RISIKO- UND MONEY-MANAGEMENT von Wieland Arlt* ist ein absolutes Grundlagen- und Einsteigerbuch für all diejenigen, die sich an die große und deutlich umfangreichere Fachliteratur zum Thema nicht herantrauen. Denn wie ich es schon mehrfach beschrieben habe, ist genau das der Anspruch der simplified-Reihe vom Finanzbuchverlag. Es geht dabei nicht darum, tief in ein Themengebiet einzusteigen, sondern einen guten Eindruck und erste Impulse zu bekommen. / Anzeige
Wer also aktiv an der Börse unterwegs ist und eher ungern Fach- und Sachbücher liest, sollte sich zumindest dieses Buch einmal genauer anschauen, um sich mit den Themen Risiko- und Money-Management grundlegend zu befassen.
„Obwohl Risiko-Management heute zum guten Ton im Trading gehört und jeder Anleger und Trader theoretisch mit dem Thema vertraut ist, ist es in der Praxis leider immer noch ein himmelweiter Unterschied, ob dieses nur verstanden oder aber verstanden und auch wirklich angewendet wird.“ – Mit seinem Eingangsstatement spricht mir der Autor gleich zu Beginn aus der Seele und verfestigt nochmal die Relevanz dieses Themas.
Insbesondere unter den Trader:innen im unteren Drittel der professionellen Anleger:innen liest man immer wieder von ihren fulminanten Transaktionen.
Nach eigenen Angaben wussten sie dabei längst im Vorfeld, dass es so kommen musste. De facto wussten sie es aber natürlich nicht, sondern haben nur darauf spekuliert. Wer allerdings hohe Risiken eingeht, sollte auch ausreichende Vorkehrungen treffen. Andernfalls riskiert er/sie im schlimmsten Fall die eigene Existenz. Denn besonders bei den medial gut inszenierbaren gehebelten Trades steht mehr als nur der reine Positionseinsatz auf dem Spiel. Und obgleich das der Begriff „gehebelt“ eigentlich schon impliziert, sind sich viele darüber nicht bewusst. Ich persönlich nenne sowas schlichtweg Unvernunft und da hilft ein solches Buch definitiv, um einen ersten guten Überblick über die Möglichkeiten zu bekommen und bereits erste regelbasierte Vorkehrungen zu treffen.
„So handeln so viele Trader einfach nur los und wollen auch nichts von Verlusten hören. Wenn dann auch noch die ersten Deals super laufen, besteht ein immer größer werdendes Risiko anschließend im ersten misslungenen Deal alles zu verlieren.“
Wieland Arlt
Dabei eignet sich diese Publikation im Grundsatz nicht nur für Trader:innen, sondern auch für alle anderen Investor:innen. Denn erst nachdem man sich intensiv mit einem professionellen Umgang mit Verlusten beschäftigt hat, kann man schließlich zum nächsten Schritt übergeben und sinnvoll investieren. Auch erfahrene Trader:innen werden mithilfe der beschriebenen Möglichkeiten neue Erkenntnisse und wichtige Ansätze für ihre persönliche Ergebnisverbesserung gewinnen können.
„Erst nachdem wir uns intensiv mit einem professionellen Umgang mit Verlusten beschäftigt haben, können wir uns im nächsten Schritt über den professionellen Umgang mit Gewinnen unterhalten.“
Wieland Arlt
Im Bereich des Money-Managements beschreibt der Autor zunächst einmal, wie man das Risiko Stück für Stück reduzieren kann.
Aber auch, wie man bereits aufgelaufene Gewinne immer weiter absichert. In diesem Zusammenhang werden unterschiedliche Vorgehensweisen beschrieben, um schrittweise in Positionen ein- bzw. auszusteigen. Denn es bedarf nicht immer eines weltweiten Börsencrashs, damit eine Aktie ins Bodenlose fällt.
Jede:r Investor:in hat wahrscheinlich schon einmal den Grundsatz gehört: „Verluste gilt es zu begrenzen und Gewinne muss man laufen lassen.“ Dass dies grundsätzlich richtig ist, aber dennoch in einigen Situationen fatal laufen könnte, wird in diesem Buch ausgeführt. Da würde die ein oder andere Absicherung sicherlich nicht schaden.
Kernelement dieses Buches ist eine Matrix, die alle relevanten Trading-Bestandteile zusammenführt: Risiko / Chance-Risiko-Verhältnis / Trefferquote / Handelsfrequenz. Diese vier Elemente stehen sowohl in direkter als auch in indirekter Abhängigkeit zueinander. Interessant ist dabei aber besonders, dass bereits eine kleine Änderung der Trefferquote eine immense Wirkung auf das Gesamtergebnis nach sich zieht. Und auch über kleine Positionen kann man mit geringem Risiko über die angepasste Handelsfrequenz große Ergebnisse erzielen.
Die Betonung liegt bei all diesen Szenarien auf „kann“. Wir dürfen zwar nicht vergessen, dass dies hier alles mathematische und statistische Überlegungen sind. Dennoch würden sie keiner wissenschaftlichen Untersuchung standhalten. In einer so komplexen Umgebung wie der Börse ist es schlichtweg nicht möglich, alle Parameter und Einflüsse einzufangen. Hochrechnungen aus der Vergangenheit sowie statistische Häufungen können maximal ein Indiz für eine Korrelation sein, aber eben nicht zwangsläufig auch für eine Kausalität. Trotzdem sind grundsätzlich ein paar Kausalitäten bekannt. Diese könnt ihr am besten direkt im Buch SOUVERÄN INVESTIEREN* von Gerd Kommer nachlesen. Hier kommt ihr zu meiner Rezension.
Trotzdem lohnt sich diese Publikation schon allein aufgrund des Abschnitts zur Matrix.
Aber auch aufgrund der umfangreichen generellen Betrachtung der unterschiedlichen Arten von Trader:innen zu Beginn des Buches. Vor allem als Einstiegslektüre für Lesescheue ist es geeignet. Denn es ermöglicht eine bessere Übertragbarkeit der eigenen Ideen in die Praxis und vermittelt ein etwas tieferes Verständnis für die Instrumente des Tradings.
Was mich allerdings bis zuletzt stutzig gemacht hat, war die Einschätzung des Autors, dass man bereits ab einer Haltedauer von mehreren Tagen bis hin zu Wochen als langfristig orientierte:r Trader:in gilt. Ich habe einmal gelernt, dass die Einstufung in „langfristig“ ab frühestens einem Jahr, eher ab 5 Jahren beginnt.