Eine gelungene und unterhaltsame Einführung in die Welt der Finanzen. Ein typisches Nachttischbuch, in das man immer mal wieder reinschaut.
Finanzen & Investitionen

Die 101 wichtigsten Fragen: Geld und Finanzmärkte

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★★★★☆

DIE 101 WICHTIGSTEN FRAGEN: GELD UND FINANZMÄRKTE von Hans-Jürgen Wagener* ist ein spannender Rundum-Blick in die Welt des Geldes. Der Autor, ein renommierter Professor für Volkswirtschaftslehre, offenbart uns sein umfangreiches Wissen verständlich und teilweise durchaus unterhaltsam. Das Buch enthält eine Vielzahl von Fragen – 101 an der Zahl – und die entsprechenden Antworten. Damit deckt es eine breite Palette von Themen rund um Geld und Finanzen ab. Da sollte sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene sicherlich etwas dabei sein. / Anzeige

Inhaltlich sind die 101 Fragen nach verschiedenen Themenbereichen geclustert. Die Überschriften der einzelnen Blöcke lauten dabei: „Geld oder Leben“, „Kredit, Zins und Kapital“, „Banken“, „Zentralbank und Geldpolitik“, „Inflation“, „Internationale Finanzen“, „Der Euro“, „Schuldenstaat und Schuldenkrise“, „Finanzmärkte“ und „Finanzkrisen“.

Entsprechend beginnt der Autor mit fundamentalen Überlegungen zur Bedeutung des Geldes.

Dabei erfahren wir allerlei über die Geschichte und verschiedenen Formen des Geldes, von der geschlossenen Hauswirtschaft bis zur modernen Kreditgeldwirtschaft. Und es wird deutlich: Geld ist nicht nur ein Tauschmittel, sondern auch eine Wertaufbewahrungseinheit. Darauf folgt schließlich eine Diskussion über den Wert des Geldes selbst und seine Beziehung zu den Werten, die es repräsentiert. Insbesondere in Zeiten „billigen“ Geldes sicherlich ein streitbarer Abschnitt.

Der Autor widmet sich aber auch grundlegenden Konzepten wie Vermögen, Kredit, Zins und Kapital. Er erklärt, wie Geld eigentlich entsteht und wie es in unserem Bankensystem zirkuliert. Aber auch, wie die Zentralbanken ihre Geldpolitik steuern beziehungsweise steuern sollten. Dabei schafft er es, auch komplexere Zusammenhänge durchaus verständlich darzustellen, ohne in unnötige Fachbegriffe oder komplizierte Formeln abzudriften. Aber auch eher populäre Fragestellungen greift er auf. Beispielsweise, ob Banker zu viel Geld verdienen, ob der Zins widernatürlich ist und wie es zur Hyperinflation 1922/1923 kommen konnte.

„Gut, Leistung soll sich lohnen. Aber muss es so viel sein? Würden die Einkommen der Spitzenbanker auf der ganzen Welt um die Hälfte gekürzt, es würde sich nichts ändern. Sie würden mit dem gleichen Einsatz arbeiten. Die Fußballspieler übrigens genau so.

Aber kürzt man nur in Deutschland und nicht im Ausland, dann wandert der Spitzenfußballer zu Real Madrid ab und der Spitzenbanker in die City von London oder an die Wall Street. Das heißt, wir haben einen globalen Markt für Spitzenbanker und Spitzenfußballer, deren Fähigkeiten einerseits relativ selten, aber andererseits heiß begehrt sind. Man könnte natürlich die Gehälter in Deutschland kürzen und gleichzeitig eine Mauer hochziehen. Aber dann befänden wir uns in einem etwas anderen System.“
Hans-Jürgen Wagener

Sprachlich vermittelt das Buch den Eindruck eines intensiven Gespräches mit einer weisen und vertrauten Person.

In ihren Ohrensessel gelehnt, möchte sie ihren Kindern und Enkeln ein Stück weit die Welt der Finanzen erklären. Es ist damit definitiv kein Fachbuch – wer das erwartet, ist hiermit sicherlich falsch bedient.

Ein wirklich großer Teil des Buches wird den Finanzmärkten gewidmet. Hans-Jürgen Wagener erläutert die Funktion der Börse, die Rolle von Investmentfonds und Hedgefonds. Ebenso die Bedeutung von Rating-Agenturen und die Auswirkungen von Finanzinnovationen. Man könnte das Buch auch als eine Art Grundkurs Volkswirtschaftslehre bezeichnen, der sicherlich nicht schadet. Börsen- oder Aktientipps darf man hier aber nicht erwarten. Es geht vielmehr um die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge, weniger um die Börse als Investitionsplattform zum Vermögensaufbau.

Besonders interessant empfand ich die Betrachtungen von Finanzkrisen und deren Auslösern.

Der Autor untersucht, inwieweit Krisen vorhersehbar sind, ob Spekulation eher positiv oder negativ ist und welche Folgen eine Finanztransaktionssteuer haben kann. Ein Kapitel, das sich unsere führenden Politiker sehr gerne einmal zu Gemüte führen dürfen.

„Was Geld sei, meint jeder zu wissen. Doch je genauer man hinschaut, desto undeutlicher werden die Konturen. Geld scheint etwas Immaterielles zu sein, das aus dem Nichts auftaucht und wieder im Nichts verschwindet: Geldschöpfung und Geldvernichtung, der Finanzmarkt eine einzige Luftnummer. Deshalb haben sich viele Ökonomen lieber mit dem beschäftigt, was sie die reale Wirtschaft nennen, über das sich das Geld ihrer Ansicht nach wie ein Schleier legt, den man entfernen muss, um zum Eigentlichen vorzudringen.“
Hans-Jürgen Wagener

Dabei kommt das Buch aber nicht an die Tiefe von Büchern wie Die Geschichte der Spekulationsblasen* von John Kenneth Galbraith oder Spekulationsblasen* von Rolf J. Dachkammer und Máté Facsar heran. Aber das war sicherlich auch nicht der Anspruch. Hier und hier kommst du zu meinen Rezensionen der eben genannten Bücher.

Der Fokus dieses Buches liegt vielmehr darauf, komplexe (finanz-)wirtschaftliche Konzepte möglichst allgemeinverständlich zu vermitteln.

Selbstverständlich geht dabei auf nicht einmal 200 Seiten für über 100 Fragen zu einem gewissen Grad die thematische Tiefe verloren. Es werden zwar mitunter etliche praktische Beispiele und historische Ereignisse angeführt, um die Theorie mit der Realität zu verknüpfen. Aber bei nicht einmal zwei Seiten Platz pro Frage darf man nicht zu viel erwarten.

„Das moderne Geld ist Kreditgeld. Diesen Satz müsste man fett drucken. Denn darin äußert sich die Grundlage des Geldsystems: Es beruht auf Kredit, das heißt auf Vertrauen. Geht das Vertrauen verloren, durch Krisen zum Beispiel oder durch übermäßige Geldentwertung, dann funktioniert der Geldverkehr nicht mehr reibungslos, was nicht ohne Folgen für die übrige Wirtschaft bleibt.“
Hans-Jürgen Wagener

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An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:

Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (geboren 1941 in Dresden) ist ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler und emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Sein Schwerpunkt dabei liegt insbesondere auf der Wirtschaftspolitik.

Wagener begann sein Studium der Volkswirtschaftslehre und Soziologie in Berlin und München. Er erlangte 1966 an der Ludwig-Maximilians-Universität München seinen Abschluss als Diplom-Volkswirt und vervollständigte 1968 dort sein Aufbaustudium in Ostwirtschaft. 1971 promovierte er mit der Arbeit „Wirtschaftswachstum in unterentwickelten Gebieten: Ansätze zu einer Regionalanalyse der Sowjetunion“.

Früh in seiner Karriere arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent am Osteuropa-Institut München von 1970 bis 1973.

Gefolgt von einer Position als wissenschaftlicher Assistent am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) von 1973 bis 1975. Im Jahr 1975 erhielt er einen Ruf als Professor für Ökonomie an die Rijksuniversiteit Groningen in den Niederlanden. Dort widmete er sich insbesondere dem Vergleich von Wirtschaftssystemen.

Im Jahr 1993 wechselte Wagener an die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), wo er als Professor für Volkswirtschaftslehre tätig war. Spezialisiert hat er sich dabei auf Wirtschafts- und Ordnungspolitik. Hier gründete er das Frankfurter Institut für Transformationsstudien (FIT), das sich mit Fragen des institutionellen Wandels beschäftigte.

„Über Geld spricht man nicht, das hat man. Wir wollen trotzdem über Geld sprechen, auch wenn es schmutzig und verflucht sein sollte. Denn macht es andererseits nicht frei und verleiht eine gewisse Sicherheit? Geld ist eine soziale Tatsache, die sich nur schwer aus dem gesellschaftlichen Verkehr entfernen ließe, ohne in die Steinzeit zurückzufallen.“
Hans-Jürgen Wagener

Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits richtet sich an das Layout des Buches.

Die mir vorliegende Ausgabe stammt bereits aus dem Jahr 2012 und offen gestanden sieht man das auch. Das Layout ist sauber und aufgeräumt, die Taschenbuchbindung hochwertig und stabil. Aber sowohl im Inneren wie im Außen kommt es nicht über ein Solide hinaus. Dennoch sollte man diesen Aspekt auch nicht überbewerten.

Insgesamt kann man das Buch durchaus als sehr gelungene und unterhaltsame Einführung in die Welt der Finanzen bezeichnen. Sowohl für wirtschaftlich Interessierte als auch für Neulinge auf diesem Gebiet kann es eine wertvolle Quelle sein. Es hilft dabei, grundlegende Konzepte zu verstehen bzw. aufzufrischen. Aber auch, sich über spannende finanzwirtschaftliche Fragen zu informieren und die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge der Finanzwelt besser zu begreifen.

Dabei bietet es sich an, das Buch nicht in einem Schwung zu lesen, obgleich viele der Fragestellungen aufeinander aufbauen.

Für mich ein typisches Nachttischbuch, in das man immer mal wieder reinschaut. Zumal es mit 10,95 EUR zu einem angenehmen Preis daherkommt.

„Die Neigung, öffentliche Ausgaben über Kredite zu finanzieren, hat nicht allein in Deutschland zugenommen. […] Ganz allgemein stehen demokratische Regierungen unter dem Druck des Anspruchsdenkens der Bürger. Was der Staat nicht alles leisten soll! Gleichzeitig wird die Steuerlast als kaum erträglich empfunden. Nicht nur die Regierung, auch die Volksvertreter wollen wiedergewählt werden. Da ist die Verschiebung des Zahltermins auf die Zukunft ein verlockender Ausweg, und die Budgetkontrolle durch das Parlament wird weich.“
Hans-Jürgen Wagener

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