SPEKULATIONSBLASEN von Rolf J. Dachkammer und Máté Facsar* ist mal was ganz Feines. Hierbei handelt es sich um eine wissenschaftliche Aufarbeitung historischer und möglicher aktueller Spekulationsblasen. Diese werden anhand der Anatomien nach Kindleberger und Minsky untersucht. / Anzeige
Wer die beiden Herren noch nicht kannte, den kann ich beruhigen. Ich kannte die beiden vorher auch nicht, aber ich Dir sagen, dass deren Modelle wirklich interessant sind.
Wer sich jetzt denkt, dass sich das ein wenig zu wissenschaftlich anhört, dem kann ich entgegnen, dass die Autoren das ganze Buch, doch sehr angenehm geschrieben haben.
Was kannst Du erwarten:
Die beiden Autoren beginnen den Leser an das Thema Spekulationsblasen heranzuführen, indem sie bedeutsame Krisen betrachten. So leiten historische Betrachtungen der Tulpenmanie, der Südseespekulationsblase, der Dotcom-Blase und etlicher weiterer dokumentierter Übertreibungen das Buch ein.
Dabei beschrieben sie diese allerdings nicht bloß trocken, wie man es aus Geschichtsbüchern oder dem Internet kennt. Sondern arbeiten die Manien entlang ihrer Phasen dezidiert auf. Somit geben sie dem Leser eine Struktur mit auf den Weg, wie er solche Entwicklungen vielleicht zukünftig antizipieren könnte. Mit einer solchen Untersuchung der aktuellen Lage am Kapitalmarkt schließen sie dann auch ihre Ausführungen. Das Ergebnis lasse ich der Spannung halber jetzt mal offen.
Für wen das Buch interessant ist:
Wenn Du an der Börse aktiv bist, dann sollten die eben namentlich erwähnten Blasen für Dich kein Neuland sein. Sollte dem doch so sein, dann wäre dieses Buch für Dich wohl möglich ein gutes Werk, um dein Wissen aufzufrischen. Dabei geht es nicht darum, auf einer Party mit solchen Termini angeben zu können, sondern zu verstehen, was an den Kapitalmärkten schon seit Jahrhunderten vollkommen normal ist. Crashs und Krisen gehören zur Börse. Die Rendite, die Du am Kapitalmarkt bekommst ist die Entlohnung dafür, dass Du eben genau solche Risiken in Form von Kursschwankungen eingehst.
Das Buch ist ebenfalls etwas für Dich, wenn Du wie ich eine Studienarbeit zur diesem Thema schreiben musstest. Denn es handelt sich zwar hierbei um keine Journal Veröffentlichung, aber dennoch um eine sauber ausgearbeitete Quelle.
Mein Fazit zum Buch:
Das Buch ist auf jeden Fall für jeden zu empfehlen, der sich mal intensiver mit der Vergangenheit beschäftigen möchte. Es hilft auch dabei sich der „dieses Mal wird alles anders“ Mentalität zu entledigen.
Denn wenn das Buch eines sehr anschaulich leistet, dann zu belegen, dass es doch eigentlich immer wieder im Großen und Ganzen das Gleiche ist, was wir an den Börsen erleben.
Emotionen an den Börsen: Geiz und Gier im Einsatz!
Kennst Du auch diese Menschen, die immer alles sofort haben möchten? Die gar nicht schnell genug auf einen bereits mit Vollgas rasenden Zug aufspringen können, nur weil sie glauben, damit das schnelle Geld zu machen? Genau von solchen Personen handeln die Geschichten rund um die Spekulationsblasen.
Dieses Buch ist vor allem ein Wink in Richtung all der Menschen, die der festen Überzeugung sind, dass sie immer und überall rational handeln. Ich hoffe, Du gehörst nicht zu diesen Menschen. Denn es wäre einfach nur naiv!
Ich kann mich noch an meinen Beitrag zu Daniel Kahnemanns Meisterwerk SCHNELLES DENKEN, LANGSAMES DENKEN* erinnern. Auf meinen Social Media Kanälen habe ich damals die Frage gestellt, ob die Leute der Meinung sind immer oder zumindest größtenteils rational zu handeln. Die Antworten waren frappierend. Ein Großteil war der festen Überzeugung, dass ihnen das nicht passieren könnte, dass ihr Verstand einer Verzerrung oder gar einer Anomalie zum Opfer fallen könnte. Sie waren fest davon überzeugt, dass sie immer im Vollbesitz ihres Verstandes sind. Und das, obwohl Daniel Kahnemann bereits schrieb:
„Wir sind unserer Blindheit gegenüber blind. Wir haben nur wenig Ahnung darüber, wie wenig wir wissen. Wir sind nicht dafür gemacht, zu wissen, wie wenig wir wissen.“
Daniel Kahnemann (Nobelpreisträger)
Die Leute wollen es einfach nicht wahrhaben:
Das diese Weisheit vom Nobelpreisträger Kahnemann bei etlichen – teilweise wirklich gebildeten – Menschen noch nicht angekommen ist, schockt mich. Es hat mich dann ein weiteres Mal bei meiner Buchvorstellung von PSYCHOLOGIE DER MASSEN von Gustave Le Bon* überwältigt. Auch hier beharrten wieder so viele darauf, dass sie stets sie selbst seien und das es keinen Einfluss auf sie und ihre Meinung hätte, wenn sie sich in einer größeren Gruppe befänden.
„Wie kann man sowas behaupten“, dachte ich mir nur in diesem Moment. Ein jeder von uns wird sicher schon die Erfahrung gemacht haben, wie wir uns in Gruppen stärker fühlen. Manchmal bekommt man sogar den Eindruck, dass man beginnt in der Menge zu gleiten und sich selbst ein wenig auf dem Weg verliert. Eben eins zu werden mit der Masse, wie es häufig sogar als schön und fast schon spirituell angesehen wird. Nun gibt es da draußen aber immer noch die Leute, die nicht wahrhaben wollen, dass sie sich häufig gar nicht bewusst sind, wenn sie wieder ein Stück weit aufgrund der äußeren Umstände beeinflusst wurden.
Mich bringt dieses ganze Thema auch so in Rage, weil wir hier über wissenschaftlich belegte Dinge sprechen. Das ist kein Blödsinn, den sich ein Gustave Le Bon oder eben Daniel Kahnemann ausgedacht haben.
Warum schreibe ich nun so ausführlich darüber?
Nun weil Rolf J. Dachkammer und Máté Facsar in ihrer wissenschaftlichen Ausfertigung zum Thema Spekulationsblasen eben genau solche Verhaltensweisen belegt haben. Sie haben es darüber hinaus auch noch handfest für uns in ein Schema verpackt, dass Du nutzten kannst. Damit kannst Du die aktuellen Phasen einordnen und vielleicht noch rechtzeitig die Notbremse ziehen.
Um ein wenig zu spoilern: Im Grunde genommen durchlaufen Übertreibungen, Blasen und Spekulationen – wie auch immer man sie nun nennen möchte – immer in den gleichen Phasen. Diese zu erkennen sind wir zumeist nicht im Stande. Denn wenn wir drinstecken, dann ist unser Verstand nicht immer an unserer Seite. Nur wenn wir es schaffen ein wenig Abstand zu gewinnen und von außen rational zu beurteilen, haben wir eine Chance, die nächste Krise vielleicht bereits vor ihrem Knall zu erkennen und uns somit einiges an seelischem und monetärem Schmerz zu ersparen.