GESAMTHEITLICHE UNTERNEHMENSFÜHRUNG FÜR GRÜNDER von Thomas Siegel* ist mal wieder ein Sachbuch aus dem Springer Verlag, das seinen Weg zu mir gefunden hat. Dieses Buch richtet sich an alle Gründer und Unternehmer, die ihren Betrieb neu aufstellen und allumfassend führen möchten. Dabei ist der Autor davon überzeugt, dass sich ein Unternehmen nur dann nachhaltig auf dem Markt behaupten kann, wenn es alle beteiligten Anspruchsgruppen (Stakeholder) mit einbezieht und zufriedenstellt. / Anzeige
Wer sich wie ich haupt- oder nebenberuflich selbstständig gemacht hat, ist damit noch lange kein Unternehmer oder Unternehmerin
Zumindest würde ich erst von Unternehmertum sprechen, wenn auch eine Reihe von Mitarbeitern im Unternehmen mitwirkt und das Tagesgeschäft nicht mehr vom Inhaber abhängt. Manch einer geht in der Definition noch weiter und bezeichnet Selbstständige erst als Unternehmer, wenn das Unternehmen nicht nur das Tagesgeschäft, sondern auch die mittel- und langfristige Planung ohne den Inhaber durchführt und dieser nur noch in beratender und vielleicht Impuls gebender Funktion tätig ist.
Unabhängig davon können auch Selbstständige aus diesem Buch ein paar nützliche Impulse mitnehmen
Dennoch richtet es sich nicht nur dem Titel nach, dann doch eher an ambitionierte Gründer, die Unternehmensstrukturen aufbauen wollen. Für diese gilt der Grundsatz:
„Bereits bei der Gründung an das spätere Unternehmen zu denken und damit den Grundstein für geringere Wachstumsschmerzen zu legen.“
Thomas Siegel hat hierzu eine eigene Methode entwickelt, die er sich sogar hat patentieren lassen
Die „3 x 4 = Alles“-Methode zielt auf die notwendigen prozessualen, fachlichen und interpersonellen Kompetenzen im Zusammenspiel mit allen Stakeholdern ab. Dem Autor nach erreicht das Unternehmen erst mit einer konsequenten durchführen dessen das „Alles“ in seiner Gleichung.
Sein Buch gliedert der Autor danach in fünf Teile. Zunächst skizziert er in wissenschaftlicher Manier die gängigen Herausforderungen, denen sich Gründer und Unternehmer heute ausgesetzt sehen. Anschließend definiert er die unterschiedlichen Stakeholder-Gruppen, mit denen sie interagieren. Dazu zählen die Gründer selbst, weitere Eigentümer und Kapitalgeber, sowie Bezugsquellen, Abnehmer und selbstverständlich auch die Öffentlichkeit. Daraus entwickelt er, zusammen mit den oben bereits angesprochenen Kernkompetenzen, einen Ausblick in die Zukunft der Unternehmensführung mit Fokus auf die Stakeholder.
In jedem Kapitel bemüht sich der Autor anschauliche Beispiele zu finden. Er bindet darüber hinaus in kleineren Exkursen auch gerne seine eigenen beruflichen Erfahrungen aus der Praxis als Leiter einer Steuerkanzlei mit ein. In der konkreten Anwendung der entwickelten Methode, in Kombination mit den Beispielen und den Exkursen, können mit Sicherheit einige Unternehmergruppen nützliches Wissen ziehen. Ganz besonders hilft es aber wieder einmal Steuerberatern und vergleichbaren freiberuflich tätigen Unternehmern.
Das Buch soll den Lesern nicht dabei helfen, die Scheu abzulegen und den Sprung ins kalte Wasser der Selbstständigkeit zu wagen. Es soll auch nicht bei der Produktentwicklung unterstützen.
„Mein Blick richtet sich auf die Frage nach der Ganzheitlichkeit und der Nachhaltigkeit des jungen Unternehmens. Was kann ein Gründer – außer seiner hervorragenden Geschäftsidee umsetzen und tun, um sich langfristig am Markt erfolgreich zu positionieren?“
Thomas Siegel
„Aus meiner Praxis als Gründungsberater weiß ich, dass viele Gründer häufig zu sehr auf ihr neues Markt Angebot – ihre Geschäftsidee – fixiert sind und dabei schnell das Stakeholder-Management aus dem Auge verlieren.“
Thomas Siegel
Den meisten Gründern wird dieses eher aus der Betriebswirtschaftslehre bekannte Konzept ohnehin nicht bekannt sein. Und ich mache da auch keinem einen wirklichen Vorwurf. Viele machen es bereits aus dem Bauch heraus richtig. Sie überlegen sich proaktiv, auf wen das eigene Wirken alles einen Einfluss haben könnte.
Aus diesem Blickwinkel heraus ist dieses Mal wieder eine gute Publikation des Autors. Auch wenn sie zwischenzeitlich sehr wissenschaftlich geschrieben ist
Das ist dann auch mein größter Kritikpunkt. Viele Kapitel sich an sich doch sehr stark mit den Grundlagen aus den verschiedenen Bereichen befasst. Das führt dazu, dass Kenner des Stakeholder Ansatzes nur wenig neue Impulse mitnehmen werden. Denn obgleich der Ansatz der „3 x 4 = Alles“-Methode patentiert ist, habe ich ihn als nicht sonderlich neuartig empfunden.
Personen, denen dieser Ansatz wirklich helfen würde und die sich bislang noch nicht mit dem Stakeholder Ansatz auseinandergesetzt haben, könnten von der doch recht tradierten Form ein wenig abgeschreckt sein. So komme ich zu dem Schluss, dass dieses Buch wohl als Impulsvortrag ein besseres Medium gefunden hätte. Auch in der wissenschaftlichen Lehre ist es passend.
Positiv hervorheben möchte ich, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, etwas wirklich Wertiges in der Hand zu haben. Die Aufbereitung im Springer Verlag ist stets sehr gut, sauber und strukturiert. Aber in diesem Fall auch noch mit passenden und gut dargestellten Grafiken und Icons versehen. Für mich vom Layout her eines der gelungensten Springer Bücher, welche ich bislang in den Händen hielt. Trotzdem ist es für mich kein sehr guter Management-Ratgeber, aber definitiv ein gutes Buch!
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