Der Ausruf auf dem Backcover: „Reichtum ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch eine Frage des Charakters.“ gleicht sehr passend dem Bild, das ich beim Lesen von John Paul Getty bekommen habe.
Obgleich in der öffentlichen Meinung solch reiche Menschen wie er stets mit negativen Begriffen assoziiert werden, spricht Getty in seinem Buch von Verantwortung, Dankbarkeit, Aufrichtigkeit und vom Mitanpacken. Damit war er sicherlich für viele Menschen ein großes Vorbild und hat auch heute noch 60 Jahre später die Kraft, Impulse zu setzen. Seine Weisheiten gehen weit über das Reichwerden hinaus: „Ihm geht es um die sehr viel wichtigere Frage, wie man mit Reichtum umgeht – wie man der Verantwortung gerecht wird, die der Reichtum mit sich bringt.“ Generell schreiben viele Menschen Bücher zum Thema Geld, aber nur die wenigsten sind selbst bereits vermögend und noch weniger haben sich in ihrem Leben ein solches Vermögen geschaffen wie Jean Paul Getty.„Ich war noch nicht ganz 24 Jahre alt, aber ich war ein erfolgreicher unabhängiger Ölunternehmer geworden. Und ich hatte meine erste Million Dollar verdient. Ich war ein Millionär!“ Jean Paul Getty
Wir können den Gedanken eines milliardenschweren Geschäftsmannes lauschen, an seinen Erfahrungen teilhaben und aus seinen Lehren und Fehlern lernen.
Der Blick auf seine eigene Biografie zeigt viele Parallelen zu den Prinzipien so vieler Menschen, die zu den reichsten und einflussreichsten Personen wurden.„Von seinen blutigen Anfängen auf den Ölfeldern bis hin zu seinem Wirken als großzügiger Philanthrop – Getty zeigt, welche innere Einstellung nötig ist, um seine Ziele zu erreichen, und wie jeder, der bereit ist, Kraft und Mühe zu investieren, Millionär werden kann.“ Aus dem Backcover
Für mich ist dieses Buch wunderbar für all die Menschen, die nicht nur an schnellem Reichtum interessiert sind. Die nicht bloß die nächste Abkürzung auf ihrem egoistischen Weg suchen. Sondern es ist für all solche, die das Gesamtbild erfassen und das große Ganze verstehen möchten. Jean Paul Gettys Ziel war es nie, mehr und mehr Geld anzuhäufen. Er hat vielmehr eine Aufgabe gesucht, eine Leidenschaft, der er nachgehen konnte. Und er wollte Verantwortung für seinen Reichtum übernehmen und einen Unterschied bewirken. Besonders deutlich wird es daran, dass er eigentlich bereits mit Mitte Zwanzig finanziell unabhängig war und dennoch zur harten Arbeit auf die Ölfelder zurückkehrte:„Nun stellte ich fest, dass ich genug Geld verdient hatte, um alle persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen, die ich in absehbarer Zeit haben könnte. Ich fasste den eigenwilligen Entschluss, die Arbeit zu vergessen und mich auf meine Freizeit zu konzentrieren, auf die Freude am Leben.“ Jean Paul Getty
Besonders wichtig erscheint es ihm, all den Zweifler:innen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
All den Menschen, die damals wie heute behaupten, dass es gar nicht mehr möglich sei, vermögend zu werden, dass Geld nur den Charakter verderbe, und dass alle Reichen ihr Geld durch Betrug erwirtschaftet haben. Schon 1960 schrieb er, dass es für einen erfolgreichen Menschen immer noch sehr gut möglich sei, eine Million zu verdienen und sogar noch deutlich mehr.„Es wird immer Platz für Menschen mit Energie und Einfallsreichtum geben, für Menschen, die neue Ideen erfolgreich in neue Produkte und Dienstleistungen umsetzen können.“ Jean Paul Getty
„Wollen Sie eine Million verdienen? Glauben sie mir, sie können es – wenn sie in der Lage sind, die grenzenlosen Möglichkeiten und Potenziale um sie herum zu erkennen, diese Regeln anwenden und hart arbeiten. Für die aufgeweckten, ehrgeizigen und fähigen jungen Menschen von heute kann wirklich alles Gold sein, was glänzt.“ Jean Paul Getty
„Die Klagen sind lediglich bequeme Alibis für die Fantasielosen, die Inkompetenten, die Kurzsichtigen und Engstirnigen und die Faulen.“ Jean Paul Getty
Dass Jean Paul Getty sehr häufig die Klagen solcher Menschen zu hören bekommen hat, glaube ich ihm aufs Wort.
Denn je erfolgreicher man wird, desto mehr wird man zur Zielscheibe für die Unzufriedenheit und den Neid all der Menschen, die es – aus welchen Gründen auch immer – nicht fertiggebracht haben, einen ähnlichen Weg zu gehen. Immer noch beharren unzählige Menschen darauf, dass zu viel Reichtum in den Händen von einigen wenigen Menschen schlecht sei. Der Autor bringt es jedoch sehr gut auf den Punkt, wenn er behauptet, dass es auf den Umgang mit dem Geld ankommt und nicht auf das bloße Vorhandensein:„Egal, wie viele Millionen ein Einzelner anhäuft, wenn er geschäftlich tätig ist, muss er seinen Reichtum immer als ein Mittel zur Verbesserung der Lebensbedingungen in der ganzen Welt betrachten. Er muss daran denken, dass er Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern, Angestellten, Aktionären – und der Öffentlichkeit – hat.“ Jean Paul Getty
Neben diesen Kapiteln über seinen eigenen Aufstieg beinhaltet das Buch allerdings noch deutlich mehr: Wir können tief eintauchen in seine Routinen, seine Arbeitsabläufe, den Umgang mit Mitarbeiter:innen und Führungskräften sowie sein soziales Engagement. Dabei betont er immer wieder, wie beträchtlich unser eigener Handlungsspielraum ist. Gerade in Bezug auf Verhaltensweisen und den daraus resultierenden Gewohnheiten, die langfristig einen gewaltigen Einfluss auf unser Leben haben.Schließen möchte ich diese Rezension mit einem etwas längeren Abschnitt aus dem Buch, der mir sehr gut gefallen hat:
„Lassen Sie mich ganz klar zum Ausdruck bringen, dass ich keine besondere Vorliebe für eine bestimmte Ideologie, Partei, Gruppe oder Denkschule hege, die irgendwelche Veränderungen in unseren Sitten, Gebräuchen oder Institutionen herbeiführen will oder könnte. Ich bin kein Reformer, kein Weltverbesserer, kein Sozialphilosoph, kein politischer oder wirtschaftlicher Theoretiker. Ich betrachte mich jedoch als Realist genug, um zu erkennen, dass die jetzige nicht die beste aller möglichen Welten ist – und es auch nie war und nie sein wird. Die Vorstellung, dass irgendein Status quo perfekt und dauerhaft ist, dass man unter keinen Umständen Fragen stellen, Zweifel äußern oder Verbesserungen anstreben darf, kann nur zu Selbstzufriedenheit, dann zu Stagnation und schließlich zum Zusammenbruch führen. Es nützt nichts, so zu tun, als ob nirgendwo etwas falsch liefe, denn es gibt immer und überall etwas – sei es im Großen oder im Kleinen –, das falsch läuft. Menschen und Kulturen können nur nach Perfektion streben. Es ist jedoch höchst unwahrscheinlich, dass sie diese jemals erreichen werden.“ Jean Paul Getty