Das Börsen ABC, das 1x1 des Aktienhandels und der Aufbau einer quantitativen aktiven Anlagestrategie in einem Buch. Buchempfehlung mit Einschränkungen.
Finanzen & Investitionen

Der entspannte Weg zum Reichtum

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★★★☆☆

DER ENTSPANNTE WEG ZUM REICHTUM von Susan Levermann* ist als tolles Einsteigerbuch für aktive Investoren bekannt. Es wird von vielen immer wieder empfohlen, konnte mich aber nicht wirklich überzeugen. Ziel der Autorin – einer der besten Fondsmanagerinnen Deutschlands – zu erklären, wie Börsenerfolg für jedermann möglich ist. / Anzeige

Dazu stellt die Autorin uns ihre selbstentwickelte quantitative Value-Investing-Strategie vor. Darüber hinaus geht sie aber auch auf die ethischen Gesichtspunkte in Verbindung mit Aktieninvestments ein. Wie lässt sich Ethik und Börse für jeden individuell miteinander verbinden und wie gelingt es uns, dass wir auf dem Weg zum Reichtum nicht unglücklich werden?

„Die beiden Studien […] werden […] oft herangezogen, um zu zeigen, dass Frauen die besseren Investoren sind. Das stimmt rein mathematisch zwar, liegt aber lediglich darin begründet, dass wir Frauen generell weniger handeln.“
Susan Levermann

Gemeinsamkeiten mit O’Shaughnessy sind erkennbar

Ihr Ansatz ist dabei recht einfach gehalten und orientiert sich stark an Benjamin Graham und James O’Shaughnessy sowieso weiteren Value-Größen.

„Wer sich von Gerüchten, vermeintlichen todsicheren Tipps, von Gier und Angst leiten lässt, wird mit Sicherheit Geld verlieren. Wer dagegen systematisch, Schritt für Schritt und nach klaren Kriterien die richtigen Aktien auswählt, wird überdurchschnittliche Renditen einfahren.“
Susan Levermann

Sie wählt ihre Aktien nach einem verständlichen und nachvollziehbaren Punktesystem aus. Dieses ist auch im Buch zu finden. Nur die danach besten Aktien werden gekauft und regelmäßig überprüft. Es findet aber kein häufiger Handel statt. Demnach reiht sie sich hinter den anderen quantitativen Experten ein, die sie auch reihenweise zitiert.

„Die, die Wissen haben, weissagen nicht. Die, die weissagen, haben kein Wissen.“
Laotse

Zu Beginn wirkt es wie ein Börsen ABC

Insbesondere zu Beginn des Buches gibt sich die Autorin sehr viel Mühe auch die einfachsten Börsen- und Wirtschaftsbegriffe für Laien verständlich zu erklären. Diese Teile versucht sie auch mit Quiz-Sequenzen aufzulockern. Doch offen gestanden bin ich davon nicht sonderlich überzeugt bzw. sehe hier die größte Schwäche dieses Buches.

Die ersten knapp 150 Seiten wirken für mich wie ein Grundlagenseminar in Betriebswirtschaftslehre für absolute Anfänger. Es werden allen Ernstes Begriffe wie Gewinn, Schulden, Margen und Kredite erklärt und hergeleitet. Und das wirklich ausführlich. An dieser Stelle muss ich aber mal eine kleine Spielverderberin spielen und offen sagen: Wer diese Informationen am Anfang wirklich nötig hat, sollte never(!) aktiv an der Börse handeln. Das ist absolut fahrlässig und deswegen gefällt mir auch die Struktur dieses Buches überhaupt nicht.

Kleiner Rückblick auf meine Rezension zu WHAT WORKS ON WALL STREET*

Vielleicht kannst Du Dich an meine Rezension zu WHAT WORKS ON WALL STREET von James P. O’Shaugnessy* erinnern. Hier kannst Du sie nochmal nachlesen. Dort beschreibe ich, dass es für mich einen der besten Bücher über Anlagestrategien ist, das ich jemals gelesen habe. James O’Shaughnessy stellt darin eine ganze Vielzahl von quantitativen Value-Strategien vor und führt den Leser auch durch deren Aufbau, Konzeption und Sinnhaftigkeit. Er testet diese Strategien an Benchmarks und im jahrzehntelangen Backtesting. Wirklich saubere wissenschaftliche Arbeit.

Dennoch habe ich damals angemerkt, dass dieses Buch weiß Gott nichts für Einsteiger ist, denn um ein quantitatives System aufbauen, auswerten und nutzen zu können, sollte man sich schon seit ein paar Jahren mit der Materie beschäftigen. Und O’Shaughnessy hatte nur wenige Faktoren bei sich berücksichtig.

„Um an der Börse Erfolg zu haben, brauchen wir derartige Prognosen nicht. Es reicht völlig aus, die Ungleichgewichtssituation […] herauszufinden, dann entsprechend zu handeln und von der Korrekturbewegung zum dynamischen und fundamental unterstützten Gleichgewicht hin zu profitieren.“
Susan Levermann

Warum die Autorin die Leser meiner Meinung nach vollkommen überfordert:

Susan Levermann wartet mit einer Checkliste aus 13 Faktoren auf, die die bis dahin absoluten Börsen-, und noch viel schlimmer, Wirtschaftslaien mit Daten aus dem Internet selbst aufbauen, auswerten und nutzen sollen. Ich frage mich an dieser Stelle einfach nur, wie das funktionieren soll bzw. wie man den Anfängern sowas als Einstieg zumuten kann.

Offen gestanden empfinde ich dieses Buch als absolut überbewertet. Die gebotenen Inhalte gehören eigentlich in zwei getrennte Bücher, damit auch unterschiedliche Interessengruppen angesprochen werden können.

Mein Fazit zum Buch ist gespalten

Insgesamt ist es ein gutes Buch zum Aufbau einer eigenen quantitativen Value-Strategie, geht dabei aber nicht so sauber in die Analyse wie ein WHAT WORKS ON WALL STREET* oder COOL BLEIBEN UND DIVIDENDEN KASSIEREN* (hier findest Du mein Rezension zu letzterem Buch). Nur erschließt sich mir absolut nicht, warum Leute, denen die Begriffe Gewinn und Marge Probleme bereiten, nach nur einer Lektüre aktiv am Aktienmarkt quantitative Modelle aufbauen sollen. Das ist in gewisser Weise abstrus. Natürlich muss jeder seine Erfahrungen sammeln, dennoch präferiere ich dabei andere Wege. Es gibt einschlägige Literatur wie EINFACH ERFOLGREICH ANLEGEN von Jessica Schwarzer*.

Fakt ist: Wer sich für Aktien interessiert, der hat in der Regel bereits Vorwissen und braucht die ersten 150 Seiten des Buches nicht. Wer aber noch gar kein Vorwissen hat, sodass er/sie die ersten 150 Seiten braucht, sollte vielleicht nicht gleich ein quantitatives Modell einer Fondsmanagerin aufbauen. Zumal ich davon ausgehe, dass solche Menschen auch nicht so Technik- und Mathematik-affin sind, sich Dashboards und Analysen zu bauen. Ein etwas schwieriges Konzept dieses Buches.

Zum Schluss ein wenig Ethik

Sehr gut gefallen hat mir allerdings noch der Schluss des Buches mit den Ausflügen und Analysen rund um ethisch richtiges Handeln bzw. die grundsätzliche Frage, ob die Börse überhaupt ethisches Handeln für Investoren ermöglicht.

Humor, Quizduelle und der Adressatenkreis

So bin ich zum Schluss dann doch ein wenig hin und her gerissen, was die Bewertung angeht. Die auflockernden Quizspiele und der Humor haben mich persönlich nicht angesprochen, aber das nehme ich aus der Bewertung raus. Die Inhalte sind grundsätzlich alle korrekt, aber was soll man auch anderes von einer Frau vom Fach erwarten. Ihr Investment-Ansatz ist ebenfalls interessant nur der Adressatenkreis ist vollkommen falsch gewählt. Deswegen kann ich diesem Buch leider nicht mehr als 3 Sterne geben.

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