GEGEN DAS TABU von Georg Rösl* ist die bewegende Lebensgeschichte eines erfolgreichen Jung-Unternehmers und seinem Kampf gegen die Depression und Burnout. Themen, die in weiten Kreisen unserer Gesellschaft leider immer noch tabuisiert werden und über die man einfach nicht spricht. Dass genau das aber die Situation noch weiter verschlimmern kann, beschreibt der Autor in seinem Werk. / Anzeige
Darüber hinaus bekommen wir tiefe Einblicke in eine Krankheit, die man niemandem wünscht, vor der man sich aber eben auch rüsten kann. Denn aus seinen schlimmen Erfahrungen heraus ist die Mission des Autors entstanden, denen zu helfen, die ebenfalls mit Depressionen zu kämpfen haben. Er möchte aber vor allem dieses Thema enttabuisieren, denn viel zu viele Menschen trauen sich nicht darüber zu sprechen, sich Hilfe zu holen oder Hilfe anzunehmen. Sie fürchten um ihre Karriere, ihre Beziehung und soziale Stellung in ihrem Umfeld. Burnout und Depression wird nämlich von vielen immer noch als Schwäche angesehen. Das Resultat ist eine geschönte Fassade, die aber nicht ewig halten wird
Auch der Autor konnte die tiefen Spuren irgendwann nicht mehr verbergen, die mehrere berufliche wie auch private Schicksalsschläge bei ihm hinterlassen hatten. Von der Sonnenseite des Lebens als erfolgreicher Unternehmer, Sportler und Lebenspartner drehte sich das Blatt. Erst nach langem Kampf gegen Burnout, Depressionen, suizidale Gedanken und Klinikaufenthalte kam er zurück ins Leben. Und ab da stand für ihn seine Mission fest: gegen das Tabu der Depression anzugehen und anderen Betroffenen zu helfen.
Der Autor gibt uns in seinem Buch 30 Tipps mit an die Hand, wie wir uns selbst aus dieser Situation befreien können
Denn unser Gesundheitssystem und der gesellschaftliche Druck machen es manches Mal nicht so einfach, Hilfe zu bekommen. Jeder von uns kennt diese Momente, in denen wir einen Termin bei einem Facharzt brauchen und dann 3-6 Monate in die Zukunft verwiesen werden. Dieser Zeitraum ist auch bei einer Depression ein extremes Risiko. Weil die meisten Patienten sich nämlich erst dazu entscheiden, bei einem Arzt oder Therapeuten anzurufen, wenn es eigentlich bereits 5 vor 12 ist.
Ich finde es unglaublich wichtig, dass der Autor so offen und authentisch über dieses Thema und seine persönlichen Erfahrungen spricht. Denn als Bloggerin und Influencerin sehe ich es jeden Tag aufs Neue, welche Maxime aktuell Priorität zu haben scheint. „Höher, schneller, weiter“ und das am besten schon gestern. So denken und leben weite Teile unserer Instant-Gesellschaft. Da das dann mit Statussymbolen wie teuren Uhren, schnellen Autos und Protzgebaren einhergeht, haben Schwächen oder gar Krankheiten keinen Platz in der Außendarstellung. Es wird gelogen, inszeniert und stets versucht nach außen erfolgreich, unangreifbar und vor allem unerreichbar zu sein. Das setzt aber viele mental unter Druck. Denn „Fake it until you make it“ verursacht zwangsläufig Stress. Insbesondere wenn das mit dem „make it“ mal ein bisschen länger dauert.
„Wir leben in einer verrückten Zeit: immer mehr Vorgetäuschtes erntet echte Begeisterung.“
Georg Rösl
Der Autor selbst war eben auf dieser Sonnenseite mit all den Statussymbolen, die dazugehören.
Und entsprechend tief war auch in einigen Bereichen die Fallhöhe.
Mit seinem Buch möchte Georg Rösl wachrütteln und Mut machen, sich dem eigenen Körper und seinen Signalen zu stellen. Er zeigt, dass das weit verbreitete und dennoch tabuisierte Volksleiden der Depression jeden treffen kann – vor allem aber Menschen auf der Überholspur. Denn wenn der stressige Alltag keinen Platz für größere Schicksalsschläge lässt, dann hinterlassen diese noch deutlichere Spuren.
Aber niemand muss sich damit abfinden!
Jeder kann und sollte sich helfen lassen und schließlich lernen selbst auf seinen Körper zu hören und Signale ernst zu nehmen.
Seine Erfahrungen hat der Autor nun auch institutionalisiert. Mit dem „just george – Institut für mentale Gesundheit“ und seiner Stiftung versucht er nun Menschen mit seelischen Schwierigkeiten zu helfen.
Unterm Strich ist dies ein wirklich bewegende Lebensgeschichte
An vielen Stellen war ich über die offenen und detaillierten Schilderungen erstaunt, weil für mich schon wirklich viel dazugehört, sich so zu öffnen. Hut ab dafür!
Darüber hinaus fand ich auch seine reflektierte, aber kritische Auseinandersetzung mit seinem Besuch eines Tony Robbins Seminars in Florida sehr lesenswert.
Depressionen und Burnout sind sehr wichtige Themen. Aber manchmal hätte man, meiner Meinung nach, die Geschichte literarisch dann doch noch ein wenig auflockern können. Einige Stellen haben sich sehr gezogen. Das Layout gefiel mir aber sehr gut und vor allem die Kapiteleinleitungen sind optisch besonders gelungen mit passenden Zitaten und selbstredenden Überschriften.