz des „Why“ ein. Ein Begriff bzw. Ansatz, der vielen bereits aus den Vorträgen und Büchern von Simon Sinek ein Begriff sein sollte.

Was dieses Buch aber vor allem von vielen Business-Ratgebern abgrenzt, ist die praktische Ausrichtung.

Die Autorin bietet eine Vielzahl von Tools und Methoden, die direkt in der Praxis angewendet und getestet werden können. Dabei werden sowohl Präsenz- als auch Online-Moderationen berücksichtigt. Das macht das Buch besonders relevant für die heutige Arbeitswelt.

„Wir brauchen weniger Meetings! Meine persönliche Meinung gleich vorneweg: Es gibt zu viele Meetings! Immer noch. Auch wenn sich in den letzten Jahren einiges in der Unternehmenspraxis getan hat. Vor allem gibt es immer noch zu wenige konstruktive, sinnstiftende, effiziente Meetings. Als kleines Give-away hatten wir als Aussteller auf der Messe ‚Personal Süd‘ in Stuttgart einen Aufsteller mit zehn Tipps für zielführende Meetings entworfen und verteilt. Die Tipps waren auf der Rückseite, der Eyecatcher auf der Vorderseite war folgende Headline: ‚Labern kann jeder – bei uns gibt’s Ergebnisse!‘ Was soll ich dir sagen – die Besucherinnen und Besucher haben uns die Aufsteller geradezu aus den Händen gerissen! ‚Den Aufsteller muss ich unauffällig dem Chef hinstellen …‘, ‚Genau so ist es, unsere Meetings sind einzige Laberrunden …‘. Einerseits hat es mich natürlich gefreut, dass unser Werbemittel so viel Aufmerksamkeit erreicht hat. Und andererseits hat es mich nachdenklich gemacht. Sehr nachdenklich. Aus einer in dem Buch ‚On the Way to New Work – Wenn Arbeit zu etwas wird, was Menschen stärkt‘ zitierten Umfrage aus dem Jahr 2022 des Kollaborationsanbieters Barco geht hervor, dass fast die Hälfte der dreitausend Befragten regelmäßig nicht weiß, worum es im Meeting geht und was das Ziel der Besprechung ist. Bei den Top-Führungskräften waren es sogar einundsechzig Prozent (Allmers, Trautman, Magnussen 2022: 199). Das ist insofern fatal, da heute die Mitarbeitenden auf allen Hierarchieebenen fünfzig Prozent mehr Zeit damit verbringen, mit anderen zusammenzuarbeiten als noch vor zwanzig Jahren (Edmondson 2021: XIV). Wenn es die neue Arbeitswelt mit ihrer Komplexität also erfordert, mehr zu kollaborieren und die gemeinsame Kompetenz in den Ring zu werfen, um Neues zu erschaffen, dann kann das nur gelingen, wenn:

  • etablierte Meetings schonungslos hinterfragt werden,
  • immer nur die Personen teilnehmen, für die die jeweiligen Themen relevant sind, jede und jeder weiß, was das Ziel der Besprechung ist,
  • Meeting-Zeiten gekürzt werden. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass Mitarbeitende nicht per se dafür eingestellt werden, an Meetings teilzunehmen. Jede Minute, in der ich sinnlos in einem Meeting sitze, ist eine verlorene Minute für meine eigentlichen Aufgaben.“

Michaela Stach

An dieser Stelle ein paar Worte zur Autorin:

Michaela Stach ist eine leidenschaftliche Moderation, die sich nicht nur auf kleine Gruppen, sondern auch auf große Versammlungen spezialisiert hat. Mit einem enthusiastischen Ansatz, einfühlsamem Verständnis und aufrichtiger Wertschätzung begleitet sie Teams zu nachhaltigen Lösungen und authentischem Engagement. Egal, ob es um Veränderungen in Unternehmen, die Gestaltung der Zukunft in Kommunen oder die Interaktion bei Kongressen geht: Michaela Stach bringt mit ihrer Professionalität und lebendigen Art Gruppen in einen zielorientierten Austausch.

Sie ist die Gründerin und Leiterin der Akademie für Systemische Moderation, die Standorte in Süddeutschland und Hamburg unterhält. In ihrer Akademie führt sie mit ihrem Team viermal im Jahr die zertifizierte Ausbildung zur Systemischen Moderation durch. Darüber hinaus bietet sie vertiefende Aufbaumodule und regelmäßige Inspirationstage an.

„Ich bin der tiefen Überzeugung, dass sinnstiftende Moderation in Workshops und Meetings einen entscheidenden Beitrag dazu leistet, die Zusammenarbeit im Team neu, zukunftsorientiert und erfolgreich zu gestalten. Und ich bin in gleichem Maße überzeugt, dass eine konstruktive Zusammenarbeit auf Augenhöhe überhaupt erst den Boden dazu bereitet, mit Effizienz und Zielorientierung kreative Lösungen zu erarbeiten. Eine erfolgreiche Moderation setzt sich also aus mehreren Bausteinen zusammen. Da geht es um Haltung und Umgang, um Transparenz und Zielklarheit sowie um Inspiration und kreatives Denken und Tun. Um bei der Metapher der Bausteine zu bleiben: Wenn du damit ein Bauwerk errichten möchtest, brauchst du jeden einzelnen Baustein. Sonst fällt alles in sich zusammen.“
Michaela Stach

Direkt auf den ersten Blick fand ich das Cover des Buches sehr ansprechend.

Es ist farblich wirklich schön hervorgehoben, toll angeordnet und vor allem perfekt passend zum Thema gewählt. Das Backcover empfinde ich dagegen allerdings als etwas platt. Hier hätte ich mit Blocksatz gearbeitet und eventuell auch ein paar hervorhebende Elemente eingefügt. Beispielsweise ein Autorenbild, eine Kurzbeschreibung der Autorin, Pressestimmen, Testimonials oder dergleichen. Man findet sicherlich immer irgendetwas Passendes, und wenn es nur ein gutes Zitat ist.

Die Bindung des Buches empfinde ich offen gestanden als etwas zu fest. Beim Knicken und Aufschlagen war das schon nicht so ideal. Noch schlimmer wurde es dann beim stundenlangen Lesen. Das ist nun nicht gravierend und wirklich Kritik auf sehr hohem Niveau. Aber ein schöner Softcover-Einband wäre mir persönlich lieber gewesen. Dann hätte man sogar in den Einbänden mit optischen Highlights und kurzen, prägnanten Stellen aus dem Buch arbeiten können.

Thematisch hat die Autorin hier aber sicherlich einen super interessanten Bereich für sich gefunden. Inhaltlich waren etliche sehr spannende Impulse dabei – nicht nur für Menschen aus dem Kosmos von Workshops und Co.

Ich persönlich habe beim Lesen immer wieder gemerkt, dass ich mich bisher in Workshops selten wirklich wohl gefühlt habe.

Vielleicht kann die Autorin mit ihrem Werk einen Beitrag dazu leisten, dass sich das in Zukunft auf breiter Fläche bessert. Beim Lesen einiger Tipps kamen dann doch mitunter schlechte Erinnerungen an diverse Workshops hoch. Beispielsweise an Reflexionsfragen, auf die im Grunde keiner der Teilnehmer wirklich Lust hatte. Häufig haben sich die Allermeisten dann irgendwas schnell aus den Fingern gesogen, nur um irgendetwas gesagt zu haben. Diese typischen Kreisel aus „Ich kann mich dem nur anschließen“. Vorne steht irgendjemand mit so unglaublich viel Energie, aber eigentlich  will eigentlich keiner wirklich im Workshop sein. Und dann gilt die erste Frage eben wieder der Uhrzeit des Endes.

Doch das ist sicherlich eine persönliche Geschichte. Deshalb finde ich es wirklich super, dass sich die Autorin so tiefgreifend mit der Thematik auseinandersetzt. Womöglich kann sich das in Zukunft zum Positiven ändern.

Zum Preis muss ich allerdings sagen, dass mir die 29,95 EUR dann doch zu viel erscheinen.

Im direkten Vergleich hatte ich erst kürzlich Trust Me von Karin Lausch* aus dem Haufe Verlag in der Hand. Das Buch kostet ebenfalls 29,99 EUR und ist ähnlich umfangreich. Zusätzlich ist es aber unglaublich schön gestaltet und sticht richtig hervor.

Das ist auch mein größter Verbesserungsvorschlag: etwas mehr Fokus auf der Optik im Inneren legen – vor allem in Anlehnung an das super schöne Cover. Damit kann man sicherlich den Lesefluss und die Wissensvermittlung genauso optimieren wie Workshops mit den Tipps.

Dazu könnte man beispielsweise Farbe im Innenteil nutzen. Aber auch Hervorhebungen, Zusammenfassungen am Ende der Kapitel, Einleitungen und Überleitungen zwischen den Abschnitten, selbstredende Zitate, Exkurse und Co. Einiges davon nutzt die Autorin bereits jetzt im Buch, aber da geht sicherlich noch mehr.

Schlussendlich ist Moderation in Workshop und Meeting* ein wertvoller Leitfaden für alle, die effektivere Meetings und Workshops gestalten möchten.

Das Buch bietet eine klare Struktur, praxisnahe Beispiele und eine Verbindung zu aktuellen Themen wie New Work. All das macht es für mich zu einer empfehlenswerten Lektüre für Unternehmer, Führungskräfte und HR-Mitarbeiter. Aber auch für alle weiteren, die häufig in der Verantwortung stehen, Meetings und Workshops zu planen, zu moderieren und durchzuführen. Eben für alle, die ihre Moderationsfähigkeiten nachhaltig verbessern wollen.

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