Ein Buch von einer Frau für Frauen, denn gerade unter den Gründerinnen und Investorinnen sind noch viel zu wenig Frauen. Und das soll sich ...
Finanzen & Investitionen

Female Money

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★★★☆☆

FEMALE MONEY von Katja Ruhnke* ist ein leidenschaftlicher Appell an weibliche Risiko-Kapitalgeberinnen. Ein Buch, das offen und schonungslos darstellt, wie unterrepräsentiert die Damen sowohl auf Seiten der Gründer:innen als auch der Kapitalgeber:innen sind und wie viel ungenutztes Potenzial hier noch nicht ausgeschöpft ist. / Anzeige

Die Autorin richtet sich damit ganz klar an die Frauenwelt und möchte bislang noch zögerlichen Personen die Angst vor einer Investition in junge Start-ups nehmen.

Dazu lässt sie sowohl Gründerinnen als auch Investorinnen zu Wort kommen und zeigt: Es ist nicht besonders schwer, aktiv zu werden. Mit einer solchen Investition kann man nicht nur Innovationen, sondern auch Werte fördern, mit denen man sich identifiziert.

„Frauen investieren nachhaltiger und häufig mit mehr Blick für das Soziale in die sogenannten Zebras. Das sind Start-ups, die als Gegenmodell zu den ,Unicorns’ nicht auf einen schnellen Exit aus sind, sondern auf anhaltende Wirkung. Warum gibt es dann nicht mehr Investorinnen?“
Vom Backcover

Genau auf diese Fragestellung geht die Autorin ausführlich mit diversen anderen erfahrenen Denkerinnen aus der Branche ein.

„Im Fußball – und das sage ich als eine, die als Kind viel Fußball gespielt hat – gibt es immer Mitspieler, die sich ständig freilaufen, aber nur selten den Ball bekommen. Die ‚hier, hier, hier‘ rufen und doch oft leer ausgehen. Es reicht jedoch nicht aus, einfach nur verfügbar zu sein. Der Ball muss auch selbst erkämpft werden. Wenn also eine Umfrage, die ein Fintech vor Kurzem durchgeführt hat, ergibt, dass 85 Prozent der Frauen zwischen 20 und 40 Jahren angeben, dass sie das Thema Geld lieber ihrem Partner überlassen, dann ist das für mich absolut inakzeptabel. Das Mindeste ist, sich um seine eigenen Finanzen zu kümmern. Noch besser wäre es, dafür einen echten Plan zu haben und damit, genau wie mit der eigenen Arbeit, etwas zu bewirken.“
Katja Ruhnke

In Venture Capital sieht die Autorin somit die Möglichkeit, sich sowohl eigenverantwortlich um die häuslichen Finanzen zu kümmern als auch etwas in der Welt zu bewegen. An dieser Stelle fehlt mir im Buch allerdings durchweg die ehrliche Aufklärung über die Risiken solcher Investitionen. Meiner Meinung nach sind Start-up-Finanzierungen ganz im Gegenteil absolut nichts für Einsteigerinnen, wie sie von Katja Ruhnke an etlichen stellen, wie auch in diesem Beispielzitat, direkt angesprochen werden.

Wer sich aktuell aus Bequemlichkeit oder mangelnden Wissen hinsichtlich der eigenen Finanzen lieber auf den Partner verlässt, sollte danach nicht die 180 Grad Kehrtwende machen und ohne weiteres zur Risiko-Kapitalgeberin für junge Start-ups mutieren.

Unabhängig davon, dass wir hier nicht über 5 Euro im Monat in einem Sparplan sprechen, sollte man wirtschaftliches Know-how und vor allem eine hohe Risikobereitschaft mitbringen.

Denn Fremdkapitalgeber:innen finanzieren junge Unternehmen nicht ohne Grund eher ungern und zu in der Regel recht sportlichen Konditionen. Man nennt ein solches Investment schließlich nicht ohne Grund Risikokapital oder Venture Capital. Als Investorin und somit Eigenkapitalgeberin sollte man schon eine ziemlich attraktive Rendite in Aussicht haben und am besten breiter über verschiedene Beteiligungen streuen, um den beinahe sicheren Ausfall von einigen solcher Investments verschmerzen zu können.

„Das Kapital, das Frauen halten, wird dringend benötigt. Es gibt so viel, was wir machen können, so viele Gelegenheiten. Wir müssen uns hinbewegen, sie uns holen und zupacken.“
Katja Ruhnke

Ich finde es bewundernswert, mit welcher Leidenschaft die Autorin hier bei der Sache ist. Doch entgegen ihrer unterschwelligen Annahme liegt das Geld gerade für viele Frauen nicht auf der Straße. Es ist also mehr als Vorsicht geboten.

„Zebra-Unternehmen sind sowohl schwarz als auch weiß: Sie sind profitabel und verbessern die Gesellschaft. Sie werden das eine nicht für das andere opfern.“
Katja Ruhnke

Ein wunderbarer Wandel, denn heute reicht es einfach nicht mehr, „nur“ erfolgreich zu sein. Wir sind es unseren Mitmenschen, dem Planeten und uns selbst schuldig, einen nachhaltigen Nutzen zu schaffen.

„Hinzu kommt, dass sich die klassischen Anlageoptionen heute als weniger interessant herausstellen, als sie früher vielleicht einmal waren. Eine niedrige Zinspolitik, die Immobilienblase […]. Diversifizierung kann auch mit Start-ups im Portfolio geschehen.“
Katja Ruhnke

Solche Passagen finde ich offen gestanden absolut fragwürdig. Es grenzt schon fast an Finanzpornografie, auf solch gezielte Art und Weise Keywords in den Raum zu stellen und den eigenen favorisierten Investment-Ansatz zu fokussieren.

Fakt ist: Die zu erwartenden Renditen für private Investorinnen sind am Risikokapitalmarkt grausam im Vergleich zum internationalen Aktienmarkt –insbesondere unter Berücksichtigung des zugrundeliegenden Risikos, des mindestens einzusetzenden Vermögens, um eine ausreichende Diversifikation zu erzielen und der mangelnden Erfahrung von Einsteigerinnen. Der Aktienmarkt wird hier allerdings nicht einmal als Möglichkeit erwähnt. Stattdessen wird an anderer Stelle nochmal das Sparbuch kritisiert, das mittlerweile uns allen als unpassende Option zur langfristigen Geldanlage bekannt sein sollte. Daneben stellt sie eine Immobilienblase als gegeben hin, obgleich alle erfahrenen Immobilieninvestor:innen wissen, dass es maximal eine regionale Blasenbildung gibt und mit Akribie und Kreativität immer wieder ein lohnendes Geschäft zu finden ist.

Ich finde das offen gestanden nicht in Ordnung und das ist auch mein stärkster Kritikpunkt an dem Buch.

Für mich ist es keine unabhängige und ehrliche Hilfe für die eigene Investitionsentscheidung. Vielmehr ist es ein ausschließlich auf die Start-up-Finanzierung fokussiertes Werk, das leider auch keinem wirklichen roten Faden folgt.

Bei all der Leidenschaft und all der Relevanz des Themas, kann ich dem Buch damit unterm Strich nicht mehr als 3 Sterne und somit ein „gut“ geben. Obgleich auch das eigentlich eher schmeichelhaft ist und nur zu Stande kommt, weil mir das Engagement der Autorin imponiert, ich das Werk optisch sehr gelungen finde und die Relevanz des Themas hochhalten möchte.

Als erstes Finanzbuch für bislang zurückhaltende Frauen ist es aber absolut nicht geeignet. Da ist man mit Jessica Schwarzer oder Gerd Kommer deutlich besser und vor allem unabhängiger bedient.

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