EINFACH GELD VERDIENEN UND AN DER BÖRSE REICH WERDEN von André Stagge* ist mal wieder ein Finanzbuch für Einsteiger. Der Autor, Portfoliomanager und zweimalige Fondsexperte des Jahres hat uns sieben Investment- und Trading-Strategien ausgesucht, über die er uns im Buch berichten möchte. Eine sehr ausführliche Money-Mindset Einleitung rundet das Bild ab. / Anzeige
Der Titel des Buches ist für mich offen gestanden schon direkt ein erstes Ärgernis und nicht wirklich glücklich gewählt. Er wirkt recht platt und abgedroschen.
Aber kommen wir zurück zum Inhalt:
„In diesem Buch beschreibe ich, wie du dein Geld für dich arbeiten lassen kannst und langfristig finanziellen Wohlstand erreichst! Und das ist viel einfacher, als uns Politik und Banken – oder leider auch häufig unsere Eltern – einreden wollen. Um dauerhaften Wohlstand aufzubauen und den Kapitalmarkt zum eigenen Vorteil zu nutzen, brauchst du genau zwei Dinge!
Du brauchst eine erfolgreiche Investment-Strategie und du musst diese Strategie konsequent und dauerhaft in die Praxis umsetzen. Genau darum geht es in diesem Buch: Strategie und Umsetzung.“
André Stagge
Der Autor führt weiter aus:
„Es bringt nichts, dieses Buch zu lesen und dann keine eigenen Erfahrungen zu machen. Probiere die Strategien aus und lass dich durch die in diesem Buch beschriebenen Fakten motivieren! Neben den konkreten Strategien geht es in diesem Buch um die finanziellen Grundlagen und darum, wie du dich einfach und ohne Bankberater und hohe Kosten an der Börse engagieren kannst.“
André Stagge
Ich hoffe als Leser kannst du bereits nach diesen beiden kleinen Passagen erahnen, warum mir der Schreibstil nicht unbedingt so zusagt.
Für ein Sachbuch wird mir definitiv zu inflationär das Ausrufezeichen genutzt und auch der Stil der häufigen Floskeln zieht sich durch das Buch. Diese können zwar Sachbücher leicht auflockern und werden dementsprechend auch in jedem guten Sachbuch genutzt, sind hier aber definitiv zu häufig enthalten.
Dazu kommt, dass dieses Buch nicht wirklich umfangreich ist. Die auf dem Titel hervorgehobenen 7 Investment- und Trading-Strategien umfassen inklusive Grafiken, sehr großzügig gedruckten Pro- und Contra-Listen etc., nur knapp 60 Seiten. Die anderen 120 Seiten vermitteln die bereits dutzende Male zu Papier gebrachten Grundlagen des Investierens. Damit hätte ich grundsätzlich überhaupt kein Problem, da dies einfach in jedes Einsteigerbuch gehört, aber wenn der Inhalt schon keine neuen Erkenntnisse bringt, dann sollte wenigstens das Layout, der Schreibstil oder die Sichtweise des Autors in irgendeiner Art und Weise positiv hervorstechen. Davon ist aber leider nichts gegeben.
Das Layout ist auf besserem Self-Publishing Niveau, kommt aber nicht an eine durchschnittliche und erst recht an keine gute Verlagspublikation heran. Auf den Schreibstil bin ich oben bereits eingegangen und auch den eigenen Blickwinkel vermag der Autor nicht pointiert genug auf die Seiten zu bringen. Stattdessen lächelt uns in der Kopfzeile jeder Seite ein Hinweis auf die Homepage des Autoren an und an diversen Stellen wird großflächig für eigene Produkte und Angebote geworben. Leider nicht nur am Ende eines Sachbuches, wie es sich eigentlich gehört, sondern bereits zum Einstieg und mittendrin ebenfalls nochmal. Für mich leider eigentlich ein komplettes No-Go für ein Sachbuch.
So kann ich diesem Buch einfach keine gute Bewertung geben
Selbst wenn es insgesamt mit Sicherheit ein interessantes und solides Buch sein könnte, am Ende aber eben auch nicht mehr.
Mit ein paar kleineren Änderungen am Layout, Titel, dem Schreibstil und roten Faden und dem Auslassen von noch folgenden No-Go’s, hätte dies bereits ein gutes Buch werden können. Mit etwas mehr Blick für das Detail und ausführlicheren, lebhafteren und vor allem neuartigeren Inhalten vielleicht sogar ein sehr gutes Buch. Aber dann wäre es eben auch nicht wiederzuerkennen.
Im aktuellen Zustand beinhaltet dieses Buch leider deutlich zu viel Werbung und wirkt dadurch ein Stück weit mehr aus Marketing Interessen heraus geschrieben worden zu sein, als aus dem Antrieb heraus, Wissen zu vermitteln
Es scheint, als wenn dieses Buch vordergründig dazu da sei, zukünftige Kunden zu akquirieren und ein Image als Buchautor aufzubauen und das mag ich leider gar nicht. Zumal ich der Überzeugung bin, dass dies über diesen Antrieb niemals funktionieren wird.
Denn wenn ich anfangs 7 Strategien verspreche, dann sollte diese auch überzeugen können. Hierbei handelt es sich aber nur um wirklich knapp beschriebene Kapitalmarkt-Anomalien, von denen einige nicht einmal auf Kausalität, sondern ausschließlich auf Korrelation beruhen. Sie waren im Grunde eine Mischung aus modifizierten ETF-Strategien, saisonalen Effekten und kleinen Marktanomalien, die man mithilfe von kurzzeitigen Trading Aktivitäten abschöpfen sollte. Dazu liefert der Autor dann stets kurze Erläuterungen, ein paar Zahlen aus der Vergangenheit, geht grob auf Vor-, Nachteile und Besonderheiten ein. Aber eben alles zu knapp und auch die Formatierung könnte hier definitiv besser sein.
Aber jetzt kommt der Hammer, der für mich dem Fass den Boden ausgeschlagen hat
Ich habe es auf den ersten Blick überhaupt nicht wahrgenommen, weil ich mir die Werbeseiten am Ende eines Buches in der Regel nicht anschaue. Doch der Autor selbst brachte mich durch einen Hinweis auf seine unglaublich guten Amazon Rezensionen darauf. Schaut euch mal diese beiden Amazon Bewertungen von ihm an.
Der Autor bietet seinen Lesern auf Seite 191 seines Buches tatsächlich einen Rabatt von 100 EUR pro vergebenen Stern in einer Amazon Rezension, die man ihm und seinem Team anschließend zuschickt.
Ich kann schon nachvollziehen, warum man als rechtschaffender Autor für konstruktive Kritik bezahlen würde. Sagen wir mal pauschal 50 EUR für jede ehrliche Rezension. Aber Leute dazu zu motivieren, gar zu manipulieren, gefakte Amazon Rezensionen zu verfassen, um einen höheren Rabatt-Gutschein zu erhalten ist einfach nur abartig.
Mir fehlen wirklich die Worte!
Denn genau das ist der Grund, warum ich Book of Finance ins Leben gerufen habe. Aber bildet euch gerne selbst eure Meinung dazu und lest nochmal die Rezensionen. Ich habe dazu genug gesagt und ich habe auch keine Lust mehr auf solche Menschen. Der Lug und Betrug in der Finanzbranche ekelt mich einfach nur noch an.
Unabhängig davon ist es insgesamt auch keine runde Nummer. Da hätte man sicher deutlich mehr draus machen können, zumal der einleitende Inhalt zu den Themen, Mindset, Finanzielle Bildung, Glaubenssätze und Gewohnheiten etc. eigentlich gelungen ist. Diese Passagen bieten dem Leser einen guten Querschnitt der einschlägigen Literatur vom REICHSTEN MANN VON BABYLON* (hier die Rezension), über DER WEG ZUR FINANZIELLEN FREIHEIT* (hier die Rezension) und RICH DAD POOR DAD* (hier die Rezension).