MYTHOS UNTERNEHMER von Matthias Aumann* ist ein Buch, das sich mit dem Weg von Selbstständigen hin zu erfolgreichen Unternehmern beschäftigt. Denn beide Begrifflichkeiten werden zwar allzu gerne mal in einen Topf geschmissen. Dennoch liegen zwischen der Selbstständigkeit und dem Unternehmertum immer noch Welten. Matthias Aumann kann davon ein Lied singen, denn er hat beide Welten und all die Graustufen dazwischen durchlebt. / Anzeige
Heute ist er erfolgreicher Unternehmer und teilt in diesem Buch sein Wissen und vor allem seine Erfahrungen mit den Lesern.
Genau wie ich gründete er mit nur 23 Jahren sein erstes Unternehmen. Anders als ich aber kein Sachbuchblog, sondern einen Betrieb im Garten- und Landschaftsbau. Mittlerweile leitet er eine Unternehmensgruppe mit über 150 Mitarbeitern und beachtlichen Jahresumsätzen.
Das Buch ist strukturell und inhaltlich der Reise des Selbstständigen hin zum Unternehmer nachempfunden. Obgleich der Autor in einer sehr angenehmen und nahbaren Sprache schreibt, wird man immer wieder aus dem Lesefluss gerissen. Zum einen durch meiner Meinung nach vollkommen überladene doppelseitige Werbeblöcke. Und zum anderen durch eine unglaubliche Menge an ganzseitigen Fotos mit Zitaten. Das hätte Matthias Aumann wirklich nicht nötig gehabt, denn er weiß mit seinen Inhalten durchaus von seiner Expertise zu überzeugen. Und diese Vielzahl von ganzseitigen Fotos gehört für meinen Geschmack in kein Sachbuch.
Zu Beginn wird selbstverständlich vor allem das Mindset thematisiert. Auch wenn einigen Menschen mittlerweile dieses Wortes überdrüssig sein könnten, ist es dennoch Fundament für vieles. Das stellt auch Matthias Aumann an diversen Beispielen anschaulich dar. So betont er die Bedeutung einer positiven Denkweise und einer klaren Zielsetzung, die vom Ende her gedacht werden sollte. Hierzu stellt er verschiedene Techniken und Methoden vor, um das eigene Denken zu verändern und die eigenen Ziele zu definieren.
Matthias Aumann möchte damit den Grundstein für das legen, was in seinen Augen einen erfolgreichen Unternehmer ausmacht.
Und er möchte erklären, warum seiner Meinung nach so viele Selbstständige an ihren Zielen scheitern. So ist er überzeugt, dass viele Selbstständige meinen, als Fachexperten automatisch gute Unternehmer zu werden. Doch dazu braucht es dem Autor nach die richtige Einstellung.
Weiter geht es mit der Implementierung von Systemen. Er stellt die Organisationsstruktur eines Unternehmens dar und erläutert, wie selbst wichtige Prozesse zumindest teilweise standardisiert werden können. Was für ein Potenzial an dieser Stelle in Bezug auf Effizienz und Erfolg mitunter liegen bleibt, mag man sich nicht ausmalen.
Matthias Aumann führt einmal durch die verschiedenen Entwicklungsstufen eines Unternehmers. Dabei warten auf jeder Ebene neue Herausforderungen und Wachstumsschmerzen. Für den Autor spielen dabei vor allem klare Hierarchien eine wichtige Rolle. Sie stellen für Matthias Aumann gar eine Notwendigkeit dar.
„Unternehmer müssten wirklich mythische Mischwesen aus Pädagogen, Trainer, Motivationscoach, Marketing-Genie, Buchhalter, IT-Spezialist und Ingenieur sein, um alle Bereiche zu bedienen, die dieser Beruf abverlangt. Das sind wir aber nicht. Deswegen müssen wir unsere Stärken ausbauen und unsere Schwächen delegieren. Weil das die meisten aber nicht tun, sind sie selbstständig.“
Matthias Aumann
Mehrfach unterstreicht er auch die Wirksamkeit von gut durchdachten Onboarding-Systemen für neue Mitarbeiter.
Generell spürt man, dass der Autor großen Wert auf die Strukturierung und Digitalisierung von Geschäftsprozessen legt. Denn so kann man einen maximalen Output mit minimalem Aufwand erreichen. Ein weiteres zentrales Thema des Autors ist die Entpersonalisierung des Unternehmens. Ein Unternehmen sollte seiner Meinung nach nicht von einer einzelnen Person abhängig sein. Denn nur so funktioniert das Unternehmen auch ohne den Unternehmer.
Um dann mit dem Unternehmen auch weiter wachsen zu können, sind selbstverständlich die richtigen Mitarbeiter entscheidend. Das ist eine Kunst für sich. Ein ganzes Kapitel widmet sich der Auswahl, Führung und Bindung von Mitarbeitern. Für Matthias Aumann gibt es keinen Fachkräftemangel. Vielmehr liege es an den Unternehmen selbst, nicht nur die passenden Mitarbeiter zu finden, sondern auch an sich zu binden. Er berichtet über Motivation und Potenzialentfaltung und die Bedeutung eines inspirierenden Arbeitsumfeldes. Inklusive einer Unternehmenskultur, mit der sich die Belegschaft identifizieren kann.
Nach außen soll damit eine klare Positionierung des Unternehmens erfolgen, mit einer überzeugenden Botschaft für die Kunden. In Bezug auf das Marketing erklärt Aumann die P-L-B Methode, mit der man die Bedürfnisse der Kunden besser ansprechen kann. Und er betont die Wichtigkeit von Kundenbewertungen und Empfehlungen für den nachhaltigen Geschäftserfolg. Der zweitstufige Vertriebsprozess sei dabei von entscheidender Bedeutung.
„Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie Ihr Unternehmen mit anderen Augen sehen. Sie werden anfangen, an Ihrem Unternehmen zu arbeiten und es wird sich viel verändern. Zum Positiven.“
Matthias Aumann
An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:
Matthias Aumann wagte bereits im jungen Alter von 23 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit: Er gründete sein erstes Unternehmen im Bereich Garten- und Landschaftsbau. Die Financial Times und Focus Money kürten ihn zum „Wachstums-Champion“. Mit seinen Unternehmen zählt er zu den am schnellsten wachsenden Unternehmern in ganz Europa.
Seine Erfahrungen und sein praktisches Wissen teilt er auf Seminaren und bei Vorträgen. Neben seinen unternehmerischen Tätigkeiten engagiert sich Matthias Aumann mit seiner Unternehmensberatung „Mission Mittelstand“ für kleine und mittelständische Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen.
„Über keinen Beruf dieser Welt gibt es mehr Mythen als über den Unternehmer. Wenn wir zehn Menschen fragen, was ein Unternehmer eigentlich macht und wie die persönliche Meinung dazu ist, bekommen wir zehn unterschiedliche Antworten. Auf die zweite Frage bekommen wir selbst dann eine Antwort, wenn wir gar nicht danach gefragt haben, denn im abendlichen Fernsehprogramm sind die Talkshows voll davon. Es wird vom reißenden Wolf, der nicht genug bekommt, über die satte Kuh, die gemolken werden muss, oder vom Ochsen, der den ganzen Karren zieht, gesprochen (wobei Letzteres auch nur aus dem Mund eines Unternehmers kommt). Die Wahrnehmung dieses Berufes ist genauso vielfältig wie der Beruf an sich.
In meinen Augen ist es der schwierigste Beruf der Welt.“
Matthias Aumann
Es handelt sich hierbei sicherlich um ein gutes Buch und es wäre sicherlich auch noch eine bessere Bewertung möglich gewesen. Aber dazu war vor allem die Werbung für meinen Geschmack etwas zu aufdringlich und präsent. Ich habe am Ende nicht mitgezählt, wie viele Doppelseiten im Buch reine Werbung waren, aber mindestens fünf waren es bestimmt.
Einmal am Anfang und einmal am Ende oder im besten Fall nur ein einziges Mal am Ende hätte vollkommen ausgereicht.
Matthias Aumann zeigt über die Inhalte im Buch auf ausreichende Art und Weise seine Kompetenz. Das sollte Werbung genug sein und für sich sprechen. Zusätzlich konzentrieren sich gerade die einleitenden Kapitel extrem auf das Coaching-Angebot des Autors. Sie müsste man also eigentlich ebenfalls als Werbefläche zählen.
Inhaltlich hat mir das Buch ansonsten sehr gut gefallen und damit auf unnötige Art und Weise Potenzial verschenkt. Auch die unzähligen ganzseitigen Bilder mit Zitaten waren unterm Strich einfach zu viel. So wirken sie für mich negativ auf das Gesamtkonzept des Buches. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass nicht genug Inhalt vorhanden war und man Seiten füllen wollte. Dabei ist dem nicht einmal so. Man könnte es auch als Selbstdarstellung auffassen, aber auch so kommt der Autor eigentlich nicht rüber. So bleibt es für mich vollkommen unverständlich, weshalb man sich dazu entschlossen hat. Ein paar Bilder sind nicht verkehrt, aber hier sind es insgesamt 30 bis 50.
Darüber hinaus sind manche Aussagen im Buch für meinen Geschmack etwas zu pathetisch. Wie beispielsweise diese:
„Du wirst immer jemanden finden, der deine Ausreden, warum es bei dir nicht funktioniert, in Luft auflösen wird, weil er es einfach getan hat. Merke dir: If you can do it, I can do it. If they can do it, everybody can do it. Wenn dir jemand etwas vormacht, kannst du es auch. Ende der Durchsage.“ Matthias Aumann
Er hat es wahrscheinlich gar nicht so gemeint, aber das wirkt dann doch abgedroschen.
Schlussendlich hat mir auch ein Kapitel oder zumindest eine Passage gefehlt mit Blick auf das „Zurückgeben“ als erfolgreicher Unternehmer. Vielleicht wirkt das in mir nach meiner langen Reise durch die USA nochmals stärker. Aber ich sehe erfolgreiche Menschen zunehmend in der Verantwortung, denen zu helfen, die nicht mehr selbst auf die Beine kommen können. Aus welchen Gründen auch immer diese Menschen am Boden liegen.
So bleibt es ein gutes Buch, was mir persönlich auch einige spannende Impulse mitgegeben hat. Schließen möchte ich diese Rezension aber mit Worten des Autors selbst:
„Seien wir ehrlich: Insgeheim wollen wir alle ein Unternehmen haben, das ohne uns funktioniert und uns Geld bringt. Wir alle wollen vom Müssen zum Dürfen. Deswegen lassen wir uns auf dieses Abenteuer ein. Wir wollen der Held in unserer eigenen Geschichte sein. Unsere Familie soll stolz auf uns sein. Wir wollen es schaffen, wie im Film ‚Rocky‘.
Wie Sylvester Stallone wollen auch wir vom Underdog zum gefeierten Helden werden. Aber die Realität sieht anders aus. Der Traum vom eigenen Unternehmen wird für die meisten zum Albtraum. Die Statistik zeigt, dass in den ersten Jahren knapp 8 % aller Unternehmer scheitern. Insolvenz.
Handlungsunfähig. Aus und vorbei. Wenn wir uns die Zahlen genauer anschauen, verstehen wir, wo das Problem liegt. Von den über 3,5 Millionen Unternehmen, die es in den deutschsprachigen Ländern gibt, stecken mehr als 90 % im Hamsterrad. Sie erreichen keine Million Euro Jahresumsatz, weil sie dilettantisches Marketing betreiben, eine schlechte oder gar keine Führung haben und das Wort ‚System‘ für sie ein Fremdwort ist. Deswegen gibt es bei ihnen kein Wachstum. Aber nur die Starken überleben, der Rest wird ausgeschieden. Das ist ein Naturgesetz.“ Matthias Aumann
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