Insgesamt ist Kostolanys Wunderland sicherlich ein spannendes Buch für alle, die sich für die Welt der Börse interessieren.
Finanzen & Investitionen

Kostolanys Wunderland

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★★★★☆

KOSTOLANYS WUNDERLAND von André Kostolany* ist ein Klassiker, der nun wieder neu aufgelegt wurde. Dieses Buch sollte definitiv den Weg in die Bücherregale aller Börsenbegeisterten finden. Auch nach so vielen Jahren ist es eine wertvolle Quelle für Unterhaltung und Weisheit für alle aktiven und passiven Börsenakteure. Denn der Autor nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise quer durch die Welt der Finanzen und Börsen. / Anzeige

Neben einem sehr angenehmen Erzählstil bringt André Kostolany vor allem eines mit: unglaublich spannende Erfahrungen und Erlebnisse. Allein die machen meiner Meinung nach jedes Buch des legendären „Börsenaltmeisters“ zu einem Vergnügen. Kostolanys Wunderland* ist zumindest ein hervorragender Titel für das, was die Leser hier erwartet.

Es sind eben diese tiefgreifenden Einsichten in das Börsenwesen, die seine Bücher so besonders machen.

Er beschreibt und versteht die Börse auf emotionale Art und Weise. Und er blickt überraschend reflektiert auf sein Wirken und Handeln als Spekulant zurück. Die Finanzmärkte erhalten in seinen Schilderungen beinahe eine Seele. Selbst nach unzähligen Jahren spürt man zwischen den Zeilen seiner Worte mitunter die Stimmung am damaligen Börsenparkett. Allein aus historischen Gesichtspunkten also schon sehr interessant.

Dabei sind die kuriosen Geschichten hinter den verschiedenen Börsencrashs, von denen er mehr als nur einen miterlebt hat, nur ein Baustein dieses Buches.

Ebenso wie die Entwicklung der internationalen Finanzmärkte, die man mitverfolgen kann.

„Die Liste der neuen und spektakulären Erfolge ist lang, nicht nur waren die Ideen richtig und glücklich, sondern die große Sehnsucht nach Geld war der Motor. Das Geld geht zu dem, der es mit unbegrenzter Leidenschaft begehrt. Er muss vom Geld hypnotisiert sein wie die Schlange von ihrem Beschwörer. Glück braucht er natürlich auch dazu. Nur das viele Studieren und Lernen von Betriebswirtschaft und ähnlichen Pseudo-Wissenschaften ist überflüssig. Wer wäre ein besseres Beispiel als ‚der reiche Grün‘, wie man auch ohne Studien Millionär werden kann: Als armer Mann bewarb er sich auf eine Anzeige hin um eine Stellung als Tempeldiener in Wien. Doch musste auch ein Tempeldiener zu jener Zeit schreiben und lesen können. Da Grün jedoch Analphabet war, bekam er den Posten nicht. In seinem Kummer nutzte er das kleine Trostgeld, das er für seine Reise bekommen hatte, um nach Amerika auszuwandern.

In Chicago machte er Geschäfte. Mit den ersten kleinen Ersparnissen schuf er dann ein Unternehmen, das mit der Zeit immer größer und größer wurde. Ein Mischkonzern kaufte ihm sein großes Unternehmen ab, und bei der Vertragsunterschrift kam die große Überraschung: Grün konnte nicht unterschreiben. ‚Mein Gott‘, sagte der Anwalt des Käufers, ‚was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie lesen und schreiben könnten!‘ – ‚Sehr einfach, Tempeldiener.‘ Für diejenigen aber, die schreiben und lesen können, soll dieses Buch ein Reiseführer in das Land der Spekulation, in das Wunderland von Geld und Börse sein. Wer dieses Wunderland betritt und sich darin bewegt, nur um des Geldes wegen, wer nur das Materielle darin vergötzt, dem versuche ich in meinem Buch – und sei es zum Teil auch nur mit kurz dahingeworfenen Aperçus – den Blick in eine andere Welt zu öffnen.“
André Kostolany

Als Leser darf man hier keinesfalls eine Anleitung zum Investieren oder Geldverdienen erwarten.

Denn die bietet dieses Buch definitiv nicht. Man könnte es vielmehr als Finanzentertainment einstufen – wie ein entspanntes Gespräch mit den Großeltern über ihre Vergangenheit. In diesem Stil schafft es André Kostolany, seine Gedanken und Ansichten auf seine ganz eigene unnachahmliche, unterhaltsame Weise zu präsentieren. Darunter sind auch einige unersetzliche Ratschläge, wie man erfolgreich an der Börse sein kann und wie eben nicht.

Kostolany spannt dabei einen weiten Bogen. Zuerst analysiert er verschiedene Anlagemöglichkeiten und teilt dann seine Meinung zu den Chancen auf verschiedenen internationalen Märkten. Seine Erzählungen sind oft amüsant und seine Liebe zur Börse und zum Geldverdienen ist offensichtlich. Er vermittelt den Eindruck, dass die Börse nicht nur eine Möglichkeit ist, Geld zu verdienen, sondern auch ein Ort des Nervenkitzels und der Herausforderung. Das ist nicht unbedingt meine Herangehensweise, aber durchaus unterhaltsam.

Wenn du noch auf der Suche nach einem sehr guten Depot bist, kann ich dir dieses hier* empfehlen. Das für mich beste Girokonto im Filialbereich bietet die Santander Bank*, für reines Online-Banking die Comdirect* und dieses hier* ist für mich das beste Mobile-Banking-Konto. Weitere Empfehlungen meinerseits – auch zu Kreditkarten, P2P, Geschäftskonten und Co. – findest du hier.

Die Struktur des Buches ist jedoch etwas chaotisch und die Übergänge zwischen den verschiedenen Themen sind nicht immer klar.

André Kostolany verirrt sich in vielen Abschweifungen und Anekdoten, die zwar unterhaltsam sind, aber den roten Faden vermissen lassen. Auch fehlt es an konkreten Anleitungen oder Strategien für den erfolgreichen Handel an der Börse. Er betont die Bedeutung von Erfahrung und Intuition, aber für Anfänger fehlt es an praktischem Rat. Darüber hinaus darf man es durchaus als fragwürdig erachten, dass für ihn die Emotionen an der Börse mitspielen.

„Für die Mehrheit der Menschen freilich ist das Geldverdienen, da sie keines besitzen, ein Muss des Alltags. Für andere ist es ein Vergnügen, nicht des Geldes wegen, sondern weil es im authentischen Sinne des Wortes verdient ist. (Nur die deutsche Sprache bezeichnet das Geldeinkommen als ‚Verdienst‘. Die Franzosen gewinnen, die Engländer ernten; die Amerikaner ‚machen‘ und die armen Ungarn suchen es.) Das Verdienen wird sogar zu einem Genuss, wenn man das Geld für eine Tätigkeit erhält, die einem auch Spaß macht.“
André Kostolany

An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:

André Kostolany (1906–1999) war eine unvergleichliche Ikone in der Welt der Finanzen und Börsenspekulation. Geboren in Budapest, Ungarn, begann seine Karriere in den 1930er Jahren. Er etablierte sich schnell als einer der bekanntesten Börsenkommentatoren und Investoren seiner Zeit.

Dabei war er nicht nur für seine beeindruckenden Erfolge, sondern auch für seine vielen Pleiten bekannt. Vor allem aber für seinen charmanten und unkonventionellen Stil. Seine Fähigkeit, komplexe Finanzthemen auf verständliche und unterhaltsame Weise zu vermitteln, machte ihn zu einem beliebten Autor und Redner. Er schrieb gleich mehrere Bücher, durch die er uns bis heute erhalten geblieben ist. Neben Kostolanys Wunderland* habe ich auch Die Kunst über Geld nachzudenken* hier bereits rezensiert. Beide Bücher zählen als Klassiker der Finanzliteratur.

„Der Börsenspekulant erlebt gar einen wahrhaftigen Rausch, wenn er Gewinne mit Ideen einstreicht, die sich gegen die Meinung aller anderen als richtig erwiesen haben. Die Genugtuung, recht bekommen zu haben, ist für ihn eine noch größere Freude als das Geld selber. Viele sehen ein Vergnügen darin, flott Geld auszugeben, und stehen so ständig unter dem Zwang, immer mehr zu verdienen. Der Roulettespieler hingegen genießt das Gewinnen. Aber schon sein zweitgrößter Genuss ist das Verlieren, denn sein Vergnügen ist der Nervenkitzel, nicht das Geld.“
André Kostolany

Insgesamt ist Kostolanys Wunderland* sicherlich ein spannendes Buch für alle, die sich für die Welt der Börse interessieren.

Insbesondere für jene, die zur Spekulation tendieren und nicht nur rational, sondern in gewisser Weise auch zur Belustigung investieren. Ich kann zwar nur nochmals betonen, dass das nichts ist, was ich unbedingt gutheißen kann. Aber ich bin auch nicht so naiv zu glauben, der breiten Masse diesen Spaß mit wissenschaftlichen Argumenten nehmen zu können.

Wer jenseits der finanziellen Bildung an den persönlichen Erfahrungen und Einsichten eines Börsenaltmeisters teilhaben möchte, ist mit dem Buch sehr gut bedient. Es bietet eine unterhaltsame Lektüre, sollte jedoch nicht als alleinige Quelle für die persönlichen finanziellen Entscheidungen dienen. Leser, die konkrete Anleitungen und Strategien suchen, sollten sich nach weiterführender Literatur umsehen. Dafür empfehle ich z. B. Souverän Investieren* von Gerd Kommer oder Einfach erfolgreich anlegen* von Jessica Schwarzer.

Hinweis zur Ausgabe:

Diese folgt der Erstveröffentlichung von 1982. Der Finanzbuchverlag hat sich entschlossen, den Text der Erstausgabe nicht durch Modernisierungen zu verändern. Ihm ist aber bewusst, dass einige Bemerkungen und Bezugnahmen Kostolanys sehr zeitbezogen und nur im historischen Kontext zu verstehen sind.

Wenn du auf der Suche nach weiteren spannenden Büchern bist, dann findest du unter Buchtipps eine interessante Auswahl aus über 450 ausführlichen Rezensionen. Diese kannst du individuell nach Preis, Seitenanzahl, Themenbereich, Bewertung und Zielgruppe filtern. Solltest du eine vergleichbare Buchempfehlung für mich haben, dann schreib mir doch gerne über meine Social-Media-Kanäle.

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