Insgesamt überzeugt es als kleines Taschenbuch durch seine klare Struktur, praxisnahen Beispiele und die Vermittlung der Konzepte.
Karriere & UnternehmertumPolitik

Gewaltfreie Kommunikation

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★★★★☆

GEWALTFREIE KOMMUNIKATION von Andreas Basu und Liane Faust* ist ein praxisnaher Leitfaden. Er hilft dabei, Konflikte zu lösen und Beziehungen auf Augenhöhe zu gestalten. Die bereits fünfte Auflage des Taschen-Guides verdeutlicht, was zurzeit nochmals deutlicher wird mit all den Konflikten auf unserer Welt: Gewaltfreie Kommunikation ist anhaltend relevant in unserem Alltag, sei es im beruflichen Umfeld oder in persönlichen Beziehungen. / Anzeige

Das Buch startet mit einem sehr klar formulierten Vorwort, das die Bedeutung der Kommunikation in unserem täglichen Leben betont.

Die Autoren weisen darauf hin, dass unsere Sprache nicht nur unser Denken, sondern auch unsere Beziehungen maßgeblich beeinflusst. Zentrales Anliegen der gewaltfreien Kommunikation dabei: Jeder übernimmt Verantwortung für die eigenen Gefühle und kann gleichzeitig Konflikte auf eine für alle Beteiligten vorteilhafte Weise lösen.

Zwar wird dieser Ansatz in jeder Universität und Berufsschule in so ziemlich allen wirtschaftlichen Studien- und Ausbildungsgängen gelehrt. Dennoch muss ich zugeben, dass ich das entsprechende Handeln im Alltag dann doch recht regelmäßig vermisse. Generell sollte man an dieser Stelle betonen, dass hiermit ein stark wissenschaftlich orientiertes Werk zum Thema vorliegt.

Inhaltlich gliedert sich das kleine Buch in verschiedene Abschnitte, die schrittweise auf die Prinzipien der gewaltfreien Kommunikation eingehen.

Zu Beginn steht eine Analyse von Konflikten und die Frage, warum gewaltfreie Kommunikation notwendig ist. Über die Bedeutung von Hierarchien auf Augenhöhe in Unternehmen geht es weiter bis hin zur praktischen Umsetzung im Alltag. Insgesamt bietet das Buch so eine wirklich umfassende Anleitung.

Besonders in der aktuellen Situation ist vielleicht ein Kapitel hervorzuheben: „Vom Gegeneinander zum Miteinander“. Darin beleuchten die Autoren die simple Idee von Win-win-Lösungen. Etwas, das wir als Kinder alle bereits verstanden haben. Aber mit der Zeit und vor allem unter äußerem Druck, unser Gesicht wahren zu wollen, gerät es dann doch regelmäßig wieder in Vergessenheit.

Die Autoren erklären, wie die Werkzeuge und die Lebenshaltung der gewaltfreien Kommunikation dazu beitragen können, Konflikte nachhaltig zu lösen.

Oder sie vielleicht sogar gar nicht erst aufkommen zu lassen, was in den meisten Fällen der sinnvollste Weg ist. Klar und eindeutig analysieren sie die Natur von Konflikten und die Rolle, die Sprache dabei spielt. Somit verdeutlichen sie, wie man mit gewaltfreier Kommunikation schlichtweg effektiver kommunizieren kann. Effektiv im Sinne von zielgerichteter, reibungsfreier und erfolgreicher.

Eine weitere spannende Perspektive – vor allem für Führungskräfte und Unternehmer – ist die Betonung der Hierarchien auf Augenhöhe in Unternehmen. Andreas Basu und Liane Faust zeigen auf: Die Art und Weise, wie Hierarchien von verschiedenen Akteuren wahrgenommen werden, beeinflusst das Verhalten der Mitarbeiter. Sie ermutigen dazu, sich von rein dualistischem Denken zu lösen. Stattdessen geht es darum, eine Kultur zu schaffen, in der Menschen miteinander agieren, anstatt gegen- oder übereinander. Eine Utopie, der ich mich sehr gerne anschließe.

„Für eine positive Streitkultur in Unternehmen ist ausschlaggebend, wie die hierarchische Ordnung auf die Mitarbeiter wirkt. Verhalten sie sich unterwürfig, abfällig oder wird auf Augenhöhe miteinander gesprochen? Letzteres ist für die meisten, unabhängig von ihrer Position, immer wieder eine Herausforderung. Je nachdem, wie wir im Elternhaus aufgewachsen sind und wie wir gelernt haben, uns auseinanderzusetzen, werden wir agieren. Tappen Sie nicht in die Dualitätsfalle. Wenn wir aufgewachsen sind in einem Erziehungs- und Glaubenssystem von ‚richtig‘ und ‚falsch‘, werden wir nach der ‚richtigen‘ Lösung suchen. Richtig könnte dann sein: Der Chef setzt sich durch, denn er muss für Ordnung sorgen. Oder ‚richtig‘ könnte sein: Die Mitarbeiter unterwerfen sich, denn sie haben allein dem Unternehmen zu dienen, ihre Bedürfnisse sind nicht so wichtig (wie die der anderen). Oder ‚richtig‘ wäre: Sei still und gefährde nicht den Betriebsfrieden. Es gibt noch viele solcher Möglichkeiten, ihnen gemein ist eine Haltung des ‚Es-kann-nur-einer-gewinnen‘.“
Andreas Basu und Liane Faust

An dieser Stelle ein paar Worte zu den Autoren:

Andreas R. Basu ist Diplom-Ingenieur (TU), Projektmanager (PMA) und zertifizierter Trainer des CNVC® (Center for Nonviolent Communication). Seine berufliche Laufbahn begann er bei der MicroSys GmbH. Dort wurde er bereits im ersten Berufsjahr zum Leiter des Vertriebs ernannt und war somit für den gesamten Umsatz verantwortlich.

In der T-Data GmbH avancierte Basu innerhalb seines ersten Jahres zum jüngsten Niederlassungsleiter. Dort übernahm er Projekte der größten internationalen Kunden der Telekom AG, die von vielen als zu riskant betrachtet wurden. Basu erlangte den Ruf, Krisenprojekte in Vorzeige-Projekte zu verwandeln, wobei sämtliche Projekte im Wert von hunderten Millionen zu Referenzprojekten wurden. Für diese herausragenden Leistungen erhielt er und sein Team wiederholt den Projektmanagement-Award.

Parallel zu seiner Anstellung machte sich Andreas Basu 1989 selbstständig und gründete die BASU AKADEMIE. Über die letzten 20 Jahre hat er Top-Führungskräfte und Projektmanager darin geschult, Konflikte und Krisen in WINWINWIN-Situationen zu transformieren. Seit 15 Jahren bildet er Menschen aus, die diese Kunst weitergeben und sich ein erfüllendes Leben aufbauen möchten.

Liane Faust ist erfahren auf dem Gebiet der Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

Sie ist fasziniert von der Schlüsselrolle, die Kommunikation im Erfolg oder Misserfolg sowie in der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit im Leben spielt. Entsprechend hat sie in der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg eine äußerst hilfreiche Geisteshaltung und Methode entdeckt. Diese verleiht ihr Orientierung und Klarheit.

Besonders engagiert sie sich dafür, Menschen in schwierigen Situationen beizustehen. Das spiegelt sich in ihrer langjährigen Auseinandersetzung mit den Themen Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung wider. Liane Faust ist überzeugt, dass es in schwierigen Situationen besonders darum geht, „verstanden zu werden“ und „den anderen zu verstehen“.

Beruflich hat Liane Faust verschiedene Stationen durchlaufen.

Seit 2008 ist sie Geschäftsführerin der rw-cct gmbh in Mindelheim. Dieses Unternehmen hat sich auf Trainings, Coaching, Mediation und die Begleitung der Gemeinwohl-Ökonomie spezialisiert. Davor war sie von 1999 bis 2008 im Finanzdienstleistungs- und Immobilienbereich in Frankfurt und im Finanzierungs- und Liquiditätsmanagement einer Beteiligungsgesellschaft tätig. Von 1994 bis 1999 war sie in Leipzig in der Geschäftskundenbetreuung einer Landesbank beschäftigt.

„Wir lernen früh, Schuldige zu suchen. Eine Form, unsere Gefühle und eigene unerfüllte Anliegen auszudrücken, ist, sie in moralische Urteile in Form von Du-Botschaften zu verpacken. Jede Du-Botschaft ist eine verunglückte Ich-Botschaft – verunglückt, denn Ihre Chancen, das zu bekommen, was Sie wollen, reduzieren sich dadurch erheblich. Wenn Menschen hören, sie seien schuld an Ihren Gefühlen, nimmt deren Bereitschaft zuzuhören und auf Ihre Anliegen einzugehen, drastisch ab. Versuchen Sie deshalb, solche Du-Botschaften in Ich-Botschaften zu übertragen.“
Andreas Basu und Liane Faust

Das Kapitel „Ich-Botschaften sprechen“ bietet dann weiterführend praktische Tipps, wie man Schuldzuweisungen vermeiden kann. Nämlich vor allem, indem man sich in der Kommunikation auf Ich-Botschaften konzentriert. Dies erhöhe nicht nur die Chancen auf Verständigung, sondern auch auf Erfüllung der eigenen Anliegen mitunter deutlich, so die Autoren.

Das Buch endet mit einem Kapitel über empathisches Zuhören und die praktische Anwendung der gewaltfreien Kommunikation im Alltag.

Hier wird gezeigt, wie man Beziehungen entwirren und Konfliktgespräche erfolgreich führen kann.

Insgesamt finde ich dieses kleine Taschen-Guide-Konzept für lediglich 9,99 EUR wirklich interessant. Das Buch ist so schön kompakt gehalten und dennoch voller wertvoller Inhalte. Vielleicht war es am Ende eher ein netter Nebeneffekt des begrenzten Platzes. Aber ich hatte beim Lesen kein einziges Mal den Eindruck, dass die Autoren abgeschweift wären.

Gleichzeitig muss ich aber zugeben, dass ich das kompakte Format als nicht so lesefreundlich empfand.

Gerade wenn man das Buch längere Zeit in der Hand hält, ist es nicht nur ungewohnt, sondern doch etwas unangenehm. Da es sich aber ohnehin nur um knapp 120 Seiten handelt, fällt das nicht so stark ins Gewicht.

Unter Umständen ist das auch nur das pingelige Feedback einer Büchereule. Haptisch hat mich das Buch irgendwie ein wenig an Literaturschlüssel aus der Schulzeit erinnert, die sicherlich jeder kennt. Gefühlt hatte damals niemand außer mir in der Klasse überhaupt noch das eigentliche Buch gelesen, sondern immer nur die Zusammenfassung.

Das Papier ist unglaublich dünn, ähnlich dem von Gesetz- oder Glaubensbüchern, und die Seitenränder sehr schmal. Das führte dazu, dass ich das Buch beim Lesen mitunter schon weit aufreißen musste, um alles lesen zu können. Die Kompaktheit hat sicherlich auch ihre Vorteile, insbesondere unterwegs. Womöglich ist das Buch dadurch auch für eher lesefaule Menschen eine spannende Alternative oder ein guter Einstieg. Aber selbstverständlich kann man auf knapp 120 Seiten im Miniaturformat nicht unbedingt die inhaltliche Breite oder Tiefe eines 250-Seiten-Sachbuches erwarten.

Preislich liegen diese aber in der Regel auch deutlich darüber.

Wobei mir immer mal wieder auch sehr gute Sachbücher für knapp 10 EUR über den Weg laufen.

Was mir allerdings wieder richtig gut gefallen hat, ist die aufwändige Gestaltung im Inneren des Buches. Das gleich vieles für mich wieder aus. Layout und Struktur der Wissensaufbereitung haben mich stark an meine Vorlesungen in der Uni erinnert. Die ganzen Schaubilder, die stichpunktartigen Auflistungen und all die kleinen Merksätze und Beispiele wirken wie ein Universitäts-Skript.

Zumindest könnte man das Buch sicherlich problemlos als Skript für Vorlesungen nutzen.

Auch zum Nachlesen ist es sicherlich super interessant. Ich frage mich nur, ob das für den Erstkontakt mit der Thematik nun besonders positiv oder leicht negativ zu beurteilen ist. Dazu habe ich mir noch kein abschließendes Urteil bilden können.

Inhaltlich darf man bei einem solchen Kompaktbuch sicherlich nichts Neuartiges erwarten. Hier gibt es super soliden, schön aufbereiteten Inhalt in knappem Format. Dieser hat mich jetzt nicht vom Hocker gehauen, ich habe aber auch inhaltlich nichts sonderlich zu kritisieren. Alles, was die Autoren von sich geben, ist – soweit ich das beurteilen kann – Stand der Forschung. Sprachlich hätte das Buch sicherlich noch etwas lebhafter geschrieben werden können. Wobei ich zugeben muss, dass das möglicherweise nicht zum Format gepasst hätte. Zumindest liebe ich immer bildhafte Werke wie die von Dale Carnegie, Stephen Covey und Co. Dort legt sich einem der Inhalt nochmals mehr zu Füßen.

Insgesamt überzeugt „Gewaltfreie Kommunikation“ als kleines Taschenbuch durch seine klare Struktur, praxisnahen Beispiele und die verständliche Vermittlung der Konzepte.

Die Autoren legen großen Wert darauf, dass gewaltfreie Kommunikation nicht nur eine Methode, sondern eine Lebenshaltung ist. Diese ermöglicht es, Beziehungen und Konflikte konstruktiv zu gestalten. Der Taschen-Guide bietet einen umfassenden Leitfaden. Dieser befähigt dazu, eine Beziehungs- und Konfliktintelligenz aufzubauen und so das Leben nach den eigenen Wünschen zu gestalten.

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