ÜBER DIE PSYCHOLOGIE DES GELDES von Morgan Housel* ist ein wirklich faszinierendes Buch. Wie der Untertitel bereits ankündigt, vermittelt es zeitlose Lektionen über Reichtum, Gier und Glück. Und das im Stile eines Napoleon Hill, Jean Paul Getty oder George S. Clason. Wem deren Bücher gefallen haben, der macht auch mit Morgan Housel definitiv nichts verkehrt. / Anzeige
Die Hauptthese des Autors lautet, dass Geld viel mehr mit Psychologie zu tun hat als mit Finanzen. Das kann man natürlich so oder so sehen. Doch dass Geld etwas mit Psychologie zu tun hat, sollte außer Frage stehen. Die Finanzwelt besteht zweifelsohne aus viel mehr als nur als Zahlen, Daten und Fakten. Und natürlich meint der ein oder andere Analyst, in nur einer Formel wiedergeben oder punktgenaue Abschätzungen abgeben zu können, in welche Richtung sich die Wirtschaft, ein Unternehmen oder ein Wechselkurs entwickeln wird. Doch wir wissen nicht erst seit Nate Silvers Buch Die Berechnung der Zukunft*, dass diese in aller Regel nicht alle Parameter betrachten können. Hier kommst du zu meiner Rezension.
Denn vieles ist eben am Ende doch mehr Psychologie als Zahlenwelt. In der realen Welt treffen laut Morgan Housel Menschen ihre finanziellen Entscheidungen nicht aufgrund einer Tabellenkalkulation. Und da kann ich ihm nur beipflichten. „Sie treffen sie beim Abendessen oder während eines Meetings, wo die persönliche Geschichte, der individuelle Blick auf die Welt, das eigene Ego und weitere krude Einflüsse zusammentreffen.“
Inhaltlich bewegt sich dieses Buch damit passend zum Titel in den schwer greifbaren Bereichen der Psychologie des Geldes.
Uns erwarten zwanzig Kurzgeschichten, die nicht nur bilden, sondern auch definitiv zu unterhalten verstehen.
Kaum ein Buch wurde in den vergangenen Monaten so positiv beworben wie dieses. Umso gespannter war ich, es selbst zu lesen. Es wurde als eines der besten und originellsten Finanzbücher seit Jahren bezeichnet. Als eine unverzichtbare Lektüre für jeden, der daran interessiert sei, besser mit Geld umzugehen. Und auch der Autor bekam einige Lorbeeren ab als einer der hellsten, neuen Sterne am Finanzhimmel und jemand, der mit anmutiger Klarheit schreiben würde.
„Menschen machen verrückte Dinge mit ihrem Geld. Aber niemand spinnt, es bringt nur jeder seinen eigenen Hintergrund mit. Wir stammen aus verschiedenen Generationen, wurden von unterschiedlichen Eltern mit unterschiedlichen Einkommen und Wertvorstellungen erzogen, wir stammen aus verschiedenen Teilen der Welt, leben in unterschiedlichen Volkswirtschaften mit verschiedenen Arbeitsmärkten, unterschiedlichen Anreizen und hatten nicht jeder dasselbe Glück. Kein Wunder, dass wir alle aus unseren Erfahrungen völlig eigene Lehren ziehen.“
Morgan Housel
Viele dieser Lobeshymnen kann ich nach dem Lesen dieses Buches zweifelsfrei nachvollziehen. Offen gestanden empfinde ich sie aber als etwas überspitzt. Es handelt sich hierbei definitiv um ein wirklich gelungenes Buch. Vielleicht liegt es auch an der Tatsache, dass ich wohl deutlich mehr lese als der Durchschnitt. Doch sind mir in den letzten Jahren auch etliche andere wunderbare Bücher begegnet und ich würde dieses hier nun nicht explizit in den Himmel loben.
„Um zu begreifen, warum Menschen sich bis über beide Ohren verschulden, muss man keine Zinssätze verfolgen, man muss nur die Geschichte der Gier, der Unsicherheit und des Optimismus verfolgen. Um zu kapieren, warum Investoren gerade am tiefsten der Tiefpunkte verkaufen, braucht man nicht die Mathematik der erwarteten zukünftigen Erlöse bemühen, man muss sich nur den Schmerz vorstellen, seiner Familie in die Augen zu blicken und zu fürchten, ihre Zukunft verdaddelt zu haben.“
Morgan Housel
An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor:
Morgan Housel war Kolumnist bei The Motley Fool und The Wall Street Journal. Heute ist er Partner einer Risikokapitalgesellschaft. Er ist zweifacher Gewinner des „Best in Business Award“ der Society of American Business Editors and Writers, Gewinner des „Sidney Award“ der New York Times und zweifacher Finalist für den „Gerald Lœb Award for Distinguished Business and Financial Journalism“.
Dieses Buch hat sich bereits über 200.000-mal verkauft und erschien in über 30 Ländern.
Was dieses Werk besonders lebhaft und authentisch werden lässt, sind die zwanzig kurzweiligen und spannend gestalteten Kapitel. Darin erläutert der Autor die nach seiner Ansicht wichtigsten Aspekte der Psychologie des Geldes. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen auch die sehr gelungenen Bücher von Dale Carnegie, Napoleon Hill und Co. Als in sich geschlossene Geschichten sind sie leicht auch zwischendurch zu lesen und überfordern die Leser nicht. Gleichzeitig darf man dadurch aber auch keine besondere Tiefe erwarten. Und genau an diesem Punkt ist für mich fraglich, weshalb dieses Buch so über den Klee gelobt wurde.
Es ist zweifelsfrei sehr leicht, unterhaltsam und zumeist auch on point geschrieben.
Damit wird es eine breite Leserschaft erreichen und vermittelt zeitlose und wertvolle Lehren rund um die Psychologie des Geldes. Gleichzeitig ist es aber auch kein Jahrhundertwerk wie z. B. Think and Grow Rich* von Napoleon Hill oder Wie man Freunde gewinnt* von Dale Carnegie. Beide Bücher habe ich bereits hier und hier rezensiert.
„Geld durchwebt alles, betrifft uns alle und verwirrt die meisten von uns. Jeder denkt ein wenig anders darüber. Geld kann uns etwas über Aspekte lehren, die in vielen anderen Lebensbereichen auch bedeutsam sind, wie Risiko, Selbstvertrauen und Glück. Bei kaum einem anderen Thema zeigt sich besser, warum Menschen sich auf eine bestimmte Art verhalten.“
Morgan Housel
Das Buch ist kurzweilig und perfekt für die Menschen, die ein 600-Seiten-Finanzbuch abschrecken würde. Es trifft den Nagel auf den Kopf, geht nicht zu sehr in die Tiefe und überfrachtet auch Finanzneulinge nicht. Man kann es scheibchenweise lesen und wird dabei sehr gut unterhalten – egal, auf welchem Wissensstand man vorher ist. Jeder wird von Morgan Housel lernen können. Denn dieses Buch wird beim aufmerksamen Leser vor allem eines auslösen: Fragen im eigenen Kopf aufwerfen. Wer bewusst liest, wird das eigene Handeln hinterfragen, eigene Glaubenssätze auf den Prüfstand stellen und Finanzthemen reflektieren. Darin liegt der eigentliche Schatz dieses Buches. Es animiert eine breite Schar von Menschen zum Nachdenken und langweilt nicht mit wissenschaftlichen Abhandlungen. Stattdessen unterhält es mit Geschichten und Themen, die formal betrachtet vielen auf den ersten Blick nicht spannend erscheinen mögen.
Aber sie sind es.
Und ich werde nicht müde zu betonen, dass wir uns alle dem Thema Finanzen stellen müssen, ob wir wollen oder nicht. Wer es als zu langweilig, trocken, zahlenlastig oder was auch immer abstempelt und vor sich herschiebt, wird eines Tages die Quittung dafür bekommen.
Wenn du noch auf der Suche nach einem sehr guten Depot bist, kann ich dir dieses hier* empfehlen. Das für mich beste Girokonto im Filialbereich bietet die Santander Bank*, für reines Online-Banking die Comdirect* und dieses hier* ist für mich das beste Mobile-Banking-Konto. Weitere Empfehlungen meinerseits – auch zu Kreditkarten, P2P, Geschäftskonten und Co. – findest du hier.
„Die Grundannahme dieses Buches lautet: Guter Umgang mit Geld hat nur wenig mit Intelligenz zu tun, dafür aber viel mit klugem Verhalten. Und Verhalten lässt sich nur schwer jemandem beibringen, nicht einmal richtig klugen Leuten. Ein Genie, das seine Gefühle nicht im Griff hat, kann ein finanzielles Desaster anrichten. Doch auch das Gegenteil stimmt: Ein Durchschnittsbürger ohne Vorwissen in Finanzdingen ist in der Lage, wohlhabend zu werden, sofern er ein paar Verhaltensweisen beherrscht, die mit messbarer Intelligenz nichts gemein haben.“
Morgan Housel
In den kurzen Geschichten erläutert Morgan Housel, warum Soft Skills eine größere Rolle spielen als die technische Seite des Investierens. Diese Soft Skills bezeichnet er auch als Psychologie des Geldes. „Finanzentscheidungen werden oft als mathematisches Problem dargestellt: Man gibt Werte in eine Formel ein, und das Ergebnis verrät einem, was zu tun ist. Und dann, so die Annahme, richten die Menschen sich danach. […] Nur hat sich gezeigt, dass wir ihnen nicht unbedingt folgen. Warum? Um das zu erklären, müssen wir erkunden, was in unseren Köpfen vorgeht, wenn wir den Formeln zu folgen versuchen.“
Dieses Buch ist meines Erachtens vor allem eines:
Ein genial konzipiertes Werk, das von vornherein Bestseller-Qualitäten mitbrachte. Wenn man im Finanzbereich beabsichtigt, einen Bestseller zu schreiben, kann man sich problemlos an diesem Buch orientieren. Der Titel ist einprägsam, das Cover gut gestaltet, die Überleitungen zwischen den Kapiteln mehr als gelungen und animieren zum Weiterlesen. Zum generellen Aufbau habe ich weiter oben bereits lobende Worte verloren. Genau damit spricht der Autor eine schier unendliche Zielgruppe an.
Perfekt für die breite Masse, perfekt für ein paar entspannte und amüsante Stunden, perfekt, um zu träumen, zu denken und zu reflektieren. Aber unterm Strich kein Werk, das erfahrene Leser von Finanzliteratur bemerkenswert nach vorne bringen wird. Trotzdem mehr als lesenswert und eine klare Empfehlung meinerseits.
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