Ein grauenhaft politisierendes Buch zur Mietpreisentwicklung und zum Immobilienmarkt in Deutschland. Wenige rational und gefährlich politisch
Finanzen & Investitionen

Der Eigentumsskandal

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★☆☆☆☆

DER EIGENTUMSSKANDAL von Jürgen Michael Schick und Josef Girshovich* ist eines der Bücher, die ich für eine Studienarbeit gelesen habe. Für diesen Zweck war es wirklich hilfreich, allerdings lediglich, um konträre Positionen einarbeiten zu können. Ansonsten ist dieses Buch aber nicht zu empfehlen. Denn bereits Titel und Untertitel lassen erahnen, wie emotional und wenig rational das Buch geschrieben ist. Hier wird ein Thema unter dem Deckmantel eines Sachbuches politisiert. Die Faktenlage ist dabei dünn bis nicht gegeben oder sogar konträr. Das kann ich heute mit ziemlicher Gewissheit sagen, denn ich habe dutzende Bücher, Studien und weitere Quellen für diese Studienarbeit gelesen. / Anzeige

Kernthese der Autoren ist der Traum vom Eigenheim, der für viele Deutsche in seiner Verwirklichung in immer weitere Ferne rückt. So schreiben sie, dass Deutschland ein Mieterland ist und mehr als die Hälfte aller Menschen hier zur Miete statt in den eigenen vier Wänden leben. Bereits bei diesen Ausführungen spürt man, dass Eigentum oder Miete für die Autoren keine individuelle und freiheitliche Entscheidung ist. Vielmehr versuchen sie aus Mieter:innen eine Opfergruppe zu machen, deren Zahl stetig zunehmen würde. Und die Schuldigen sind selbstverständlich schnell gefunden: Politiker:innen.

„Wie die Politik unseren Wohlstand verhindert und was wir dagegen tun können.“
Jürgen M. Schick und Josef Girshovich

Angeblich würden Politik und Gesellschaft über Jahre hinweg das Wohneigentum systematisch schlecht reden – größeren Blödsinn habe ich offen gestanden schon lange nicht mehr gelesen.

Vielmehr habe ich den Eindruck, dass es genau andersherum ist und Wohneigentum idealisiert wird. So oder so ist es eine individuelle Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Aber zu behaupten, die Politik und die Gesellschaft würden den Kauf von Wohneigentum schlecht reden, ist wirklich an den Haaren herbeigezogen.

Ich persönlich habe eher den Eindruck, dass in meinem Umfeld immer mehr Menschen ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung kaufen wollen und dieser Traum sowohl von Medien wie auch Politik, Gesellschaft und selbstverständlich der Finanzindustrie getragen wird. Das nicht alle sich ein Eigenheim leisten können, steht auf einem ganz anderen Blatt. Zu behaupten, dass man es systematisch schlechtreden würde, lässt sich allerdings keineswegs belegen.

Auf staatliche Unterstützung bei der Finanzierung von Wohneigentum hoffen Mieter oft vergeblich. Stattdessen wird viel für die Erhaltung des Status quo getan: die Politik verfolgt eine mieterfeindliche Strategie in Form von Mietpreisbremse und Co. Die Anreize für eine Immobilienfinanzierung bleiben dabei auf der Strecke. Mehr noch: der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten wird zunehmend erschwert.
Jürgen M. Schick und Josef Girshovich

An vielen Stellen weiß ich offen gestanden gar nicht mehr, wo ich mit dem Entkräften der Behauptungen anfangen soll. Es findet sich stets ein bunter und gefährlicher Mix aus korrekten Informationen, Halbwahrheiten und steilen Behauptungen.

„Wohneigentum ist und bleibt auch die beste Altersvorsorge.“
Jürgen M. Schick und Josef Girshovich

Bereits nach dem Lesen der Einleitung habe ich ernsthafte Zweifel am Finanzverständnis des Hauptautors gewonnen. Denn es ist doch so: Jede:r einzelne halbwegs seriöse Immobilien-Investor:in rät von Wohneigentum zur Selbstnutzung ab. Koryphäen wie Gerd Kommer publizieren Bücher zu exakt dieser Frage mit dutzenden Studien, Belegen und Analysen. Da darf man sich als Leser:in berechtigterweise fragen: Was ist das Interesse dieser Autoren, nun das Gegenteil zu behaupten, ohne dazu die entsprechende Datengrundlage zu liefern?

Dazu muss man sagen, dass Michael Schick sich seit 15 Jahren im Immobilienverband engagiert und dort seit 2015 Präsident ist. Offensichtlich kann man dadurch die eine oder andere befangene Äußerung besser nachvollziehen. Belegbare Fakten sucht man in diesem Buch allerdings vergebens, außer zu den selten aber sinnvoll gestreuten korrekten Informationen. Ein solches Vorgehen kennt man bereits von Verschwörungstheoretiker:innen wie Dirk Müller, dessen Buch SHOWDOWN* ähnlich gestrickt war. Hier kommst du zu meiner Rezension.

Wenn 1,5 Millionen Mietwohnungen gebaut werden, dann schwächt das die Menschen in unserem Land – und in der Folge auch das Land selbst.
Jürgen M. Schick und Josef Girshovich

Bei solchen Äußerungen muss ich ehrlich gesagt auch den Finanzbuchverlag in die Verantwortung nehmen. Die Pluralität der Meinungen ist ein hohes Gut – offenkundigen Wirrwarr muss man deswegen dennoch nicht publizieren.

Ebensolche Bücher sind der Grund, warum ich für finanzielle Bildung und Aufklärung arbeite. Denn wenn die Leute mehr lesen würden, dann würden sie solche Behauptungen recht zügig entlarven können. Ich kann an dieser Stelle nur immer wieder appellieren, das Motiv der Autor:innen zu hinterfragen. Man kann schlicht nicht behaupten, dass die Menschen von Grund auf oder in großer Masse gut sind. Dazu habe ich in meinem kurzen Leben schon zu viele Egoisten kennengelernt, die sich selbst am nächsten sind.

Wie ein Professor damals immer zu mir gesagt hat: „Jeden Morgen, wenn man aufsteht, wird man verarscht.“

So wie es sehnsuchtsorte gibt, ist 1980 für viele ein Sehnsuchtsjahr – und zwar ganz unabhängig von der parteipolitischen Färbung: links und rechts des politischen Spektrums träumen sich die Menschen zurück in die vermeintliche Übersichtlichkeit der Bonner Republik.
Jürgen M. Schick und Josef Girshovich

Da fehlen mir die Worte …

Ich stimme den Autoren in nur einem einzigen Punkt zu 100 Prozent zu: Nämlich dass ein finanziertes Eigenheim zu mehr Spardisziplin verleitet und die Verantwortung für die eigenen Finanzen erhöht. Das heißt, dass ein Eigenheim wahrscheinlich die beste Altersvorsorge für jene Menschen ist, denen die Verantwortung, das Wissen und die Disziplin fehlt, das Geld anderweitig zu investieren.

Alles andere als ein gutes Buch.

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