RATIONELLE LESETECHNIK von Christian Peirick* ist ein Buch, das sich an Leser richtet, die ihre Lesegeschwindigkeit und Konzentration verbessern möchten. Zu diesem Thema habe ich bereits so ziemlich alles gelesen, was in den letzten Jahren publiziert wurde. Bislang konnte ich aber noch kein einziges Werk finden, das meinen Ansprüchen gerecht wurde. Auch dieses Buch hat meine Erwartungen nicht erfüllt. / Anzeige
Eröffnet wird das Buch mit einer Einführung in die grundlegenden Konzepte der rationellen Lesetechnik. Auch die Vorteile einer schnelleren Lesegeschwindigkeit werden vorgestellt, ebenso wie die Möglichkeiten, die Konzentration zu verbessern. Die Fähigkeit, schneller Wissen aufzunehmen, ist wertvoll. Das sollte außer Frage stehen. Dennoch verkennen viele Autoren meiner Meinung nach die Tatsache, dass Speedreading in unglaublich vielen Fällen keinen Sinn macht. Und sicherlich ist es nicht der Heilige Gral.
Dieses Werk geht mit der Thematik ruhiger und wissenschaftlicher um als viele andere. Von Büchern aus dem Self-Publishing-Markt kann ich euch bei dieser Thematik leider nur ausdrücklich und vehement abraten. Die sind beinahe ausschließlich Schrott – und das meine ich so, wie ich es schreibe.
Christian Peirick bietet zumindest eine detaillierte Analyse der Barrieren, die einem schnelleren Lesen im Weg stehen können. Und er zeigt grob, wie man diese überwinden kann.
Der Hauptteil des Buches befasst sich mit den verschiedenen Techniken der rationellen Lesetechnik. Dazu gehören Augenbewegungsübungen, Übungen zur Verringerung von Subvokalisation und Übungen zur Verbesserung der Konzentration. Peirick bietet auch praktische Tipps und Anweisungen, die es den Lesern erleichtern, die Techniken in ihrem täglichen Leben anzuwenden.
„Schon vor Jahren hatte ich den Wunsch, meinen umfangreichen Lesestoff sowohl im beruflichen als auch im Freizeitbereich in kürzerer Zeit bewältigen zu können. Dazu versuchte ich, mich schneller durch die jeweilige Lektüre zu arbeiten, ohne dabei allerdings Kenntnis von den Techniken zu haben, die mich letztendlich auf meinem Weg hätten voranbringen können.
Daher war ich sehr froh, einen Kurs besuchen zu können, der sich mit rationellen Lesetechniken befasste. Der Kursbesuch bot mir Gelegenheit, die für das rationelle Lesen maßgeblichen Techniken kennen zu lernen und einzuüben, sodass ich meine Lesegeschwindigkeit bei besserem Verständnis wesentlich steigern konnte.
Meinen eigenen Kursbesuch nahm ich zum Anlass, selbst als Kursleiter tätig zu werden. Im Folgenden arbeitete ich mich durch die verschiedenen Bücher zum Thema durch und stellte dabei fest, dass sich die Buchautoren in ihren Empfehlungen teilweise widersprechen.“
Christian Peirick
Damit spricht der Autor eine vollkommen richtige Beobachtung an, die auch ich schon machen musste.
Die Branche rund um die Wissensaufnahme ist unglaublich breit gefächert, was die Qualität angeht: Von Universitätsprofessoren, die in den Themenfeldern forschen, über Studenten, die sich einfach ein paar Euros dazuverdienen wollen und ihr Halbwissen zum Besten geben, bis hin zu „Praktikern“, denen wissenschaftliche Erkenntnisse fern sind, ist alles vertreten.
Aus diesem Sumpf diejenigen zu finden, die dir wirklich weiterhelfen können, ist nicht unbedingt leicht.
Problematisch bei diesem Buch ist vor allem sein Alter und das der zugrundeliegenden Quellen.
Man spürt gerade bei den Tipps und Ratschlägen, dass es schon etliche Jahre auf dem Buckel hat. Insgesamt wirkt es wie ein altes Buch von Vera Birkenbihl, lässt dabei aber leider ihren Charm vermissen. Die Grafiken und generell das Layout wirken wie aus der Zeit gefallen. Sie sind definitiv nicht mehr auf dem Niveau heutiger Sachbücher.
Man merkt, dass das Buch bereits sehr in die Jahre gekommen ist. Die Erstveröffentlichung war 2006. Entsprechend sind z. B. auch in der Literaturliste die meisten Werke und Quellen 10 bis 15 Jahre alt. Auch die aktuelle Auflage des Buches ist bereits sieben Jahre alt. Da hätte ich mir zumindest ein paar neuere Quellen gewünscht. Diese müssten ja nicht unbedingt neue Erkenntnisse bringen, aber zumindest den Ansatz weiterhin als wissenschaftlich korrekt klassifizieren. Denn so bleibt offen, ob die Forschung mittlerweile deutlich weiter ist.
An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:
Christian Peirick ist seit Oktober 2015 Referatsleiter für Fragen der Digitalisierung in der Verwaltung des Landtags Rheinland-Pfalz. Zuvor hatte er 21 Jahre lang in verschiedenen Bereichen des rheinland-pfälzischen Innenministeriums gearbeitet.
Inhaltlich präsentiert der Autor eine Vielzahl an spannenden Themenfeldern. Von Hemmnissen, die zum langsamen, unkonzentrierten und damit nicht rationellen Lesen führen, über Augenentspannungsübungen zur Reduktion des Lesestoffs insgesamt. Ähnlich trägt ja hoffentlich auch meine Arbeit einiges dazu, dass ihr unnötige Bücher erst gar nicht in die Hand nehmt.
Er behandelt aber auch die generell Lesestoff- und Arbeitsorganisation.
Außerdem geht er auf das Thema Motivation ein und zeigt, wie man das Gedächtnis beim Erinnern unterstützen kann. Gerade diese Abschnitte haben mich schwer an ältere Werke von Vera Birkenbihl erinnert. Sie hat dazu ganz wunderbare Bücher geschrieben und war eine bemerkenswerte Frau.
Im Anhang des Buches findet sich eine umfangreiche Literaturliste. Leider mit durchweg noch älteren Werken als dieses hier, was ich ungeheuer schade finde.
Das im Buch vermittelte Wissen ist zweifelsfrei gut und auch hilfreich. Aber irgendwie konnte es mich nie richtig erreichen – und das, obwohl es sich um eines meiner Kernthemen dreht.
Mit einem moderneren Layout und der ein oder anderen digitalen Möglichkeit könnte man ein deutlich besseres Leseerlebnis kreieren. Das würde dann wiederum auch dem Inhalt und vor allem der Wissensaufnahme zugutekommen.
Generell macht der Druck nicht den besten Eindruck. Ich kannte den Verlag vorher auch nicht, was grundsätzlich ebenfalls kein gutes Zeichen ist. Ich durfte definitiv schon deutlich besser gebundene Bücher in den Händen halten.
Eine Art Speedway beim Lesen wäre ebenfalls interessant gewesen.
Gerade bei diesem Thema. So reihen sich die einzelnen, leider doch recht eintönig und mühselig geschriebenen Kapitel, recht langwierig aneinander.
Aber trotz all meiner Kritik ist es sicherlich kein schlechtes Buch.
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