PETER THIEL von Thomas Rappold* ist eine Biografie einer der wohl schillerndsten Persönlichkeiten, die das Silicon Valley aktuell zu bieten hat. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir Peter Thiel bis zu diesem Buch nicht bekannt war. Doch Peter Thiel ist zweifelsohne eine Person, die mit ihren Gründungen, Investitionen und Netzwerken unsere Welt verändert und der ich seit dem Lesen des Buches definitiv mehr Aufmerksamkeit schenke. / Anzeige
Facebook, PayPal und Palantir sind nur drei der Unternehmen, an deren Erfolg Peter Thiel maßgeblich beteiligt war und ist. Er und die ehemaligen PayPal-Mitarbeiter:innen gehören zu einem Netzwerk von ehemaligen Nerds, die heute weite Teile der Tech-Welt dominieren.
Dabei ist er einer der wenigen, der sowohl als Unternehmer, als auch als Hedgefonds-Manager, Bestsellerautor, Philanthrop und Politikberater von sich reden machte. Insbesondere das letztere Kapitel bescherte ihm aber nicht nur Freunde: Medial gehörte er zu den lautesten Befürworter:innen von Donald Trump.
Im Silicon Valley ist er heute wohl einer der größten technologischen und intellektuellen Vordenker:innen.
Thiel ist stets auf der Suche nach Ideen, die komplett neue Märkte schaffen, die Welt verändern und erst gar keinen Wettbewerb entstehen lassen. Dazu passt auch eine seiner umstrittensten Thesen: „Competition is for losers.“ Denn obgleich er heute der Techbranche verbunden ist, hat Peter Thiel ursprünglich Philosophie studiert, ist ein Freund von hochwertiger Literatur und sieht in der westlichen Welt eine selbstgefällige Stagnation.
Ihm fehlen die großen Visionen im Stil der Mondlandung. Damit befindet er sich in bester Gesellschaft zu seinen Geschäftspartner:innen, zu denen natürlich auch Elon Musk gehört.
Sein eigener Lebensweg hat ihn am kollektiven Hamsterrad zweifeln lassen. Heute würde er seinem früheren Ich folgende Fragen stellen: „Warum tue ich diese Dinge? Tue ich sie, weil ich es wollte? Oder war es nur ein Prestige geladenes Spiel, das ich spielte?“
Peter Thiel verfolgte lange einen sehr geraden Lebensweg. Er ist in Deutschland geboren, in den USA aufgewachsen und durchlief zunächst von der Schule über das Studium an der Stanford University eine klassische Ausbildung. Nach seinem Studium arbeitete er für eine große Anwaltskanzlei in Manhattan und war damit Teil des Hamsterrads, das er heute so kritisiert.
Heute fördert er begabte junge Leute, die eine Unternehmensgründung einem Studium vorziehen, und bezahlt ihnen fürs nicht Studieren einmalig 100.000 US-Dollar.
„Thiel gehört zu denjenigen, die Innovation und Technologie als wesentliche Treiber für die Schaffung neuer Arbeitsplätze sehen. Ihm ist bewusst, dass sich die Berufsfelder der Menschen in Zukunft dramatisch ändern werden. Hierzu bedarf es auch neuer Fähigkeiten, die in Schule, Ausbildung und Beruf konsequent mittels modernster didaktischer und digitaler Methodiken gelernt werden müssen. Thiel stellt gleichzeitig die klassischen Ausbildungswege als alleinigen Königsweg infrage, obschon er selbst eine stromlinienförmige Ausbildung mit Abschluss an der Stanford-Universität durchlief.“
Thomas Rappold
Diese Biografie gibt einen Einblick in das facettenreiche Leben des Selfmade-Milliardärs Peter Thiel und versucht die Gründe für seinen Erfolg zu identifizieren. Dazu leitet sie durch seinen Lebenslauf, portraitiert seine Mitstreiter:innen, enthüllt seine konträren Ideen und prüft seine größten Unternehmungen auf Herz und Nieren. Und das alles, damit die Leser:innen am Ende ein Stück weit besser Bescheid darüber wissen, wie Peter Thiel denkt und investiert.
Als einer der ersten in der Technologie-Branche hat Peter Thiel auch auf die gesellschaftliche Verantwortung derselben hingewiesen. „Technologie darf kein Selbstzweck sein. Sie muss den Menschen dienen und dazu beitragen, das Leben effektiv zu verbessern.“ Peter Thiel
Besonders kritisch betrachtet er darüber hinaus aber die Demokratie und das immer tiefere Eingreifen des Staates in private und wirtschaftliche Belange.
Für ihn ist die persönliche Freiheit das höchste Gut. Die Politik und ihre Gesetze sieht er als Bevormundung.
„Die Politik macht die Leute wütend, zerstört Beziehungen und polarisiert die Visionen von Menschen: die Welt sind wir gegen die anderen; gute Leute gegen die anderen. Deshalb, so Thiel, konnten libertär denkende Menschen bislang so wenig in der Politik ausrichten. Er empfiehlt deshalb, die Energien anderweitig für friedliche Projekte einzusetzen, die allgemein als utopisch angesehen werden.“
Thomas Rappold
„Schon länger befürchtet Thiel, dass sich dieses gesellschaftliche Phänomen möglicherweise gewaltsam entlädt. Eine Art Aufstand des Volkes wie zu Zeiten der französischen Revolution. Die Digitalisierung reduziert sich auf Nullen und Einsen. Sie lässt keinen Platz für Emotionen.“
Thomas Rappold
Thiel schlussfolgert daraus, dass wir uns bildlich gesprochen in einem „Todesrennen zwischen Politik und Technologie“ befinden.
„Im Gegensatz zur Politik könne der Einzelne in der Technologie etwas bewegen und damit den Unterschied ausmachen. Thiel schließt mit der Voraussage, dass das Schicksal unserer Welt von den Bestrebungen einer einzelnen Person abhängen kann, die eine Maschine der Freiheit herstellt, die die Welt für den Kapitalismus sicher macht.“
Thomas Rappold
Aber dieses Buch handelt nicht nur von Peter Thiels Weg zum Investor, von Technologie-Monopolisten und seinen politischen Anschauungen. Es geht auch ausführlich darauf ein, wie er solche Monopole identifiziert und durch sein Handeln und Investieren konsequent von ihnen profitiert.
Seiner Meinung nach basiert der Großteil des menschlichen Verhaltens auf Nachahmung. Literarisch ist er dabei stark von René Girard geprägt worden, der die Nachahmung als unausweichlich ansieht. Girards Grundsatz besagt: Was wir tun, tun wir, weil es andere Leute ebenfalls tun.
„Die Konsequenz daraus ist, so Thiel, dass wir alle um dieselben Dinge konkurrieren, also um dieselben Schulen, Arbeitsplätze und Märkte. In der Wirtschaft, so Thiel, erwässert der Wettbewerb die Gewinne. Daraus entstand Thiels provokante These ‚Competition is for losers‘“
Thomas Rappold
Um diesem Muster der Konsensgesellschaft zu entkommen, lautet die zentrale Lebensfrage von Peter Thiel:
„Welche Ihrer Überzeugungen würden nur wenige Menschen mit Ihnen teilen?“
„Visionäre Menschen haben eigene Überzeugungen. Sie sehen Dinge, die es noch nicht gibt, Lösungen für Herausforderungen, die noch gar nicht bestehen.“
Thomas Rappold
All das fließt selbstverständlich in sein Engagement für Start-Ups ein und mündet im Buch in seinen zehn Start-Up Geboten. Danach müssten erfolgreiche Start-Ups vor allem auf Geheimnissen beruhen: Einer bestimmten Rezeptur, einem geheimen Algorithmus oder etwas Vergleichbarem.
Insgesamt eine wirklich interessante Biografie einer Persönlichkeit, die dadurch erstmals auf meinem Radar erschienen ist. Auch die diversen Einblicke und Fallstudien zu seinen Unternehmungen fand ich spannend. Es werden viele interessante Fakten rund um das PayPal-Netzwerk, den Zusammenschluss und die Freundschaft der alten PayPal-Mitarbeiter:innen, vermittelt, von denen viele anschließend weitere sehr erfolgreiche Unternehmen gegründet haben. Wie unter anderem Tesla, YouTube und LinkedIn.
Trotzdem war es manches Mal ein innerer Kampf in mir, ob ich die externe Perspektive des Autors als Beobachter nun gut oder schlecht finden soll.
An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, die Gedanken von Peter Thiel aus seinem eigenen Mund zu hören. An anderen Stellen wiederum war die externe Wertung sicherlich wertvoll.
Er ist definitiv ein umstrittener Charakter, der mir durch dieses Buch einige Impulse mitgegeben hat. Die Aufbereitung des Buches hätte aber besser sein können.
So muss ich etwas Kritik an der Gestaltung dieses Werkes üben: Ich finde es unpassend, dass das Backcover exakt der Einleitung entspricht. Da erwarte ich etwas mehr Engagement. Genauso ermüdend ist auch der Einband – er ist lediglich mit ein paar Keywords gefüllt. Viele andere Biografien, allen voran Hardcover-Publikationen, lösen das in der Regel deutlich schöner und ansehnlicher.
10xDNA von Frank Thelen* wäre hier ein Positivbeispiel. Hier kommst du zu meiner Rezension. Und auch aus dem Finanzbuchverlag selbst könnte man sich DIE PRINZIPIEN DES ERFOLGS von Ray Dalio* als positives Beispiel nehmen. Hier findest du meine Rezension dazu.