KAUFEN ODER MIETEN von Gerd Kommer* ist das einzige mir bekannte Buch, das diese zentrale Finanzfrage wissenschaftlich fundiert beantwortet. Leser erhalten vom Autor einen gewohnt rationalen, unabhängigen Rat, fernab von jeglichen Ego-Interessen und Selbstdarstellungen. Man sollte meinen, dass das selbstverständlich sei, ist es aber in der Regel nicht. Vor allem nicht bei solch emotionalen Themen, wo mitunter auch finanzielle Interessen eine große Rolle spielen. / Anzeige
Wer diese Fragestellung für sich noch nicht geklärt hat oder sie nochmals überdenken möchte, ist mit diesem Buch perfekt bedient.
Ich kann nur empfehlen, es vollständig inklusive des Rechentools durchzuarbeiten und die Inhalte dabei immer wieder etwas sacken zu lassen. Anschließend wird man diese weichenstellende Frage, unabhängig von Emotionen und dem Verkaufs-ABC diverser Berater, für sich klären können.
„Wir alle stehen irgendwann vor der Entscheidung: Kaufen oder mieten? Oft sogar mehrfach im Leben […]. Die herrschende Meinung dieser Gretchenfrage – seit Jahrzehnten von Politik, Medien, Banken, Bausparkassen, Bauträgern, Maklern und unseren Eltern gebetsmühlenartig wiederholt – lautet: ‚Sobald du genug Eigenkapital gespart hast, kauf dir eine Immobilie. Damit liegst du nie verkehrt.‘“
Gerd Kommer
„Dass Kaufen stets rentabler sei als Mieten, sofern nur der Zeithorizont lang genug ist, das ist ein von Banken, Bausparkassen, Vermögensberatern und der Immobilienbranche seit jeher verbreiteter Mythos, der schon vor Generationen zur herrschenden Meinung wurde und mittlerweile zu einem nicht mehr hinterfragten Dogma erstarrt ist.“
Gerd Kommer
Ich persönlich habe mich bereits sehr früh in meinem Leben mit dieser Frage beschäftigt.
Und ich konnte sie auch für mich individuell für verschiedene Lebensabschnitte beantworten. Für die ersten kritischen Gedanken in diesem Zusammenhang bin ich Gerald Hörhan bis heute sehr dankbar. Denn hätte ich nicht schon so früh Bücher wie dieses hier von Gerd Kommer gelesen, stände ich wohl anders da. Dann würde ich womöglich ebenfalls bereits im Betonschloss sitzen – wie leider so viele in meinem Umfeld. Für den Rest meines Lebens wäre ich dann – zumindest nicht ohne erhebliche Kosten – mehr oder weniger örtlich gebunden. Und ich könnte wahrscheinlich auch nicht mehr zu signifikantem Wohlstand und vor allem zu Freiheit und Unabhängigkeit kommen. Obwohl mir das eben so extrem wichtig ist. Ich persönlich bin schon längst darüber hinweg, …
- Sachen stets besitzen zu müssen,
- in einer Mietwohnung das Gefühl zu haben, nicht zu Hause zu sein,
- und, noch viel schlimmer, meinem Vermieter die Miete nicht zu gönnen, weil ich vermeintlich seinen Vermögensaufbau finanziere.
Solche weit verbreiteten Glaubenssätze konnte ich schon sehr früh ablegen.
Und ein solches Buch wie dieses hier von Gerd Kommer kann auch anderen dabei helfen. Denn es geht darum, zukünftig rationale Entscheidungen zu treffen oder sich zumindest bewusst zu machen: Deine Wahl ist nicht immer wirtschaftlich sinnvoll, sondern beruht oft auf emotionalen Gründen. Leider belügen sich Menschen bekanntlich im Nachhinein gerne selbst, indem sie versuchen, ihre emotionalen Entscheidungen rückwirkend rational zu begründen. Wenn mehr Menschen ehrlich zu sich wären und mündiger leben würden, müsste ich mir beim nächsten Grillabend nicht wieder anhören: „Seitdem wir gekauft haben, zahlen wir genauso viel wie vorher. Aber jetzt eben in unsere eigene Tasche und schmeißen das Geld nicht mehr aus dem Fenster.“
Solche Sprüche sind in den allermeisten Fällen nicht nur inhaltlich falsch, sondern auch fast schon dämlich. Wieso, das erklärt Gerd Kommer gewohnt trocken, sachlich und mit einem angenehm unterschwelligen Sarkasmus.
„Die durchschnittliche deutsche Wohnimmobilie bescherte ihrem Eigentümer in den vergangenen 46 Jahren überwiegend eine negative reale Gesamtrendite.“
Gerd Kommer
„In vielen Fällen ist der Kaufwunsch getrieben von finanziellen Vorstellungen, die wenig mit der wirtschaftlichen Realität von Eigenheimbesitz in Deutschland und anderen Ländern zu tun haben. Mehr noch: Das Thema Eigenheim ist so sehr von Stammtisch-Mythen, Halbwahrheiten, Wunschdenken und Interessenkonflikten der Finanz- und Immobilienbranche überwuchert, dass der Blick auf die Fakten davon fast vollständig vernebelt wird.“
Gerd Kommer
Im Zusammenhang mit übermäßigem Konsum kann ich dir übrigens zwei weitere Bücher empfehlen: Brauchst du das wirklich? von Pierre-Yves McSween* (hier meine Rezension) und Rente mit 40 von Florian Wagner* (hier meine Rezension).
Gerd Kommer hat als Autor und Speaker seinen ganz eigenen Humor, den ich mit der Zeit sehr zu schätzen gelernt habe.
Er wird nur meiner Meinung nach zu häufig von Unwissenden missverstanden. Womöglich, weil sie die unterschwelligen Bemerkungen schlichtweg nicht verstehen oder ihnen sein Stil zu akademisch ist. Manche haben eben eine tiefsitzende Abneigung gegen Wissenschaft und Evidenz. Um es mit den Worten von Gustave Le Bon zu sagen: „Die Masse hat noch nie nach der Wahrheit gedürstet.“ (Hier kommst du zu meiner Rezension zu seinem Buch Psychologie der Massen*).
Das Ziel des Autors ist schlicht und einfach folgendes: Er möchte dich dazu befähigen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Rational und wissenschaftlich fundiert – frei von Emotionen. Eben solche lebensverändernden Entscheidungen wie die Antwort auf die Frage: Kaufen oder mieten?
Dabei geht es darum, schlauer zu werden als Makler und Bankberater. Denn bei ihnen liegt in der Beratung zu dieser Frage schon rein logisch ein ziemlicher Interessenskonflikt vor.
„Seit dem letzten Crash auf den Finanzmärkten blüht das Geschäft mit Immobilien. Großstädte werden leergekauft, wo noch ein Plätzchen frei ist, wird neu gebaut. Aber lohnt sich der kreditfinanzierte Kauf eines Eigenheims für jeden?“
Gerd Kommer
Das mag ich so an Gerd Kommer: Er hinterfragt Dogmen, die schon tief in unseren Köpfen verankert sind und die wir einfach nicht mehr kritisch begutachten.
Nur weil über Jahre hinweg so viele etwas sagen, heißt das noch lange nicht, dass es auch der Wahrheit entspricht.
„Immer dann, wenn Sie sich auf der Seite der Mehrheit wiederfinden, ist es Zeit, innezuhalten und nachzudenken.“
Mark Twain
Wenn du noch auf der Suche nach einem sehr guten Depot bist, kann ich dir dieses hier* empfehlen. Das für mich beste Girokonto im Filialbereich bietet die Santander Bank*, für reines Online-Banking die Comdirect* und dieses hier* ist für mich das beste Mobile-Banking-Konto. Weitere Empfehlungen meinerseits – auch zu Kreditkarten, P2P, Geschäftskonten und Co. – findest du hier.
Basierend auf historischen Daten und mit kritischem Blick auf die fragwürdigen Werbeversprechen der Banken- und Immobilienbranche untersucht er diese Annahme. Er vermittelt seinen Lesern die Fähigkeit zu rechnen.
In diesem Zusammenhang fallen oft die typischen Keywords: Betongold, Sachwert, sichere Anlage, Inflationsschutz und beste Altersvorsorge. Interessant ist nur, wie die historischen Renditen tatsächlich aussahen. Dabei gelten Immobilien doch im Vergleich zu Aktien, Anleihen oder Fonds als simple und solide Anlage. Meine Erfahrung lehrte mich bislang etwas anderes: Simpel sind Immobilien mit Sicherheit nicht und erst recht nicht simpler als ein Investment in Aktien.
Solche Fakten werden uns in diesem Buch präsentiert und du wirst mit Sicherheit das ein oder andere Mal geschockt sein. Der Autor untersucht dazu die Immobilienmärkte aus 15 Ländern, die bis zu 130 Jahre und weiter zurückreichen.
Besonders toll finde ich aber, dass er auch berücksichtigt, dass die meisten ihre Immobilienentscheidung aufgrund von emotionalen Gedanken treffen:
„Ein Eigenheim ist aber nicht allein ein Investment – es ist ebenso eine Lebensstilentscheidung. Dieses Buch betrachtet ein Eigenheim als beides: Eine Vermögensanlage und eine Lebensstilentscheidung – untrennbar verknüpft wie die zwei Seiten einer Medaille.“
Gerd Kommer
Strukturell behandelt Kommer zunächst die finanzielle Seite des Eigenheims als Vermögensanlage und deckt dabei schon einige Mythen auf. Danach geht er in den folgenden Kapiteln auf die verschiedenen Motive und Lebensstilaspekte ein.
Er erklärt übrigens auch, warum Studien belegen, dass Haushalte mit einem Eigenheim im Alter deutlich vermögender sind als Mieterhaushalte. Dabei analysiert er die verschiedenen Einflussfaktoren und die eigentlichen Gründe. So stellt er fest, dass eine statistische Abhängigkeit nicht zwangsläufig auch einer realen Abhängigkeit entspricht. Diese Schlussfolgerung hat mir schon bei Nate Silver in seinem Buch Die Berechnung der Zukunft* so gut gefallen. (Hier kommst du zu meiner Rezension zu Nate Silver).
Für mich ist dieses Buch eine absolute Pflichtlektüre für jeden Menschen in diesem Land.
Nicht nur für junge Menschen, sondern auch für alle anderen, die diese Entscheidung noch nicht getroffen haben oder aktuell hinterfragen. Das größte Risiko bei dieser Entscheidung ist allerdings nicht, in die falsche Richtung zu laufen. Viel schlimmer ist es, schlichtweg gar keine Entscheidung zu treffen. Das Aufschieben der Entscheidung führt nämlich dazu, dass du erst gar kein Vermögen aufbauen wirst. Stattdessen wirst du dein Geld vermutlich niedrig verzinst beiseite liegen lassen. Denn du denkst ja, Aktien seien kurzfristig zu risikoreich und du könntest das Geld vielleicht als Eigenkapital gebrauchen.
Meiner Meinung nach muss man hier eine eindeutige Ja- oder Nein-Entscheidung treffen. Diese muss allerdings nicht final für das komplette Leben gelten, sondern kann durchaus in Lebensabschnitte unterteilt werden. Anschließend gilt es, die Weichen zu stellen und in die Pedale zu treten. Hin und her macht auch hier in der Entscheidungsfindung definitiv die Taschen leer. (Hier kommst du zur Rezension des gleichnamigen Buches von Jessica Schwarzer).
5 von 5 Sternen für das sachlich und fachlich beste Buch im deutschsprachigen Raum zu dieser elementaren Lebensfrage. Danke, Gerd Kommer, für diese herausragende Arbeit!
„Die richtige Antwort auf die Frage: ‚Kaufen oder mieten?‘ ist eben nicht die gängige, die da lautet: ‚Kaufe, wenn du mindestens 10 Jahre in der Immobilie bleiben kannst‘, oder: ‚Mieten ist Geld zum Fenster hinauswerfen.‘ In erstaunlich vielen Fällen wird Mieten die wirtschaftlichere Alternative sein.“
Gerd Kommer
Hinweis zur neuen Ausgabe:
Im Vergleich zu früheren Ausgaben hat sich einiges im Buch verändert. Aus den ehemals 15 großen Mythen zum Thema Kaufen oder Mieten sind nun 19 geworden. Darüber hinaus wurden zusätzliche Kapitel ergänzt, wie: „Das Risiko von Eigenheimbesitz richtig verstehen“, oder: „Wirtschaftliche Kaufen-oder-Mieten-Aspekte jenseits von Rendite und Risiko“. Dadurch wirkt das Buch insgesamt nochmals aufgeräumter.
In Summe führt das zu knapp 40 Seiten mehr. Aber auch farblich und grafisch erstrahlt die neuste Auflage in einem frischeren Erscheinungsbild. Dennoch würde ich Besitzern einer früheren Ausgabe nun nicht zum Kauf einer neuen Ausgabe raten. Die Aussagen bleiben immer noch dieselben.
Wenn du auf der Suche nach weiteren spannenden Büchern bist, dann findest du unter Buchtipps eine interessante Auswahl aus über 450 ausführlichen Rezensionen. Diese kannst du individuell nach Preis, Seitenanzahl, Themenbereich, Bewertung und Zielgruppe filtern. Solltest du eine vergleichbare Buchempfehlung für mich haben, dann schreib mir doch gerne über meine Social-Media-Kanäle.