The Big Short ist eher ein Finanzkrimi und kein gutes Finanzbuch. Wirklich gute Finanzbücher findest Du in meiner Bibliothek. Der Film The Big Short ist gut
Finanzen & Investitionen

The Big Short

by
★★☆☆☆

THE BIG SHORT von Michael Lewis* ist meiner Ansicht nach ein Finanz-Krimi. Es handelt sich hierbei nicht wirklich um ein Fach- oder Sachbuch, obwohl es durchaus auch fachliches Wissen vermittelt. Charmant an diesem Buch ist allerdings, dass es auf einer wahren Begebenheit beruht. Ein Szenario, wie es ein Krimi-Buchautor nicht besser hätte schreiben können. Dennoch gehört es für mich nicht in die Kategorie ‚bildende Finanzliteratur‘. Es ist auch kein absolutes Must-read für mich. Das liegt allerdings nicht ausschließlich daran, dass ich kein großer Fan von Romanen oder Thrillern bin. Sondern, dass dieses Buch auch für diese Genres nicht besonders gelungen wäre. Aber dazu gleich mehr. / Anzeige

Grundsätzlich beleuchtet dieses Buch den Zeitraum lange Jahre vor bis kurz nach dem Platzen der Immobilienblase 2008. Dabei übernimmt der Leser die Sicht verschiedener Finanzjongleure. Vornehmlich von den Personen, die trotz fallender Kurse ein Vermögen verdient haben. Wir erfahren sehr viel über diese Menschen, ihr Leben und das Miteinander in dieser umkämpften Branche. Ob Trader, Hedgefonds-Manager, Ressortleiter großer Investmentbanken oder junger Analysten. All diese Charaktere sind im Buch enthalten. Der wirkliche Mehrwert bei diesen Schilderungen liegt in der Tatsache, dass es sich dabei um real existierende Akteure handelt und ihr tatsächliches Wirken im Zusammenhang mit den Entwicklungen um die Subprime-Krise beschrieben wird.

Wie Michael Burry alles richtig machte und trotzdem fast verlor:

Besonders interessant war dabei für mich die Rolle des Hedgefonds-Managers Michael Burry. Dieser begann weit vor der Krise als sehr erfolgreicher Stockpicker und sammelte auf diese Weise immer mehr Geld für seinen eigenen Hedgefonds.

Da er das Zusammenbrechen der Immobilienkredite in den USA erahnte, stellte er seine Strategie vollständig um.

In der Folgezeit blieben seine einstigen – stets prozentual zweistelligen – Jahresgewinne aus. Stattdessen schrieb sein Fonds Minus in Höhe der Gebühren, die er für seine Spekulationen bis zum Platzen der Blase zahlen musste.

Die Kommunikation mit seinen Investoren über die regelmäßigen Aktionärsbriefe ist in dieser Folge einfach nur ein perfektes Sinnbild des sehr beschränkten Durchschnitts der aktiven Investoren am Kapitalmarkt.

Mit was für abstrusen und lächerlichen Reaktionen sich dieses Genie von einem Hedgefonds-Manager herumärgern musste empfand ich als unglaublich. Ich ziehe den Hut vor seinem Starrsinn und gönne seinen Anlegern, die er schlussendlich trotz rechtlicher Konsequenzen nicht vor Platzen der Blase ausgezahlt hatte, keinen Cent der enormen Gewinne, die er ihnen beschert hatte.

Was hat das Buch darüber hinaus zu bieten?

Abgesehen von dieser Geschichte war das Buch allerdings offen gestanden nicht sonderlich berauschend. Charaktere fliegen ein und fliegen aus. Zwischen den Szenenwechseln gibt es keine oder nur schlechte Überleitungen und manch eine Storyline ist so uninteressant wie eben viele Teile der Finanzwelt sind. Auch wenn manche Unternehmen es gelegentlich anders darstellen wollen, so ist 9/10 des Alltags an der Wall Street doch immer wieder dasselbe und so wurde es auch im Buch versinnbildlicht.

Das führt dazu, dass ich diesem Buch auch wirklich keine gute Bewertung geben kann. Mehr als 2 Sterne sind nicht drin. Für mehr hätte der Autor sich an guten Krimi-Autoren orientieren müssen, um literarisch noch ein wenig mehr rauszuholen oder seinen Inhalt drastisch kürzen müssen, damit dem Leser nicht so schnell langweilig wird.

Dieses Buch ist aber auch bezeichnend dafür, warum ich so ungern Romane oder Krimis rezensieren wollen würde. Eine Bewertung ist dann eben sehr subjektiv, da man sich im Wesentlichen nur auf den Stil und das Gefallen und weniger auf Fakten, wie korrektem und lehrreichen Inhalt beschränken könnte.

Was kannst Du dennoch aus dem Buch mitnehmen?

Hast Du Dich schon mal in die Rolle eines Hedgefonds-Managers hineinversetzt? Für mich war die Geschichte von Michael Burry in diesem Zusammenhang mal wieder wie eine Tür in eine faszinierende Welt. Bei uns in Deutschland kommen Hedgefonds oder Hedgefonds-Manager häufig nur aus zwei Gründen in die Presse:

  1. Entweder als gefährliche, gierige Heuschrecken, die Unternehmen zerschlagen, um selbst den größten Profit einzustreichen …
  2. Oder weil die Manager mal wieder ein Einkommen erzielen, das sich der Normalbürger nicht vorstellen kann und es deswegen als ungerecht einstuft.

Zu beiden Gedanken möchte ich Dir kurz etwas mit auf den Weg geben.

Der Hedgefonds als gierige Heuschrecke:

Sind Hedgefonds wirklich solch gierige und destruktive Heuschrecken wie uns unsere Medien immer wieder glauben machen wollen? Einige vielleicht, andere definitiv nicht.

In vielen Fällen entsteht der Eindruck der Heuschrecke, wenn ein Hedgefonds Anteile an einem angeschlagenen Unternehmen übernimmt und anschließend dieses Unternehmen liquidiert, zu Umstrukturierungen – i.d.R. einhergehend mit Entlassungen – drängt oder eben schlichtweg die Führungsriege austauscht.

Natürlich gibt es nun auch Hedgefonds, denen das Wohl des Unternehmens egal ist und die es selbst dann liquidieren würden, wenn es Chancen auf Besserung geben würde. Diese Hedgefonds sind schlichtweg an längeren Investitionen nicht interessiert und wollen schnell Kasse machen. Solche kann man definitiv als Heuschrecken bezeichnen, denn sie gehen genau wie diese vor. Reisen von A nach B und fressen alles weg.

Nun würde ich aber behaupten, dass dies die Minderheit ist. Die Mehrheit der Hedgefonds sehen das größere Potential in der Sanierung angeschlagener Unternehmen und selbst wenn damit Stellenstreichungen einhergehen, ist doch daran nichts verwerflich. Die Situation der Unternehmen hätte sich ohnehin in der Folgezeit weiter verschlechtert und die Hoffnung auf einen Turnaround wäre stetig gesunken.

In diesen Fällen nehmen Hedgefonds eine sehr wichtige Rolle als Sanierer ein. Sie retten Unternehmen von jahrelangem Missmanagement der Führungsebene und helfen bei der strategischen Neuausrichtung. Selbstverständlich streicht der Hedgefonds dadurch enorme Gewinne ein, aber ich persönlich habe damit kein Problem, wenn Leute für gute Arbeit auch gut entlohnt werden.

So viel Geld wie ein Hedgefonds-Manager darf ein Mensch nicht verdienen.“

Ganz ehrlich? Vor solchen Aussagen ekel ich mich sogar ein wenig. So bitter es sich anhört, aber Du verdienst genau so viel, wie Du wert bist. Du bestimmst Deinen Wert und Du kannst jeden Tag an Dir arbeiten, um Deinen Wert zu steigern. Machst Du es aber nicht und gibst Dich über Jahre mehr oder weniger – natürlich lautstark meckernd – zufrieden mit dem, was du bekommst, anstatt rauszugehen und Deinen Wert zu steigern, dann ist es einfach Deine Schuld!

Nun einem Hedgefonds-Manager aus Neid sein Salär streitig zu machen ist einfach nur absoluter Nonsens. Neid ist nicht ohne Grund eine der sieben Todsünden. Gier gehört auch dazu, aber muss ein Mensch unbedingt gierig sein, um viel Geld zu verdienen? Oder anders gefragt: Ist jeder reiche Mensch zwangsläufig gierig? Nein, die Antwort liegt auf der Hand und daran erkennst Du mal wieder wie unnötig solche Pauschalaussagen sind. Weder Geiz noch Gier und erst recht nicht Neid sind geil!

Versuch doch lieber Dir vom Hedgefonds-Manager abzuschauen, wie er es geschafft hat solch ein Vermögen zu verdienen, statt ihn dafür zu verurteilen.

Ein Hedgefonds-Manager hat mit seinem Team eine unglaublich schwierige und Nerven aufreibende Aufgabe: Er muss sich und seine Strategie jeden Tag aufs Neue seinen Investoren verkaufen! Und noch viel schlimmer: Sollten sie – aus welchen Gründen auch immer – das Vertrauen in ihn verloren haben und ihr Geld abziehen, gefährden sie wohl möglich den Erfolg seiner gesamten Planung.

Verantwortlich zu sein, für das Kapital von etlichen Investoren, geht mit stetigem Rechtfertigen einher. Und jeder von uns kennt das ungute Gefühl, sich vor jemanden für irgendetwas rechtfertigen zu müssen. Das machen wir mit Sicherheit nicht gerne. Der Hedgefonds-Manager macht dies aber jeden Tag. Ich möchte nun keine Lanze für Hedgefonds-Manager brechen. Ich möchte Dich nur ein bisschen dafür sensibilisieren, anderen Menschen auch mal etwas zu gönnen. Du kannst Ihnen immer nur vor den Kopf schauen, aber nicht hinein. Du machst in der Regel auch nicht ihren Job und kannst nur begrenzt erahnen, was sie eigentlich tun und wofür sie entlohnt werden. Also urteile bitte auch nicht, ob es ausreichend oder zu viel ist.

Du möchtest an der Börse aktiv werden und weißt nicht wie?

Wirklich gute Finanzbücher findest Du unter meiner Rubrik FINANZEN & INVESTITIONEN in MEINER BIBLIOTHEK. Wenn Du auf der Suche bist nach einem ganz bestimmten Finanzbuch oder meine Meinung zu einem hören möchtest, dann schreib mich doch einfach an!

Ansonsten werde ich in der oben genannten Kategorie stets weitere neue Finanzbücher rezensieren.

Das beste Finanzbuch aller Zeiten ist übrigens laut Warren Buffett Folgendes: INTELLIGENT INVESTIEREN von Benjamin Graham*
Zu diesem Buch findest Du hier meine Rezension. Ich fand allerdings auch noch WHAT WORKS ON WALL STREET von James P O’Shaughnessy* sehr gut. Meinen Bericht dazu findest Du hier.

Dir gefällt mein Content und ich konnte Dir schon weiterhelfen? Dann unterstütze mich doch mit einer kleinen finanziellen Zuwendung und spendiere mir im übertragenen Sinne einen Kaffee oder nutze meine Angebote bei Patreon. Hier biete ich eine Vielzahl attraktiver Angebote (Insights, Exklusive Gruppen zum Austausch, etc.). Schau gerne mal rein!

Darüber hinaus darfst Du mir auch gerne auf meinen Social Media Kanälen bei Instagram, Facebook, Twitter, LinkedIn und Pinterest folgen. ♥

*Affiliate Link / Anzeige

DU KENNST MICH VIELLEICHT AUS …

MEINE AUSZEICHNUNGEN

2021

2021

Vize 2022

2022, 2021

2022, 2x 2021, 2020

2021