Ein spannendes Buch, um produktiver und effektiver die eigene ToDo-Listen anzugehen und sich Zeit für die wichtigen Dinge zu nehmen anstatt ...
Karriere & Unternehmertum

Effortless

by
★★★★☆

EFFORTLESS von Gregory McKeown* ist die logische Fortsetzung des Bestsellers Essentialismus* des gleichen Autors. Während Essentialismus* den Fokus darauf legte, die richtigen Dinge zu tun, geht es nun in Effortless* darum, sie auf die richtige Weise zu tun. Dieses Produktivitätsthema beschäftigt in unserer immer schneller werdenden Welt mehr und mehr Leute. / Anzeige

Das Cover lässt das Hauptanliegen des Autors schon erahnen: Er möchte uns helfen, die Dinge zu entzerren und unseren Blick für das große Ganze zu öffnen. Es geht nicht darum, härter zu arbeiten oder mehr zu machen, sondern scheinbar mühelos ans Ziel zu kommen. Sich eben mühelos auf das Wichtigste zu konzentrieren und das auch noch mit Leichtigkeit anzugehen, ist seiner Ansicht nach der Schlüssel zum Glück.

Den Weg dorthin gliedert er im Buch in drei Teile:

  1. Der Zustand der Mühelosigkeit
  2. Wie man mühelos handelt
  3. Wie man mühelos Resultate erzielt

„Mühelos“ ist dabei sicherlich nicht das Wort, das einem direkt ins Auge springt, wenn man gerne mehr erreichen würde, sich aber erschöpft fühlt und den Eindruck hat: Je schneller man rennt, desto weiter entfernt sich das Ziel.

Wer auf Anstrengung und harte Arbeit gepolt ist, wird „mühelos“ nicht im Fokus haben.

„Im Leben herrscht mal Ebbe und mal Flut. In allem, was wir tun, steckt ein Rhythmus. Manchmal muss man sich anstrengen, und manchmal muss man sich ausruhen und erholen. Aber heutzutage strengen sich viele von uns immer mehr und mehr an. Es gibt keinen Rhythmus mehr, nur erschöpfende Anstrengung. Wir leben in Zeiten großer Möglichkeiten. Aber etwas am modernen Leben fühlt sich an, als würde man versuchen, in großer Höhe zu wandern. Unser Gehirn wirkt wie umnebelt. Der Boden unter unseren Füßen scheint zu schwanken. Die Luft ist dünn und es kann überraschend anstrengend sein, nur einen Zentimeter voranzukommen. Vielleicht ist es die endlose Angst und Unsicherheit bezüglich unserer Zukunft. Vielleicht sind es Einsamkeit und Isolation. Vielleicht sind es finanzielle Sorgen und Nöte. Vielleicht ist es die ganze Verantwortung, all der Druck, der uns täglich erstickt.

Was immer die Ursache sein mag, das Ergebnis ist, dass wir oft zweimal so schwer arbeiten, nur um halb so viel zu erreichen.“
Gregory McKeown

Aber vielleicht finden wir genau hier einen neuen Ansatz, um die verzwickte Lage zu verändern. Denn wenn immer mehr vom selben uns nicht näher an unser Ziel bringt, wie wäre es dann mit etwas weniger davon und dafür etwas mehr von etwas anderem?

Exakt diesen Mindswitch darf die Leserschaft von diesem Buch erwarten. Der Autor ist davon überzeugt, dass viele Dinge oftmals weitaus anstrengender erscheinen, als sie eigentlich sein sollten.

Laut seiner Argumentation mangelt es meist eben nicht an der Motivation und auch nicht am Willen, Aufgaben zu erledigen, sondern wir arbeiten schlichtweg zu viel und überanstrengen uns so lange, bis die Akkus irgendwann leer sind.

„Burn-out ist keine Ehrenmedaille.“
Gregory McKeown

Der Autor möchte uns zeigen, wie wir Ablenkungen reduzieren, langweilige Aufgaben in angenehme Rituale verwandeln, Prozesse vereinfachen, Frustration vorbeugen und lernen, auch Unvollkommenheit zu akzeptieren. Erst dann lassen sich unsere Aufgaben wieder mühelos erledigen und wir erreichen unsere Ziele leichter.

Zu Beginn des Buches berichtet er aus dem Leben eines Mannes namens Patrick McGinnis. Er unterlag viele Jahrzehnte seines Lebens dem Irrglauben, immer mehr und mehr abliefern zu müssen.

Als typischer Karrierist stellte er seinen Körper, seine Liebsten und seine Hobbys hinten an und versuchte stattdessen stets, mehr zu leisten, als von ihm jemals erwartet wurde. Nur wie so häufig wurde ihm das später weder gedankt, noch konnte er all die Dinge wieder zurückholen, die er auf dem Weg verloren hatte.

„Man schrieb das Jahr 2008 und dieses Unternehmen war AIG. Seine Aktien waren um 97 Prozent gefallen. All die spätabendlichen Stunden im Büro, all die unzähligen Nachtflüge nach Europa, Südamerika und China, all die verpassten Geburtstage und Partys waren umsonst gewesen.

In den Monaten nach der Finanzkrise schaffte es McGinnis nicht aus dem Bett. Nachts litt er unter Schweißausbrüchen. Er konnte nur noch unscharf sehen, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne, geriet ins Schwimmen, verlor sich.

Der Stress hatte ihn krank gemacht. Sein Arzt führte ein paar Tests durch. McGinnis kam sich vor wie die tragische Figur Boxer, das Pferd in George Orwells Farm der Tiere, das als der engagierteste Arbeiter der Farm beschrieben wird, dessen Antwort auf alle Probleme, alle Rückschläge war:

‚Ich werde härter arbeiten‘? – aber nur, bis er wegen Überarbeitung zusammenbrach und ins Schlachthaus gebracht wurde.“
Gregory McKeown

Falls ihr das Buch DIE FARM DER TIERE* noch nicht gelesen habt, kommt ihr hier zu meiner Rezension.

Gregory McKeown oder auch häufig einfach Greg genannt ist Business-Stratege, Speaker und Bestsellerautor.

Er ist außerdem als Young Global Leader im World Economic Forum tätig. McKeown schrieb bereits unter anderem Beiträge für die New York Times und Fortune und ist einer der beliebtesten Blogger für das Harvard Business Review.

Negativ aufgefallen sind mir direkt zwei Punkte zu Beginn des Buches. Zum einen muss ich leider sagen, dass sich die Übersetzung aus dem Englischen an vielen Stellen holprig liest. Nicht nur einmal fühlte es sich irgendwie falsch an und ich musste Passagen mehrmals lesen.

Darüber hinaus wirkt die Druckqualität des Buches nicht sehr hochwertig. Gerade bei den Kapitelumbrüchen wirkt es so, als wäre die dunkle Farbe mit zu viel Tinte oder eben zu viel Flüssigkeit gedruckt worden. Die Seiten drehen sich dabei nach innen, was eher unprofessionell aussieht. Auch hätte etwas Farbe im Inneren sicherlich nicht geschadet.

Am meisten hat mich aber gestört, dass der Autor an vielen Stellen nur schwer auf den Punkt gekommen ist.

Es war dann doch nicht so ganz mühelos, ihm zu folgen, und das Niveau des Buches schwankte. Manche Passagen und Kapitel waren meiner Meinung nach herausragend, andere eher durchschnittlich. Nicht immer hatte ich das Gefühl, dass die Argumentation einem roten Faden folgt. Meiner Meinung nach hätte man das besser machen können. Deshalb kommt das Buch auch nicht an die Bestseller von Covey oder Tracy heran.

Trotzdem bleibt es ein wirklich gelungenes Werk. Gerade die Passagen zum Thema Schlaf haben mich aufhorchen lassen:

„Den Schlaf behandelte er nicht mehr wie ein notwendiges Übel. Er begann mit Walking, Joggen und aß gesünder. Dadurch verlor er über zehn Kilogramm. Er genoss das Leben und die Arbeit wieder.“
Gregory McKeown

So klang es schon in der Einleitung zum Fall McGinnis heraus. Denn Schlaf ist eben weitaus mehr als ein notwendiges Übel und enorm wichtig für unsere Leistungsfähigkeit.

Vier Sterne für ein vielleicht nicht umwerfendes, aber zweifelsohne sehr gutes Buch mit wichtigen und richtigen Impulsen für ein bewussteres Leben, das mehr mit der eigenen Natur im Einklang steht.

Wem das zusagt, der sollte unbedingt auch diese beiden Bücher lesen:

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