Warum verkaufen sich Crash Szenarien so gut. Warum verbreiten Crash Propheten so gerne Angst und wie verdienen sie ihr Geld damit? Finanzbuch
Finanzen & Investitionen

Alle reden vom Crash – bleiben Sie cool!

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★★★☆☆

ALLE REDEN VOM CRASH – BLEIBEN SIE COOL von Antonio Sommese & Michael Brückner* klang auf den ersten Blick nach einem passenden Buch für mich. Denn, wenn ich meinen eigenen Anlagestil beschreiben müsste, dann wäre auch dieser besonnen und rational. Dieses Buch suggeriert von Beginn an, dass es den Lesern helfen kann, auch in Krisenzeiten Renditen zu erwirtschaften. Und sich vor allem von falschen Propheten nicht emotional aufs Glatteis leiten zu lassen. / Anzeige

Kaum ein Anleger oder eine Anlegerin wünscht sich einen Crash, doch so viele reden permanent davon. Dabei ist ein Crash nicht nur zwingendes Übel an den Kapitalmärkten, sondern Teil der Achterbahn. Die Autoren wollen ergründen was hinter den Drohkulissen steckt, die die bekannten Crashpropheten allzu gerne aufbauen und Medien gerne verbreiten. Kurskorrekturen, Crashs und Rezessionen gab es an den Kapitalmärkten schon immer. Aber rational betrachtet waren diese Zeiten vor allem eine gute Gelegenheit nachzukaufen und weniger ein ewiges Tal der Tränen.

Die beiden Autoren nehmen in ihrem Werk die verschiedenen Crash-Mythen genauer unter die Lupe. Gemeinsam mit Experten und Expertinnen auf diesem Gebiet erläutern sie die Psychologie hinter den Prophezeiungen. Dabei werden auch die Fonds und Anlagestrategien diverser Crash-Propheten untersucht und schlussendlich rationale Anregungen gegeben, wie man sich absichern kann oder verhalten sollte.

An dieser Stelle wird sowohl Ray Dalio zitiert wie auch ein Einblick in den Fundus der Autoren gegeben

Denn Antonio Sommese ist seinerseits Anlageberater und offenbart ein paar durchaus interessante Tipps. Aber auch leider eine ganze Schar von suboptimalen und vor allem nicht belegbaren Strategien. Was am Ende das Buch unnötigerweise ein bisschen herunterzieht, aber dazu später mehr.

Die traurige Wahrheit ist, dass viele – insbesondere Privatanleger und Privatanlegerinnen – sehr empfänglich sind für schlechte Nachrichten. Einige Medien haben das zu ihrem Programm gemacht und überschütten uns tagtäglich mit unzähligen negativen Meldungen. So kann man bei ausgeprägtem Medienkonsum schnell mal den Eindruck gewinnen, dass es mit der Welt und generell mit allem den Bach runter geht. Um sich persönlich vor dieser negativen Nachrichten Spirale zu schützen gibt es diverse Strategien. Vom gefilterten, über den eingeschränkten, dem gänzlich eingestellten und den vermehrt positiven Nachrichtenkonsum.

Ich persönlich habe irgendwann aufgehört, bestimmte Medien zu konsumieren. Zunächst in Schüben und danach gänzlich. Relativ schnell merkt man, dass man eigentlich doch gar nicht so viel verpasst und vor allem ein grundsätzlich positiveres Bild von der Welt erhält.

„Ja, der Crash sei nahe. Wie nahe, da wollten sich die meisten nicht so recht festlegen. Eine geschickte Strategie, denn zu der Erkenntnis, dass es an den Finanzmärkten immer mal wieder zu deutlichen Korrekturen und auch zu Crashs kommt, braucht es keine prophetische Gabe.“
Antonio Sommese & Michael Brückner

Es ist wirklich interessant und lehrreich, wie die beiden Autoren die Psychologie hinter der Angstmacherei erläutern und etliche Prophezeiungen entlarven

Sie zeigen gleichzeitig aber auch, wie in der Historie verschiedene Krisen verlaufen sind, schildern grob, was ihre Auslöser waren und ob das auf die heutige Zeit übertragbar ist.

Diese kleine Historie zeigt vor allem, dass die Finanzmärkte in der Vergangenheit immer wieder von kräftigen Auf- und Abwärtsbewegungen betroffen waren. Die Gründe dafür waren unterschiedlich. Mal waren die Anleger und Anlegerinnen zu gierig und mal sorgte ein Ereignis außerhalb der Kapitalmärkte für die Talfahrt. Doch wenn man sich die Entwicklungen danach anschaut, dann ging es in vielen Fällen – so auch im Corona-Crash – sehr schnell wieder nach oben. Nicht selten erreichen die Kurse bereits wenige Jahre nach dem Tiefstand wieder Höchststände.

„Die Aussage: ‚Der Crash kommt‘, ist deshalb von ebenso banaler Unverbindlichkeit wie ‚wir werden alle sterben‘. Ja, das stimmt. Hoffentlich dauert es noch lange, aber irgendwann wird es so weit sein.“
Antonio Sommese & Michael Brückner

Die Autoren gehen der Frage nach, warum Crash-Prognosen medial so gern gesehen sind und warum die Bücher der Propheten deutlich stärkeren Absatz finden als die überwiegende Mehrheit der übrigen Publikationen.

Dabei erfahren wir auch so verrückte psychologische Details, wie den Fakt, dass wir sogar sehr gerne bereit sind, Geld dafür auszugeben, um uns ängstigen zu lassen. Auch die „German-Angst“ wird kurz erläutert und soll die Frage klären, warum eben gerade in Deutschland Crash-Propheten allzeit Hochkonjunktur haben.

„Der Begriff Crash klingt dramatisch, daher wird er vor allem von den Medien gern verwendet. Es klingt irgendwie nach einem Armageddon an den Finanzmärkten. Tatsächlich aber erholen sich die Märkte nach der ersehnten Phase ausgeprägter Volatilität wieder recht schnell und erreichen vielleicht nach zwei, drei Jahren schon wieder neue Höchststände. Je nachdem, wie tief der Markt gefallen ist, kann die Erholungsphase kürzer oder länger ausfallen.“
Antonio Sommese & Michael Brückner

Was für Anleger und Anlegerinnen grundsätzlich viel deprimierender als ein Crash ist, ist eine Baisse

Eine Zeit, geprägt von stetig fallenden Kursen und in der Regel begleitet von einer langen Rezession. Nur die findigen Propheten haben das ebenfalls schon erkannt und kombinieren dann gerne beide Szenarien. Erst der große Crash, der gerne mit Adjektiven und Superlativen ausgeschmückt wird, und danach die langanhaltende und düstere Rezession, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Was man genau unter einem Crash, einer Baisse oder eine Korrektur an den Kapitalmärkten versteht wird ebenfalls kurz beschrieben.

Das wirklich perfide an der ganzen Geschichte ist allerdings, dass die Angst für viele der Crash-Propheten ein lukratives Geschäftsmodell ist. So schrecken sie auch nicht davor zurück, immer und immer wieder Schreckensszenarien zu schildern und in den Lesern und Leserinnen Panik zu wecken. Als Lösung präsentieren sie dann gerne ihre eigenen Produkte, Kurse, Fonds, weitere Publikationen oder Assetklassen, an denen sie manches Mal ganz zufällig signifikant beteiligt sind. Für mich immer noch moralisch nicht in Ordnung. Aber manchen Menschen geht es eben nicht um Moral, sondern nur um die klingende Münze in der Tasche.

Diese ersten 2/3 des Buches waren wirklich interessant, wenn auch manches mal ein bisschen ungeordnet beschrieben

Was aber danach folgt, empfand ich dann nicht mehr so passend. Denn mir missfällt generell der Aufbau des Buches. Ich finde es einfach nicht in Ordnung, ein Buch zu konzipieren, das zunächst auf andere und ihre Strategien draufhaut und am Ende dann darin mündet, dass man sich selbst als Erretter in Szene setzt. Das hätte man durchaus geschickter machen können. Entweder man empfiehlt, im Anschluss an die durchaus lesenswerten Ausführungen zu Crash-Propheten, die wissenschaftlich fundierten Investment Ansätze von Börsenlegenden wie Dalio, Graham oder Kommer oder man macht maximal sehr dezent Werbung für sich selbst.

Was dann bei mir aber nicht so gut ankommt, ist, wenn ich nur maximal auf drei Seiten von Ray Dalios Allwetter-Portfolio berichte und dann selbst loslege mit allerlei Anlagestrategien und Assetklassen. Einige der Tipps waren definitiv lesenswert und gut, aber andere entziehen sich entweder jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und wieder andere lassen schlicht die Risikokomponente komplett oder teilweise aus. Daraus entsteht ein bunter Wirrwarr aus wertvollen und weniger wertvollen Börsentipps und nur die geübten Leser und Leserinnen können noch auseinanderhalten, was wirklich umsetzungsrelevant ist und was nicht.

Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts dagegen, dass einer der Autoren sein Geld mit Anlageberatungen verdient

Aber an einigen Stellen wird mir das doch zu sehr in den Vordergrund gerückt. Die Honorar-Anlageberatung wird immer und immer wieder kräftig positioniert. In einem zumindest populär-wissenschaftlichen Sachbuch hat das in dieser Form aber nichts zu suchen. Darüber hinaus sind mir keine Studien bekannt, nach denen Honorar-Anlageberater deutlich bessere Ergebnisse mit Stock- und Fondspicking erzielen als aktive Fondsmanager. Keine Ahnung, wo der Autor die Evidenz für manche Formulierungen hernimmt.

Da dieser Teil aber eben nicht das gesamte Buch darstellte und eben auch nicht vollständig verkehrt war, bekommt dieses Buch immer noch eine gute Bewertung. Denn ich fand es super interessant, über die unterschiedlichen Crash-Propheten und ihre Eskapaden mehr zu erfahren und vor allem nochmal die psychologische Sichtweise darauf zu erfahren. Mit einem ausgewogenerem Schlussteil wäre hier definitiv mehr drin gewesen.

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