Ein Werk, das sich von anderen Management-Ratgebern abhebt. Es fordert etablierte Denkmuster heraus und bietet praktische Tipps.
Karriere & Unternehmertum

Radikal führen

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RADIKAL FÜHREN von Reinhard K. Sprenger (2. erweiterte Auflage)* ist ein wirklich guter Business-Ratgeber. In seiner zweiten, erweiterten Auflage wartet er mit spannenden Einblicken zu Homeoffice und New Work auf. Der Autor gilt dabei als einer der profiliertesten Führungsexperten Deutschlands. / Anzeige

Die Grundidee seines Buches ist es, die Wurzeln des Managements freizulegen und sinnlose Konventionen sowie falsche Autoritäten kritisch zu hinterfragen. Reinhard K. Sprenger stellt zur Diskussion, was Führung wirklich ausmacht und wie sie radikal neu gedacht werden kann. Nicht nur, um den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden, sondern vor allem, um ungenutzte Potenziale zu entfalten. Dabei geht er davon aus, dass Führung universelle Aufgaben hat, die zeitlos und essenziell sind.

Inhaltlich gliedern sich seine fünf Kernaufgaben der Führung in eigene, große Kapitel im Buch:

  1. Zusammenarbeit organisieren
  2. Transaktionskosten senken
  3. Konflikte entscheiden
  4. Zukunftsfähigkeit sichern
  5. Mitarbeiter führen

Zuerst werden einige Grundsatzfragen geklärt: Wozu brauchen wir Führung überhaupt und was ist Führung eigentlich? Nach einer ausführlichen Einleitung werden die Leser dann durch die vom Autor definierten Kernaufgaben geführt. Auffallend an dieser Stelle ist die Position von „Mitarbeiter führen“ – hier lediglich die letzte von fünf Kernaufgaben der Führung.

„Alles, was man braucht – das war der Anspruch, mit dem ich dieses Führungs-Handbuch zu schreiben begann. Der Haltlosigkeit der Management-Moden und einer hektisch flimmernden Wirtschaftswelt wollte ich zeitlose Führungsaufgaben gegenüberstellen. Es wurden fünf. Ich ging dabei von der Überzeugung aus, dass komplexe Strukturen und beschleunigte Änderungsprozesse nur durch Konzentration auf das Wesentliche zu bewältigen sind.“
Reinhard K. Sprenger

Dabei betrachtet Reinhard K. Sprenger stets alles, was für das erfolgreiche Umsetzen dieser Aufgaben relevant sein könnte.

Also sowohl der institutionelle Rahmen als auch individuelle Eigenschaften. Bei allen Schritten betont er bewusst die Bedeutung des Gleichgewichts zwischen Individuum und Organisation, um nachhaltigen Wandel zu erreichen. Individuelle Eigenschaften und Kompetenzen können dem Autor nach dazu beitragen, die Kernaufgaben der Führung erfolgreich zu bewältigen. Gleichzeitig stellt er aber die Bedeutung der Organisation und ihrer Strukturen heraus, um Führung effektiv zu gestalten.

Besonders interessant empfand ich das neue Kapitel zu „New Work“, in dem der Autor den aktuellen Trend hinterfragt. Er betrachtet kritisch, ob New Work wirklich die Zukunft der Arbeit ist oder am Ende doch nur eine vorübergehende Management-Mode. Dabei betont er: Führungskräfte müssen die Kunst beherrschen, das Neue in bestehende Systeme zu integrieren, ohne dass diese zusammenbrechen. Nur so bleibt die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens gewährleistet.

Nicht in allen Punkten kann ich dem Autor beipflichten. Manches hat sich für mich auf den ersten Blick auch etwas weit hergeholt angehört.

Trotzdem finde ich es sehr bereichernd, mich mit seinen durchaus streitbaren, eben radikalen Ideen auseinanderzusetzen. So geht er beispielsweise auch auf die häufig auftretende Diskrepanz zwischen deklarierten Unternehmenswerten und tatsächlichem Handeln ein. Er fordert von guter Führung eine klare Ausrichtung auf das, was der Kunde wirklich will, anstatt sich in internen Wertediskussionen zu verlieren. Dabei stößt er sich mehrfach an Aussagen wie folgender von Simon Sinek: „People don’t buy what you do; they buy why you do it […].”

Der komplette Themenkomplex rund um Purpose, Unternehmenswerte etc. ist für Sprenger mitunter deutlich zu weit vom eigentlichen Kunden entfernt. Da stehe ich persönlich ihm zustimmend und ablehnend zugleich gegenüber. Ich verstehe seine Kritik an sinnlosen Wertediskussionen ohne jeglichen Kundenfokus. Dennoch würde ich die Sinnhaftigkeit von übergreifenden Überzeugungen im unternehmerischen Handeln niemals derart infrage stellen.

Ich habe das Gefühl, dass es ihm insbesondere um die Diskrepanz zwischen deklarierten Werten und tatsächlichem Handeln in Unternehmen geht.

Er fordert die Unternehmen dazu auf, Kundenorientierung und Marktbedürfnisse über interne Wertedebatten zu stellen. Nur so könne man den Erfolg eines Unternehmens gewährleisten.

„Führung ohne Wissen um ihren Zweck ist ‚grundlos‘. Daher steht die Frage nach dem Zweck der Führung am Anfang unserer Betrachtung. Im Anschluss daran wenden wir uns der Führung selbst zu, fahnden nach guter Führung sowie nach den Bedingungen, die Führungs-Verhalten prägen.“
Reinhard K. Sprenger

Exakt diese Diskrepanzen sind meiner Meinung nach aber eben besonders wertvoll in der Sachliteratur. Denn als Leserin erfahre ich keinen Mehrwert durch weichgespülte Bücher von Autoren, die es tunlichst allen recht zu machen versuchen. Schlimmstenfalls zeigen sie selbst in wissenschaftlich gut belegbaren Bereichen aus Angst vor Kritik keine klare Kante. Reinhard K. Sprenger bewegt sich hier auf einem Gebiet, das zwar im Kleinen durchaus gut erforscht ist. Doch es besteht aus einem Zusammenspiel enorm vieler Einflussfaktoren. Dadurch können wir wohl stets erst mit Verzögerung wissen, welche Entscheidung heute für unsere spezifische Situation sinnvoller gewesen wäre.

Diese klare, prägnante und direkte Sprache des Autors ist wohl die größte Stärke des Buches.

Reinhard K. Sprenger verzichtet auf oberflächliche Führungstheorien und liefert stattdessen eine tiefgehende Analyse. Diese basiert auf seiner eigenen praktischen Erfahrung in Kombination mit der Wissenschaft. Doch jene kann eben noch nicht alle Fragen rund um das Mysterium Mensch, Gruppen- und Massenpsychologie beantworten. Er legt den Fokus auf das Wesentliche und gibt klare Handlungsanweisungen, die Führungskräften helfen können, ihre Rolle effektiver zu gestalten. Aber vor allem regen sie zum Hinterfragen der eigenen Denkmuster an.

„Die Fähigkeit, die von Ihnen als Führungskraft gefordert ist, ist eben nicht Wertebewusstsein, sondern Ambiguitäts-Toleranz. Der Blick für Mehrdeutigkeit. Damit ist die Fähigkeit gemeint, Widersprüche zu sehen, beide Seiten anzuerkennen, sich vor beiden zu verbeugen – und dennoch für eine zu entscheiden, wenn die Sachlage es erfordert.“
Reinhard K. Sprenger

Passenderweise dazu plädiert er für eine offene Diskussionskultur. Und er betont die Bedeutung der Ambiguitätstoleranz auf Führungsebene, um in Zeiten des Wandels resilient zu bleiben.

An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:

Dr. Reinhard K. Sprenger zählt zu den Führungsexperten Deutschlands. Geboren im Jahr 1953 in Essen, hat er im Laufe seines Lebens zahlreiche Felder der Wissenschaft erkundet. Ein Doktor der Philosophie und Studienabschlüssen in Psychologie, Betriebswirtschaft, Geschichte und Sport zeigen seine breite Bildung. Diese bringt er ebenso wie seine tiefen Erkenntnisse in seine Arbeit ein.

Außerdem ist Sprenger Vater von vier Kindern. Er lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Zürich in der Schweiz sowie in Santa Fe, New Mexico, USA.

Die Liste seiner erfolgreichen Publikationen ist beeindruckend und spiegelt sein umfassendes Wissen und seine klare Denkweise wider. Zu seinen bekanntesten Werken gehören Mythos Motivation*, Das Prinzip Selbstverantwortung*, Die Entscheidung liegt bei dir*, Vertrauen führt* und Das anständige Unternehmen*.

Reinhard K. Sprenger ist für seine kritischen Gedanken bekannt. Er fordert die Menschen nachdrücklich auf, selbstbestimmtes Handeln und unternehmerische Initiative zu wagen.

Führung ist nicht einfach eine Aneinanderreihung von technischen Fertigkeiten, sondern erfordert eine tiefe Verbindung zwischen Menschen und Organisationen.

„Man stößt auf eine der größten Merkwürdigkeiten der Managementtheorie, wenn man sich klarmacht, dass Führungskräfte für alles Mögliche bezahlt werden, aber nicht für Führung. Führung gibt es nämlich nicht als ‚Ding an sich‘. Auch nach jahrelangem Ausspähen ist mir, so sehr ich mich auch mühte, Führung als ‚Ding an sich‘ noch nicht begegnet. Sollte es mir über den Weg laufen, würde ich natürlich unverzüglich die Gemeinschaft der Interessierten informieren, aber in naher Zukunft wird wohl kaum damit zu rechnen sein. Nein, im Ernst: Ich habe noch niemanden gesehen, der wegen ‚guter Führung‘ befördert wurde. Wegen ‚guter Führung‘ wird man allenfalls entlassen. Auf Bewährung.“
Reinhard K. Sprenger

Insgesamt ist Radikal führen* ein Werk, das sich von anderen Management-Ratgebern abhebt. Es fordert etablierte Denkmuster heraus, bietet praktische Tipps und regt dazu an, die Wurzeln der Führung zu verstehen. Mitunter sind seine Perspektiven provokant und manche Führungskraft wird sich unter Umständen auch auf den Schlips getreten fühlen. Aber ein Sachbuch sollte man bekanntlich nicht in die Hand nehmen, um das bereits vermeintliche „Wissen“ bestätigt zu sehen.

Ein wirklich umfassendes Buch, das ich sehr gerne früher in meinem Leben gelesen hätte.

Denn dann hätte es mir wohl einiges an Lehrgeld erspart. Sprachlich ist es nicht immer auf dem höchsten Niveau, es könnte mitunter durchaus aufgelockert werden. Und für 32,00 EUR dürfte man heutzutage unter Umständen auch ein etwas hochwertigeres Innenleben erwarten. Das wiegt aber alles nicht allzu schwer, weshalb ich an meiner Bewertung festhalte und das Buch nur empfehlen kann.

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