Eine spannende Autobiografie und wahre Geschichte hinter einem der größten Darknet-Marketplaces der Welt: WallStreet Market.
Karriere & Unternehmertum

Out of the Dark

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★★★☆☆

OUT OF THE DARK von Martin Frost* ist die Autobiografie und wahre Geschichte hinter einem der größten Darknet-Marketplaces der Welt: WallStreet Market. Eine Geschichte, die mich aus vielen verschiedenen Gründen interessiert hat und auf die ich mich sehr freute. Leider wurden meine Erwartungen nicht vollständig erfüllt, dennoch bleibt es ein spannendes Buch. Dazu aber später mehr. / Anzeige

In dem Buch geht es um Martin „The One“ Frost. Ein Mensch, der es im Darknet zum mehrfachen Millionär geschafft hat. Müßig zu erwähnen, dass dies selbstverständlich nicht legal ablief. Das Darknet ist seit jeher ein Ort, der bei vielen Menschen eine Art Verzauberung auslöst. Die Verborgenheit, das Ungewisse und die schier unendlichen Möglichkeiten in einem – zumindest gefühlt – rechtsfreien Raum: Das zieht vor allem technisch versierte Jugendliche förmlich an. Martin Frost gehörte zu ihnen und wurde zum „Darknet-Baron“ oder „Darknet-Fürsten“.

Sicherlich eine mehr als streitbare „Karriere“, die er hingelegt hat. Selbstverständlich kann man faktisch vieles von dem, was er getan hat, einfach nicht gutheißen und unterstützen. Dennoch empfinde ich es stets als interessant, mich in die Köpfe solcher Menschen hineinzudenken. Indem ich ihre Geschichten miterlebe, kann ich vieles für mein eigenes Leben mitnehmen. Nicht, um ebenfalls „Darknet-Baronin“ zu werden, sondern vielmehr, um meinen eigenen Horizont zu erweitern.

Das hat mit diesem Buch definitiv funktioniert. Deshalb erhält es von mir auch eine gute Bewertung.

Was mir an dem Buch leider gar nicht gefallen hat und deswegen auch zum Punktabzug führte, war der Schreibstil. Normalerweise kenne ich Biografien entweder aus der Ich-Perspektive oder in eine Art erzählerischer Interviewform geschrieben. Dieses Buch war aber an unzähligen Stellen nicht mehr als eine trockene chronologische Wiedergabe von Fakten. Ich bekam den Eindruck, dass über gewisse Dinge nicht im Detail – vor allem nicht auf der Gefühls- und Wahrnehmungswelt – gesprochen werden durfte.

Aber ich lese doch am Ende Biografien nicht, um nur die Fakten aufzusaugen. Sondern es geht doch darum, einen tieferen Einblick in die Gedanken und Gefühle des Hauptcharakters zu erhalten – in dem Fall Martin Frost. Das hat mir beinahe komplett gefehlt und nimmt dem Ganzen den Charme.

Die Geschichte ist sicherlich spannend, aber es wäre deutlich mehr drin gewesen.

Beispielhaft dafür steht der Prolog dieses Buches:

„Es ist irre zu sehen, was in deinem Gehirn abgeht, wenn die GSG 9 zugreift. Innerhalb einer Millisekunde schießen Martin tausend Gedanken durch den Kopf. Zeit hat ihre Dimension verloren. Alles nur noch in Slow-Motion. Wie in einem Film.

Das Erste, woran er denkt: ‚Scheiße, das ist ein Überfall! Die wollen mir die Karre klauen!‘ Grelles Licht blendet ihn, er hört die Schreie: ‚Polizei, Polizei!‘

Schnell ist ihm klar: Das war’s. Sie sind wegen WallStreet Market hier. Bilder durchzucken sein Gehirn. Was habe ich übersehen? Wie sind sie mir auf die Schliche gekommen?

Schlagartig hat er die letzten Stunden, Tage und Wochen vor Augen. Er analysiert.

Hätte ich etwas merken müssen? Habe ich etwas falsch gemacht? Und: Was ist mein gottverdammter Fehler gewesen? Wie bei einer Nahtoderfahrung zieht das Leben an ihm vorbei. Alle Synapsen arbeiten auf Hochtouren. In solchen Situationen erkennt man, wie leistungsstark das menschliche Gehirn ist –  das gesamte Wissen ist für einen kurzen Moment verfügbar.“

Das liest sich für mich irgendwie alles etwas komisch.

Ich würde mir vielmehr eine spannende Erzählung aus der Ich-Perspektive wünschen, um deutlich tiefer in seine Gedankenwelt einzusteigen. Von mir aus auch in Interview-Form.

Martin Frost steht auf dem Cover zwar als Autor, aber die Worte stammen wohl vielmehr von D. P. Ginowski. Über diesen findet man im Netz aber relativ wenig. Im Vorwort schreibt Martin Frost, dass er sich dazu entschlossen hat, dieses Buch gemeinsam mit einem Autor zu schreiben. So will er die größtmögliche Neutralität garantieren. Ungeschönt und ehrlich möchte er seine Erlebnisse aufarbeiten und dabei auch als mahnendes Negativbeispiel dienen. Den Ansatz kann ich gut verstehen, aber die Umsetzung ist dann doch unterm Strich nicht ideal – meiner Meinung nach.

Der Start des Vorwortes hätte mir da als stilistische Grundlinie besser gefallen:

„Mein Name ist Martin Frost. Ich bin 32 Jahre alt und komme aus dem Raum Stuttgart. 2021 wurde ich wegen bandenmäßigen Drogenhandels und Untreue zu sieben Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Zusammen mit zwei Mittätern habe ich über mehrere Jahre hinweg den zweitgrößten Darknet-Marktplatz der Welt betrieben.“ 
Martin Frost

Auch zu einem späteren Zeitpunkt wird es nochmals persönlicher:

„Sie haben den zweitgrößten Darknet-Marktplatz weltweit betrieben. Sind Sie darauf stolz?

Sehr schwierige Frage. Es gab eine Zeit, da war ich stolz darauf, hauptsächlich auf die technische Leistung. Alles andere wäre gelogen. Heute ist es für mich schwer, darauf stolz zu sein, ich sehe jetzt die Konsequenzen, die waren mir vorher nicht bewusst, und damit meine ich jetzt nicht nur meine Haftstrafe. Ich habe viele Leute kennengelernt, die tragische Drogengeschichten hinter sich haben. Men-schen, die teilweise bei uns gekauft haben. Wir, aber auch ich, haben da richtig viel Elend in die Welt gebracht.“ 
Martin Frost

An dieser Stelle ein paar Worte zur Hauptperson:

Martin Frost wurde 1989 in Stuttgart geboren. Bereits in jungen Jahren kam er mit dem Darknet und der sogenannten Fraud-Szene in Kontakt und eignete sich Wissen in den Bereichen Cybercrime und IT-Sicherheit an. 2016 gründete er zusammen mit zwei Mittätern den zweitgrößten Darknet-Marktplatz weltweit: den WallStreet Market. Seit seiner Verhaftung 2019 betreibt er Aufklärung und Präventionsarbeit in verschiedenen Formaten. Für seine Taten wurde Martin Frost im Juli 2021 zu insgesamt sieben Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Der Titel Out of the Dark soll die persönliche Reise der Hauptperson aus der Dunkelheit der Kriminalität in die heutige Zeit darstellen. Für ihn ein beschwerlicher Weg zurück ins Licht. Grundsätzlich verständlich. Dabei muss man aber bedenken, dass seine Verhaftung sicher ein einschneidendes Erlebnis und seine Optionen anschließend überschaubar waren. Dementsprechend blieben ihm wohl nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Weg in die Aufklärung und Prävention („Zurück ins Licht“). Oder wieder rückfällig werden, wie andere Täter im ähnlichen Spektrum es bereits vorgemacht haben.

Gut, dass er sich für die positive Alternative entschieden hat und mit seinem Buch nun seine Geschichte erzählt.

So erfahren wir, wie aus dem jungen Martin Frost, der in wohlbehüteten Verhältnissen aufgewachsen ist, der Cyberkriminelle „The One“ geworden ist. Wie aus allen Lebensgeschichten kann man auch aus dieser Story einiges mitnehmen. Auch der Autor selbst sieht in seinem Scheitern eine große Chance. Hoffen wir, dass er diese nun auch weiterhin mit Dankbarkeit annimmt und aktiv bleibt.

„Die junge Familie lebt in einer Mietwohnung in Stuttgart-Giebel, einem damals bürgerlichen Stadtteil. Stuttgart, das sich wie ein Kessel in die Landschaft Baden-Württembergs einfügt, fällt nicht durch eine übertrieben hohe Kriminalitätsrate auf. Anders als im Ruhrgebiet treffen keine Ballungszentren aufeinander, die Gesellschaft hier ist nicht geprägt von Clan-Kriminalität oder Straßengangs, man fürchtet sich kaum vor sozialer Armut oder dem Abstieg. Große Unternehmen wie Mercedes-Benz, Porsche oder Bosch haben in Stuttgart ihren Hauptsitz. Die Stadt hat ihren eigenen Vibe. Kunst, Kultur und Lebensfreude machen Stuttgart zu einem lebenswerten Ort. Perfekt zum Feiern für Jugendliche, ideal für die noch junge Familie.“ 
D. P. Ginowski

Insgesamt somit eine spannende Biografie, wobei mir nur der nacherzählende Stil nicht sonderlich gefallen hat. Dadurch wirkt alles eher chronologisch heruntergerattert und oberflächlich wiedergegeben, anstatt wirklich in die Tiefe und die Gefühle der Hauptperson einzutreten. Erst dadurch würde man die wirklichen Schätze dieser Geschichte heben. Ich wünsche mir bei Biografien weniger eine Auflistung von Fakten als vielmehr Tiefe in der Schilderung. Und eben all die Inhalte, die man nicht mit zwei Klicks im Internet nachlesen könnte.

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