Eines der besten Finanzbücher, die ich seit Langem gelesen habe. Pirmin Hotz nimmst die Finanzbranche mit Hilfe der Wissenschaft auseinander.
Finanzen & Investitionen

Über die Gier, die Angst und den Herdentrieb der Anleger

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ÜBER DIE GIER, DIE ANGST UND DEN HERDENTRIEB DER ANLEGER von Pirmin Hotz*: Das ist eines der besten Finanzbücher, die ich in letzter Zeit lesen durfte. Denn der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund bezüglich der Irrwege, auf denen sich weite Teile der Finanzbranche bewegen. Er lässt kein gutes Haar an vermeintlichen Experten oder pseudo-wissenschaftlichen Strategien, die schon fast religiöse Züge annehmen. Dabei belegt er all seine Ausführungen doppelt und dreifach. / Anzeige

Unterm Strich erfahren wir, welche Anlagestrategien wirklich zu empfehlen sind.

So können wir uns von all der Verunsicherung, die immer wieder bereitwillig an den Märkten gestreut wird, distanzieren.

Pirmin Hotz ist einer der renommiertesten Schweizer Vermögensverwalter und vor allem ein Anhänger der Wirtschaftswissenschaften. Seine Idole sieht er allesamt in der Wissenschaft. Über die Jahre hinweg hat er versucht, die Irrtümer der Finanzbranche wissenschaftlich zu widerlegen und ihr Fundament zu verstehen.

Für meine Kritik an der Finanzbranche werde ich von Etlichen immer wieder scharf angegangen. Sie sehen wohl ihr Geschäftsmodell dadurch gefährdet. Aber Pirmin Hotz scheint das, ähnlich wie mir, egal zu sein. Denn für ihn ist die Unabhängigkeit und Kompromisslosigkeit seiner Meinung angelehnt an dieses Zitat von George Orwell von fundamentaler Bedeutung: „Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, anderen Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen.“

„Ich schreibe Klartext, auch wenn dies einzelne Persönlichkeiten, die ich in diesem Buch mit Namen erwähne, nicht in Begeisterungsstürme versetzen wird. Es geht mir jedoch am Ende nie um einen ‚Angriff‘ auf spezifische Personen, sondern immer nur um die Sache. Ich gehe den Dingen auf den Grund und versuche, frei von Glauben und Hoffnung, Fakten zu schaffen. Diese Fakten und Beobachtungen im Finanzmarkt sind es, die mich faszinieren und gelegentlich an ein Haifischbecken erinnern, in welchem es von Zockern, Blendern und Abkassieren nur so wimmelt.“
Pirmin Hotz

So enthüllt er auf knapp 350 Seiten schonungslos die Schwächen und Intransparenzen einer Branche, deren Aufrichtigkeit definitiv angezweifelt werden darf.

Das macht er ähnlich unterhaltsam, verständlich und vor allem wissenschaftlich fundiert wie etwa Gerd Kommer. Auf diese Weise wendet er sich an eine breite Leserschaft. Schließlich geht dieses Thema uns alle etwas an. Und nicht nur das: Die meisten von uns stehen ganz oben auf der Liste als potenzielle Opfer dieses perfiden Systems.

„An unseren Schulen und Universitäten wird der professionelle Umgang mit Geld immer noch stiefmütterlich behandelt. Maturanden und Studenten erhalten zwar eine umfassende Schulung in Trigonometrie oder lernen die Geschichte der alten Griechen und Römer, von Vermögensanlagen haben sie aber kaum eine Ahnung. Spätestens, wenn eine Erbschaft ansteht, werden diese anlagetechnischen Analphabeten zu einem gefundenen Fressen für unseriöse Finanzberater.“
Pirmin Hotz

Pirmin Hotz hatte dabei nie den Anspruch, ein Fachbuch zu schreiben. Und das ist dieses Werk auch definitiv nicht geworden. Dazu ist es viel zu lebhaft, viel zu humorvoll und ansehnlich gestaltet.

Auch enthält es viel zu viele persönliche Erfahrungen und vor allem auch Misserfolge des Autors. Denn seinerzeit startete er mit dem Anspruch und der Idee, besser als der Markt abschneiden zu können. Sein Ziel war es, unterbewertete Aktien zu finden und die wissenschaftlichen Erkenntnisse praktisch zu widerlegen.

Mehrfach hat er auf diese Art und Weise Lehrgeld bezahlen müssen und gelernt, die Grenzen zu akzeptieren:

„Wer ehrlich mit sich selbst ist und vor allem selbstkritisch gegenüber den eigenen Fähigkeiten als Börsianer, der wird sich den wissenschaftlich erhärteten Fakten nicht verschließen. Auch wenn es Ihnen und mir schwerfällt, die eigenen Grenzen der Prognostizierbarkeit von Börsenkursen anzuerkennen, ist es wichtig und notwendig, um zu verhindern, dass wir in unserem Leben Dummheiten beliebig oft wiederholen.“
Pirmin Hotz

Viele Menschen sind jedoch noch nicht so weit, das auch wirklich anzunehmen.

Sie zweifeln nicht nur an der Wissenschaft. Sondern sie reden sich auch gebetsmühlenartig ein, sie selbst oder zumindest die Gurus, denen sie folgen, könnten wissenschaftliche Erkenntnisse widerlegen.

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So berichtet Pirmin Hotz in seinem Buch von einer Konferenz. Nachdem er selbst und nach ihm ein weiterer angesehener Wirtschaftswissenschaftler einen Vortrag gehalten hatte, folgte der Vortrag eines Gurus.

Die wichtigsten Botschaften aus Pirmin Hotz‘ Vortrag:

1) Prognosen sind äußerst unsicher und taugen nichts, um das anstehende Jahr als Anleger zu planen.

2) Halte an deiner langfristigen Anlagestrategie fest und diversifiziere.

Dann trat der Guru Heiko Thieme auf die Bühne:

„Der raumfüllende und geniale Rhetoriker Thieme trat vor das Mikrofon und eröffnete seinen Vortag sinngemäß mit den markigen Worten, die ich nicht mehr vergessen werde: ‚[…] Was die Herren Professoren und Doktoren der Wirtschaftswissenschaften als meine Vorredner gerade zum Besten gaben, mag in der Theorie ganz wunderbar klingen, aber in der Praxis bringt Sie die Langeweile eines diversifizierten Portfolios natürlich nicht weiter. […] Bitte nehmen sie Papier und Bleistift, ich werde Ihnen sagen, welche zehn Aktien Sie für die nächsten 12 Monate kaufen sollten!‘ Auch ich nahm selbstverständlich Papier und Bleistift, um rein säuberlich die ‚heißen Tipps‘ von Heiko Thieme zu notieren. […] Exakt 12 Monate später nahm ich dieses Stück Papier wieder zur Hand, um Bilanz zu ziehen. Im Durchschnitt haben die von Thieme mit Überzeugung und Begeisterung empfohlenen Aktien innerhalb einer Jahresfrist einen Großteil ihres Wertes eingebüßt, während die Börse sich sogar leicht verbesserte. […] Ein Jahr später war Thieme nicht mehr Redner an dieser Konferenz. Er wurde durch einen neuen Guru ersetzt, der beim Publikum noch unverbraucht war und neue Begeisterung weckte.“
Pirmin Hotz

Leider spielen sich solche Szenen tagtäglich so oder ähnlich selbst in renommierten Medien, aber vor allem bei Social Media ab.

Irgendwelche Trader meinen, die perfekte Strategie zur Aktienanalyse gefunden zu haben. Oder – noch besser – sie zeichnen Linien in die Kurse ein und frönen der technischen Analyse.

Auch dazu findet Pirmin Hotz klare Worte:

„Ich habe unzählige wissenschaftliche Untersuchungen zur Charttechnik gelesen. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die Erkenntnisse niederschmetternd sind. Keine einzige seriöse wissenschaftliche Untersuchung, die ich gelesen habe, kommt zum Schluss, dass die Charttechnik funktioniert. Sie bringt keinen systematischen Nutzen gegenüber der Alternative, auf diese zu verzichten und langfristig einfach den Markt abzubilden, respektive einen Index zu kaufen. Das ist im Grunde mehr als erstaunlich, wenn man bedenkt, dass in der Bankenwelt unzählige hochbezahlte Charttechniker tagtäglich das Ziel verfolgen, mittels ihrer Analysen sich selbst und insbesondere ihren Kunden einen Vorteil zu verschaffen. Sie vergeuden ihre Zeit.“
Pirmin Hotz

Der Grund, warum die Charttechnik auch gar nicht funktionieren kann, ist die Effizienz der Märkte.

Die Kenntnis über die Kursentwicklungen der Vergangenheit, welche allen Marktteilnehmern zugänglich sind, ist längst in den Börsenkursen enthalten. Natürlich gibt es beispielsweise Zyklen. Aber jeder Zyklus folgt seinem eigenen Muster und die Kapitalmärkte reagieren aufgrund komplexer Einflussfaktoren jedes Mal anders. Das wussten bereits Kahnemann, Taleb und Silver.

„Die gesamte Charttechnik ist nach meiner Überzeugung pseudowissenschaftlicher Hokuspokus. Den Anlegern bringt sie gar nichts. Am ehesten bringt sie vielleicht denjenigen Investoren etwas, die dem berühmten Placebo-Effekt unterliegen. […] Entscheidend ist bei dieser Selbsttäuschung, dass der Patient von der Wirkung überzeugt ist.“
Pirmin Hotz

„Anleger, die die Charttechnik einsetzen, erinnern sich gerne an diejenigen Fälle, in denen sie ‚gewirkt‘ hat und sich das Kauf- oder Verkaufssignal als richtig herausstellte. Die Fehlsignale werden größtenteils vergessen, ignoriert oder der Fehler darin geortet, dass bei der Interpretation des Charts die falschen Schlüsse gezogen worden seien. Charttechnik wirkt wie Homöopathie oder Grander-Wasser, nämlich gar nicht. Es gibt keinen wissenschaftlichen Befund für alle diese Voodoo-Methoden – sie sind quasi-religiöse Glaubenssache.“
Pirmin Hotz

Problematisch wird es für Pirmin Hotz aber erst, wenn mit diesen Voodoo-Methoden Menschen um ihr Geld gebracht werden.

„Kennen Sie einen Anleger, der durch den Einsatz von Charttechnik nachhaltig reich geworden ist? Ich nicht. Aber ich kenne einige Leute, die es dank Charttechnik zu einem Guru-Status gebracht haben und nur deshalb reich geworden sind, weil ihnen unzählige ‚Gläubige‘ gefolgt sind und sie tolle Umsätze mit diesen machen konnten.“
Pirmin Hotz

Aber auch generell hält der Autor nicht viel von Prognosen. Denn bezüglich der Interpretation des Vertrauens der Marktteilnehmer, das zweifelsohne wesentlichen Einfluss auf die Börsenentwicklung hat, konstatiert er korrekterweise: „Wer will sich schon anmaßen, von sich zu behaupten, er könne das Vertrauen und damit die teilweise irrationale Laune der Anleger prognostizieren? Ich kann es leider nicht, denn Irrationalität ist rational nicht prognostizierbar, sonst wäre sie nicht irrational.“

Viele Anleger überschätzen ihre Prognose-Fähigkeiten systematisch.

Seien es Anfänger oder Profis und ganz besonders die von den Medien und ihren Communitys hochgejubelten Gurus.

„Sie erfinden immer wieder neue Tricks, um sich selbst zu überlisten und sich einzubilden, sie hätten überdurchschnittliche Titelselektions- oder Timing-Fähigkeiten. Selbstkritisch und vor allem ehrlich getestet analog zu einer Doppelblindstudie beim Test der Wirksamkeit von Medikamenten, haben sie nie. Ihre Anlageergebnisse können noch so schlecht sein: Wenn es schiefläuft, sind andere schuld, und sie bilden sich ein, dass natürlich nicht sie, sondern der ‚Markt‘ falschliegt.“
Pirmin Hotz

Pirmin Hotz blickt aus einer amüsanten wissenschaftlichen Perspektive auf die Luftschlösser, in denen sich weite Teile der Finanzbranche bewegen.

Obgleich er dabei stets wissenschaftlich argumentiert, sind die Zusammenhänge doch einfach dargestellt. Und dank des Humors wird es auch nicht langweilig, seinen Worten zu folgen. Zur Veranschaulichung hier zwei Kapitelüberschriften:

  • „Ob Affen oder Menschen Geld anlegen: Der Random Walk gilt!“
  • „Alle Jahre wieder: Guru- und Analysten-Prognosen für den Schredder“

An all der Kritik an Äußerungen wie denen von Pirmin Hotz stört mich besonders die tiefsitzende, selbstüberschätzende Wissenschaftsfeindlichkeit. Da schreiben mir dann Menschen: „Wo sind denn die ganzen Professoren unter den erfolgreichsten Tradern?“, oder: „Wenn die doch so viel Ahnung haben, warum sind sie dann nicht vermögend?“ Dabei steckt in solchen Aussagen so viel Stumpfsinn, dass es eigentlich müßig ist, überhaupt dagegen zu argumentieren.

  1. Zum einen kann man solche Listen getrost mit den Prognosen zusammen in den Schredder stecken. Denn zumindest ich würde meinen wahren Wohlstand niemals so zur Schau stellen.
  2. Zum anderen wird man nie wissen, was von all dem propagierten Prunk der Gurus tatsächlich echt ist.
  3. Darüber hinaus ist nichts von all dem ein Argument gegen wissenschaftliche Erkenntnisse.

Seid euch sicher, dass Menschen, die die Finanzmärkte verstanden haben, ihre Schäfchen schon früh genug ins Trockene gebracht haben.

Sie haben es also gar nicht nötig, sich mit protzenden Gurus zu messen oder ihre Prognosen zu verkaufen. Wozu sollten sie damit auch Geld machen wollen? Sie sind ja bereits vermögend.

„Oft wird abschätzig über Professoren und Wissenschaftler gesprochen: ‚Das sind doch reine Theoretiker, aber von der Praxis haben sie keine Ahnung!‘, heißt es. […] Ich habe nie ein Idol gehabt, das aus der Praxis kommt. Wenn ich überhaupt Idole habe, dann finde ich sie in der Wissenschaft.“
Pirmin Hotz

In dem Buch wird aber nicht nur das Thema Aktien behandelt. Der Autor widmet sich darüber hinaus in separaten Kapiteln Immobilien („Immobilien – interessantes Realkapital, oft überschätzt“), Gold („Gold für notorische Untergangs-Apologeten“) und Kryptowährungen („Von Bitcoins und viel heißer Luft in den Kryptowährungen“).

Anhand der Kapitelüberschriften kann man zügig die Meinung des Autors sowie den aktuellen Stand der Forschung zu den Themen erfassen.

Meine Einschätzung zum Buch stand schnell fest: Fünf von fünf Sternen für eines der besten Finanzbücher, das ich seit Langem gelesen habe!

Definitiv auf einem Niveau mit den Publikationen von Gerd Kommer und Ray Dalio. Schließen möchte ich mit einem Zitat von Warren Buffett, das ich ebenfalls im Buch gefunden habe:

„Ich denke nie darüber nach, was die Börse machen wird. Ich weiß nicht, wie man die Börse oder Zinsen oder die Konjunktur vorhersagen kann. Und ich habe keine Ahnung, ob die Börse in zwei Jahren höher oder tiefer stehen wird.“
Warren Buffett

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